Benutzer:Zieglhar/Deutscher Zuschauer

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Unter dem Titel Deutscher Zuschauer erschienen 1847 bis 1852 verschiedene radikaldemokratische Wochenzeitungen, wobei das Konzept auf Gustav Struve zurückgeht.

Das Original

Probenummer am 21. November 1846 in Mannheim erschien ab Januar 1847 regelmäßig im Verlag von Heinrich Hoff; die Redaktion oblag Gustav Struve. Struve war zuvor Redakteur des Mannheimer Journals gewesen und wurde dort aus politischen Gründen herausgedrängt. Der Zuschauer war eines der radikaldemokratischen Kampfblätter[1], die die Offenburger Versammlung 1847 vorbereiteten. Dementsprechend hatte Struve beständig mit der Zensur zu kämpfen. Am 8. April 1848 ging Struve ins Oberland um mit Hecker den Aufstand vorzubereiten. Der Verleger wurde am 29. April verhaftet.

Der „falsche“ Zuschauer

  • Deutscher Zuschauer. Neue Folge, herausgegeben von Florian Mördes 8. Juli bis 29. September 1848

E. Pelz, David Sauerländer und Florian Mördes übernahmen die Redaktion des Blattes, dessen Verleger nun der Bruder des verhafteten Heinrich Hoff wurde.

Die Basler Ausgaben

Ab 21. Juli 1848 zusammen mit Johann Gihr in Basel herausgegeben[2] Gedruckt wurde das Blatt bei J. W. Baur in Basel. Presserechtlich übernahm der freisinnige Basler Politiker Wilhelm Klein die Verantwortung als Drucker und Herausgeber.[3] Am 28. September 1848 - nach der Niederschlagung des zweiten badischen Aufstandes - wurde das Erscheinen des Deutschen Zuschauer in Basel verboten - Gustav Struve befand sich nun ohnehin in Freiburg in Haft.

Probenummer aus Neustadt

Nachdem Lorenz Brentano am 6. Juni 1849 die radikalen Republikaner aus der Führung der badischen Revolutionsregierung ausgebotet hatte, verließ Struve am 8. Juni Karlsruhe, wo es ihm auch nicht mehr möglich war einen Drucker zu finden, der eine in Opposition zu Brentano stehende Zeitschrift drucken wollte. Über Heidelberg und Mannheim reiste er nach Neustadt an der Haardt, das noch von der provisorischen pfälzischen Revolutionsregierung kontrolliert wurde. Dort fand er einen Drucker und konnte am 13. Juni 1849 eine Probenummer des deutschen Zuschauers herausbringen. Bereits am 15. Juni standen die Preußen vor Neustadt und am 17. Juni war Struve wieder in Baden.[4] Der kurze Besuch in der revolutionären Pfalz sollte jedoch noch ein juristisches Nachspiel haben. Struve wurde angeklagt der „directen Provocation...zum Umsturze der Staatsregierung, ...durch...Druckschriften. ....,dadurch, daß er in Neustadt eine Zeitung herausgab, ‚der deutsche Zuschauer‘, in welcher er das Streben der revolutionären Gewalt auf´s Eifrigste unterstützte und namentlich die Besitzlosen aufzuwiegeln suchte;“[5] Dies genügte der königlich bayerischen Justiz um ihn in Abwesenheit zusammen mit anderen Revolutionsführern zum Tode zu verurteilen, wobei König Maximilian von Bayern die Todesurteile nicht bestätigte.[6]

Die New-Yorker Ausgaben

Deutscher Zuschauer von Gustav Struve Wochenzeitung in New York, 39 Ausgaben ab 9. Juli 1851, (1. Juli 1851 - 1. April 1852) herausgegeben von Gustav Struve. Hier hat auch Struves Frau, Amalie Beiträge über Frauenfragen publiziert.[7]

Kommentar Marx/Engels

Gustav hatte bereits in den ersten vierziger Jahren den "Deutschen Zuschauer" erfunden, ein Blättchen, das er in Mannheim herausgab, das er patentierte und das ihn als fixe Idee überall verfolgte. Gleich durch den ersten Heckerschen Aufstand ins Exil verschlagen und eben damit beschäftigt, seinen "Deutschen Zuschauer" in Basel wieder herauszugeben, traf ihn der harte Schlag, daß der Mannheimer Verleger den dortigen "Deutschen Zuschauer" unter andrer Redaktion fortsetzen ließ. Der Kampf zwischen dem wahren und dem falschen "Deutschen Zuschauer" war so acharniert <erbittert>, daß keiner von beiden ihn überlebte.[8]

Literatur

  • Udo Leuschner: Vom Intelligenzblatt zur demokratischen Kampfpresse - Mannheimer Zeitungen bis 1850. HTML-Fassung fürs Internet, Februar 2001, S. 89-92 online in der Google-Buchsuche
  • Ansgar Reiß: Radikalismus und Exil. Gustav Struve und die Demokratie in Deutschland und Amerika. Transatlantische Historische Studien Band 15, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2004. ISBN 978-3-515-08371-3
  • Hans Adler (Hg.): Literarische Geheimberichte. Protokolle der Metternich-Agenten. Bd. 2 1844–1848. Mit einem Beitrag von Dieter Langewiesche. Informationspresse C. W. Leske, Köln 1981 ISBN 3-434-00354-1. S.
  • Amalie Struve: Erinnerungen aus den badischen Freiheitskämpfen, Hamburg 1850; Nachdruck. In: Heftiges Feuer, Freiburg im Breisgau, Rombach 1998, ISBN 3-7930-0877-0
  • Gustav Struve: Geschichte der drei Volkserhebungen in Baden. Verlag von Jenni, Sohn, Bern 1849; veränderter Nachdruck: Verlag Rombach, Freiburg i.Br. 1980

Weblinks

Einzelnachweise

  1. s. Arbeitspapier Spitzelberichte
  2. s. A. Struve S. 58
  3. Paul Siegfried: Basel während des zweiten und dritten badischen Aufstandes 1848/49. In: 106. Neujahrsblatt (herausgegeben von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen zu Basel, Basel 1928, S. 11
  4. s. G. Struve S. 214-215
  5. Anklag-Akte, errichtet durch die K. General-Staatsprokuratur der Pfalz, Zweibrücken 1850; S. 263-264
  6. Neustadt gehörte zu Rheinbayern
  7. s. Eintrag auf www.frauen-aktiv.de; abgerufen am 6. Oktober 2013
  8. Karl Marx/Friedrich Engels: Die großen Männer des Exils. In: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 8, 3. Auflage 1972, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1960, Berlin/DDR. S. 269