Benutzer Diskussion:Carl Stiller/Kampagne für (Demokratie und) Abrüstung

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Tja

Dass dir der Artikel jetzt auf Seite geschoben ist, ist vielleicht auch nicht in deinem Sinne - aber ich erlaube mir trotzdem, dass noch einzufügen, was ich heute vor der Löschung in der Mache hatte.

--Nstrc (Diskussion) 20:19, 17. Apr. 2020 (CEST)

Doch, ich habe ja darum gebeten, das hat schon seine Richtigkeit. Du kannst gerne deine Änderungen einpflegen, ich werde bei Gelegenheit mal drüberschauen und ihn dann so vorbereiten, dass er wieder in den Artikelsnamenraum kann. Beste Grüße --Carl Novator (Diskussion) 21:04, 17. Apr. 2020 (CEST)

10 Thesen zur Tücke des Objektes

Vielleicht ist das Folgende hilfreich, um aus meiner Materialsammlung einen lesbaren Text zu machen:

1. Es ist logisch und juristisch unabweisbar zwischen Demonstrationen (und anderen Veranstaltungen) einerseits und den VeranstalterInnen von Demonstrationen (und anderen Veranstaltungen) zu unterscheiden.

2. Dieser Unterschied wird vor allem in Rückblicken von früheren ‚Mitgliedern‘ des Objektes, das Gegenstand des Artikel ist, und auch teilweise in der wissenschaftlichen Sekundärliteratur verwischt, da diese Texte jedenfalls für die ersten Jahre zur homonymen Verwendung des Wortes „Ostermarsch“ sowohl für die Demonstrationen als auch für deren VeranstalterInnen tendieren und deshalb zu kuriosen Formulierungen gelangt wie

  • „Ostermarsch gegen Atomwaffen in Ost und West, der sich in der zweiten Hälfte der 60er Jahre in ‚Kampagne für Demokratie und Abrüstung‘ umbenannte.“ (Buro)
  • „in September 1962 when the Easter Marches gave themselves a new name: ‚The Easter Marches – Campaign for Disarmament‘“ (Nehring).

3. a) Inwieweit diese kuriosen Formulierungen der Quellensprache entnommen sind, ist nicht vollständig klar, da weder Nehring noch Otto noch die Akteurstexte die Umbennungsbeschlüsse von ca. 1962/63 und 1968 wörtlich zu zitieren.

b) Die nämliche Unklarheit findet sich aber zumindest insofern schon in der Quellensprache als der „Zentrale Ausschuß“ zunächst „Zentraler Ausschuß des Ostermarsches der Atomwaffengegner“ – und nicht (wie es präzise gewesen wäre) „Zentraler Ausschuß zur Vorbereitung der Ostermärsche der Atomwaffengegner“ hieß.

c) Die Aufgabe der Wissenschaft besteht aber jedenfalls nicht darin, die Quellensprache unkritisch zu reproduzieren, sondern sie kritisch zu reflektieren. Das findet aber in der bisherigen Sekundärliteratur nicht statt.

4. Dass auch die wissenschaftliche Sekundärliteratur den nämlichen Unterschied jedenfalls nicht scharf herausarbeitet, mag daran liegen, diese Arbeiten eher bewegungsgeschichtlich angelegt sind und sich daher eher für die Demonstrationen als für die VeranstalterInnen interessieren.

5. Trotzdem ist auch beim gegenwärtigen Forschungsstand möglich, Sinnvolles zum Gegenstand des Artikels (die Demonstrations-VeranstalterInnen [der späteren Jahre] als „Quasi-Organisation“ [Buro u.a.]) zu sagen, denn auch die bewegungsgeschichtliche Literatur blendet die Gremienstruktur nicht völlig aus.

6. Unklar ist allerdings auch, wann genau der Übergang vom saisonalen Demonstrations-VeranstalterInnen-Kreis zur „permanenten Quasi-Organisation“ (Buro u.a.) stattfand: Irgendwann im September 1962 (Nehring) oder aber erst am 7./8. September des folgenden Jahres (Otto, APO, S. 80, 430 unter Berufung auf PPP vom 25.10.1963)?

7. Diese Unklarheit tangiert auch die Lemma-Ansetzung:

a) Mit der früheren Ansetzung der Umbenennung (oder falls die Umbenennung irgendwann Anfang 1963 stattgefunden haben sollte), bestünden wenig Bedenken, Namensänderung und qualitative Änderung des Realobjektes als einen parallelen Vorgang zu sehen – und es folglich beim bisherigen Lemma zu belassen.

b) Fand die Namensänderung dagegen erst ein Jahr, nachdem die Einrichtung einer Geschäftsstelle und die Herausgabe einer Zeitschrift beschlossen worden waren, um das Interesse an der Kampagne auch über die Zeit der österlichen Demonstrationen hinaus aufrechtzuerhalten, statt, dann müßte von der Entstehung des Realobjektes „permanente Quasi-Organisation“ schon in der Zeit des alten Namens ausgegangen werden – was wohl Auswirkungen auf die Lemma-Ansetzung haben müsste.

8. Ebenfalls nicht völlig klar ist, ob „Kampagne für Abrüstung“ / „Kampagne für Demokratie und Abrüstung“ wirklich die korrekte Bezeichnung für die „permanente Quasi-Organisation“ ist oder ob die „Kampagne“ nicht – entsprechend der üblichen Bedeutung des Wortes „Kampagne“ – doch nur eine Aktivität der Quasi-Organisation (die dann vielmehr aus dem Zentralen Ausschuss und den Regionalausschüssen sowie dem Kuratorium bestünde) war.
Wie wäre aber das Lemma anzusetzen, wenn zwischen Kampagne als Aktivität und Gremien als Quasi-Organisation zu unterscheiden wäre? (An der Realität, historischen Bedeutung und damit Lemma-Würdigkeit der „permanenten Quasi-Organisation“ ändert diese terminologische Unklarheit ja nichts.)

9. a) Fraglich scheint mir inzwischen auch, ob an meiner bisherigen Interpretation der verschiedenen GND-Datensätze und des Naturfreundjugend-Fotos:

  • „Kampagne für Demokratie und Abrüstung“ = Quasi-Organisation / Demo-Veranstalterin
  • „Kampagne für Demokratie und Abrüstung. Ostermarsch der Atomwaffengegner“ = Demos

festzuhalten ist
oder ob nicht für die GND-Datensätzen statt von einer administrativen Überordnung (wie es dort heißt) vielmehr von einer weiteren zeitlichen Abfolge von Namen zugehen ist:

  • siehe den Wegfall des Zusatzes „Ostermarsch der Atomwaffengegner“ ab dem Impressum von Nr. 45/46 der Informationen zur Abrüstung vom April/Mai 1967.

Das Naturfreundejugend-Foto würde dann auch nicht (unbedingt) das Leit-Transparent/Motto einer Demonstration zeigen, sondern vielmehr und vor allem ein Transparent, das mit dem Namen einer Quasi-Organisation, die mit dem Transparent bei der Demonstration ‚Flagge zeigt‘, beschriftet ist.

b) Die österlichen Demonstrationen hießen wohl auch 1967 und 1968 schlicht „Ostermarsch“: siehe die diversen Überschriften in 1 und 2.

10. a) Keinesfalls schiene mir aber richtig zu sein, ein Lemma „Kampagne für Demokratie und Abrüstung“ anzusetzen, dann aber unter diesem Lemma sowohl die Zeit von ca. 1963 - Anfang 1968 („Kampagne für Demokratie und Abrüstung. Ostermarsch der Atomwaffengegner“ / „Kampagne für Demokratie und Abrüstung“) als auch die Zeit ab Anfang 1968 („Kampagne für Demokratie und Abrüstung“) zu behandeln.

b) Zwei getrennte Lemma anzusetzen, erschiene mir aber angesichts dessen, daß der Zerfall des Objektes schon 1 ¾ Jahre nach der Umbennung von Anfang 1968 einsetzte, auch nicht sonderlich sinnvoll.

c) Daher scheint mir zumindest insofern das Lemma „Kampagne für (Demokratie und) Abrüstung“ haargenau richtig zu sein, wenn unter diesem die gesamte Existenzzeit des Objektes ab ‚Taufung‘ auf den Namen „Kampagne für Abrüstung“ behandelt wird.

