Benutzer:Zieglhar/Schöpflin (Unternehmen)

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Schöpflin war eine deutsche Textil-Manufaktur und ein Versandhaus in Lörrach (Baden-Württemberg).

Geschichte

Von der Gründung bis zum Beginn des Versandhandels

Keimzelle der Unternehmung war ein Gemischtwarenladen („Manufakturwaren & Resten“) der Eheleute Wilhelm (1881–1952) und Wilhelmine Schöpflin, das diese 1907 in Haagen eröffneten. Hier wurden auch Textilreste der Webereien im Wiesental und aus dem Elsass verkauft. Während des Ersten Weltkriegs führt Wilhelmine den Laden alleine, da ihr Mann im Kriegsdienst ist. Nach dem Krieg gestaltete sich der Ausbau des Geschäftes schwierig und durch die Inflation geriet die Firma 1923 an den Rand des Ruins.[1]

Mit dem Einstieg in den Textilgroßhandel 1924 begann ein rapides Wachstum und 1925 traten die Söhne in das Unternehmen ein. Vor der Weltwirtschaftskrise 1929 schränkte Schöpflin die Kreditvergabe an Großhandelskunden ein und wandte sich dem Kundensegment der Endverbraucher zu. 1930 gründet Schöpflin ein Versandhaus, wozu nach der Firmenüberlieferung ein Besuch in einem Pariser Kaufhaus den Anstoß gab. 1931 entstand daraus die Textilmanufaktur Wilhelm Schöpflin, die auch dem Verband der Versandgeschäfte in Deutschland beitrat.


Die Textilfabrik wurde im Jahre 1929 von dem Unternehmer Wilhelm Schöpflin (1881–1952) gegründet. Von 1837 bis 1937 betrieben die Gebrüder Großmann im Ortsteil Brombach das bis 1914 erfolgreichste Textilunternehmen Deutschlands. Dieses Unternehmen wurde von Schöpflin übernommen.[2]

In den Jahren 1924-1927 wurde das Geschäft auf den Großhandel ausgedehnt. 1929 wurde mit einem kleinen Sortiment der Versandhandel begonnen.[3]

1939 wurde die Weberei der damals in Liquidation befindlichen Gebrüder Grossmann AG in Brombach übernommen. 1954 wurde die Kleiderfabrik Doris in Herbolzheim durch Schöpflin übernommen.

Die Textilfabrik wurde im Jahre 1929 von dem Unternehmer Wilhelm Schöpflin (1881–1952) gegründet.

Von 1837 bis 1937 betrieben die Gebrüder Großmann im Ortsteil Brombach das bis 1914 erfolgreichste Textilunternehmen Deutschlands. Dieses Unternehmen wurde von Schöpflin übernommen.[4]

Im Zweiten Weltkrieg

1941 übernahm Wilhelm Schöpflin wieder die operative Leitung des Unternehmens, da seine Söhne, Hans und Rudolf, zum Militärdienst eingezogen wurden. 1944 kam der Versandhandel völlig zum Erliegen. 1948 kamen Hans und Rudolf Schöpflin wieder zurück und übernahmen die Geschäftsleitung der Schöpflin-Gruppe.

Nach der Teilzerstörung des Werkes Gustavsburgstraße der Firma Teves in Frankfurt am Main im März 1944 wurden Teile kriegswichtiger Produktion in verschiedene Werke in Baden verlagert, wobei das größte in Brombach in den Gebäude der zur Schöpflin-Gruppe gehörigen Gebrüder Großmann AG entstand. Dort wurden von ca. 1000 Mitarbeitern (davon etwa 700 ausländische Zwangsarbeiter) Bremsen und Kolben für Panzer gefertigt.[5] [6]

Am 24. und 27. Februar 1945 wurde das Teves-Werk in Brombach von alliierten Bombern angegriffen, wobei das Werk stark beschädigt und etwa 70 Menschen getötet und 150 verletzt wurden.[7]

1951 wurde das Teves Werk in Brombach geschlossen und in Gifhorn ein neues Werk aufgebaut.[8] Die Alfred Teves GmbH, Brombach gehörte zu jenen Firmen, die sich nicht an der Stiftung der Wirtschaft für Entschädigungszahlungen an Zwangsarbeiter beteiligten.[9]

Aufgabe der Selbständigkeit

Anfang der 60er Jahre suchte man einerseits einen starken Partner um das Versandsortiment nochmals deutlich auszubauen und andererseits stellte sich die Frage der Nachfolge in dem Familienunternehmen. Keines der drei Kinder von Hans Schöpflin zeigte Ambitionen zur Übernahme der Geschäftsleitung. Neckermann, Otto, aber auch amerikanische Versandhäuser zeigten Interesse und besichtigten das Versandhaus Schöpflin. Letztlich kam man aber mit der Familie Schickedanz und deren Versandhaus Quelle zum Abschluss. 1964 übernahm Quelle zunächst 74,9% von Schöpflin zu einem nie genannten Preis. 1967 verkaufte die Familie auch noch die restlichen Anteile an Quelle.[10] Der Markenname Schöpflin blieb noch fast 40 Jahre erhalten.

