Benutzer:Zsasz/Hans-Eitel Friedrich

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Hans-Eitel Friedrich (* 14. Juli 1898 in Potsdam; † 19. Februar 1979 in Berlin) war ein deutscher politischer Aktivist und Lokalpolitiker. Friedrich war von 1930 bis 1931 führend in der Berlin-Brandenburger Sturmabteilung (SA) tätig und betätigte sich anschließend von 1931 bis 1933 gegen die NS-Bewegung. Außerdem amtierte er von 1945 bis 1946 als erster Nachkriegsbürgermeister der württembergischen Stadt Schussenried.

Leben und Tätigkeit

Frühe Jahre

Friedrich besuchte nacheinander das Viktoria Gymnasium in Potsdam (1904 bis 1907), das Lessing und Friedrich Werdersche Gymnasium in Berlin (1907 bis 1913) sowie das Reformrealgymnasium und die Vorschule der Seekadettenanstalt in Kiel (1913 bis 1915). Die zuletzt genannte verließ er mit der Primareife.

Am 2. August 1915 trat Friedrich als Fahnenjunker in die preußische Armee ein, in der er dem I. Ersatz-Bataillon beim Infanterieregiment 149 zugeteilt wurde. Mit dieser Formation nahm er anschließend knapp drei Jahre lang am Ersten Weltkrieg teil. Während des Krieges wurde er zum Unteroffizier (18. Juni 1916), Fähnrich (27. Juli 1916) und Leutnant (25. Oktober 1916) befördert. Im Krieg wurde Friedrich zweimal verletzt.[1][2]

Nach dem Krieg gehörte Friedrich noch bis 1923 der Reichswehr, der Armee der Weimarer Republik an: Ab dem 14. Mai 1920 diente er bei der Verbindungsstelle der Heeresfriedenskommission in Düsseldorf. Am 31. März 1922 schied er mit dem Rang eines Oberleutnants aus der Armee aus.

Von März 1923 bis September 1924 war Friedrich als Reichsbankbeflissener bei der Außenstelle der Reichsbank in Potsdam angestellt.

Tätigkeit in der SA und gegen die NSDAP (1930 bis 1933)

Bericht über Ausschlüsse aus der NSDAP im April 1931, darunter Friedrich.

Im Mai 1930 trat Friedrich in die Sturmabteilung (SA), die Parteiarmee der NSDAP, ein. In die NSDAP trat er im Juni 1930 ein (Mitgliedsnummer 139.855). In der SA übernahm Friedrich zu dieser Zeit den Posten des Adjutanten des Gausturms Brandenburg, einem von sechs Gaustürmen, die zusammen den OSAF-Stellvertreter-Bereich Ost bildeten. Befehlshaber des OSAF-Stellvertreter-Bereichs Ost war Walther Stennes, während Führer des Gausturms Brandenburg Joseph Veltjens war. Friedrich war als Adjutant nach Veltjens der zweithöchste Funktionär des Gausturms Brandenburg.

Anfang April 1931 war Friedrich einer der Rädelsführer der sogenannten Stennes-Revolte, einer Erhebung der SA in Berlin, Brandenburg und punktuell anderen Teilen des OSAF-Stellvertreter-Ost-Gebietes gegen die Parteiführung der NSDAP in München. Grund des Aufbegehrens großer Teile der ostdeutschen SA war, dass diese den formal streng legalen politischen Kurs der Parteileitung als schwächlich, feige und rückgratlos - als eine armselige Anpassung an das von ihnen abgelehnte bestehende politische System der Weimarer Republik - ansahen und stattdessen dafür eintraten, einen aufrechten und geradlinigen Kurs einzuschlagen, d. h. den direkten aktivistischen und sogar revolutionären Kampf gegen den bestehenden Staat zu führen. Hinzu kam, dass der SA die Korruption und die Bonzokratie des Parteiapparates und der Parteiführung ein Dorn im Auge waren, so dass auch diese Erscheinungen sie dazu bestimmten, sich gegen die Parteiführung aufzulehnen.