--Nstrc (Diskussion) 09:01, 18. Apr. 2020 (CEST)

Nachtrag zu den Thesen


zu These 6: Die in These 6 angesprochene Unklarheit ließ sich inzwischen klären. Es gab mehrere Umbenennung; u.a. im Sept. 1962 eine in „Ostermarsch der Atomwaffengegner – Kampagne für Abrüstung“ und im Sept. 1963 in „Kampagne für Abrüstung – Ostermarsch der Atomwaffengegner“.


zu These 8: Das These 8 angesprochene Problem ist dagegen weiterhin nicht geklärt:
* Der Zentrale Ausschuss hat seine Basis mindestens in einem Text zweimal als „die Ausschüsse“ adressiert: „Bezahlung aller Schulden durch die Ausschüsse“ / „die Ausschüsse und andere Schuldner“[1].
* Auch Otto spricht öfter von „den Ausschüssen“: „von den Ausschüssen“ / „der ZA forderte die Ausschüsse auf“ / „Diskussion in den Ausschüssen“ / „legte der ‚Arbeitsausschuß‘ des ZA den Entwurf für eine ‚Zielsetzung für den Ostermarsch 1968‘ vor und empfahl ihn […] den Ausschüssen nachdrücklich zur intensiven Diskussion“ / „wurde den Ausschüssen nahelegt“.[2]
Das mag vielleicht dafür sprechen, ein Lemma „Ausschüsse der Kampagne für Abrüstung (ab 1968: Kampagne für Demokratie und Abrüstung)“ anzusetzen, von den Ausschüssen (als Quasi-Organisation) die Kampagne (als bloße Aktivität) sowie die von ihr bloß mobilisierten (aber sie nicht aktiv-organisierend tragenden) Menschen zu unterscheiden und den Anfang des Artikels wie folgt zu formulieren:

„Die Ausschüsse der Kampagne für Abrüstung (KfA) bzw. ab Mitte Januar 1968[2] der Kampagne für Demokratie und Abrüstung (KfDA[3]) entstanden 1960/61 – zunächst noch unter anderen Namen – als Veranstalter österlicher Anti-Atomwaffen-Demonstrationen (siehe: Ostermarsch). Es gab einen „Zentralen Ausschuß“ sowie Regionale und Örtliche Ausschüsse (RA und ÖA). Mit Verstetigung der Aktivitäten kam 1962 die Zusatzbezeichnung „Kampagne für Abrüstung“ auf, die 1963 in den Vordergrund rückte und im Januar 1968 durch „Kampagne für Demokratie und Abrüstung“ ersetzt wurde. Die Ausschüsse waren dabei auf örtlicher Ebene eine Mischstruktur von individuellen Aktiven und OrganisationsvertreterInnen; auf regionaler und zentraler Ebene von OrganisationsvertreterInnen und Delegierten der jeweils nächstniedrigeren Ebene.“


Andererseits gibt es aber auch Formulierungen, in denen die Kampagne als Subjekt (und nicht bloß als Aktivität eines Subjekts oder mehrer Subjekte) erscheint, z.B.[3]:
  • „In der Kampagne für Abrüstung haben sich Bürger […] auf bestimmte vordrindliche politische Forderungen geeignet und zur Durchsetzung dieser Forderungen verbündet.“ (Dies ist eine etwas andere Formulierung als es folgende Formulierung wäre: „Im Rahmen der Kampagne für Abrüstung […] arbeiten Bürger zur Durchsetzung von Forderungen zusammen, auf die sie sich geeignet haben“
  • „Die Kampagne für Abrüstung hat sich zum Ziel gesetzte, […].“ (Dies ist eine deutlich andere Formulierung als: „Die Kampagne für Abrüstung dient dem Ziel, […].“
--Nstrc (Diskussion) 12:59, 27. Apr. 2020 (CEST)

Variante für die Chronologie

Hier wäre noch eine Variante für die Chronologie (informativer dürfte diese sein; übersichtlicher die im Artikel-Entwurf):

Zeitpunkt KfA, KfDA & Vorgeschichte Parallelereignisse
Ereignis Zeitschriften Staatspolitik andere linke Gruppen
1960 Ein erster Ostermarsch findet (in Norddeutschland) statt. Die Bundesregierung bringt ihren ersten Entwurf für verfassungsändernde Notstandsgesetze in den Bundestag ein.
Herbst 1960 Das norddeutsche Vorbereitungstreffen regt die Bildung weiterer regionaler Vorbereitungsgruppen an. Die Deutsche Friedensunion wird gegründet.
November 1960 Ein Treffen findet statt, auf dem ein überregionaler „Zentraler Ausschuß“ gebildet wird.
Januar 1961 Der überregionale „Zentrale Ausschuß“ hat seine konstituierende Sitzung.
Ostern 1961 und 1962 Es finden jeweils Ostermärsche in mehreren Regionen statt.
Sept. 1961 Erstmals werden ausschließlich Union, SPD und FDP in den Bundestag gewählt. Adenauer sagt seinen Rücktritt im Laufe der Wahlperiode zu. Die DFU erlangt 1,9 % der gültigen Stimmen.
Nov. 1961 SPD-Vorstand erklärt gleichzeitige Mitgliedschaften in SPD und SDS für unvereinbar.
September / Okt. / Nov.-Dez. 1962 Der „Zentrale Ausschuss des Ostermarsches der Atomwaffengegner“ erhält wohl den Namen „Zentraler Ausschuss des Ostermarsches der Atomwaffengegner – Kampagne für Abrüstung“. Spiegel-Affäre Der von der Bundesregierung angestrengte Prozess vor dem Bundesverwaltungsgericht mit dem Ziel eines Verbotes der VVN platzt.
1963 Es wird ein Büro eingerichtet und die Herausgabe einer Zeitschrift und eines Pressedienstes begonnen.

Nach Nord, West, Südwest und Süd wird für das Gebiet Mitte (Frankfurt/Offenbach) ein fünfter Regionalausschuss gebildet.

Informationen zur Abrüstung Nr. 1 (1963)[4] - 53 (Anfang Dezember 1967) Zweiter Entwurf für verfassungsändernde Notstandsgesetze.

Kanzlerwechsel von Adenauer zu Erhard.

Die 1957 gegründete avantgardistische Gruppe bildender Künstler SPUR transformiert sich in die Subversive Aktion.

Rudi Dutschke kommt mit der neuen Gruppe in Kontakt und tritt ihr bei.

1965 Klaus Vack wird Geschäftsführer des Zentralen Ausschusses und – wohl etwas vorher[5] – Andreas Buro der „Sprecher“ der Kampagne. Der Rechtsausschuss des Bundestages erarbeitet einen dritten Entwurf verfassungsändernder Notstandsgesetze. Die Westberliner Teilgruppe der Subversiven Aktion wird in den SDS aufgenommen.
1966 Die KfA unterstützt den SDS-Kongress „Vietnam – Analyse eines Exempels“. Kanzlerwechsel von Erhard zu Kiesinger und Wechsel der Koalitionspartnerin der Union (SPD statt FDP) Gründung des Kuratoriums „Notstand der Demokratie“.

Reimut Reiche (später Revolutionärer Kampf Frankfurt/Main) löst Helmut Schauer (später IG Metall-Funktionär) als SDS-Vorsitzenden ab.

Februar 1967 Die Zahl der Regionalausschüsse ist auf 12 angewachsen.
Sommer 1967 Der „Arbeitsausschuß“ der KfA beschließt, die Anti-Springer-Kampagne des SDS zu unterstützen. Vierter Entwurf für verfassungsändernde Notstandsgesetze. Benno Ohnesorg wird bei einer Anti-Schah-Demonstration von einem Polizisten erschossen.
Mitte Januar 1968 Die KfA wird in „Kampagne für Demokratie und Abrüstung“ umbenannt. außerparlamentarische opposition Nr. 54 (Ende Januar 1968) - 71 (Sommer / Herbst 1969?)[6]
April 1968 u.a. die späteren RAF-GründerInnen Andreas Baader und Gudrun Ensslin legen Brandsätze in zwei Frankfurter Kaufhäusern.

Attentat auf Rudi Dutschke.

