Bernd Jentzsch

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Bernd Jentzsch (* 27. Januar 1940 in Plauen) ist ein deutscher Lyriker, Erzähler, Übersetzer und Essayist.

Leben

Jentzsch studierte von 1960 bis 1965 Germanistik und Kunstgeschichte in Leipzig und Jena. Von 1965 bis 1974 war Jentzsch im Verlag Neues Leben in Ost-Berlin angestellt und wirkte dort unter anderem als Initiator und Herausgeber der Lyrikreihe Poesiealbum, in der zahlreiche junge DDR-Autoren erstmals publiziert und zeitgenössische internationale Lyriker erstmals dem DDR-Publikum vorgestellt wurden. In einem Vierteljahrhundert erschienen 275 Ausgaben in stets gleicher Ausstattung: 32 Seiten stark, mit einer doppelseitigen Grafik und zum Preis von neunzig Pfennig. 1976 kehrte Jentzsch nach einem Studienaufenthalt in der Schweiz nicht in die DDR zurück, nachdem ihn Strafandrohungen wegen seines Protests (in der Auslandspresse veröffentlichter Brief an Honecker) gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns erreicht hatten.

1977 bis 1984 war er Lektor des Walter Verlags in Olten, daneben hatte er 1982 eine Gastprofessur am Oberlin College in den USA. Im Jahr 1991 wurde er zum Gründungsdirektor des in der Nachfolge des Institutes für Literatur „Johannes R. Becher“ aufgebauten Deutschen Literaturinstituts Leipzig ernannt; nach Aufnahme des regulären Lehrbetriebs leitete er das Institut von 1995 bis 1999 als Direktor. 2007 fungierte er nochmals kurzzeitig als Herausgeber des beim Märkischen Verlag Wilhelmshorst wiedererstandenen Poesiealbums. Er lebt in Euskirchen.

Am 25. Januar 2010 trat er unter Protest gegen die angebliche „Unterwanderung“ der Akademien durch Altkader und Günstlinge des SED-Regimes aus der Sächsischen Akademie der Künste und der Freien Akademie der Künste Leipzig aus.

Werke

  • ‘‘Der Ort‘‘
  • Alphabet des Morgens. Mitteldeutscher Verlag, 1961
  • Jannis Ritsos, Bernd Jentzsch: Die Wurzeln der Welt. Volk und Welt, Berlin 1970
  • Jungfer im Grünen. Hanser, München 1972 ISBN 3-446-11785-7
  • Ratsch und ade! Hinstorff, Rostock 1975 & Hanser, München 1977
    • Auszug: Ein Streifzug der Tiere. In Horst Heidtmann, Hg.: Die Verbesserung des Menschen. Märchen. Beiträge von Franz Fühmann u. a. ― Luchterhand Literaturverlag, Darmstadt 1982 ISBN 3-472-61413-7, S. 172–180

Der Ort

  • Quartiermachen. Heyne, München 1982 ISBN 3-453-85025-4
  • Das Gastgeschenk. Insel, 1982 ISBN 3-458-32049-0
  • Ratsch und ade. Sieben jugendfreie Erzählungen. Hanser, 1984 ISBN 3-446-12303-2
  • Poesiealbum 276, BrennGlas Verlag Assenheim, ISBN 3-924243-29-8
  • Die alte Lust, sich aufzubäumen. Reclam Leipzig, 1992 ISBN 3-379-01452-4
  • Bernd Jentzsch, Wolfgang Fischbach: Vorgestern hat unser Hahn gewalzert. Middelhauve, 1992 ISBN 3-7876-9780-2
  • Flöze. Schriften und Archive 1954-1992. Connewitzer Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1993 ISBN 3-928833-22-7
  • Von der visuellen Wohlhabenheit. C. H. Beck, München 1998 ISBN 3-406-35885-3
  • Peter Stein: „Badstilleben mit Selbstportrait“, gesehen von B. Jentzsch, Haus Schlangeneck, Schweinheim (Euskirchen) 2006
  • Welt-Echo. 76 ostwestliche Schriftbilder, Haus Schlangeneck, Schweinheim 2006
  • Erotisches Meer. Gedichte. Un Art Ig, Aschersleben 2007 ISBN 3-9810379-5-2

Literatur

  • Kurzbiografie zu: Jentzsch, Bernd. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Dichtung des 20. Jahrhunderts: Meine 24 sächsischen Dichter, Hrsg. Gerhard Pötzsch, 2 CDs, Militzke Verlag Leipzig 2009, ISBN 978-3-86189-935-8
  • Hans Joachim Schädlich: Deutsche im deutschen Exil. Reihe: Brüder-Grimm-Vorlesungen, 1. (u. a. über Jentzsch) Gesamthochschul-Bibliothek, Kassel 1988 ISBN 978-3-88122-449-9 (23 S.)

Auszeichnungen

Weblinks