Benutzer Diskussion:Jesusfreund/Waldheim-Affäre

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Literatur

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Wirkungen

Zu Simon Wiesenthal im Kontext W.A.:

In die Schußlinie des World Jewish Congress geriet Wiesenthal im Zuge der Waldheim-Affäre 1986. Während der WJC nicht ganz ohne Berechtigung zum generellen Rundumschlag gegen die österreichische Verleugnung und Verdräng im allgemeinen sowie gegen den "Kriegsverbrecher" Kurt Waldheim im besonderen ausholte, und damit die Manifestierung latenten österreichischen Antisemitismus, etwa gegen "gewisse Kreise der Ostküste", provozierte, stellte sich Wiesenthal mit differenzierenden Aussagen vor Waldheim und vor Österreich. Wiesenthals Vorschlag, eine internationale Historikerkommission einzurichten, wird ein Jahr später angenommen und nach Abschluß der Recherchen 1988, die keine Beweise für eine persönliche schuldhafte Beteiligung Waldheims zutage bringen, fordert Wiesenthal Waldheim zum Rücktritt auf - wegen unwahrer Behauptungen. Dieser Konflikt mit dem WJC und einige weitere - zum großen Teil auf Eifersüchteleien zurückzuführende - innerjüdische Kritik wurde noch im Februar 1996 in der ARD-Sendung "Panorama" aufgegriffen, um Simon Wiesenthals Rolle bei der Ausforschung und Verfolgung von Naziverbrecher herunterzuspielen. Der damalige Leiter der Zentralstelle zur Ermittlung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg, Oberstaatsanwalt Alfred Streim, verteidigte Wiesenthal kurz darauf und schrieb ihm "Hunderte erfolgreicher Hinweise auf den Aufenthaltsort von Verbrechern" zu. Wiesenthal selbst spricht von rund 1 100 Fällen, in denen er an der Auffindung von Naziverbrechern beteiligt war.

Antisemitismus:

  • [8], [9]
  • "Ostküste" (Haider) = Synonym für Weltjudentum [10] (Quelle: Gehler/Sickinger 1995, S. 564ff.)

Österreichbild:

Österreichische Nationalgeschichte nach 1945: Die Spiegel der Erinnerung ... Von Robert Kriechbaumer,Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek. Forschungsinstitut für Politisch-Historische Studien, S. 343ff. (bes. 346f.): Hubert Feichtlbauer, "Aus der Geschichte gelernt".
Aufstieg Haiders

+[14]

1986 endete die zweite Amtsperiode des Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger (SPÖ). Der folgende Wahlkampf stand im Zeichen der Auseinandersetzung um die Vergangenheit des ÖVP-Kandidaten Kurt Waldheim als Offizier der deutschen Wehrmacht in Jugoslawien. Dieser gewann zwar die Wahl, blieb aber vor allem im Ausland umstritten (Aufnahme in die Watchlist“ der USA, Reduktion der diplomatischen Beziehungen Israels zu Österreich). Waldheims Satz „ Ich habe nur meine Pflicht getan“ – derselbe Satz, mit dem sich (der 1961 aus Österreich ausgebürgerte) Eichmann in seinem Prozeß zu rechtfertigen versucht hatte - löste in Österreich einen gesellschaftlichen Diskurs von solcher Heftigkeit aus, daß er zu einer plötzlichen Erosion der bis dahin völlig versteinert erscheinenden österreichischen Verhältnisse führte und alles in Frage stellte, was bislang „Tabu, Mythos, bequeme Gewohnheit und letztlich jegliche Intelligenz beleidigendes Legitimationsritual“ (Menasse, 1999, 13) gewesen war.

Im Netz zugängliche Artikel

Der Standard

Die Presse

The New York Times

Der Spiegel

Die Zeit

Wiesenthal geht in seinem Buch auch auf die Waldheim-Affäre ein, die im Gegensatz zur Affäre Peter ein größeres Echo hatte — und das zu Unrecht. Er hält die Anschuldigungen für übertrieben im Vergleich zu den Verwicklungen eines Peter. Allerdings sieht er Waldheim als Opportunisten und hält ihn daher des Präsidentenamtes für unwürdig. Im Vergleich zu den Greueln und Schandtaten anderer, die in Wiesenthals Akten festgehalten sind, sei Waldheims Mitgliedschaft in dem SA-Reiterkorps eher harmlos gewesen.

