Benutzer:Zieglhar/Gefecht bei Waghäusel
Datum | 21. Juni 1849 |
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Ort | Waghäusel, Wiesental |
Ausgang | Sieg der Preußen |
Konfliktparteien | |
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Befehlshaber | |
1. Division: Generalmajor Herrmann von Hanneken |
General Ludwik Mierosławski, |
Truppenstärke | |
1. Division: 5 104[1] 4. Division: 4 695[2] |
10 000 |
Verluste | |
20 Tote; 110 Verwundete[3] |
Das Gefecht bei Waghäusel (auch Schlacht bei Waghäusel oder Gefechte bei Waghäusel und Wiesental) fand am 21. Juni 1849 bei dem zwischen Mannheim und Karlsruhe gelegenen nordbadischen Ort Waghäusel und bei Wiesental statt. In dem Gefecht standen sich die badische Revolutionsarmee und preußische Truppen gegenüber. Es war eines der entscheidenden Gefechte während der badischen Revolution und endete nach anfänglichen Erfolgen der Revolutionsarmee mit deren ungeordneter Flucht.
Rheinübergang bei Germersheim
Nachdem der Oberbefehlshaber der badisch-pfälzischen Revolutionstruppen, Ludwik Mierosławski die Pfalz praktisch kampflos räumen ließ um seine Truppen in Baden zu konzentrieren, sollte Major Theophil Mniewski mit etwa 2 500 Mann den Rheinübergang bei Germersheim sichern. Er setzte den Preußen unter Moritz von Hirschfeld am 20. Juni jedoch nur wenig Widerstand entgegen und wurde des Verrats bezichtigt. Prinz Friedrich Karl von Preußen verfolgte mit einer Schwadron preußischer Husaren die abziehenden Revolutionstruppen, wobei in einem Gefecht bei Wiesental 6 Husaren den Tod fanden und der Prinz und sein Adjutant verwundet wurden.
Nach dem Rheinübergang nach Rheinsheim teilte sich das preußische Corps in zwei Kolonnen. Während die Hauptmacht mit drei Divisionen sich gegen Bruchsal wandte, zog die Avantgarde unter Generalmajor von Hanneken Richtung Waghäusel.
Beteiligte militärische Großverbände
Preußen
- 1. preußisches Armeekorps unter Generalleutnant Moritz von Hirschfeld
Revolutionsarmee
Der Oberbefehlshaber der badisch-pfälzischen Revolutionsarmee Ludwik Mierosławski setzte nahezu die halbe Armee in diesem Gefecht ein, d.h. drei seiner sechs Divisionen, wobei allerdings einige Truppenteile detachiert waren.
- 1. Division unter Oberstleutnant Eduard Thome
- 2. Division unter Oberstleutnant Beckert[6]
- 4. Division unter Oberst Ludwik Oborski[7]
Gefechtsverlauf
Aufmarsch
Die Division Hanneken lagerte in der Nacht vom 20. auf den 21. Juni bei Wiesental. Deren Avantgarde unter Oberstleutnant von Nolte stand bereits kurz vor Waghäusel. Am weitesten vorgeschoben war das Füsilier-Bataillon des 17. Infanterieregiments. Am 21. sollte über Neulußheim Richtung Mannheim vorgerückt werden.
Die übrigen drei Divisionen des 1. preußischen Armeekorps standen bei Bruchsal.
