Benutzer:Zieglhar/Kleinkems - Geschichte

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Geschichte

Die älteste erhaltene Urkunde (1086) erwähnt Kleinkems unter dem Namen Kambiz als Schenkung eines Hesso von Üsenberg an das Kloster Sankt Georgen im Schwarzwald.

1103 übertrug Bischof Burkart von Basel den Schutz der im Breisgau gelegenen Besitzungen dem Freien Herrn Dietrich v. Rötteln. Dazu gehörten auch Güter und Rechte in Kleinkems, das in der Folge zur Herrschaft Rötteln zählte.


Ab 1103 gehörte es den Herren von Rötteln.

Rheinbegradigung

Während des ersten badischen Aufstandes 1848 marschierte die Deutsche Demokratische Legion von Straßburg ins Obere Elsass und überschritt in der Nacht vom 23. auf den 24. April 1848 den Rhein bei Kleinkems.[1] Von dort marschierten die Freischärler nach Kandern und weiter zum Gefecht bei Dossenbach.

Am 8. November 1848 wurde der Abschnitt Schliengen - Efringen-Kirchen der Bahnstrecke Mannheim–Basel eröffnet, an der der Kleinkems liegt und mit einem eigenen Bahnhof angeschlossen ist.

Input

Leo

1086 und 1094 Kambiz, 1259 Chemis, 1350 hof ze dem kleinen Kemps, Ortsname vorgermanisch, Besitz des Klosters St. Georgen, 1139 unter päpstlichem Schutz. Der sanktblasianische Dinghof 1259 genannt. Der Ort gehörte im 14. Jahrhundert zur Herrschaft Rötteln der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, die hier die hohe und niedere Gerichtsbarkeit innehatten. Eine Fähre verband den Ort mit Großkems auf dem linken Rheinufer, wo sich bereits im römischer Zeit ein Übergang befand, später auch eine Zollstätte, die vom Reich vergeben wurde. 1421 erwarb die Stadt Basel die einträgliche Reichspfandschaft von den Herren von Staufen und blieb bis zur Französischen Revolution in deren Besitz. Die Markgrafen, die 1464 den Hof und die Rheinfähre des Klosters St. Georgen zugleich mit dessen Hof in Blansingen gekauft hatten, zogen später Kleinkems zu ihrer Landgrafschaft Sausenberg, 1805 kam es zum Amt Schliengen, 1809 zu Kandern, 1819 zum Bezirksamt/Landkreis Lörrach.

Gemeinde

1350 baute das Kloster St. Blasien einen Dinghof. Kirche und Zehnten gingen 1536 durch Tausch vom Kloster St. Georgen zum Kloster St. Blasien über. Zu den Grund- und Zehntherren des Dorfes zählte auch die Deutschordenskommende in Basel. Hungersnöte, Seuchen und Kriegswirren legten dem Dorf immer wieder schwere Opfer auf. Durch seine exponierte Lage am Rhein mußte es in vielen Kriegen unter Plünderungen, Einquartierungen und Zerstörungen leiden. Auch im Zweiten Weltkrieg verursachte feindlicher Beschuß schwere Gebäudeschäden.

Das älteste Kirchenbuch aus Kleinkems stammt aus dem Jahre 1582. In der Kleinkemser Kirche befinden sich einige Rotbergische Familiengrabmäler. Die »Neuenburg« ist erstmals 1293 als Besitz des Bischof von Straßburg erwähnt.

Möglicherweise fiel sie im Zusammenhang mit den Aktivitäten der Basler 1409 gegen Istein der Zerstörung zum Opfer. Ihre Reste trug man im Zuge des Kalksteinabbaues 1956 ab.

Eine 1939 oberhalb der Bahnlinie im Gewann Kachelfluh entdeckte Höhle wurde als jungsteinzeitliches Bergwerk mit vorher in Europa unbekannten Abbautechniken identifiziert. Die Menschen gewannen hier vor über 5.500 Jahren den zur Anfertigung von Werkzeugen begehrten Jaspis. Gräber, die nach Stillegung des Jaspisbergwerks im Abraum angelegt wurden, gehören der Cartaillod-Kultur an. Weitere auf Kleinkemser Gemarkung entdeckte Gräber belegen eine Besiedlung zur Hügelgräberbronzezeit (ca. 1.800 v. Chr.). Archäologische Funde sprechen auch für eine Siedlungstätigkeit zur Eisenzeit, sowohl der Hallstattkultur (ca. 800-500 v. Chr.), als auch der Latènekultur (Kelten, ca. 500-Mitte 1. Jahrhundert n. Chr.). Die Römer hatten zwischen Kembs und Kleinkems eine Brückenverbindung über den damals noch ungebändigten Rheinstrom. Der »Peutingerkarte«, einer ursprünglich römischen Straßenkarte, entnehmen wir, dass »Cambete«, das heutige Kembs in Frankreich, zur Römerzeit ein wichtiger Straßenknotenpunkt war.