Hans Pusch... war später Kabinettschef von SPÖ-Kanzler Fred Sinowatz. Ihm wurde vorgeworfen, die Waldheim-Affäre im Präsidentschaftswahlkampf 1986 initiiert zu haben. Die Zeitungen verglichen Hans Pusch damals gern mit Rasputin, der den »Zaren« – Bundeskanzler Sinowatz – »unter seiner Kontrolle« habe.

eine österreichische Symbolfigur, der die Welt zutiefst misstraut und die in ihrer Heimat polarisiert. urt Waldheim jene Form von Gerechtigkeit versagt bleiben musste, die in einem auf ausschließlich individueller Schuld basierenden Urteil besteht, denn jedermann sollte ein Recht darauf besitzen. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt der Affäre hatte er dieses Recht verspielt: als er es billigte und später offensiv einforderte, dass der Tross seiner Unterstützer und Zuarbeiter das Land in Geiselhaft nahm, bloß um seine Gedächtnislücken zu verteidigen. Nein, eindeutig antisemitische Bonmots kamen ihm nicht öffentlich über die Lippen. Aber er stand auch mit versonnener Miene daneben, als sie fielen, und er verwahrte sich nicht gegen die Flut judensterngelber Plakate, hetzerischer Schlagzeilen, wütender Polemiken gegen, ja, gegen die da. Es habe damals die seltsame Situation geherrscht, berichtete Janet Kramer in ihrem Letter From Vienna an den New Yorker, dass »Antisemiten andere Antisemiten vor dem Antisemitismus warnen«. Seinen Nachruhm sicherte er sich durch die Rolle, die zu spielen er sich angelegen sein ließ, nachdem die Schwindelei in seiner Vita aufgeflogen war. Es war die Rolle der allegorischen Figur, die von sich lediglich zu sagen weiß: »Ich habe nur meine Pflicht erfüllt.«  Ein Historikerbericht strafte ihn Lügen, Simon Wiesenthal, der ihm früher zur Seite gestanden hatte, forderte daraufhin seinen Rücktritt, Paula Wessely »fordert nicht, bittet«. Man sollte auch nicht vergessen, dass er nur unter Einsatz beinahe der gesamten Staatsspitze von einer neuerlichen Kandidatur abzuhalten gewesen war – die mit Sicherheit den Weg Österreichs in die EU verbarrikadiert hätte.

Die Welt

Efraim Zuroff ...sorgte dafür, dass der frühere UN-Generalsekretär und Ex-Präsident von Österreich, Kurt Waldheim, wegen möglicher Verbindung zu Nazi-Verbrechen bis heute nicht in die USA einreisen darf.

Andere

Allerdings habe ihn damals besonders verletzt, dass er eine Symbolfigur des Umgangs des Landes mit der nationalsozialistischen Vergangenheit geworden ist. "Meine Biographie taugt nichts als Symbol."

Gleichzeitig habe er sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten oft Gedanken gemacht, "was unter dem Druck massivster Angriffe von mir unglückselig und falsch formuliert wurde - oder auch von anderen bewusst uminterpretiert wurde". Dies gelte vor allem für seinen Satz zu seiner Tätigkeit in der deutschen Wehrmacht am Balkan: "Ich habe nur meine Pflicht getan." Manches, was er dazu beigetragen habe, sei jedoch "aus dem Gefühl entstanden, von dieser Flut für mich ungerechtfertigter Vorwürfe überrollt zu werden," sagte Waldheim zur "Kleinen Zeitung".

Was sein Einreiseverbot in die USA ("Watchlist") betrifft, so hofft er weiterhin, "dass gerade ein Rechtsstaat wie die USA fähig ist, falsche Entscheidungen zu korrigieren". Er selbst habe jedoch nur geringe rechtliche Möglichkeiten gehabt, den Prozess neu einzuleiten, und dies hätte "viele Klüfte neu aufgerissen".