Das zunächst noch bei der Familie verbliebene Kaufhaus in Lörrach-Haagen wurde zum 1. Oktober 1981 ebenfalls durch Quelle übernommen. Auf 4000 qm Verkaufsfläche wurden 70000 Artikel angeboten.[11]

Weitere Entwicklung

In den 80er-Jahren blieb die wirtschaftliche Entwicklung hinter den Erwartungen zurück. Nach der deutschen Wiedervereinigung erlebte Schöpflin einen Boom durch Bestellungen aus der ehemaligen DDR. 1991 erreichte man den Rekordumsatz von 845 Mio. DM und in den Jahren 1990/91 schuf man 500 neue Arbeitsplätze. Der Boom ebbte jedoch rasch ab, da man auch in den neuen Bundesländern alsbald in den Geschäften alles erhielt. Bemühungen zum Export ins Elsass waren wenig erfolgreich und nach dem Boom hatte man große ungängige Lagerbestände, was das Ergebnis belastete.[12] 1987

Schließung

Ehemaliges Logistikzentrum von Schöpflin in Lörrach-Brombach

Der Konkurrenzkampf unter den Versandhäusern brachte auch die Firma Schöpflin in Bedrängnis. Laut Gutachten eines Unternehmensberaters, der einen Sanierungsvorschlag erarbeiten sollte, wurden etwa ein Drittel aller Waren von den Schöpflin-Kunden wieder zurückgeschickt. In einer Aufsichtsratssitzung des Großversandhauses Schöpflin wurde am 30. Oktober 1998 unter der Leitung des damaligen Finanzvorstandes der Quelle Schickedanz AG & Co., Christoph Achenbach, die Schließung der Firma beschlossen.[13]

Die Ankündigung, den Standort in Lörrach 1999 aufzugeben, führte zu heftigen Auseinandersetzungen bis hin zu Kirchenaustritten und einem Boykottaufruf eines Solidaritätskreises Schöpflin gegen den Mutterkonzern Quelle.[14] Die vom Quelle-Management getroffene Entscheidung bedeutete für den Ort vorübergehend leere Fabrik-, Büro- und Geschäftsgebäude.[15] Der Versand erfolgte bis zuletzt vom Standort Bücknitz aus.

Nach der Schließung des Großversandhauses Schöpflin GmbH übernahm das Unternehmen Mode & Preis Versandhandels GmbH dessen Geschäftsräume und einen Teil der Mitarbeiter. Mode & Preis kam im Jahre 2005 mit 110 Mitarbeitern auf einen Jahresumsatz von fast 150 Millionen Euro.[16] Mode & Preis wurde zunächst von der Münchner Investmentgesellschaft Aurelius übernommen und Anfang 2010 geschlossen.


Firmenübernahmen

Produktion

300 vollautomatische Webstühle

Versand

Kataloge

Vom Katalog des Versandhauses wurden jährlich zweimal über 2 Millionen Exemplare mit über 500 Seiten (1974) und 27000 Artikel gedruckt, wobei Bekleidungsartikel dominierten. Der letzte SCHÖPFLIN-Katalog aus Lörrach-Brombach war die Ausgabe Frühjahr/Sommer 1999. In der Herbst/Winter-Saison 1999/2000 erschien dann als QUELLE-Spezialkatalog noch eine umfangreiche Ausgabe mit dem Titel "Der neue SCHÖPFLIN"[20], dessen Ware dann aber bei QUELLE zu bestellen waren. Auch für Frühjahr/Sommer 2000[21] und für Herbst/Winter 2000/1 gab Quelle noch einen Katalog heraus.[22]

Großversandhaus

Im Jahre 1948 startete Hans Schöpflin (1906–1985), der Sohn des Gründers, ein Großversandhaus mit dem Schwerpunkt Textilwaren. Es wurden Garne, Strick- und Häkelwolle, aber auch Fertigprodukte wie Teppiche angeboten. Vom Firmensitz im Ortsteil Haagen warb er mit Sprüchen wie „Wer den Pfennig ehrt, nach Haagen fährt“ oder „Schöpflin Haagen – weitersagen“. Die Logistikzentrale für das Versandhaus Schöpflin in Lörrach wurde bereits Anfang der 1970er Jahre mit einer vollautomatisierten Fördertechnik betrieben, die mittels Barcodelesern durch Computer gesteuert war.[23] Die Krise in der Textilindustrie führte 1976 zunächst zur Schließung der Spinnerei. Nach der Deutschen Wiedervereinigung 1989 wurde ein Versandstandort in Bücknitz (Brandenburg) aufgebaut. Dieser Standort wurde bis zur Schließung des Unternehmens beibehalten.