Mai 1968 Klaus Vack vertritt die KfDA im Organisationskomitee für den „Sternmarsch auf Bonn“, der am 11. Mai 1968 stattfinden wird. Der Bundestag verabschiedete eine nochmals überarbeitete Fassung der Notstandsgesetze
August 1968 Niederschlagung des Prager Frühlings
Mitte September 1968 Der „Zentrale Ausschuß“ lehnt eine Beteiligung an einem von – einem Kreis um Werner Hofmann angestrebten – Wahlbündnis für die Bundestagswahl 1969 ab. Die Deutsche Kommunistische Partei wird gegründet.
November 1968 Die Aktion Demokratischer Fortschritt wird gegründet.
Dezember 1968 Die KPD/ML wird gegründet
März 1969 Gustav Heinemann (SPD; vormals GVP; vormals CDU) wird zum Bundespräsidenten gewählt
01.04.1969 Die Gründungserklärung des – unter führender Beteiligung von Andreas Buro und Klaus Vack gegründeten – Sozialistischen Büro wird in Offenbach veröffentlicht; der Prozeß des Zerfalls der Kampagne für Demokratie und Abrüstung beginnt.
Pfingsten 1969 Gründung von IKD (Vorläuferorganisation des Spartacusbundes) und GIM
Sept. / Okt. 1969 wohl letzte Sitzung des Zentralen Ausschusses unter Beteiligung der 1970 Ausgeschiedenen

Bildung einer sozialliberalen Koalition

‚Wilde‘ September-Streiks

Die ADF erhielt bei der Bundestagswahl am 0,6 % der gültigen Stimmen.

Februar 1970 Gründung der KPD/AO
März / Juni 1970 Der SDS-Bundesverband wird aufgelöst.

Der fortbestehende SDS Heidelberg wird vom baden-württembergischen Innenministerium verboten.[7]

August 1970 Ein Brief von Andreas Buro, Klaus Vack u.a., mit dem sie ihr Ausscheiden aus der KfDA und deren Zentralen Ausschuß bekunden, wird veröffentlicht. Moskauer Vertrag mit der Sowjetunion
1971 Gründung des Kommunistischen Bundes.

Gründung der Gruppe Revolutionärer Kampf.

August 1972 Gründung des KABD (Vorläuferorganisation der MLPD)
November 1972 Bei vorgezogenen Bundestagswahlen wird die sozialliberale Mehrheit bestätigt. Die DKP erhält 0,4 der gültigen Stimmen.
mindestens bis Jan. 1973 Reststrukturen / Weiterverwendungen des Namens
noch 1975 oder 1977 besteht eine Büroadresse

--Nstrc (Diskussion) 13:05, 19. Apr. 2020 (CEST)

Zum Bearbeitungssstand

Zum Bearbeitungsstand von 23:08, 19. Apr. 2020‎ von @Carl Novator:

Erster Satz des „Vorläufer“-Abschnittes

Wenn der Satz nicht – wie ich vorgeschlagen hatte – im Einleitungsabsatz stehen soll, dann sollte er wohl besser ganz gestrichen oder weiter hinten gemäß der chronologischen Reihenfolge einsortiert werden. Satz 1 handelt tatsächlich vom Jahr „1969“ (kein Tipffehler); im nächsten Satz geht es dann aber mit dem Jahr 1960 los.

--Nstrc (Diskussion) 10:35, 20. Apr. 2020 (CEST)

Zweiter Satz des „Vorläufer“-Abschnittes

„Bereits 1960/61 formierte sich in Bergen jedoch ein ‚Zentraler Ausschuß des Ostermarsches der Atomwaffengegner‘, der erstmals 1960 getagt hat (Siehe hierzu auch Ostermarsch#Anfänge) und im folgenden Jahr erneut zusammenfinden sollte.“

  • Fällt der vorstehende Satz weg oder wird verschoben, dann muss hier – konsequenterweise – das „jedoch“ weg.
  • Der „Zentrale Ausschuß“ tagte – jedenfalls unter diesem Namen – auch nicht 1960, sondern 1961 erstmals (siehe nächsten Aufzählungspunkt).
  • Er formierte sich auch nicht selbst, sondern wurde von dem – von Nehring genannten – Treffen im November (auf welche Weise auch immer) eingesetzt und traf sich dann erstmals im Jan. 1961 (so verstehe ich jedenfalls den Unterschied bei Nehring zwischen „had been set up provisionally […] in early November 1960“ und "formally constituted itself in late January 1961“).[8]

--Nstrc (Diskussion) 10:35, 20. Apr. 2020 (CEST)


Ich habe jetzt endlich auch die Monographie von Otto - danach war es noch einmal etwas anderes:
* Es gab zwei Treffen im Herbst 1960: das erste im September; das zweite im November.
* Das erste war ausschließlich von den norddeutschen Gruppen; das zweite schon bundesweit und folglich war auch die förmliche Konstituierung im Jan. 1961 bundesweit.
Ich werde den Artikel-Entwurf entsprechend anpassen.
--Nstrc (Diskussion) 19:31, 20. Apr. 2020 (CEST)

Zur Streichung des Halbsatz, „The CC’s decisions were definitive and did not require the consent of other campaign bodies“, aus dem Nehring-Zitat

Der gestrichene Halbsatz scheint mir am deutlichsten zu zeigen (deshalb hatte ich ihn kursiv hervorgehoben), dass es sich bloß um „ein loses Personenbündnis ohne demokratische Organisation und Mitgliedschaftsstruktur“ handelte.

--Nstrc (Diskussion) 10:35, 20. Apr. 2020 (CEST)

Zusammenfassungsfehler in der Versionsgeschichte

Am 18. Apr. 2020‎ um 14:38 Uhr hatte ich geschrieben: „Stilistische Änderung (Streichung von ‚Nirgends wird behauptet‘ + Anpassungen)“. Gemeint war aber nicht die Formulierung „Nirgends wird behauptet“, sondern die Formulierung „sie war mehr als das“.

--Nstrc (Diskussion) 11:11, 20. Apr. 2020 (CEST)

Umstellung der Zitierweise

Um die Einzelnachweise zu verkürzen und nicht ständig die vollständigen Literaturangaben wiederholen zu müssen, aber die vollständigen Literaturangaben trotzdem leicht zugänglich zu machen, habe ich mir jetzt Folgendes überlegt – ich habe alle mehrfach zitierten Texte ins Quellenverzeichnis aufgenommen (auch wenn sie sich nicht vorrangig mit KfA/KfDA beschäftigen) und dort Anker gesetzt, z.B. so:


* {{Anker|Nehring 2013}}Holger Nehring, ''Politics of Security''. British and West German Protest Movements and the Early Cold War, 1945–1970, Oxford University Press: Oxford, 2013 (ISBN 978-0-19-968122-8) ([https://www.oapen.org/download?type=document&docid=456802 online]) (die − sehr verstreuten – einschlägigen Stellen lassen sich am ehsten mittels digitaler Suche in der .pdf-Datei sowie des Register-Stichwortes „Easter Marches of Atomic Weapons Opponents“ auf S. 337, unter dem auch KfA und KfDA erfasst sind, ausfindig machen).


Dies ergibt:

  • Holger Nehring, Politics of Security. British and West German Protest Movements and the Early Cold War, 1945–1970, Oxford University Press: Oxford, 2013 (ISBN 978-0-19-968122-8) (online) (die − sehr verstreuten – einschlägigen Stellen lassen sich am ehsten mittels digitaler Suche in der .pdf-Datei sowie des Register-Stichwortes „Easter Marches of Atomic Weapons Opponents“ auf S. 337, unter dem auch KfA und KfDA erfasst sind, ausfindig machen).

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In Einzelnachweisen sowie bei eingerückten Zitaten im Text wird jetzt nur noch mit Namen und Kurz-Titel zitiert, wobei Name und Kurz-Titel zu dem Anker im Quellenverzeichnis verlinkt sind, z.B. so:


Die '''Kampagne für Abrüstung''' (KfA) bzw. ab Mitte Januar 1968<ref>Siehe dazu: [[Kampagne für (Demokratie und) Abrüstung#Nehring 2013|Nehring, ''Politics of Security'']], S. 276 f.</ref>


was dann dies:

Die Kampagne für Abrüstung (KfA) bzw. ab Mitte Januar 1968[9]

und für den Einzelnachweis dies:

Siehe dazu: Nehring, Politics of Security, S. 276 f.

ergibt. – Die Link ist noch rot, da bereits auf den künftigen Artikel und nicht auf die Benutzerseite mit dem Entwurf verwiesen wird. –

An der Stelle, wo ich das neue Prinzip zuerst ausprobiert hatte, habe ich – zu Demonstrationszwecken – statt dessen auf die Benutzerseite verlinkt; das sieht dann so aus:

“Der ‚Zentrale Ausschuß‘ war ‚das Führungsgremium auf Bundesebene‘ […]; er wurde nach der Arbeitsbesprechung der Organisatoren des ersten Marsches am 4. September 1960 in Bergen (die sich schon als „Zentraler Ausschuß“ bezeichnete) am 5./6. November 1960 zunächst provisorisch, auf der Sitzung am 21./22. Januar formell konstituiert.”