In jüngerer Zeit – bis 1918 – beförderte eine Kahnfähre den Verkehr zwischen beiden Ufern.

Wirtschaft

Die Trickes Mineralguss AG meldete im Sommer 2017 Insolvenz an, nachdem eine erste Insolvenz 2008 noch abgewendet werden konnte.

Holcim Zementwerk Kleinkems[2]

Es wurden jedes Jahr Naturschutzstreifen um Istein durchgeführt und Besuchergruppen, auch aus der Schweiz, über den Isteiner Klotz geführt. Rechtlich war der Isteiner Klotz immer noch nicht ausreichend geschützt. Durch den Steinbruch an der Westflanke wurden große Flächen des Trockenrasens zerstört und nur eine kleine Restfläche blieb erhalten. Militärische und industrielle Interessen verhinderten, daß das gesamte Gebiet unter Schutz gestellt wurde. Es wurde jedoch erreicht, daß der Isteiner Klotz Landschaftsschutzgebiet wurde. Im Jahre 1968 waren Teile des Landschaftsschutzgebietes erneut in großer Gefahr: das Zementwerk Kleinkems wollte seinen Steinbruch um ca. 45 ha nach Süden erweitern. Es wurde mit anderen Naturschutzvereinen der Arbeitskreis Heimatschutz Markgräflerland gegründet mit dem Ziel die Erweiterung des Steinbruches zu verhindern. Am 31. Mai 1970 führte die Ortsgruppe in Zusammenarbeit mit der Gesamtleitung in Freiburg in der Festhalle eine große Kundgebung durch. Die Erweiterung des Steinbruches konnte verhindert werden, aber erst 1986 wurde der Isteiner Klotz von Istein bis zur Gemarkungsgrenze Huttingen/Kleinkems als 500. Naturschutzgebiet Baden-Württembergs unter Schutz gestellt

Das Zementwerk

Im Gewann Vollenburg in dem der Steinbruch des späteren Zementwerkes lag, wurden Spuren älteren Bohnerz-Bergbaus gefunden.[3] Seit 1900 bestand in Kleinkems ein Zementwerk. 1907 gründete der deutsch-brasilianische Zigarrenfabrikant Gerhard Dannemann die Breisgauer Portland-Cementfabrik GmbH, Kleinkems[4] und baute das bisherige Kalkwerk zur Produktion von Portlandzement um. 1924 übernahm die Zürcher E.G. Portland[5] sämtliche Anteile der Gesellschaft.[6][7] Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten auch ukrainische Zwangsarbeiter in der Zementfabrik[8] 1950 zerstörte ein Brand eine Reihe von Werksgebäuden. Nachdem 1956/57 in Labor- und Mahlanlagen investiert und der Steinbruch erweitert wurde, erfolgten im folgenden Jahrzehnt weitere Investitionen in die Rationalisierung der Produktion, wodurch der Arbeitsaufwand pro Tonne Zement von 1,29 auf 0,51 Stunden reduziert werden konnte.[9] 1966 hatte das Werk eine Jahreskapazität von 400 000 Tonnen.[10] 1967 fasste die E.G. Portland den Beschluss bei Geisingen ein neues Zementwerk zu bauen, da die Rohstoffvorkommen im Raum Kleinkems für die Zukunft als nicht ausreichend beurteilt wurden. Nachdem 1971 dieses Werk fertiggestellt war, kam es 1974/75 zu einem deutlichen Markteinbruch für die E.G. Portland, was 1975 zur Schließung der Klinkerproduktion in Kleinkems führte. Das Kleinkemser Werk verlor die Hälfte der Belegschaft und betrieb mit etwa 125 Mitarbeitern nur noch das Zementmahlwerk weiter. 1992 übernahm die schweizerische Portland-Cementwerk Thayngen AG[11] die Gesellschaft und benannte sie 1993 um in Breisgauer Cement GmbH. Bereits 1999 erfolgte ein weiterer Eigentümerwechsel zur schweizerischen Holderbank-Gruppe die sich später Holcim nannte und 2014 mit dem französischen Konzern Lafarge zur LafargeHolcim Ltd. fusionierte. Im Jahr 2000 wurde die Weiler Hupfer GmbH[12] durch die Breisgauer Cement GmbH übernommen,[13] die dann auch ihren Sitz nach Weil verlegte. Per 30. Juni 2001 wurde das Zementwerk in Kleinkems stillgelegt. Die Breisgauer Cement GmbH firmiert nun unter Holcim (Süddeutschland) GmbH und ist Teil der LafargeHolcim Ltd.. 2007 wurde ein Teil der Bauten auf dem Werksgelände, das mittlerweile die Gemeindeentwicklungsgesellschaft der Gemeinde Efringen-Kirchen übernommen hatte, abgerissen.[14] Gebäudeteile wurden bis zu deren Insolvenz 2017 durch die Mineralguss Trickes AG genutzt. 2013 verbesserte die Gemeindeentwicklungsgesellschaft die Zufahrt zum Gewerbegebiet auf dem Gelände des Zementwerks.[15] Nach dem Konkurs von Trickes wurde das Gelände geräumt und es wurden ca. 30 000 Quadratmeter Gewerbegrundstücke angeboten.[16]