Kaufhäuser

1973 erzielte die Schöpflin-Gruppe fast 140 Mio. DM Umsatz mit den Einkaufszentren und Kaufhäusern. Selbstbedienungs-Einkaufszentren gab es in Lörrach-Haagen, Rottweil, Eriskirch und Neckarsulm.


Sonstiges

Wilhelm und Hans Schöpflin sind Ehrenbürger von Lörrach. Mit seinen Geschwistern Albert und Heidi gründete Hans Schöpflin die unabhängige und gemeinnützige Schöpflin Stiftung.[24] Diese finanziert u.a. den freihandelskritischen KMU-Verband Movement for Responsibility in Trade Agreements.[25]

Input

Der letzte SCHÖPFLIN-Katalog aus Lörrach-Brombach war die Ausgabe Frühjahr/Sommer 1999. In der Herbst/Winter-Saison 1999/2000 erschien dann als QUELLE-Spezialkatalog noch eine umfangreiche Ausgabe mit dem Titel "Der neue SCHÖPFLIN", dessen Ware dann aber bei QUELLE zu bestellen waren.

Das Traditionshaus SCHÖPFLIN war in eine Schieflage geraten und wurde 1964 an die Großversandhaus QUELLE Gustav Schickedanz KG, Fürth, verkauft. Zum 31.07.1999 erfolgte dann die Schließung, da SCHÖPFLIN in den Jahren zuvor rote Zahlen geschrieben hatte. [2]

  • Großversandhaus Schöpflin GmbH, Lörrach
  • Doris-Kleider- und Wäschefabrik, Herbolzheim
  • Kaufhaus Schöpflin Haagen, Lörrach


Literatur

  • Großversandhaus Schöpflin GmbH, Lörrach. In: Der Kreis Lörrach. Firmenkurzbiographien, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1980, S. 406-407
  • Schöpflin-Haagen. In: Der Kreis Lörrach. Firmenkurzbiographien, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen 1971, S. 265-266


neu

  • Max Eli, Helmut Laumer: Der Versandhandel. Struktur und Wachstum im internationalen Vergleich. Berlin und München, 1970, S. 36 Google-Books
  • Hans Bauer: Basel, gestern-heute-morgen: Hundert Jahre Basler Wirtschaftsgeschichte. Basel, 1981, S. 298 Google-Books
  • Gemeinde Haagen (Hrsg.), Fritz Schülin: Rötteln-Haagen, 1965, S. 352–356
  • Wilhelm Schöpflin: Zwischen Burg und Brücke. Erlebtes, Erdachtes und Erschafftes. Rombach, Freiburg im Breisgau, 1952

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Klettke S. 700
  2. Moehring: Kleine Geschichte der Stadt Lörrach, Seite 100
  3. s. Kreis Lörrach 1971
  4. Moehring: Kleine Geschichte der Stadt Lörrach, Seite 100
  5. Roland Peter: Rüstungspolitik in Baden: Kriegswirtschaft und Arbeitseinsatz in einer Grenzregion im Zweiten Weltkrieg., München, 1995, S. 171 Google-Books
  6. www.frankfurter-info.org
  7. siehe Badische Zeitung; andere Darstellungen sprechen von 29 oder 40 Toten
  8. [1]
  9. Wirtschaft gleichgültig gegenüber Arbeitssklaven. In: Stattzeitung für Südbaden Ausgabe 44, 2000-11
  10. siehe Göckel S. 171
  11. siehe Unser Lörrach 1981, Chronik 12. April 1981, S. 207
  12. siehe Göckel S. 72
  13. siehe Göckel S. 70
  14. Jürgen Dahlkamp: Zürnen ohne Sünde. In: Der Spiegel. Nr. 15, 1999, S. 52–55 (online).
  15. www.loerrach.de
  16. Badische Zeitung vom 5. Januar 2011
  17. s. Klettke S. 701
  18. s. Klettke S. 701
  19. [https://www.moneyhouse.de/Versandhaus-Kert-GmbH-in-Freudenstadt-im-Schwarzwald-Stuttgart Eintrag Versandhaus Kert - GmbH in Freudenstadt im Schwarzwald auf www.moneyhouse.de
  20. Gültig bis Ende Januar 2000
  21. Gültig bis Ende August 2000
  22. Gültig bis Ende Januar 2001
  23. "Mit optimistischem Blick auf die Zukunft". In: Badische Zeitung vom 27. März 1975, S. 11.
  24. wann? http://www.schoepflin-stiftung.de/
  25. lt. https://moreforsmesthanttip.wordpress.com/about/ - unklar ist, welche oder wie viele Unternehmen dieser Verband tatsächlich vertritt.


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