Benutzer:Zieglhar/Wachturm Rheinfelden-Heimenholz

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Wachturm Rheinfelden-Heimenholz
Limes Donau-Iller-Rhein-Limes
Abschnitt Strecke 2
Datierung (Belegung) valentinianisch
um 364 bis 401 n. Chr.
Typ Specula
Einheit Unbekannt
Erhaltungszustand Mauerreste um 1900 in den Rhein gestürzt
Ort Rheinfelden AG
Geographische Lage 627946 / 268877Koordinaten: 47° 34′ 12″ N, 7° 48′ 36″ O; CH1903: 627946 / 268877 hf
Vorhergehend Wachturm Bürkli (Osten)
Anschließend Wachturm Rheinfelden-Pferrichgraben (Westen)

Der Wachturm Rheinfelden-Heimenholz war Bestandteil des spätrömischen Donau-Iller-Rhein-Limes[1] und befindet sich auf dem Gebiet der Stadt Rheinfelden, im Kanton Aargau in der Schweiz.

Name und Lage

„Zwischen Wallbach und der Stadt Rheinfelden bildet der Rhein eine grössere, nach Norden ausschwingende Schleife, entlang deren die spätantiken Wachtürme lagen.“[2] Nach dem heutigen Stand der Untersuchungen handelte es sich in diesem Abschnitt um „mindestens neun Wachtürme“.[3]


Etwa 1 Kilometer rheinaufwärts vom neuen neuen Wasserkraftwerk Rheinfelden befinden sich die Reste des hier behandelten Wachturms am schweizerischen Ufer (hier Ostufer) auf einer durch eine Lösslehmdecke überlagerten Niederterrasse des Rheins.[4]

Etwa 100 Meter rheinaufwärts vom Wachturm verläuft eine Runse (Erosionsschlucht) die Pferrichgraben benannt ist und namensgebend für den Wachturm wurde. Da sich die Reste des Turms auf der Gemarkung der Stadt Rheinfelden befinden wird als Ortsbezeichnung Rheinfelden-Pferrichgraben verwendet. Statt des Begriffs Wachturm oder Wachtturm wird auch Wartturm oder auf lateinisch Specula verwendet. Zur zeitlichen Einordnung wird der Begriff Spätantike angewendet und der Bezug auf die römischen Bauherren hinzugefügt. Eine umfassende Bezeichnung ist daher spätantiker, römischer Wachturm Rheinfelden-Pferrichgraben.

Von hier bestand eine „Sichtverbindung zum 1,9 km entfernten Bürkli bei Möhlin“,[5] sowie zum Wachturm Heimenholz-Rheinfelden, dessen Reste bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts 1,4 km rheinaufwärts vom Wachturm Pferrichgraben sichtbar waren. Sichtverbindung bestand auch rheinabwärts nach Rheinfelden, wo eine weiterer Wachturm vermutet wird.

Entdeckungsgeschichte

1902 veranlasste die Kommission der historischen Sammlung zu Rheinfelden mit Unterstützung der Stadt Rheinfelden eine teilweise Ausgrabung unter Leitung des Pfarrers Sebastian Burkart.[6] Der Ingenieur G. Hunziker-Habich erstellte die Zeichnungen und Fotographien. Als wissenschaftlicher Berater begleitete Theophil Burckhardt-Biedermann das Projekt.[7] Sebastian Burkart hatte das Projekt initiiert nachdem er in der Folge eines Fundes alemannischer Gräber in Rheinfelden-Heimenholz auf einen weiteren vermeintlichen Grabhügel beim nahegelegenen Pferrichgraben hingewiesen wurde. Nach der Beseitigung der Moos- und Pflanzendecke zeigten sich jedoch Mauer- und Mörtelreste die auf einen weiteren Wachturm hinwiesen.[8] Bei den Ausgrabungen 1902 kam man zum Schluss, dass es sich um einen quadratischen Turm mit einem Durchmesser von 11,5 Meter handele, der von einem Spitzgraben umschlossen war und wahrscheinlich auch von einer Palisade. Ein Rekonstruktionsversuch führte zum Ergebnis, dass der Turm 23 Meter hoch gewesen sei.[9]

