Benutzer:Z6ehswhha5HGRTd/Paul Jung
Paul Jung (* 16. April 1939 in Oesterbehringen; † 6. April 2006 in Halle/Saale) war ein deutscher Formgestalter, Hochschullehrer und Rektor der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein.
Leben
Ausbildung
Nach einer Handwerksausbildung zum Schmied von 1950-1953 in Gotha studierte Paul Jung von 1953 bis 1956 an der Fachschule für angewandte Kunst Erfurt und der Fachschule für angewandte Kunst Heiligendamm Metallgestaltung und anschließend bis 1961 Industrielle Formgestaltung an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst Berlin-Weißensee u.a. als Kommilitone von Martin Kelm und Clauss Dietel.
Werk
- 1961 – 64 Industriedesigner in der zentralen Entwicklungsstelle f. Haushaltsgeräte u. -technik in Karl-Marx-Stadt;
- 1964 – 68 Industriedesigner im Kombinat Robotron, Systementw. f. Schreib-, Druck- u. Rechentechnik;
- 1965 – 68 Ltr. des Designateliers f. Gerätetechnik im VVB Datenverarbeitung;
- 1983 – 89 Chefgestalter des Kombinats Robotron u. Fachberater des Kombinats Elektrogeräte-Werk Suhl.
Lehre
- 1964 – 68 Lehrauftrag an der TH Karl-Marx-Stadt
- 1966 – 68 Lehrauftrag n der HS für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein
- 1968 / 69 künstl. Mitarb., Doz. f. Arbeitsmittel u. Arbeitsumweltgestaltung in den Werkstätten der Burg Giebichenstein
- 1969 – 71 Sektionsdir. f. Design,
- 1970 Prof. f. Arbeitsmittel u. Arbeitsumweltgestaltung,
- 1973 Ord. Prof. f. Industrieformgestaltung;
- 1971 – 87 u. 1989 – 92 Rektor d. HS für industrielle Formgestaltung Halle, Burg G.
2001 Emeritierung und Auszeichnung mit der Medaille „Dank der Burg“ http://www.burg-halle.de/hochschule/hochschulkultur/auszeichnungen/dank-der-burg.html
ab 2001 freiberufliche Tätigkeit als Designberater in Halle (u.a. Steinbeis-Stiftung) http://www.steinbeis.de
Familie und Kinder
Scharno
Zitate
"Man kann die Dinge nicht herbeireden. Man muss sie sichtbar machen."[1]
"Meine größte Stärke waren immer meine Studenten!"[2]
Preise
- Designpreis der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin, 1980[3]
Quellen
Mitteldeutsche Zeitung vom 10.04.2006 Ausgabe: Gesamtausgabe
Vom Verbessern der Welt in ihren Details Zum Tod des halleschen Design-Lehrers Paul Jung
Halle/MZ/ahi. Neben den stilbewussten Gurus der Designer-Zunft wirkte Paul Jung immer wohltuend bescheiden: Seine Brille schien er vor allem zu tragen, um besser zu sehen - und nicht, um besser auszusehen. Seine Kleidung hatte zunächst praktisch und bequem zu sein - und seine Sätze wollten immer etwas mitteilen. In einer Branche, deren Austausch zum Großteil über Labels und Codes funktioniert, war er so ein vitaler Widerspruch - und wohl gerade deshalb als Hochschullehrer prädestiniert. Seit 1969 war Paul Jung als Dozent an der halleschen Hochschule für industrielle Formgestaltung Burg Giebichenstein tätig, zwei Jahre später wurde er zum Rektor des Hauses gewählt. Dass er sich nach seiner Demission von 1987 noch einmal in die Verantwortung nehmen ließ, hatte mit der Wende zu tun - und erfüllte den ersten demokratisch gewählten Rektor natürlich mit Stolz. Paradoxerweise, so erzählte Jung später, seien ihm in jenen Tagen seine DDR-Erfahrungen zugute gekommen. Wer im Kampf um Bauvorhaben auf der "Burg" die informelle Beziehungs-Planwirtschaft kennen gelernt hatte, konnte nun auch die Degradierung der Akademie zur Fachhochschule verhindern und die Privatisierung einzelner Werkstätten möglichst schonend umsetzen. Wenn Paul Jung von solchen Erfahrungen erzählte, blitzte dem Mann der Schalk aus den Augenwinkeln. Da zahlte es sich noch immer aus, dass der 1936 in Oesterbehringen geborene Mann seiner Lehrzeit als Schmied und der Arbeit als Industrie-Designer eine gehörige Portion Bodenständigkeit verdankte. "Meine Stärke", sagte Paul Jung am Tag seiner Verabschiedung in den Ruhestand, "waren immer meine Studenten." Und beschrieb damit auch die Quelle der eigenen Kraft. "Meine Stärke waren immer meine Studenten." Paul Jung (1936-2006) Die hatte Paul Jung gleich nach der Wende bei einer Ausstellungseröffnung in Bayern derart eindringlich unter Beweis gestellt, dass ihm ein Minister spontan und pauschal einen Job im Freistaat anbot. Dass Paul Jung in Halle geblieben ist, hat der Burg Giebichenstein gut getan. Ihr wird der Freund und Lehrer nun fehlen: Am vergangenen Donnerstag ist Paul Jung gestorben -kaum mehr als eine Woche vor seinem 70. Geburtstag. Bleiben werden Sätze, mit denen er die Verbesserung der Welt in ihren Details lehrte: "Man kann die Dinge nicht herbeireden. Man muss sie sichtbar machen." Sein aktueller Amtsnachfolger Ulrich Klieber nannte Jungs Leistung als Rektor gestern "die Messlatte für uns alle". Die Trauerfeier findet am 24. April, um 14 Uhr auf dem Gertraudenfriedhof Halle statt.
Literatur
- Kurzbiografie zu: Jung, Paul. In: Wer war wer in der DDR? 5. AusgabeBand 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
http://www.burg-halle.de/hochschule/information/personen/ehemalige/profil/p/paul-jung.html
Einzelnachweise
- ↑ ANDREAS HILLGER: "Meine Stärke waren immer die Studenten" Hallescher Professor für Industrie-Design geht in den Ruhestand. Hrsg.: MZ. Halle/Saale 12. Juli 2001.
- ↑ ANDREAS HILLGER: Vom Verbessern der Welt in ihren Details Zum Tod des halleschen Design-Lehrers Paul Jung. Hrsg.: MZ. Halle/Saale 10. April 2006.
- ↑ ADN: DDR-Designpreis an Gestalter verliehen. In: Freiheit. Halle/Saale 1. Oktober 1980.