Entwicklung der Holcim Kies und Beton GmbH; abgerufen am 18. Januar 2019

  • Breisgauer Portland-Cementfabrik G.m.b.H., Kleinkems. In: Helmut Vocke (Herausgeber): Die Chronik des Kreises Lörrach, Waldshut 1966, S. 385
  • Breisgauer Portland-Cementfabrik GmbH, Kleinkems. In: Wolfgang Bechtold (Herausgeber): Der Kreis Lörrach,Stuttgart und Aalen 1971, S. 258

Literatur

  1. Franz Lipp: Georg Herweg's viertägige Irr- und Wanderfahrt, J.B. Metzler, Stuttgart 1850 online auf Google Books
  2. Rückbau Zementwerk Kleinkems
  3. siehe Winfried Zwernemann: Ein unterirdischer Stollen und Gang bei der „Vollenburg“ auf der Gemarkung Kleinkems. In: Das Markgräflerland, Heft 3/4.1977, S. 311–315 Digitalisat der UB Freiburg
  4. die Firma hatte keine Verbindung zur Portland-Cement-Fabrik Heidelberg und Mannheim AG die später als HeidelbergCement AG das Kalkwerk im benachbarten Istein übernommen hat; Portland steht nicht für eine Firmengruppe, sondern für einen Zementtyp.
  5. (Eingetragene Genossenschaft Portland) siehe Lucienne Hubler: Portland. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  6. Geschichte Breisgauer Cement auf www.holcim-sued.de
  7. massgeblichen Einfluss bei der E.G. Portland hatte die schweizerische Industriellen-Familie Schmidheiny
  8. siehe www.documentatiegroep40-45.nl
  9. siehe Breisgauer Portland-Cementfabrik GmbH, Kleinkems. In: Wolfgang Bechtold (Herausgeber): Der Kreis Lörrach,Stuttgart und Aalen 1971, S. 258
  10. Breisgauer Portland-Cementfabrik G.m.b.H., Kleinkems. In: Helmut Vocke (Herausgeber): Die Chronik des Kreises Lörrach, Waldshut 1966, S. 385
  11. Handelsregisterauszug der Portland-Cementwerk Thayngen AG auf www.shabex.ch; abgerufen am 18. Januar 2019
  12. seit 2004 Holcim Kies und Beton GmbH
  13. Entwicklung der Holcim Kies und Beton GmbH; abgerufen am 18. Januar 2019
  14. Victoria Langelott: Heikler Abbruch an der Bahnlinie. in: Badische Zeitung vom 12. Oktober 2007; abgerufen am 18. Januar 2019
  15. Tunnel ab Herbst halb offen. In: Oberbadische Zeitung vom 11. Juli 2013
  16. Clemens Leutz: Trickes-Areal wird geräumt. In: Weiler Zeitung vom 12. September 2017