Mieroslawski hatte noch in der Nacht vom 20. auf den 21. die Hälfte der Revolutionsarmee Richtung Waghäusel dirigiert um die Preußen möglichst über den Rhein zurückzudrängen. Die Division Beckert und die gesamte Kavallerie und Artillerie kam von Schwetzingen nach Hockenheim Die Infanterie der anderen Divisionen unter Oborski wurde mit der Eisenbahn nach Walldorf verlegt und lagerte bei Reilingen. [8] Die Kolonnen aus Hockenheim und Reilingen vereinigten sich bei Tagesanbruch bei Neulußheim. Erste Verbände erreichten den Wald vor Waghäusel um 5 Uhr 30. Die drei Divisionen der Revolutionsarmee hatten 11 Linienbataillone, 8 unvollständige Volkswehrbataillone, 10 Schwadronen Dragoner und 28 Geschütze mit einer Gesamtstärke von etwa 15 000 Mann zur Verfügung.[9]
Gefecht bei Waghäusel
Die verdeckt im Wald vorrückenden Revolutionstruppen vertrieben die preußischen Vorposten. Theodor Mögling, Generalstabschef bei der Division Beckert, leitete gegen 6 ??? Uhr den ersten Sturmangriff auf Waghäusel, wobei er schwer verwundet.[10] Sein Adjutant, Gustav Adolph Schlöffel, übernahm nun die Leitung des Angriffs und wurde durch einen Schuss in die Brust getötet. Oberst Oborski, der Kommandeur des rechten Flügels leitete die weiteren Angriffswellen auf Waghäusel und war beim vierten Versuch erfolgreich.[11] Die preußische Division Hanneken zog sich auf Philippsburg zurück, wobei sie nicht konsequent verfolgt wurde, da die badischen Truppen ermüdet waren.
Preußische Patrouillen meldeten um 6.30 Uhr, dass sich im Wald zwischen Waghäusel und Neulußheim Patrouillen der Revolutionsarmee befinden würden, wobei es sich aber tatsächlich bereits um die Spitzen der vorrückenden Armee handelte. Um 7 Uhr war die aus ihrem Biwak vorrückende preußische Avantgarde dabei Waghäusel zu besetzen, wobei sie zwei Bataillone der Badener auf der Straße von Neulußheim anrücken sahen. Die auf der Straße von Wiesental nach Waghäusel marschierenden Preußen erhielten badisches Geschützfeuer.
Die Hauptmacht der 1. Division rückte um 8 Uhr aus Wiesental nach Waghäusel, wo sie um 8.30 Uhr eintraf. s. Staroste S. 288
Gefecht bei Wiesental
Franz Sigel - zu dieser Zeit Generaladjutant Mierosławskis - befehligte den gegen Wiesental ausgerichteten linken Flügel und wurde nach der Einnahme von Waghäusel mit zwei Infanterie-Bataillonen und einer Schwadron Kavallerie, sowie vier Geschützen (insgesamt ca. 1500 Mann) in das südöstlich gelegene Dorf Wiesental geschickt, das besetzt wurde. Um 14.30 Uhr wurden Sigels Truppen dort von Teilen der 4. preußischen Division angegriffen, die von Bruchsal über Hambrücken auf Wiesental vorrückten.
Der Prinz von Preußen und General Hirschfeld hatten aus dem Kanonendonner aus Richtung Waghäusel geschlossen, dass dort die Division Hanneken in einen Kampf verwickelt war und daraufhin die Division Brun zur Verstärkung dorthin entsandt.
Mierosławski reagierte auf das Geschützfeuer von Wiesental nicht und nach einer Stunde wurde die Situation für Sigel schwierig, da immer mehr Verbände der Division Brun in den Kampf eingriffen. Sigel forderte nun seinerseits Verstärkung an und erhielt den Bescheid, dass 1000 Mann Kavallerie zu ihm beordert würden.[12] Nachdem diese Verstärkung nicht kam zog sich Sigel geordnet auf Kirrlach und von dort auf Waghäusel zurück, das er von allen badischen Truppen verlassen vorfand.