Im Präsidentschaftswahlkampf 1986 war Waldheims Vergangenheit in der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs thematisiert worden und wurde auch zum Gegenstand internationaler Polemik. Obwohl eine Historiker-Kommission später kein persönliches Verschulden Waldheims feststellen konnte, kam der frühere UNO-Generalsekretär auf die US-"Watchlist" und durfte damit nicht mehr in die USA einreisen. Diese "Waldheim-Affäre" führte in weiterer Folge zu einer breiten Diskussion über den öffentlichen Umgang Österreich mit seiner Geschichte unter dem Nationalsozialismus. (apa/red)

Zeittafel

  • 4.11.85: ÖVP macht W. zum Kandidaten
  • 1.3.86: Profil: SA- + NSDStB-Mitgliedschaft =Debattenbeginn
  • 23.-30. März:
WJC nennt W. wg. "Säuberngsaktionen" gg. Partisanen in Jugoslawien Kriegsverbrecher - droht mit Folgen für alle Ö. im Wahlfall
Wiesenthal deutet an, Jagd auf W. gehe von Ö. aus
Graff fordert Schutzpflicht der Regierg
Kreisky nennt WJC-Vorwürfe "ungeheuerliche Niedertracht", wg. USA-Abrechng mit UNO-Zeit W.'s
  • 7.4. 86: BP R. Kirchschläger bietet sich als Schiedsrichter an, will Dokumente des WJC u UNO beurteilen
  • 22.4.86: Historiker deuten WJC-Dokumente gg "mit Spezialaufgaben betrauter Kriegsverbrecher"; Kirchschläger: würde es als Staatsanwalt nicht wagen, W. anzuklagen
  • 4.5.86: 1. Wahlgg BP-Wahl ohne Mehrheit
  • 8.6.86: Stichwahl 54% für W. - Rücktritt Sinowatz als Kanzler, Gratz als Außenminister; Vranitzky Nachfolger für Sinowatz - Israel ruft Botschafter zurück
  • 8.7.86: W. wird als BP vereidigt ("angelobt"), Proteste, Hungerstreiks, Holzpferd von Hrdlicka
  • 2.9.86: FPÖ wählt Haider gg Steger zum neuen Vorsitzenden
  • 15.9.: Vraniztky kündigt Koalition mit FPÖ wg Haider auf
  • 17. 10.86: Israel beruft Botschafter aus Wien endgültig ab
  • 28.10.86: Ö.-Ministerrat ruft Ö.Botschafter in Israel (otto Pleinert) zu Bericht nach Wien; Peres darauf: "völlig unannehmbar". Pleinert kehrt am 9.12.86 zurück nach Israel.
  • 23.11.86: FPÖ verdoppelt bei Nationalratswahl Stimmenanteile, Folge der großen Koalition SPÖ-ÖVP (rechte Wähler durch W-Affäre mobilisiert, sehen Heimat nur noch gg Regierungsparteien)
  • 19.1.87: Kreisky distanziert sich von Sinowatz u Vranitzky, u.a. wg Angriffen auf W.
  • 10.2.87: "Jerusalem Post" eröffentlicht gefälschten Brief von Alois Mock (Viezkanzler der ÖVP) an M. Thatcher, GB: angeblich soll W. 1987 zum Rücktritt aus Gesundheitsgründen bewegt werden. Fälschung wird erst 3.4. von Post eingeräumt, entschuldigt sich
  • 27.4.87: US-Jusitzministerium setzt W. auf Watchlist = Einreiseverbot als Privatperson

Ö. beruft Botschafter in den USA nach Wien. W. äußerst "tiefstes Bedauern" u will sich "Haltg bewahren u sich nicht aus der Ruhe bringen" lassen. Israel, Kanada verhängen Einreiseverbote; andere erklären W.s Staatsbesuch für unerwünscht. GB und UdSSR, Simon Wiesental gg watchlist-Entscheid auf Verdacht.