Karl A. Otto: Vom Ostermarsch zur APO, S. 79 […]

und erlaubt schon jetzt zur vollständigen Literaturangabe zu springen. (Dort muss dann am Ende die Verlinkung noch geändert werden.)

--Nstrc (Diskussion) 20:33, 24. Apr. 2020 (CEST)

Stellen aus der Otto-Monographie, die in den Artikel evtl. noch eingebaut werden könnten

Ich gehe davon aus: Morgen werden meine inhaltlichen Ideen (oder zumindest meine Ausdauer) erschöpft sein; daher hier noch ein paar – eher (be)wertende – Stelle aus der Otto-Monographie, die sich vielleicht noch irgendwo einbauen lassen – zu denen ich aber entweder keine gute Idee habe, wo sie hinpassen könnten, oder die mir nicht gut belegt erscheinen bzw. die Otto selbst an anderer Stelle seines Buches zu dementieren (oder zumindest stark zu relativieren) scheint:

Zentralismus

Seite 77 f.

Auf S. 77 seiner ‚Ostermarsch-Monographie‘ schreibt Otto:

„Die Zentralisierung der Initiative zur Organisierung des ersten Marsches bei einer kleinen, relativ geschlossenen Gruppe gab dem ‚inneren Kreis‘ ein hohes Maß an Handlungsfreiheit und Unabhängigkeit von der ‚Basis‘ und damit ein entstehungsgeschichtlich bedingtes organisatorisches Übergewicht. Diesem Kreis fiel ‚automatisch‘ die Führung zu. […]. Zum Schutz vor außengesteuerten Aktionen, vor allem aber um zu verhindern, daß durch unkontrolliertes Auftreten von Gruppen den antikommunistischen Verdächtigungskampagnen Anhaltespunkte geliefert werden, mußte [?!, Nstrc] ein Reglement strenger, freiwilliger Disziplin eingehalten werden. Das aber lief praktisch auf rigorosen Zentralismus und auf weitgehende Aufhebung des Organisationsprinzips der Selbsttätigkeit und Selbstverantwortung hinaus. Alle politisch-ideologischen und organisatorisch-strukturellen Entscheidungsbefugnisse lagen nach dieser Disziplinarordnung beim ZA, […].“

Im folgenden Satz (auf S. 78) heißt es dann aber:

„Durch direkte Vertretung der Regionalausschüsse im ZA (in denen wiederum die Ortsausschüssen vertreten waren) blieb jedoch eine unmittelbare Rückkoppelung und ständige Kommunikation gewährleistet, die sich praktisch bewährte. Tendenzen einer politischen Verselbständigung des ZA hätten auch schon deswegen kaum aufkommen und sich durchsetzen können, weil seine Autorität auf gegenseitiger Loyalität beruhte und sein Einfluß auf absolut freiwilliger Solidarität und Folgebereitschaft angewiesen war.“

(Nur ist zu dieser Relativierung zu sagen:

  • Auch in Bezug auf große Parlamentsparteien ließe sich das Freiwilligkeits-Argument vorbringen; auch dort treten die Mitglieder freiwillig ein und bleiben freiwillig dabei.
  • Dort ist aber ein Parteitag (und nicht ein Parteivorstand) das – zumindest formell – höchste Entscheidungsorgan.
  • Dort können die unteren Gliederungen (oder Jugendorganisationen etc.) – formell – zunächst einmal machen, was sie wollen, und bekommen allenfalls im nachhinein Parteiordnungsverfahren an den Hals, aber müssen nicht vorab jede Druckschrift etc. ‚der Zentrale‘ zur Genehmigung vorlegen.
  • Von basisdemokratischen Organisierungs-Idealen gar nicht erst zu reden…

Falls ich eine starke (Hypo)These wagen darf:

  • Die Kombination von basisdemokratischer Informalität mit repräsentationsdemokratischem Zentralismus dürfte die undurchschaubarsten Machteffekte überhaupt hervorbringen.)

Seite 91 f.

Auf S. 91 schreibt Otto dann:

„Bei diesem Organisationsmuster [wie es sich schon vor der Namensgebung „Kampagne für Abrüstung“ herausgebildet hatte] läßt sich die Vorstellung einer ‚Bewegung von unten‘, wie sie für die APO typisch geworden ist, auf den ‚Ostermarsch‘ nur begrenzt anwenden. Von ‚unten‘ kam dieser Protest insofern, als er außerparlamentarisch war, keinerlei Unterstützung durch etablierte Großverbände und Bundestagsparteien erhielt und gegen die Widerstände und den Integrationssog staatlicher und staatstragender Institutionen formiert und vertreten werden mußte. Die Organisierung und Institutionalisierung dieser Bewegung erfolgte jedoch ‚von oben‘; die Selbsttätigkeit wurde teilweise durch rigorosen Zentralismus kanalisiert.“

Auch diese Bewertung wird aber sogleich im nächsten Satz (S. 91 f.) wieder relativiert:

„Allerdings – und das ist bemerkenswert – beruhte die Disziplin nicht auf den verbandsüblichen Belohungs- und Sanktionsmöglichkeiten, sondern auf eigener Einsicht der Beteiligten, ohne die der ZA nur ein Schattendasein hätte führen können und die Bewegung ihre Einheitlichkeit und Aktionsfähigkeit verloren hätte.“

Diese Schwankungen scheinen mir auf einem Mangel an – untersuchungs-leitenden – Begriffen und Kriterien zu beruhen (vgl. auch die unklare Formulierung Ottos ‚Anwendung einer [bestimmten] Vorstellung auf den ‚Ostermarsch‘‘: Wie lässt sich eine Vorstellung „anwenden“? Was unterscheidet die ‚Anwendung einer Vorstellung‘ auf einen Gegenstand von einer Erkenntnis oder Analyse dieses Gegenstandes?), sodass – statt Erkenntnissen – vage bzw. schwankende Eindrücke formuliert werden.

--Nstrc (Diskussion) 21:21, 25. Apr. 2020 (CEST)

Seite 73

Auf S. 73 spricht Otto – insbesondere in Bezug auf den ersten Ostermarsch – zunächst von einem „ängstlich-autoritären Führungsstil“, schreibt dann aber, dieser habe – da er durchaus im Widerspruch zum Ostermarsch-Anspruch auf „Organisierung auf breiter Basis“ und zur (dort nicht näher charakterisierten) „Idee des ‚Ostermarsches‘“ gestanden habe – zu „kognitive[n] und emotionale[n] Dissonanzen“ geführt, die ihrerseits „Lernprozesse hervorbrachten, die für die weitere Entwicklung der Kampagne bestimmend wurden.“

(Auch die Kategorie „Lernprozess“ bleibt dabei dunkel; es wird eine ‚richtige Konsequenz‘ aus gemachter Erfahrung vorausgesetzt, aber der Maßstab für die ‚Richtigkeit‘ wird nicht offengelegt; es bleibt bei einer vagen früher-später-Teleologie.)

--Nstrc (Diskussion) 09:37, 26. Apr. 2020 (CEST)

Seite 82 f.

Auf S. 82 f. heißt es zu diesem Themenkomplex schließlich:

„Als 1963 eine Luftschutzkampagne der Bundesregierung erhebliche Unruhe in der Bevölkerung auslöste und Anstoß zu spontanen Reaktionen gab, beschloß der ZA, ‚daß von den Ausschüssen keine Aktionen und Verlautbarungen zum Luftschutz ausgehen dürfen, bis der ZA seine Stellungnahme hierzu erarbeitet hat‘ (ZA-Prot. 30.11/1.12.1963). Dieser Rigorismus, der selbst die Disziplinanforderungen der traditionellen Arbeiterorganisationen übertraf, wurde erst gelockert, als ab 1966 im Zusammenhang mit den Studentenprotesten der Antikommunismus seine Einschüchterungskraft einzubüßen begann.“

--Nstrc (Diskussion) 21:21, 25. Apr. 2020 (CEST)

Seite 212

Zu der bereits in den Artikel-Entwurf eingefügten Passage:

„Die Regionalausschüsse tagten „in der Regel nur alle vier bis acht Wochen […]; im Extremfall Bayern-Nord sogar nur einmal jährlich“[10] – und damit teilweise in größerem zeitlichen Abstand als der „Zentrale Ausschuß“, der jedenfalls manchmal sogar monatlich tagte[11].“

hier noch folgende Schlußfolgerung: Wenn die Regionalen Ausschüsse teilweise nur in größerem zeitlichen Abstand tagten als der „Zentrale Ausschuß“ dann kann von einer wirksamen Kontrolle und Beeinflußung der Entscheidungen des Zentralen Ausschusses – jedenfalls durch einen Teil der Regionalen Ausschüsse – nicht die Rede sein; letztere kommen dann für den „Zentralen Ausschuß“ nur als Adressaten und Exekutoren dessen Entscheidungen sowie als Personalreservoir, aber aber nicht als inhaltlich-diskutierender Ausgangspunkt der Entscheidungen des ZA in Betracht.

