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Herkunft und Geschichtliches

Historischer Mastiff bis etwa 1800

Mögliche Vorläufer

Als „Mastiff“ oder „englischer Mastiff“ wurden in der Vergangenheit massige Hunde aus Britannien bezeichnet, breitmäulige Hunde mit faltiger Stirn, die auch schon den Römern bekannt waren.[1]

Die genaue Herkunft dieses Hundetyps lässt sich nicht ergründen. Vor allem ältere Autoren nehmen als Stammvater die Tibetdogge oder Tibetmastiff an (Shaw, 1891; Dalziel, 1889; Beckmann, 1894)[2], andere sehen in dem alten englischen Mastiff eine autochthone Originalrasse (Franz, 1781; Walther, 1817; Studer, 1901)[2] oder halten eine Kreuzung von Tibethunden mit Britannierhunden für möglich (Albrecht, 1903).[2] Nach neueren Erkenntnissen ist die Verbindung zu den Tibetmastiffs aber unwahrscheinlich, da es keine Verbindung zu den Tibetpopulationen gibt.[3] Nach einer anderen Theorie ist der historische Mastiff ein Abkömmling des Molossers aus Makedonien und Epirus, der mit Handelsschiffen aus Tyros und Sidon nach England kam.[1]

Auftreten des Begriffs "Mastiffs"

Der Name taucht erstmals bei Edmund of Langley, 1. Duke of York, (1341–1402) in seiner Abhandlung für Henry IV. namens The Master of the Game and of Hawks. als Maystif auf. Bei der Namensherkunft kommen das plattdeutsche Mast-teve (schwerer, plumper Hund) und das lateinische mixtivus „Mischling“ in Betracht.[4] 1991 kam noch eine weitere Deutung hinzu: Der belgische Schäferhunde-Fachmann Prof. Reul will englisch mastiff von lateinisch mastinus „häuslich, zahm“ herleiten.[4]

Erste eindeutige Belege, dass Mastiffs als Kriegshunde verwendet und gezüchtet wurden, stammen aus dem Spätmittelalter. So wurde beispielsweise in der Schlacht von Azincourt (1415) der englische Adelige Sir Percy Legh auf dem Schlachtfeld schwer verwundet und von einer seiner englischen Doggen vor den feindlichen Angreifern beschützt. Als der Adlige trotzdem starb, brachte man seine Leiche und den überlebenden Hund nach England, wo seine Familie als Dank für die Treue die Rasse erhielt und 1435 in Lyme Hall mit der Nachzucht begann (Arnold, 1939; Vocke, 1996 b).[2] Diese Hunde wurden bald sehr erfolgreich als Jagd-, Kriegs- und Wachhunde eingesetzt.[2]

  • sowie des Bandogs
  • sowie des Bulldogs
  • Tierkampf

Der erste belegte Bericht von einem Kampf zwischen einem Bären und sechs „Bärenhunden“ stammt aus dem Jahr 1050 n. Chr. Zur allgemeinen Belustigung des englischen Adels wurden dafür wildlebende Bären mit Fallen lebend eingefangen und zum Kampf gegen die Mastiffs gestellt.

Stärke und Ausdauer in Verbindung mit seinem Körperbau begründeten die gute Eignung des Mastiffs bei der Hatz auf Bären, Stiere und vor allem auf Wildschweine. Hierbei konnte sich der Eber zunächst noch frei bewegen und verteidigen, doch dann begann man bis weit in das zwanzigste Jahrhundert, jeweils ein Wildschwein an einen Pfahl zu binden, um es von drei oder vier Hunden zu Tode beißen zu lassen. Die Hunde selbst führten jeden Kampf fort und ließen sich auch bei eigener schwerer Verwundung nicht zum Anhalten zwingen. (Aldrvandus, 1637; Fitzinger, 1876)[2]

In der Umgebung von London entstanden im 16. Jahrhundert für die Tierkampf-Formen des Bear- und Bullbaitings eigens angelegte Arenen, sogenannte „bear garden“, in denen Bullen, Bären oder andere Raubtiere für die Tierkämpfe gehalten wurden. Die englische Königin Elisabeth I. und James I. waren große Förderer derartiger Tierkämpfe. James I. hielt sogar im Londoner Tower eine große Anzahl von Bären und Löwen, die er dort zusammen mit „Bärenhunden“ züchtete. (Fleig, 1981 a; Fraser, 1990; Fleig, 1994; Wilcox und Walkowic, 1995; Frinkes, 1996 b)[2] Die hierfür gezüchteten doggenartigen Hunde ähnelten den im niederländischen und deutschen Raum bekannten Bullen- oder Bärenbeißern.