Der Machtkampf zwischen der Münchener Parteiführung und den Gauleitungen von Berlin und Brandenburg einerseits und den Aufständischen um Stennes andererseits wurde in der ersten Hälfte des April 1931 ausgetragen. Er endete damit, dass sich Stennes und einige hundert seiner Anhänger von der Partei abspalteten und eine eigene Organisation gründeten. Die einige Tage lang im Raum stehende große Spaltung der Partei konnte indessen abgewendet werden. Friedrich, der zu den Anführern der Revolte zählte, wurde am 2. April 1931 von der Gauleitung Brandenburg aus der NSDAP ausgestoßen. Sein Ausschluss aus der NSDAP wurde im Völkischen Beobachter vom 7. April 1931 öffentlich bekannt gegeben. Während beide Seiten in den folgenden Wochen versuchten, die Masse der SA-Männer in Ostdeutschland in ihr Lager zu ziehen, absolvierte Friedrich diverse Auftritte als Versammlungsredner, bei denen er gegen die NSDAP-Führung und ihren Kurs agitierte. So sprach er in Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg über das Thema „Hitlers Verrat am deutschen Volk“.

Nachdem der unmittelbare Machtkampf Ende April vorerst zugunsten der NSDAP-Führung entschieden war, schlossen sich Stennes' Anhänger in der neuen Organisation der Nationalsozialistischen Kampfbewegung Deutschlands zusammen. Friedrich absolvierte für diese Organisation während der Jahre 1931 und 1932 zahlreiche öffentliche Auftritte als Redner, in denen er die NSDAP und ihre Politik scharf angriff und die Bevölkerung davor warnte, für die Partei zu stimmen.

Einem Bericht des Sicherheitsdienstes der SS über die Stennes-Gruppe von 1933 zufolge soll Friedrich im Laufe des Jahres 1931 in der Nachfolge von Herbert Jantzon die Stellung des Stabschefs von Stennes in seiner neuen Organisation übernommen haben.[3]

Nach der Übertragung der Regierungsgewalt an die NSDAP im Januar 1933 geriet Friedrich wie die anderen führenden Angehörigen der Stennes-Gruppe rasch ins Visier der neuen Machthaber: Im Juli 1933 wurde er von der Geheimen Staatspolizei verhaftet und vier Wochen lang im Hausgefängnis des Geheimen Staatspolizeiamtes in Berlin festgehalten.

Späteres Leben

Von 1931 bis 1934 war Friedrich Mitarbeiter und Teilhaber des Berliner Verlages Gellert. Eine kurzzeitige Reaktivierung als Offizier im Jahr 1934 endete damit, dass er wegen politischer Unzuverlässigkeit 1935 wieder entlassen wurde. Stattdessen arbeitete er von Mai 1935 bis Mai 1941 als Revisor und Abteilungsleiter bei der Wirtschaftsgruppe Kleidung. Während dieser Zeit erwarb er außerdem ein landwirtschaftliches Anwesen in Ruppertsweiler bei Schussenried.[4]

Von Mai 1941 bis September 1944 war Friedrich als Abteilungsleiter bei der Zentratex Berlin beschäftigt. In der Spätphase des Zweiten Weltkriegs, im September 1944, wurde er zum Arbeitseinsatz beim Reichsverteidigungskommissar im Wehrkreis V Biberach eingezogen. Er wurde zur Mitarbeit am Ausbau der Grenzbefestigung an der deutschen Westgrenze abgestellt. Vom 19. Oktober bis zum 20. November 1944 war er im Schanzeinsatz in Belfort. Vom 1. Dezember 1944 bis zum 22. April 1945 tat er als Kompanieführer Dienst im Volkssturm.