Verhältnis von Zentralem und Arbeitsausschuss

Zum Verhältnis von Zentralem und Arbeitsausschuss schreibt Otto[12]

„Alle politisch-ideologischen und organisatorisch-strukturellen Entscheidungsbefugnisse lagen nach dieser Disziplinarordnung beim ZA, von dem sich die Initiative faktisch wiederum zum ‚Arbeitsausschuß‘ verlagerte. […]. In Konfliktfällen wurden die ZA-Entscheidungen zumeist schon im Arbeitsausschuß vorgeklärt und durch Kompromißformeln entschärft. Die Beschlüsse des AA mußten zwar vom ZA bestätigt werden, die politische Initiative lag aber eindeutig beim Arbeitsausschuß, der sich ab 1963 – nach dem Rückzug Tempels – faktisch zum politischen Führungszentrum qualifiziert hatte. Aufrufe, die für die ‚Ostermarsch‘-Bewegung insgesamt verbindlich waren, mußten jedoch immer erst dem ZA zur Beschlußfassung vorgelegt werden, wobei oft Gegenentwürfe eingebracht wurden, die dann zu Kompromissen vermittelt werden mußten (ohne daß allerdings faktisch die vom AA entwickelte Grundlinie dabei jemals verändert wurde). Erklärungen zu aktuellen politischen Ereignissen wurde oft vom AA abgegeben, ohne vorher den ZA zu hören.“

Sodann folgt aber auch diesbzgl. wieder eine Relativierung bzw. sogar ein Dementi:[13]

„Obwohl hier eine scheinbar autonom-hierarchische Struktur der politischen Meinungs- und Willensbildung hergestellt wurde, handelte es sich doch mehr um ein funktionales Verhältnis, für das nicht das Prinzip der Über- und Unteordnung galt, sondern [das] der zweckbestimmten gleichgewichtigten [sic!, Nstrc] Zuordnung nach Gesichtspunkten politischer Integrationsfähigkeit, organisatorischer Handlungsfähigkeit und rationaler Komprißfindung.“

Ob und ggf. auf welchen empirisch-operationalisierbaren Kriterien solche Bewertungen beruhen, sagt Otto nicht.

Statt dessen setzt er wie folgt fort:

„Dem entsprach auch, daß die Diskussions- und Entscheidungsfreiheit der Gremienmitglieder uneingeschränkt blieb, es also ‚Fraktionszwang‘, ‚imperatives Mandat‘ oder ‚Abstimmungssolidarität‘ (z.B. des ZA im Zentralen Ausschuß) weder als formelles noch als informellen Regelsystem gab.“

Dies heißt ja aber nur, daß der Arbeitsausschuß nicht seinerseits auch noch von einer bestimmten Fraktion in seiner Mitte dominiert wurde, ändert aber nichts am Übergewichtigung des Arbeitsausschusses, dessen Initiativen im ZA allenfalls modifiziert wurden, der dort aber anscheinend gar nicht mit eigenständigen Initiativen ‚von unten‘ konfrontiert war (Otto erwähnt jedenfalls keine), sondern allenfalls mit Reaktionen auf seine (des Arbeitsausschusses) eigenen Initiativen.

--Nstrc (Diskussion) 19:37, 2. Mai 2020 (CEST)

Die Umbenennung von 1963: Ergebnis einer fraktionellen Auseinandersetzung oder eines kollektiven „Lernprozesses“?

Der Parlamentarisch-Politisch Pressedienstes schrieb laut Otto am 25.10.1963:

„Die Bestrebungen der Gruppe Dr. Arno Klönne/Münster, Heiner Halberstadt/Frankfurt und Herbert Faller/Frankfurt, den Ostermarsch zu einer selbständigen Organisation auszubauen und deren Zielsetzungen maßgebend zu bestimmen, zeigen mehr und mehr Erfolg. In der Sitzung des Zentralausschusses der Ostermarschierer am 7./8. September in Kassel erhielt der Ostermarsch den neuen Namen ‚Kampagne für Abrüstung – Ostermarsch der Atomwaffengegner‘. In dieser Sitzung kam es zu Auseinandersetzungen, als Konrad Tempel, der Initiator der Ostermarschbewegung in der Bundesrepublik forderte, einen Ostermarsch auch in der Sowjetzone zu organisieren, was von der Klönne-Gruppe […] abgelehnt wurde. […]. Weitere Differenzen gab es bei der Beratung über den Aufruf zum Ostermarsch. Ein Vorschlag Tempels, […], wurde von der Mehrheit abgelehnt.“

Meldung [122/63] des ‚Parlamentarisch-Politischen-Pressedienstes‘ der SPD vom 25.10.1963[14]

Auf einer ähnlichen Linie scheint eine – bloß im Selbstverlag erschienene, aber trotzdem in einer Reihe von Bibliothekskatalogen nachgewiesene[15] - Anti-Ostermarsch-Broschüre[16] (von 1966) eines Peter C. Marbach argumentiert zu haben:

„Der politische und zeitliche Aktionsradius war nicht mehr auf die Osterdemonstrationen und die Atomwaffengegnerschaft beschränkt. Der Verdacht (z.B. von Marbach, s.o.) dieses Ergebnis könnte Folge rigider Majorisierung des pazifistischen Flügels oder seiner Verdrängung aus dem ‚Ostermarsch‘ sein […].“

Otto setzt dem die These entgegen:

„Die Politisierung der KfA war vielmehr Ausdruck kollektiver Lernprozesse bei allen beteiligten Gruppen – ausgelöst durch permanente Diskussionen, durch die allgemeine politische Entwicklung und durch Aufarbeitung von Erfahrungen, die in gemeinsamen Aktionen in Wechselwirkung mit Reaktionen der Öffentlichkeit gewonnen wurde.“

Zugleich wird an anhand der Darstellung von Otto aber deutlich, dass jedenfalls Tempel – wenn wir in Ottos Terminologie bleiben wollen – durchaus ‚lernresistent‘ war und sich vielmehr vor allem der Organisationsdisziplin unterwarf, die er vorher selbst eingefordert hatte:

„Zur Politik der KfA stellte er [Tempel anläßlich des Wirksamwerdens seines Rücktrittes] fest: ‚Ich habe die politische Linie der Kampagne – wie sie sich in den Aktionen und in den Beschlüssen des Zentralen Ausschusses ausdrückt – mitbestimmt und jederzeit gebilligt und bin der Überzeugung, daß unsere gemeinsame Arbeit auch in Zukunft unabhängig und eindeutig fortgeführt wird.‘ (ZA-Prot. 11./12.4.1964) Dieses Bekenntnis war sicher mehr von Loyalität als von Überzeugung bestimmt; […][17].“

Otto, Vom Ostermarsch zur APO, S. 122; Hervorhebung hinzugefügt

Auch das, was Otto auf S. 106 - 118 darstellt, dürfte sich schwerlich anders denn als fraktionelle[18] Auseinandersetzung deuten lassen:

  • Zunächst organisierte Klönne – anscheinend unabängig von der KfA, aber durchaus mit Rückwirkungen auf diese[19] – eine Konferenz (die im Juni 1961 in Frankfurt stattfand) „über Möglichkeiten eines deutschen Beitrages zur Abrüstung und einer atomwaffenfreien Zone in Mitteleuropa“ (S. 107).
  • Ein viertel Jahr später wurde bei einem „1. Kongreß der ‚Ostermarsch‘-Teilnehmer“ in Gelsenkirchen der – erfolglose („Der Versuch, […] blieb Epiosde.“) – Versuch unternommen, „den ‚Ostermarsch‘ doch noch auf einen stärker pazifistisch bestimmten Kurs festzulegen“ (S. 109).
(Auch die Unterschiede zwischen dem von Otto als „stärker [Komparativ!, Nstrc] pazifistisch bestimmt“ bezeichneten Kurs und der stärker „realpolitisch[en]“ Linie[20] werden von ihm nicht begrifflich-präzise herausgearbeitet [was bei einem bloß graduellen Unterschied <„stärker“> auch schwierig ist…].)
  • Sodann kam es – am 7. Januar 1962 – (ebenfalls u.a. durch Klönne) zur Gründung eines „Komitees der 100“, das sich vage für „neue und wirksame Wege des entschiedenen Widerstandes gegen die atomare Aufrüstung der Bundesrepublik“ aussprach. Dadurch sei der „pazifistische Flügel […] völlig überrumpelt“ worden, so Otto (S. 114).