Aufbau der modernen Mastiff-Zucht (Hunderasse) im 19. Jahrhundert

Der Beginn der Reinzucht erfolgte 1820, nach anderen Quelle 1835, in England. So ganz einig war man sich nicht in Bezug auf das Aussehen, besonders um die Farbe wurden Kontroversen geführt. 1872 wurde ein Mastiff-Klub gegründet und zur Blutauffrischung glatthaarige Bernhardiner eingekreuzt. Damit diese Kreuzungen nicht einfach als Bastarde abgetan werden konnten, erklärte der Klub der Bernhardiner sie einfach zum Alpenmastiff.[5]


  • Sonstiges

Der historische Mastiff ist der Vorfahre vieler heutiger Hunderassen, wie der Deutschen Dogge, des Boxers oder des Bulldog.

„Ein Mastiff aus wahrem englischem Blut liebte den Kampf mehr als sein Futter. Seinen Ruhm sah man an seinem hinkenden Schritt, Narben aus Kampf um Ehre zeichneten sein Gesicht; an jedem Glied eine Schramme, die häufigen Kämpfe haben seine Ohren verkürzt!“

(SHAW, 1891)[2]

Quellen und weiterführende Links

Literatur

  • Marie Antoinette Moore: The Mastiff. Denlinger's Publishers, Fairfax 1978, ISBN 0-87714-059-6.
  • Douglas Oliff (Hrsg.): The ultimate book of mastiff breeds. Howell Book House, New York NY 1999, ISBN 1-58245-080-3 (In deutscher Sprache: Das grosse Molosser Buch. Kynos-Verlag, Mürlenbach 1999, ISBN 3-933228-07-7).

Einzelnachweise

  1. a b Doggenartige/Mastiff, Britanniens Hunde zur Römerzeit. In: Hans Räber: Enzyklopädie der Rassehunde. Ursprung, Geschichte, Zuchtziele, Eignung und Verwendung. Band 1: Bauern-, Hirten und Treibhunde, Schäferhunde, doggenartige Hunde, pinscherartige Hunde, spitzartige Hunde, Nordische Hunde, Schensihunde, Zwerghunde, Pudel, Dalmatiner. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1993, ISBN 3-440-06555-3, S. 388.
  2. a b c d e f g h Andrea Steinfeldt: „Kampfhunde“. Geschichte, Einsatz, Haltungsprobleme von „Bull-Rassen“ – Eine Literaturstudie. (PDF; 6,2 MB) Hannover 2002, Dissertation, S. 42 ff.
  3. Bauernhunde/do Kyi, Dichtung und Wahrheit. Hans Räber: Enzyklopädie der Rassehunde. Ursprung, Geschichte, Zuchtziele, Eignung und Verwendung. Band 1: Bauern-, Hirten und Treibhunde, Schäferhunde, doggenartige Hunde, pinscherartige Hunde, spitzartige Hunde, Nordische Hunde, Schensihunde, Zwerghunde, Pudel, Dalmatiner. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1993, ISBN 3-440-06555-3, 83 ff.
  4. a b Doggenartige/Mastiff. Der Name. In: Hans Räber: Enzyklopädie der Rassehunde. Ursprung, Geschichte, Zuchtziele, Eignung und Verwendung. Band 1: Bauern-, Hirten und Treibhunde, Schäferhunde, doggenartige Hunde, pinscherartige Hunde, spitzartige Hunde, Nordische Hunde, Schensihunde, Zwerghunde, Pudel, Dalmatiner. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1993, ISBN 3-440-06555-3, S. 389.
  5. Doggenartige/Mastiff, Beginn der Reinzucht. In: Hans Räber: Enzyklopädie der Rassehunde. Ursprung, Geschichte, Zuchtziele, Eignung und Verwendung. Band 1: Bauern-, Hirten und Treibhunde, Schäferhunde, doggenartige Hunde, pinscherartige Hunde, spitzartige Hunde, Nordische Hunde, Schensihunde, Zwerghunde, Pudel, Dalmatiner. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1993, ISBN 3-440-06555-3, S. 392.