Die Konservierungsmaßnahmen von 1902 erwiesen sich als ungenügend und die Mauern verfielen zunehmend. Auf der Jahrestagung der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde von 1933 thematisierte Rudolf Laur-Belart die römischen Wachtürme und in der Folge plante die Vereinigung Sanierungsmaßnahmen, die dann 1938 zusammen mit eingehenderen Untersuchungen des Objektes durchgeführt wurden.[10] Man stellte fest, dass weder das Fundament, noch die hiervon abweichende Turmbasis quadratisch sind, sondern die Form einer Raute haben.[11] Einen Sicherungsgraben konnte man nur auf der Nordost-Seite bestätigen — von einer Palisade wurde nichts gefunden. Die 1902 erfolgte Berechnung der Turmhöhe wurde angezweifelt.[12]

Geschichte des Turmes

Aufgrund von Lage, Bauart und eindeutiger Datierung ähnlicher Objekte wird angenommen, dass der Turm um 371 n.Chr. unter dem römischen Kaiser Valentinian I. als Teil des Donau-Iller-Rhein-Limes erbaut wurde.

Beschreibung

Input

  • Specula Speculae  ; ohne Graben und Pallisaden
  • Burgus - Burgis mit Graben und Pallisaden
  • Pfarrer Sebastian Burkart 1902

„wohl der besterhaltene der ganzen Gegend“[13]

Literatur

  • Raphael Berger, Peter-Andrew Schwarz: Neue Forschungen zum spätantiken Hochrhein-Limes im Kanton Aargau III : der Wachturm Rheinfelden-Pferrichgraben und andere spätantike Wehranlagen auf dem Gemeindegebiet von Rheinfelden. In: Jahresbericht / Gesellschaft Pro Vindonissa, Band 2018, S. 63–94 e-periodica; hier insbesondere S. 67–68 e-periodica
  • Ferdinand Keller: Die römischen Warten, Speculae, längs des linken Rheinufers vom Bodensee bis Basel. In: In: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde, Nr. 2, April 1871, S. 237–248 e-periodica; hier insbesondere S. 247 (Nr. 25) e-periodica


  • Albert Matter, Anton Senti: Die Untersuchung und Konservierung der Römerwarte am Pferrichgraben bei Rheinfelden. In: Vom Jura zum Schwarzwald, 15. Jahrgang (1940), S. 70–81 e-periodica
  • H.R. Burkart: Das römische Grenzwachtsystem am Rhein. In: Vom Jura zum Schwarzwald, 3. Jahrgang (1928), S. 36–45 e-periodica; hier insbesondere S. 43 e-periodica und Rekonstruktionszeichnung und Foto S. 40/41 e-periodica
  • Jakob Heierli: Über das römische Grenzwehr-System am schweizerischen Rhein. In: Jahresberichte der Geographisch-Ethnographischen Gesellschaft in Zürich, Band 5 (1904-1905), S. 21–69; hier insbesondere S. 57 e-periodica
  • Sebastian Burkart: Die römischen Befestigungen am Rhein von Mumpf bis Kaiseraugst. In: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde : Neue Folge = Indicateur d'antiquités suisses : Nouvelle série , Band 5 (1903-1904), Heft 4; S. 256–267 e-periodica. Hier insbesondere S. 263–267

Weblinks

Commons: Pferrichgraben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bei Berger 2018, S. 64 auch spätantiker Hochrhein-Limes (HRL)
  2. Berger 2018, S. 64
  3. Berger 2018, S. 65
  4. Siehe Berger S. 64
  5. Berger 2018, S. 65
  6. Peter Amiet: Sebastian Burkart. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. April 2003, abgerufen am 20. Oktober 2021.
  7. Siehe Matter/Senti S. 70
  8. Siehe S. Burkart S. 263
  9. Siehe S. Burkart S. 266
  10. Siehe Matter/Senti S. 71
  11. Siehe Matter/Senti S. 74
  12. Siehe Matter/Senti S. 79
  13. Burkart S. 43


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