„das Komitte [hatte] seine eigentliche Vorgeschichte nicht in den öffentlich ausgewiesenen Intentionen, sondern in der allmählichen Umgestaltung der ‚Ostermarsch‘-Bewegung zur politisch-antimilitaristischen Kampagne für Abrüstung. Die Politisierung der ‚Ostermärsche‘ bei gleichzeitiger Ablehnung von Aktionen des ‚zivilen Ungehorsams‘ und Verzicht auf Thematisierung der ‚DDR-Frage‘ schien für die von Tempel repräsentierte Gruppe, zu der vor allem Teile des VK gehörten, nicht mehr akzeptabel; dieser Kreis lehnte die Weiterentwicklung in diese Richtung ab und hatte zudem seitdem Gelsenkrichener Kongreß [wo dieser Kreis sich nicht durchsetzen konnte] und der Oktober-Tagung des ZA in Kassel 1961 den Eindruck gewonnen, daß der ‚Ostermarsch‘ allmählich seiner Kontrolle entgleitet. In dieser Situation versuchte vor allem Wilhelm Keller, […] seit Gründung des VK 1958 dessen Vorsitzender, mit Unterstützung Tempels innerhalb der ‚Ostermarsch‘-Bewegung einen fraktionellen Arbeitskreis zu bilden, mit dessen Hilfe der pazifistische Gedanke wieder aufgerichtet und der ‚Ostermarsch‘ entweder pazifistisch festgelegt oder aufgegeben werden sollte.“

  • Zunächst hatte dieser Kreis um Tempel und Keller geplant, ein solche Komittee zu gründen[21], – um nach Vorbild des „Komitees der 100“ der britischen CND[22] – Aktionen des gewaltfreien zivilen Ungehormsams zu propagieren; dem kam die Gruppe um Klönne – durch Okkupierung des Namens – zuvor[23].

--Nstrc (Diskussion) 15:28, 26. Apr. 2020 (CEST)

Fragwürdigkeit, den ‚Permanenz-Einschnitt‘ auf die Umbenennung 1963 zu datieren

Otto, Vom Ostermarsch zur APO, S. 9 spricht von einer Entwicklung „von den zunächst ethisch-pazisfistisch motivierten Osterdemonstrationen gegen die atomare Rüstung zur permanenten ‚Kampagne für Abrüstung‘ (KfA)“.

Fraglich ist aber, ob dieser ‚Permanenz-Einschnitt‘ tatsächlich erst auf die Umbenennung von 1963 („Kampagne für Abrüstung“ als Haupttitel [oder gar erst 1967 [Wegfall des Untertitels „Ostermarsch der Atomwaffengegner“]) datiert werden kann.

Denn nach Otto[24] selbst waren bereits „seit 1961 der 6. August (Hiroshima-Tag) und der 1. September (Antikriegstag)“ „neue Schwerpunkte des Protests“.

Siehe im übrigen im Artikel-Entwurf die Abschnitte Gründung beziehungsweise Namensgebung 1962/63 und Implikationen der Umbenennung.

Es muss noch mal genau durchdacht werden, auf wann die ‚Gründung‘ / Entstehung der „permanenten Quasi-Organisation“, um die es in dem Artikel gehen soll, zu datieren ist.

--Nstrc (Diskussion) 11:20, 28. Apr. 2020 (CEST)

Auch nach einer anderen Seite hin müßte das Problem des Permanz-Einschnittes noch einmal durchdacht werden: Einerseits scheint Otto – wie gesehen – die ‚Permanenz‘ als entscheidendes Merkmal der KfA anzusehen; andererseits wurde aber auch noch deutlich nach der Umbenennung (in KfA) von 1962/63 Kontinuität gefordert:
* 1966 schrieb der SDS-Bundesvorstand in Bezug auf die KfA: „Seit dem Ostermarsch 1966 wird allenthalben die Umstrukturierung der Kampagne für kontinuierliche Arbeit gefordert.“ [Vorschlag zur Erweiterung der Kampagne (1966), in: Otto, APO, S. 126 - 128 (128)]
* Noch 1967 postulierte Buro: „Unsere Tätigkeit muß das ganze Jahr umfassen“ (zit. n. Vom Ostermarsch zur APO, S. 159)
Inwieweit trotzdem bereits für die Zeit ab 1962/63 von „permanent“ gesprochen werden kann bzw. welches zusätzliches Maß oder welche zusätzliche Art auch später noch gefordert wurde (also noch nicht vorhanden war), wird von Otto nicht dargestellt.
--Nstrc (Diskussion) 07:43, 1. Mai 2020 (CEST)

Fraktionierung im Januar 1968

Für den Zeitpunkt der Essener Aktionskonferenz vom Januar 1968 – also: als die DKP noch nicht gegründet war und die CSSR-Intervention noch nicht stattgefunden hatte – schreibt Otto:[25]

„Die Frage, wie man die linke Jugendbewegung und die Welle des revolutionären Protestes beurteilen und auf sie reagieren sollte, war in der KfA selbst umstritten. Einerseits gab es in der KfA Bestrebungen, dieser Linie zu folgen und die Kampagne zu einer Bewegung der ‚Neuen Linken‘ umzustrukturieren: hierzu gehörten vor allem die Vertreter des SDS (Schauer an Vack, 9.11.1967), aber auch Teile des RA Hessen. Dagegen stand die Auffassung, das bisherige Potential durch schrittweise Verdeutlichung der gesellschaftskritischen Intention der Kampagne-Politik (z.B. durch Aufdeckung der gesellschaftspolitischen Hintergründe der Notstandsgesetzgebung), aber im Rahmen der KfA als Sammlungsbewegung zusammenzuhalten; hierfür traten vor allem Buro, Klönne, Vack und Faller ein. Klönne hatte für diese Strategie vor allem im RA West starken Rückhalt, was z.T. dadurch bedingt war, daß in diesem Regionalausschuß das Schülerelement bedeutend schwächer und der KP-Einfluß relativ stärker vertreten war als in anderen Regionalbezirken (z.B. RA Hessen). Dies war auch die Grund für die Wahl Essens als Konferenzort, weil man hoffte, hier die Diskussion am ehesten dem Gezerre von studentischen Fraktionskämpfen entheben zu können.“

Die beiden kontroversen Stellungnahmen vom Juli 1970 (Buro u.a. einerseits; Abendroth u.a. andererseits) stammten dann nur noch von denen, die sich im Januar 1968 noch gemeinsamen gegen den studentischen Einfluß stemmten.

Zum Resultat der Essener Aktionskonferenz schreibt Otto dann:[26]

„Der Versuch, auf diese Weise [Umbenennung in Kampagne für Demokratie und Abrüstung] einerseits den SDS in der KfA zu halten, ihm in der ‚APO‘ (wohl gemeint: in der von Informationen zur Abrüstung in außerparlamentarische opposition umbenannten Zeitschrift] auch ein Forum zu bieten, wo sich die Meinungen begegnen können, andererseits die Grundstruktur und Funktion der KfA nicht zu gefährden, war scheinbar gelungen. In Wahrheit jedoch war dieser Höhepunkt in der Entwicklung der ‚Ostermarsch‘-Bewegung bereits der Beginn ihres Zerfalls.“

Zur weiteren Entwicklung – insbesondere nach dem Dutschke-Attentat und den Osterunruhen 1968 – schreibt Otto dann (vor allem auf die Sichtweise der späteren SB-GründerInnen gestützt:[27]

„Die[…] neue ‚neue Jugendbewegung‘ entwickelte – so eine öffentliche Kritik Klönnes – eine bedenkliche Neigung zu ‚emotional geladenen, formelhaften Verkündigungen‘ und wies weitgehend ‚eine kaum versteckte Befriedigung über eine teils spielerische Außenseiterrolle, ein Behagen an einer besondernden Sprache und an sonstigen Symbolen eines elitären Anspruchs, eine wohlige Einkapselung in das eigene Kontrastmileu‘ (Die Tat[28], Nr. 8/1969) auf. Die Übersteigerung des Protestes zur revolutionären Attitüde in einer eher ‚konterrevolutionären‘ Gesamtentwicklung mußte in die Gefahr der Isolierung von den realen politischen Prozessen und damit zur Krise der außerparlamentarischen Opposition führen. Die seit den Springer-Aktionen 1968 erfolgte Scheinradikalisierung von Teilen der der APO, die zunehmende Begeisterung für Guerilla-Romantik und chinesische ‚Kulturrevolution‘ haben den zunächst realitätsbezogenen Zusammenhang von Aktionsformen und Aktionszielen der außerparlamentarischen Opposition im Rahmen der KfDA zerrissen, die im Kampf gegen Notstandsgesetze und NPD hergestellte Ansätze zu einer politischen und organisatorischen Kooperation mit der Arbeiterschaft und den Gewerkschaften zerstört und viel Protestelan in ‚revolutionärer‘ Subkultur isoliert und verbraucht. Die dann aus solcher Isolierung heraus entwickelten Vorstöße ‚Roter Garden‘ auf machtgestützte Spielwiesen ‚bürgerlicher Demokratie‘ waren begleitet von praxislosem Räsonieren über die Fehler der ‚alten Linken‘, in deren Licht auch die Gewerkschaften zu ‚konterrevolutionären‘ Organisationen wurden.“

Diese Anhäufung von Adjektiven und wertenden Substantiven mag eine politisch berechtigte Kritik darstellen (oder auch nicht) und journalistisch fulimant geschrieben sein – aber begrifflich-wissenschaftlich entwickelt (Was macht z.B. den Unterschied zwischen einer „Scheinradikalisierung“ und einer wirklichen Radikalisierung aus? Wann ist etwas wirklich revolutionär und wann nur revolutionär in Anführungszeichen?) wurden diese Termini von Otto nicht.

(Ähnlich wertend fällt auch Ottos folgender Abschnitt „Die Verselbständigung der studentischen Opposition“ [S. 174 f.] aus.)

--Nstrc (Diskussion) 21:11, 2. Mai 2020 (CEST)

Zur Zahl der Aktiven

Der gerade in den Artikel-Entwurf eingefügte Abschnitt zur Zahl der Aktiven könnte vielleicht dahingehend resümiert werden, dass die Zahl der Aktiven von mehreren Dutzend Anfang der 1960er Jahre auf eine höhere dreistellige oder niedrige vierstellige Zahl gestiegen sein dürfte – aber das wäre nur eine Schlussfolgerung aus den vorliegenden Anhaltspunkten.

--Nstrc (Diskussion) 09:43, 30. Apr. 2020 (CEST)

Ottos Involvierung in sein Forschungsobjekt

Anzumerken ist noch, dass Otto, von dem die bisher gründlichste Untersuchung zu KfA/KfDA stammt, augenscheinlich in nicht genauer explizierter Weise in sein Forschungsobjekt involviert war.

  • Auf S. 153 seiner Mongraphie[29] schreibt er: „Ab Januar 1965 erschien in den IZA (Nr. 18/19) eine von Klönne und Christel Beilmann veranlaßte Untersuchung zum Zusammenhang von Rüstung, Wirtschaft und Politik (Karl A. Otto: Wirtschaftliche Aspekte der Abrüstung).“
  • Außerdem zitiert er Unterlagen aus mehreren Privatarchiven – darunter seinem eignen: „AO [=] Archiv Otto“ – ohne zu explizieren, wie er an die Unterlagen in seinem eigenen Archiv (soweit es sich nicht um Veröffentlichung der KfA/KfDA handelt) gelangte. (nicht signierter Beitrag von Nstrc (Diskussion | Beiträge) 10:01, 30. Apr. 2020 (CEST))

Zur Änderung von Lutheraner von 23:27, 1. Mai 2020‎

„Richtig ‚VK‘ - der VdK ist der Sozialverband“ (Zusammenfassung)

Aber in der wörtlich – zwischen doppelten Anführungszeichen zitierten – Quelle steht nun einmal: „In einer Bürogemeinschaft in Offenbach, bestehend aus dem hessischen Landes- und dem Bundesbüro der KfA, dem hessischen Landesverband der Naturfreundejugend und der Bundesgeschäftsstelle der VdK laufen die Fäden zusammen.“[30]

Ausgeschrieben kommt in der zitierten Studie aber ausschließlich – und auch auf der Seite vor der Verwendung der fraglichen Abkürzung – der „Verband der Kriegsdienstverweigerer“[31] (nicht aber der „Sozialverband VdK Deutschland“) vor.

Auch nach dem inhaltlichen Kontext ist davon auszugehen, dass an der fraglichen Stelle mit „VdK“ der Verband der Kriegsdienstverweigerer gemeint ist. Sofern nicht die Abkürzung „VdK“ auch in anderen Veröffentlichungen doppelt verwendet wird, wäre also allenfalls wie folgt in das Zitat einzugreifen:

„Die Kampagne hatte eine Postfach-Adresse in Offenbach und ein Postscheckkonto; zumindest 1965 bestand in Offenbach außerdem eine ‚Bürogemeinschaft‘ von ‚hessische[m] Landes- und dem Bundesbüro der KfA, dem hessische[m] Landesverband der Naturfreundejugend Deutschlands und der Bundesgeschäftsstelle der VdK [gemeint: des VK]‘.“

--Nstrc (Diskussion) 08:51, 2. Mai 2020 (CEST)


Hypothesen zu Charakter und Zerfall von KfA/KfDA

1. Laut Andreas Buro[32] war die Kampagne nicht nur ein Minimalkonsens-Bündnis:

„Das Charakteristische der Kampagne bestand darin, daß sie die vielen Stimmen der an ihr beteiligten Gruppierungen in dem Bereich ihrer Thematik zu einer Stimme vereinte, daß sie als selbständige Bewegung ihre Aussage neu formulierte. Die Kampagne war in ihrer politischen Aussage nicht das bloße Spiegelbild eines Kompromisses der sie unterstützenden Organisationen, sondern eine selbständige Stimme. Ihr Programm war nicht der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die Organisationen einigen konnten, sondern das Kampagnen-Programm prägte vielmehr häufig das politische Verständnis der sie unterstützenden Verbände.“

2. Das Zitat wirft freilich die Frage auf, wie vielfältig die beteiligten Stimmen denn tatsächlich waren bzw. sein konnten.

3. a) Plausibel erscheint mir nach dem, was ich gelesen habe (aber ohne, dass sich diese These irgendwo in der Sekundärliteratur explizit finden würde, und ohne, dass ich Archiv-Recherchen durchgeführt hätte), dass diese Modell solange funktionieren konnte, solange

  • die KPD ihre abweichende Konzeption nicht offen (legal) vertreten dürfte und die DKP noch nicht gegründet war

und

  • eine antiautoritär-spontaneistische Linke ab ca. 1964 erst im Entstehen war.

b) In dieser speziellen Konstellation war – einigermaßen – plausibel, dass es nicht bei einem Minimalkonsens-Bündnis auf der Ebene – unterschiedlich begründeter – Forderungen blieb, sondern sich die konzeptionelle Vorstellung, die relativ weit entwickelt war und legal vertreten werden konnte (im vorliegenden Falle anscheinend die – aber auch nicht sonderlich explizite – Konzeption von Buro/Beilmann/Klönne/Vack, die parteipolitische Konkurrenz zur SPD jedenfalls ausschloss), durchsetzte.

4. Dieses Modell der Zusammenarbeit musste in der späteren Situation unter Druck geraten, in der

  • sich die KPD als DKP neugründen durfte
  • die antiautoritär-spontaneistische Strömung größer und konturierter wurde

und

  • die ADF versuchte, parteipolitische Konkurrenz zu SPD und − inzwischen in sozialliberaler Richtung entwickelter − FDP zu sein –

es also mit der fraglosen Hegemonie der Buro/Beilmann/Klönne/Vack-Richtung (im Spektrum links des SPD-Mainstreams) vorbei war. (– Später kamen noch die maoistischen K-Gruppen hinzu.)