Der „Verrat“ Beckerts und seiner Dragoner
Auf die Anforderung Sigels entsandte Miroslawski 9 Schwadronen Dragoner unter Oberstleutnant Beckert gegen die 4. preußische Division. Die Dragoner wendeten während ihres Anmarschs plötzlich ohne jeden Feindkontakt und ergriffen die Flucht, wobei sie Infanterie und Artillerieeinheiten mit sich rissen, die alle glaubten sie seien von den Preußen eingeschlossen. Zurkowski berichtet, dass er mit anderen Stabsoffizieren die Dragoner erst nach einer Stunde einholen konnte. Während er versuchte die Einheiten davon zu überzeugen, dass sie wieder zur Armee zurückkehrten, erscholl wiederum der Ruf "rette sich wer kann" und die Dragoner flohen weiter über Hockenheim in Richtung Heidelberg.
Da Oberstleutnant Beckert bereits zuvor als unzuverlässig galt und nach dieser Flucht in vielen Orten zum Abfall von der Revolutionsregierung und zum hissen der weißen Flagge aufforderte, wurde er des Verrats bezichtigt. Aus Sicht der Revolutionäre war die Flucht seiner Einheiten der einzige Grund für die Niederlage bei Waghäusel und damit das Ende der Revolution.
Nach den Gefechten
Um Mitternacht hatten Miroslawski und Sigel noch ganze drei Bataillone bei Alt-Lussheim versammelt, der Rest der Armee war in alle Richtungen zerstreut. Eine Anzahl von Offizieren verlangte bei Miroslawski die Entlassung, da sie mit den sich als so unzuverlässig erwiesenen Truppen nicht weiter kämpfen wollten.
Mit dem verspielten Sieg war die Moral der Revolutionstruppen gebrochen und der Kampf verloren. In den nachfolgenden Operationen der Revolutionäre ging es nur noch darum nicht gänzlich von den Preußen eingeschlossen und vernichtet zu werden, sondern noch möglichst vielen Kämpfern den Weg ins Exil zu ermöglichen.
Literatur
- Operationen und Gefechtsberichte aus dem Feldzuge in der Rhein-Pfalz und im Großherzogthum Baden, im Jahre 1849. In: Beiheft zum Militair-Wochenblatt für Januar, Februar und März 1850, Berlin 1850, S. 50-84 online in der Google-Buchsuche
- Franz Sigel (herausgegeben von Wilhelm Blos): Denkwürdigkeiten des Generals Franz Sigel aus den Jahren 1848 und 1849, Mannheim, Bensheimer, 1902, S. 107-115 online im Internet-Archive
- Ludwik Mierosławski: Berichte über den Feldzug in Baden. Berlin 1849, S. 15-18 online in der Google-Buchsuche
- Theodor Mögling: Briefe an seine Freunde, Solothurn 1858, S. 239-246 online in der Google-Buchsuche
Einzelnachweise
- ↑ s. Staroste, Band 2, Beilage Nr. 6, S. 269
- ↑ s. Staroste, Band 2, Beilage Nr. 6, S. 270
- ↑ s. Staroste, Band 2, Beilage Nr. 18, S. 286
- ↑ * 2. Februar 1810; Hanneken hatte zuvor im Mai 1849 den Aufstand in Iserlohn niedergeschlagen; zur Biografie s. auch G. von Glasenapp: Militärische Biographien des Offiziers-Corps der preußischen Armee, Berlin 1868, S. 126 online in der Google-Buchsuche
- ↑ *1789; † 1858
- ↑ Beckert war vor dem Aufstand Rittmeister bei den großherzoglichen Dragonern und zu Beginn des Aufstands bereits pensioniert
- ↑ Oborksi hatte am 15. Juni das Kommando von dem verletzten Oberstleutnant Tobian übernommen
- ↑ s. Zukorski S. 25; dort irrtümlich mit Walddorf und Rielingen bezeichnet.
- ↑ s. Sigel S. 110; Zurkowski S. 26 berichtet von 9 Linienbataillonen und 20 Geschützen; die Gesamtstärke gibt er mit 10 - 11 000 Mann an
- ↑ wobei ihm durch eine Spitzkugel der linke Schenkelknochen zerschmettert wurde; s. Mögling S. 243
- ↑ s. Zurkowski S. 27
- ↑ s. Sigel S. 112/113