Benutzer Diskussion:Herr Andrax/NPOVP

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Neutral Point Of View Policy – NPOVP

Diskos von Phaistos (Textkörper mit wiederverwendbaren Zeichen)

Einige Anmerkungen dazu.

Das Neutral Point Of View Prinzip verfolgt als zentrales Ziel möglichst alle Sichten und vor allem alle Fakten beim Schreiben zu berücksichtigen. Eine wesentliche Voraussetzung für die Neutralität ist den Point Of View als solchen erkennbar darzustellen. Jeder Point Of View ist ein bestimmter Point Of View mit einer eigenen Qualität. Deshalb ist er in seinem historischen, sozialen und erkenntnistheoretischen Hinsicht zu differenzieren. Erst wenn das gelingt, kommen wir einem kritikfähigen Kriterium der Neutralität und der Ausgewogenheit näher. Beide bleiben dabei selbst immer eine relative, wacklige und subjektive Kategorie und halten maximal einem zeitlich und gesellschaftlich begrenzten Konsens stand, der immer nur der Konsens der sich an der Wissensproduktion Beteiligten und Teilhabenden sein kann. Es ist der Vorteil der Wikipedia, dass hier viele Autor_innen dazu beitragen können, die Vielfältigkeit der Sichtweisen herauszuarbeiten. Neutral Point Of View ist auch eine wichtige Vorraussetzung, um fair miteinander umzugehen. Akzeptiert wird nur das, was auch durch belegtes Wissen (ich spreche hier verkürzt von "Text") nachvollziehbar ist. Hier ist also Streit unnötig, sondern Arbeit – sogar Ausgrabungsarbeit, wie das Lesen von Fachliteratur – gefragt. Ich konzentriere mich bei meiner Arbeit auf Stellen, wo ich Kenntnis über – logisch meist bestimmte – Point Of View's habe. Hier kommt das kollaborative Prinzip zum Zug, die für jedermann offene Teilnahme am Entstehungsprozess der Artikel sollte der optimale Weg sein, die Vielzahl an Point Of View's zu vervollständigen.

Warum ist dieser Grundsatz beim Schreiben so wichtig?

Jeder Text (und damit Wissen), auf den wir uns beim Schreiben beziehen, verfolgt bis zu einer gewissen Grenze den Willen zu einer Wahrheit. Diese "Wahrheiten" werden zwangsläufig durch das NPOV-Prinzip relativ infrage gestellt, weil wir die verschiedenen Sichtweisen und möglichst umfassend alle Fakten darstellen.

Jeder Standpunkt zu einem Thema, also jede Perspektive auf ein Thema beansprucht eine Selbstverständlichkeit. Das NPOV-Prinzip ist eine weitgehend geeignete Möglichkeit, solche Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen. Damit entstehen für die verschiedenen Formen des Lesens, die wir nicht durch das Vorspielen von Selbstverständlichkeit beeinflussen und beschränken, größere Möglichkeiten.

NPOV ist eine Möglichkeit auch das "nicht Gesagte" oder "nicht Sagbare" zu verdeutlichen.

Jeder Text (und damit Wissen), auf den wir uns beim Schreiben beziehen, schließt bestimmte andere Sichtweisen, Fakten und Gegenstände, die in Betracht kommen könnten, aus. Jeder Text besitzt eine eigene Gültigkeit, die von seinen zeitlichen, sozialen, räumlichen, kulturellen … Bedingungen abhängig ist. Indem wir möglichst alle Sichtweisen einbringen, werden die Grenzen und Widersprüche des Gesagten und des Sagbaren ebenso wie das Zustandekommen der jeweiligen Gültigkeit erkennbarer. Ein Neutral Point Of View ist nur dann als solcher zu erkennen, wenn gewusst wird, was Sagbar ist und was nicht und wie und in welcher Form das Sagbare eine Geltung erfährt.

Es ist nicht unsere Aufgabe, einem Point Of View mit Geltung zu versehen oder ihm seine Geltung zu nehmen, sondern ihn sorgfältig herauszuarbeiten.

Jeder Text (und damit Wissen) organisiert in Abhängigkeit seines Entstehungszusammenhangs das, was die Autor_innen dort als vernünftig ansehen. Wissen, auf das wir uns beziehen, ist damit auch ein Ausdruck für den Willen eine "Wahrheit" zu proklamieren. Beim Schreiben sollte dieser Zusammenhang berücksichtigt und erkennbar werden. Das wichtigste Prinzip dafür ist NPOV.

Das Prinzip NPOV ist dann am erfolgreichsten, wenn erkennbar wird, dass die verschiedenen POV (die je bestimmten Sichtweisen) jeweils andere Sichtweisen ausschließen oder umgekehrt, für den eigenen POV vereinnahmen. Wenn nur ein POV oder nur sehr wenige POV dargestellt werden, entsteht der falsche Eindruck, es gäbe ein letztgültiges und widerspruchsloses Wissen. Wissen erscheint dann als Kontinuum.

Ein Beispiel: Wenn wir nicht darstellen können, von wem, wann, wo und wozu der Begriff "Neger" entstanden ist und die damit verbundenen Positionen und Blickweisen nicht kennen oder ausblenden, kann ohne anderes Wissen die rassistische Konnotation des Begriffes nicht verstanden werden.

Zu beachten ist auch die Art des Textes (des "Wissens") dessen Point Of View wir berücksichtigen. Hier muss beispielsweise zwischen "Bekenntnisliteratur" und wissenschaftlicher Fachliteratur unterschieden werden.

Bekenntnisliteratur erkennt man daran, dass der Autor sich an sozial erzeugten Deutungsmustern orientiert und für sich so die gesellschaftlich bereitgestellten Identitätsmustern akzeptiert, sich ihnen fügt und diese Deutungsmuster seinen Lesern vermitteln und versichern möchte. Bekenntnisliteratur eignet sich deshalb als Beleg für das Vorahndensein solcher Deutungs- und Identifikationsmuster. Sie eignet sich nicht dazu, das so Bedeutete zu erklären, weil Bekenntnisliteraten den Dingen objektive Eigenschaften zu weisen und diese Objektivität so für sich erleben. Bekenntnisliteratur muss deshalb als solche erkennbar dargestellt werden. Ein Wikipediaartikel kann deshalb nicht der Disziplin einer Bekenntnisliteratur folgen und benötigt der Bekenntnisliteratur gegenüber ein gewisses Maß an heuristischen Fragestellungen. Da wir selbst keine Theorien produzieren, können wir Bekenntnisliteratur nur als Beleg für die Existenz von Sichtweisen anführen, sie aber nicht damit begründen und erklären.

Bei wissenschaftlicher Literatur sollte nachvollzogen werden, welche Hypothesen, Untersuchungsansätze und Gedankenexperimente dort vorliegen.

En:Wikipedia:Neutral point of view

Wikipedia:Neutraler Standpunkt

Weitere Anregungen

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