5. In dieser Situation wäre eine Aufrechterhaltung der Kampagne als Minimalkonsens-Bündnis auf bloßer Forderungsebene – wie es anscheinend Abendroth und eher DKP-nahe Kräfte verschlugen – vielleicht ein abstrakte Möglichkeit gewesen.

6. Daran hatte aber die Buro/Beilmann/Klönne/Vack-Richtung – mit dem im Artikel-Entwurf zitierten – Argument (von Buro) kein Interesse:

„Eine Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners […] würde […] die politische Aussage der Kampagne durch Ausklammern kontroverser Themen verzerren und unzusammenhängend und unglaubwürdig werden lassen“[33]

und andere Strömungen – vermutliche insbesondere die antitautoritär-spontaneistische – anscheinend auch nicht:

„Antiautoritäre Studenten und DKP, kritische Christen und unabhängige Sozialisten suchen heute ihr Schwergewicht in eigenen Aktionen.“[34]

7. Das vielleicht Paradoxe an der Sache: Auch die Buro/Beilmann/Klönne/Vack-Richtung formulierte dann ab 1969 als „Sozialistisches Büro“ eine allgemein-gesellschaftstheoretisch/politische Verortung die sie als KfA/KfDA vermieden hatten und die Klönne noch im Januar 1968 ausdrücklich verworfen hatte: „als könnte die Opposition sich durch die plakative Verwendung einiger politische Formeln (wie etwa der Verurteilung des ‚Spätkapitalismus‘ und der Firmierung als ‚sozialistisch‘ von der Mühlsal entlasten, die Kritik an den herrschenden Verhältnissen konkret und im Detail zu üben“. (Gegen „plakative Verwendung“ und Entlastung von der nämlichen „Mühlsal“ dürfte sich Klönne auch später noch gewandt haben, aber das ‚Firmenschild‘ „Sozialistisch“ war dann auch für die Buro/Beilmann/Klönne/Vack-Richtung kommod[35]). (nicht signierter Beitrag von Nstrc (Diskussion | Beiträge) 14:16, 2. Mai 2020 (CEST))


Am Ende des Lateins und der Lust

@Carl Novator:: Ich bin jetzt – was den Artikel-Entwurf anbelangt – am Ende meines Lateins und endgültig am Ende meiner Lust. Ich werde aber heute Abend noch zwei oder drei Kleinigkeiten auf der Diskussionsseite unterbringen, zu denen ich keinen Idee habe, wo und wie sie eventuell im Artikel-Entwurf noch untergebracht werden können. (nicht signierter Beitrag von Nstrc (Diskussion | Beiträge) 14:24, 2. Mai 2020 (CEST))

Einzelnachweise

  1. Rundbrief des Zentralen Ausschusses zur drohenden Zahlungsunfähigkeit der KfDA vom 1. November 1968, auszugsweise abgedruckt in: Otto, APO, S. 403 - 404 (403))
  2. Otto, Vom Ostermarsch zur APO, S. 152, 154, 166 oben, 166 unten und 168.
  3. Beide Formulierungen aus Informationen zur Abrüstung Sonderausgabe Dez. 1964 zitiert nach Otto, Vom Ostermarsch zur APO, S. 152.
  4. Nr. 3 ist im September 1963 erschienen; Nr. 7/8 im Februar 1964.
  5. „The SPD’s pressure on individual activists and organizers led to a gradual process of politicization for most, although some, like Tempel, who could not bear the pressure, took a back seat.“ [Holger Nehring, Politics of Security. British and West German Protest Movements and the Early Cold War, 1945–1970, Oxford University Press: Oxford, 2013 (ISBN 978-0-19-968122-8); https://www.oapen.org/download?type=document&docid=456802, S. 236 (Hervorhebung im Original) unter Hinweis auf: Hamburger Institut für Sozialforschung: „TEM 400,01; Central Committee minutes, 11–12 April 1964, as well as the material in TEM 200,05“].
  6. Einen ähnlichen Erscheinungsverlauf wie von Juli 1967 bis Juni 1968 angenommen, wäre von einem Erscheinen der Nr. 71 Ende September 1969 auszugehen.
  7. Siehe dazu: Beschluß des Baden-Württemberischen Verwaltungsgerichtshofes vom 5.8.1980 zum Aktenzeichen V 531/70: https://www.kj.nomos.de/fileadmin/kj/doc/1970/19703Verwaltungsgerichtshof_Baden_Wuerttemberg_S_351.pdf.
  8. Es könnte z.B. so gewesen sein:
    • Zu dem Treffen im November war jeder der vier Gruppen aus Braunschweig, Bremen, Hamburg und Hannover überlassen, mit wie viel Leuten sie kommt; dort wurde dann beschlossen, einen „Zentralen Ausschuß“ zu bilden, der so und so zusamengesetzt sein soll, (und sich im Januar 1961 traf).
  9. Siehe dazu: Nehring, Politics of Security, S. 276 f.
  10. Otto, Vom Ostermarsch zur APO, S. 212, Fußnote 38.
  11. Otto, Vom Ostermarsch zur APO, S. 135, 157, 161: z.B. am 7./8. März und 11./12. April 1964, am 7./8. Mai und 17. Juni 1966 sowie am 19./20. März und 22./23. April 1967.
  12. Vom Ostermarsch zur APO, S. 76, 83.
  13. Otto, Vom Ostermarsch zur APO, S. 84.
  14. in: Otto, APO, S. 80 - 81 (80).
  15. KVK-Nachweise.
  16. Inhaltsverzeichnis: https://d-nb.info/574994319/04.
  17. Otto führt den Satz wie folgt zu Ende: „dennoch war es [das von Tempel Gesagte] insofern zutreffend, als ja tatsächlich nicht die beschlossenen Grundsätze und Aktionen prinzipiell kontrovers waren, sondern die nicht beschlossenen Konzepte.“ (Hervorhebung im Original)
  18. Otto, Vom Ostermarsch zur APO, S. 116 („fraktionelle[r] Arbeitskreis“, „Freunde der anderen Fraktion“).
  19. „Über dieses Votum [eine auf der Konferenz verabschiedete Resolution, für die anschließend erfolgreich UnterzeichnerInnen gesammelt wurden] und die hinter ihm stehenden Kräfte hätte sich eine Mehrheit im ZA der ‚Ostermarsch‘-Bewegung nicht mehr hinwegsetzen können, ohne die eigene Sache aufzugeben. Damit war die beginnende Auseinandersertzung um ein neues Selbstverständnis des ‚Ostermarsches‘ und um die Präzisierung der politischen Aussage inhaltlich bereits weitgehend vorentschieden“ (S. 109).
  20. Vgl. Otto, Vom Ostermarsch zur APO, S. 97 („Die pazifistischen Kleingruppen in der Bundesrepublik setzten ihren moralischen Impetus nur sehr begrenzt in realpolitisch verwendbare Energien um.“), 99 („konstruktive Lösungsvorschläge“), 100 („nicht pazifistisch, sondern politisch motiviert“).
  21. Otto, Vom Ostermarsch zur APO, S. 116.
  22. Otto, Vom Ostermarsch zur APO, S. 113.
  23. Otto, Vom Ostermarsch zur APO, S. 118.
  24. Vom Ostermarsch zur APO, S. 93.
  25. Vom Ostermarsch zur APO, S. 168.
  26. Vom Ostermarsch zur APO, S. 171.
  27. Vom Ostermarsch zur APO, S. 173.
  28. ZDB-Eintrag: https://ld.zdb-services.de/resource/529708-4.
  29. Vom Ostermarsch zur APO.
  30. https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Papers_Spurensuche.pdf, S. 18; Hervorherbung hinzugefügt.
  31. S. 17 (2 x) sowie S. 60 (Anhang. Organisationen/Kampagnen/Initiativen im SB Vor-/Umfeld).
  32. Kampagne was weiter?, in: links. Sozialistische Zeitung Nr. 0, 4/1969 (Retro-Digitalisat des Orginals), 30 - 31 (30); Hervorhebung hinzugefügt.
  33. Andreas Buro, Kampagne was weiter?, in: links. Sozialistische Zeitung Nr. 0, 4/1969 (Retro-Digitalisat des Orginals), 30 - 31 (31).
  34. ebd.
  35. ob zurecht beansprucht, muss an dieser Stelle nicht erörtert werden.