Anfang April 1945 nahm Friedrich zu den als Deportierte Zwangsarbeiter in Schussenried arbeitenden Franzosen Josef Fischer und Charles Wagner auf, mit denen er ein Arrangement traf, zusammenzuarbeiten, um eine gewaltlose Übergabe der Gemeinde an die vorrückenden alliierten Truppen herbeizuführen. Am 23. April beschaffte er den beiden Männern einen Kraftwagen, mit dem diese - gekennzeichnet mit einer weißen Fahne - den vorrückenden Truppen entgegenfahren konnten. Nachdem sie bei bei Bierstetten auf französische Truppen trafen kehrten sie mit einigen Franzosen nach Schussenried zurück. Am Nachmittag des Tages, gegen 14.45 wurde die Stadt besetzt. Friedrich übergab die Gemeinde auf dem Marktplatz formal an die französische Armee.[5]

Nach dem Kriegsende wurde Friedrich am 23. April 1945 von der französischen Besatzungsmacht in Württemberg als erster Nachkriegsbürgermeister von Schußenried eingesetzt. Er bekleidete diesen Posten bis zum 20. Februar 1946. Am 24. April entliess Friedrich den aus Nationalsozialsiten bestehenden Gemeinderat der Stadt. Im Februar 1946 wurde Friedrich von der französischen Militärregierung in Württemberg aufgrund von Denunziationen abgesetzt. Er wurde beschuldigt bzw denunziert, ein illegitimer Sohn des preußischen Kronprinzen Wilhelm zu sein sowie SA-Gruppenführer und Nachrichtenoffizier in England und Frankreich gewesen zu sein.

Von Februar bis Mai, von Juli bis Oktober 1946 und im Januar 1947 befand sich Friedrich wiederholt in französischer Internierungshaft. Im Rahmen der Entnazifizierung wurde er durch Urteil der Spruchkammer III Tübingen vom 11. August 1948 als "entlastet" eingestuft.

Von 1947 bis 1952 arbeitete Friedrich als selbstständiger Wirtschaftsberater in Uelzen und Berlin. Danach war er mehrere Jahre als Angestellter bei der Dienststelle des Notaufnahmeverfahrens in Berlin beschäftigt. Ein Antrag auf Wiedergutmachung als Verfolgter des NS-Regimes, den er in den 1950er Jahren stellte, wurde vom Bundesministerium des Innern Anfang der 1960er Jahre aufgrund seiner Zugehörigkeit zur NSDAP in den Jahren 1930 und 1931 entsprechend einschlägigen Bestimmungen abgelehnt.

Ehe und Familie

Friedrich war seit dem 28. September 1937 verheiratet mit Ilse Emma Beling (1913-1992)[6] und hatte zwei Söhne, Hans-Eitel (1943–1987) und Jürgen (* 1945).

Archivarische Überlieferung

Im Landesarchiv Baden-Württemberg/Staatsarchiv Sigmaringen haben sich eine Sprurchkammer-Verfahrensakte zu Friedrich (Wü 13 T 2 Nr. 758/024), eine Abschrift des gegen ihn erlassenen Spruchkammerurteils von 1948 in einer Sammlung von Spruchkammersprüchen (Wü 13 T 2 Nr. 2641/168; online verfügbar) sowie eine Akte des Kreisuntersuchungsausschusses Biberach (Wü 15 T 1 Nr. 47/393) über ihn erhalten.

Das Bundesarchiv verwahrt wiederum eine Sammlung mit der Korrespondenz von Friedrich und Walther Stennes aus den 1960er und 1970er Jahren (ZSg 163/433).

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Verlustlisten Erster Weltkrieg: Preußische Verlustliste 843 vom 26. Mai 1917
  2. Verlustlisten Erster Weltkrieg: Preußische Verlustliste 1194 vom 20. Juli 1918
  3. Institut für Zeitgeschichte: Zeugenschrifttum Stennes 1: "Auszugsweiser Bericht in Sachen Stennes u. Genossen", S. 10 (online verfügbar).
  4. Schussen-Bote.Amtsblatt und Gästezeitung der Stadt Schussenried 46. Jg (2015) Nr. 39, S. 18.
  5. Schussen-Bote.Amtsblatt und Gästezeitung der Stadt Schussenried 46. Jg (2015) Nr. 39, S. 18.
  6. Ancestry: Standesamt Berlin Friedrichshagen: Heiratsregister für das Jahr 1937, Heiratsurkunde Nr. 113/1937.


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