Bibelschule

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Die Bibelschule ist eine Ausbildungsstätte für kirchliche, insbesondere freikirchliche Mitarbeiter, evangelische kirchlich angestellte Religionslehrer im Gemeinde- und Missionsdienst. Sie zeichnet sich meist durch eine evangelikale Theologie aus. Viele Bibelschulen bieten auch Kurse für interessierte Laien an. Die Ausbildung gilt im kirchlichen Anstellungsrecht. Staatliche Regelungen, Eingriffe, Eingangsvoraussetzungen für ihre Ausbildungsgänge und die erforderlichen Abschlüsse wie bei einem Lehramtsstudium der evangelischen Theologie gelten erst über einem bestimmten Wochenstundenzahl in höheren Klassenstufen[1] [2] Zahlreiche Bibelschüler sind als Privatschüler in Deutschland förderungsberechtigt nach dem BAföG.[3] Die Abschlüsse werden von Evangelischen Landeskirchen nach weiteren Schulungen als Diakon, in Jugendwerken[4] [5] und von zahlreichen – in der Regel evangelikal ausgerichteten – christlichen Gemeinschaften als Gemeinschaftsleiter und Gemeinschaftspastoren anerkannt. Neu ist der Titel Bachelor Professional[6].

Ein erfolgreicher Abschluss mancher vierjährigen staatlich anerkannter Bibelschulen berechtigt zur Führung der Berufsbezeichnung „Staatlich anerkannte Religions- und Gemeindepädagogin“ bzw. „Staatlich anerkannter Religions- und Gemeindepädagoge“. Absolventen können somit tätig werden, wenn die Finanzierung von kirchlicher und staatlicher Seite aus gemeinsam erfolgt.[7]

Geschichte

Die historischen Wurzeln der Bibelschulen liegen in den Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts. Sie entstanden aus dem Bedürfnis heraus, die Äußere und Innere Mission durch praktisch-theologisch geschulte Kräfte voranzutreiben. Die Erweckungsbewegungen hatten zahlreiche neue Gemeinden, Gemeinschaftskreise sowie diakonische und missionarische Werke im In- und Ausland hervorgebracht. Dem damit verbundenen Wachstum an Aufgaben konnten die Pastoren der verschiedenen protestantischen Kirchen nicht mehr gerecht werden. Im deutschen Sprachgebiet war es Christian Friedrich Spittler, der 1840 auf St. Chrischona die erste Bibelschule als „Missions- und Evangelistenschule“ ins Leben rief. 1886 folgte die Gründung des Wuppertaler Johanneums. Seitdem sind viele weitere Bibelschulen entstanden, die je nach Ausrichtung und Arbeitsschwerpunkt verschiedene Dachverbände gegründet haben. Zu diesen Dachverbänden gehören:

Theologische Ausrichtung

Bibelschulen haben häufig keine enge konfessionelle Ausrichtung. Viele dieser Ausbildungsstätten sind als sogenannte „freie Werke“ organisiert. Gemeinsam ist ihnen jedoch eine starke Bindung an die Bibel, die für sie in allen Lehr- und Lebensfragen unbedingte Autorität hat. Manche Bibelschulen haben auch in diesem Zusammenhang eine stark apologetische Ausrichtung entwickelt. Die zentrale praktisch-theologische Frage der modernen Bibelschulen lautet: Wie erreichen wir kirchendistanzierte Menschen mit dem Evangelium?

Bibelschulausbildung

Das Studium an einer Bibelschule dauert in der Regel zwischen drei und fünf Jahren, es gibt aber auch Bibelschulen, die kürzere Studienzeiten in Form von einzelnen Jahren anbieten und jeweils nach einem Jahr einen Abschluss erstellen.[8] Zahlreiche Praktika und Mitarbeit in landes- oder freikirchlichen Gemeinden während des Studiums gehören zum festen Ausbildungsprogramm. Die theologische Ausbildung umfasst in der Regel die Fächer Bibelkunde, Exegese, Theologie des Alten und Neuen Testaments, Dogmatik, Ethik, Homiletik, Seelsorge, Kirchengeschichte, Konfessions- und Missionskunde, Evangelisation, Psychologie und Pädagogik. Neben dem Pflichtfach „Neutestamentliches Griechisch“ wird oft auch als Wahlfach Hebräisch angeboten. Für die Leitung von Freizeiten am Wasser ,in den Bergen und Sportangeboten ist der offizielle Übungsleiter aus haftungsrechtlichen Gründen erforderlich. Im Auftrag des Deutschen Olympischen Sportbundes werden die international gültigen Übungsleiter C in Online- und Präsenzphasen in Kooperation mit dem CVJM-Gesamtverband ausgebildet. Neben typischen Sportarten wie CVJM Hockey und Indiaca ist auch die Ausarbeitung einer Andacht verpflichtend.[9][10][11]

Besondere Kurzseminare, zu der meist auch interessierte Besucher von außerhalb eingeladen sind, beschäftigen sich mit aktuellen Themen und Zeitströmungen.

Der Bibelschulunterricht ist an den Bedürfnissen der praktischen Gemeindearbeit orientiert. Sein Anliegen bleibt es aber bei aller Praxisbezogenheit, die Bibelschüler zu einem selbständigen biblisch-theologischen Denken und Arbeiten anzuleiten. Viele theologische Ausbildungsstätten dieses Typus gestalten das Studium als Lern- und Lebensgemeinschaft. Studenten und Lehrer wohnen häufig auf demselben Gelände; auf intensive Begegnung und gemeinsames geistliches Leben während der Ausbildungszeit wird großer Wert gelegt. Viele Bibelschulen bieten ihr Programm daher als Vollzeitausbildung an,[12] in welcher auch Studienreisen enthalten sein können. Manche Bibelschulen bieten ein berufsbegleitendes Studium mit Präsenz- oder Onlineunterricht an, um berufstätigen Studenten eine Ausbildung zu ermöglichen.[13]

Spezielle Zielgruppen

In armen Ländern, bei Vollzeitarbeitsverträgen oder anderen Umständen können Christen keine Bibelschulen in Präsenz besuchen. Als Ersatz dafür werden von verschiedenen Organisationen Bibelfernkurse mit unterschiedlichem Bildungsniveau und Zielpublikum angeboten. Dabei wird mit Printmaterial, aber auch mit Online- und Appkursen gearbeitet.[14]So bietet die Emmaus Correspondence School Kurse in über 100 Sprachen an, um Menschen weltweit zu erreichen.[15]

Bibelfernkurse werden auch zu evangelistischen Zwecken eingesetzt, um Menschen für einen Glauben an Jesus Christus zu gewinnen. So bietet in den USA die Organisation Crossroad Bible Institute CBI u. a. auch evangelistische Fernkurse für Häftlinge an. Dazu werden auch Informationen für die Wiedereingliederung in die Gesellschaft angeboten, um die Rückfallquote zu verringern. Am CBI-Programm nehmen weltweit 42'000 Menschen teil.[16]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise