Betelnuss-Mädchen
Als Betelnuss-Mädchen oder auch Betelnuss-Schönheit (chinesisch
/
, Pinyin
) werden knapp gekleidete Mädchen bezeichnet, die in Taiwan an Straßenkiosken Betelnüsse verkaufen. Dieses einmalige taiwanische Phänomen ist nach der legendären Schönheit Xi Shi aus der Zeit der Frühlings- und Herbstannalen benannt.
Betelnusskioske sind mit vielen Leuchtstoffröhren, oft in grün, dekoriert und liegen in der Nähe von Highways oder Ausfallstraßen großer Städte an der Westküste Taiwans. Die Hauptklientel sind Truckfahrer, Bauarbeiter und Marktverkäufer, die lange aufbleiben und schwere Arbeiten erledigen müssen. Die Wirkung der Betelnuss soll hierbei aufputschend und belebend sein, wesentlich stärker als etwa Kaffee. Der hohe Profit der Betelnussläden hat zu einer starken Verbreitung dieser Läden und großer Kreativität der Körperpräsentation der Mädchen geführt. Erotisierendes Auftreten mit Reizwäsche, Highheels oder das Kleiden nach Visual Kei und in Schulmädchenuniform kommen sehr oft vor. Auch werden Riesenposter neben oder an den Läden aufgehängt, die die Verkäuferin in verschiedenen Posen fast nackt zeigen (siehe Sex sells).
Betelnussmädchen gehören in der Regel eher schlechter situierten Milieus an. Einige sind Schulabbrecherinnen, andere müssen für ihre Familien Geld verdienen. Das Betelnussgeschäft ist wesentlich lukrativer für ungelernte Frauen als die Arbeit in Läden wie 7-Eleven.
Einige Gruppen, die sich für die Rechte der Frauen einsetzen, befürworten kontroverserweise, dass sich Betelnussmädchen für den Verkauf ihrer Ware provokativ anziehen, um ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Dies wird damit begründet, dass internationale Supermodels, Popstars und Ausstellungsmodels sich nicht weniger provokativ kleiden, aber deren Tätigkeiten durchaus von der Gesellschaft akzeptiert werden. Aus der Sicht dieser Gruppen handle die Politik mit Regulierungen heuchlerisch und diskriminierend.
Andere kritisierten die Massenmedien für die negative Darstellung der Mädchen, während die sozialen und wirtschaftlichen Hintergründe vernachlässigt werden. Die taiwanische Organisation „Garden of Hope“, die sich gegen sexuelle Ausbeutung einsetzt, klassifiziert diese Arbeit als Kinderarbeit durch Management und Familie. Aus ihrer Sicht ist die Tätigkeit der Betelnussmädchen der erste Schritt zu physischem Missbrauch und Prostitution.
Rundfunkberichte
- Vier Jobs, die es in Deutschland niemals gäbe, ProSieben – Galileo, Folge 77 Staffel 2015 vom 18. März 2015 (YouTube)
- Stefanie Suren: "Kult, Kurioses und Konfuzius in „Taiwan für Anfänger“" (Memento vom 4. September 2012 im Internet Archive) – Radiobericht, Radio Taiwan International
Weblinks
- Betelnut Girl Photoalbum von Tobie Openshaw März 2007 (englisch)
- Dokumentation der Betelnuss Kultur auf YouTube (englisch)
- Wan-tran 黃萬傳: „Why pick on betel-nut beauties?“, Taipei Times, 12. März 2007 (englisch)
- Jules Quartly: „Bird-watching in Taiwan“, Taipei Times, 1. März 2007 (englisch)
- Venkatesan Vembu: „The Betel-nut Beauties of Taiwan“, Daily News & Analysis, 30. Januar 2007 (englisch)
- Yu-huay Sun: „Taiwan's 60,000 Betel-Nut Beauties Thwart Effort to Curb Cancer“ (Memento vom 24. Januar 2007 im Internet Archive), Bloomberg L.P., 26. Januar 2006 (englisch)
- Laurence Eyton: „Betel nut brouhaha exposes disagreement“, Asia Times, 9. Oktober 2002 (englisch)
- Li Hsin-ren: „Taiwan's Betel Nut Beauties: Under Pressure from All Sides“, Taiwan Church News, 25. Oktober 2002 (englisch)