  • 7.Mai 87: W. beantragt Voruntersuchg gg E. Bronfman wg. übler Nachrede, nachdem B. 2 Tage vorher bei WJC-tagg in Budapest W. als "Teil der Nazi-Tötungsmaschinerie" bezeichnete
  • 21.5.87: Vranitzky besucht USA, erreicht keine Rücknahme der watchlist-Entscheidg bei R. Reagan
  • NS-Verbrecher Bartesch wird Ausreise aus USA nach Ö nahegelegt, bei Einreise US-Staatsbürgerschaft aberkannt - war nie Ö-Bürger, Ö.s Versuch der Rücküberstellg wird von USA mit Sanktionsdrohg gg Fluggesellschaften abgewehrt; Ö vermutet Zusammenhg mit W.-Affäre
  • 11.6.87: Alois Mock nominiert Karl Gruber u.a., als Sonderbotschafter, um Ö.s Image im Ausland zu verbessern
  • 25.6.87: Papst Joh Paul II empfängt W. auf dessen Wunsch bzw. wiederholte Anfrage Ö.s; negative internationale Reaktionen vorher.
  • 27.6.87: SPÖ beschließt nach Kampfabstimmg knapp Rücktrittsforderg an W.
  • 1.-4.7.87: W. besucht Jordanien
  • 16.8.87: W.s Anhänger legen "Weißbuch" vor, das Vorwürfe widerlegen soll
  • 28.8.87: W. besucht KZ mauthausen
  • 1.9.87: 1. Treffen der von Regierg eingesetzten internationalen Historikerkommission
  • 12.10.87: von Sinowatz verklagter "profil"-Journalist Alfred Worms wird freigesprochen. Dieser hatte Plan von Siowatz im Sommer 1985 zur Verleumdung W.'s behauptet.
  • 18.11.87: Michael Graff, ÖVP-Generalsekretär, tritt zurück nach Aussae in frz. Zeitung: "W. kein Problem, slange er nicht "secs Juden eigenhändig erwürgt hat"
  • 1.2.88: "Spiegel" druckt telegramm, das W. als an Deportation von 400 Zivilisten im Juli 1942 aus Bosnien beteiligt erscheinen lässt. Jugoslawien: Fälschung
  • 8.2.: Kommission liefert Bericht ab (209 Seiten).
  • 11.2.: Jugoslaw. Historiker Dusan Plenca gibt zu, er habe Telegrammoriginal nie gesehen.
  • 15.2.88: W. lehnt Rücktrittsfordergen nach Kommissionsbericht in Fernsehansprache ab
  • 18.2.88: Ö. weist Aufruf der Knesset, W. abusetzen, scharf zurück
  • 8.3.88: E. Bronfman stellt bei Brüsselbesuch EU-Beitritt Ö.s als unmoralisch dar; wird von Paul Grosz (Kultusgemeinde Wien) als unqualifizierte Verunglimpfung Ö.s kritisiert
  • 11.3.88: Nationales Gedenken an "Anschluss"
  • 25.4.88: A. Worm erklärt Sinowatz für unschuldig an Kampagne gg W., aber nur ihn, nicht SPÖ; Sinowatz stellt berufgsklage ein.

lektüreansätze

rostock ist ziemlich weit von österreich weg, zu späten ddr-zeiten noch viel mehr. daher habe ich hier in der ub nur gefunden:

  • H. Gruber, Antisemitismus im Mediendiskurs (bis 10.12. ausgeliehen)
  • Hanspeter Born: Für die Richtigkeit: Kurt Waldheim. Schneekluth, 1987.

werde beides mal ausleihen, außerdem lesen in:

  • Ruth Wodak et al., "Wir sind alle unschuldige Täter!": zur identifizierung von ausland, wjc und "ostküstenpresse", dem feindbild einer verleumdungskampagne durch "das weltjudentum" (1.3) könnte ich vielleicht noch etwas schreiben, obwohl es im entwurf schon erwähnt wird. das schwierige thema muss natürlich gut belegt sein, werde ich also nicht so nebenbei erledigen.

gruß --Jwollbold 23:57, 6. Dez. 2010 (CET)

Danke. Ruth Wodaks Aufsatz ist online, siehe Ref 15 (pdf).
Gruber habe ich kopiert, Born ist nicht vorhanden in meiner Bibl. Jesusfreund 06:10, 7. Dez. 2010 (CET)