Birgit Gerstorfer

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Birgit Gerstorfer (* 10. Oktober 1963 in Wels[1]) ist eine österreichische Politikerin (SPÖ). Seit 2016 ist sie oberösterreichische Landesrätin in der Landesregierung Pühringer V bzw. Landesregierung Stelzer I und Stelzer II. Von 2016 bis 2022 war sie Landesparteiobfrau der SPÖ Oberösterreich. In Folge einer gescheiterten Impfkampagne trat Gerstorfer zurück.

Leben

Ausbildung und Beruf

Birgit Gerstorfer wuchs in Alkoven auf und besuchte die Handelsakademie Eferding, wo sie 1983 maturierte.[1] 1990 begann sie beim Arbeitsmarktservice (AMS), zunächst in der regionalen Geschäftsstelle in Eferding, wo sie im Alter von 32 Jahren die Leitung übernahm. Später wechselte sie als Leiterin der regionalen Geschäftsstelle nach Wels. 2006 wurde sie stellvertretende Landesgeschäftsführerin des AMS Oberösterreich und war in dieser Funktion für die Bereiche Qualitätsmanagement, Controlling, die Kundendienstprozesse sowie Frauenthemen verantwortlich. Mit 1. August 2010 wurde sie zur Landesgeschäftsführerin des AMS Oberösterreich bestellt.[2] An der Johannes Kepler Universität besuchte sie einen Masterlehrgang Professional Master of Management und Leadership, den sie 2013 abschloss.[3]

Politik

Am 6. Juni 2016 wurde sie vom Landesparteivorstand zur Vorsitzenden der SPÖ Oberösterreich gewählt, beim außerordentlichen Landesparteitag der SPÖ Oberösterreich am 18. Juni 2016 erhielt sie bei der Wahl zur Vorsitzenden der SPÖ Oberösterreich 95,8 Prozent der Stimmen.[4] Sie folgte Reinhold Entholzer als Landesrätin in der Landesregierung Pühringer V nach und wurde in der Landtagssitzung am 7. Juli 2016 in dieser Funktion angelobt.[5][6][7][8] Von Thomas Stelzer übernahm sie außerdem vorübergehend die Frauenagenden, diese wurden am 6. April 2017 von Christine Haberlander übernommen.[9]

Am 9. Juni 2018 wurde sie auf dem Landesparteitag der SPÖ als Landesvorsitzende mit 89,68 Prozent der Stimmen wiedergewählt.[10] Im November 2020 wurde sie mit 86,8 Prozent als Landesvorsitzende bestätigt und zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2021 gewählt, bei der man mit 18,58 % (+0,21) knapp den zweiten Platz hinter der FPÖ mit 19,77 % (−10,59) verfehlte.[11] In der Landesregierung Stelzer II ging das bisher von der SPÖ gestellte Sozialressort an Wolfgang Hattmannsdorfer, Gerstorfer erhielt als Landesrätin die Agenden Jugendschutz, SPÖ-Gemeinden, Personenstandswesen, Verwaltungspolizei, Zivildienst und Tierschutz.[12]

Am 1. Februar 2022 wurde von Medienseite bekannt, dass Gerstorfer zusammen mit Landesgeschäftsführer Georg Brockmeyer ihren Rückzug von der Spitze der Landespartei bekanntgeben werden.[13] Grund dafür war eine Plakatkampagne zur Coronaimpfung, in der man mit weinenden Kindern und dem Satz "Ich will dich nicht verlieren", auf starke Kritik aus den eigenen Reihen stieß. Zuvor hatte der Nationalratsabgeordnete Dietmar Keck den "sofortigen Rücktritt" der beiden gefordert. Hintergrund soll die eben genannte Impfkampagne mit traurigen Kindern sein – eine Rolle spielte aber auch eine Studie im Auftrag der Landespartei, die die Rolle der Gewerkschaften hinterfragte. Der Bürgermeister der Stadt Linz, Klaus Luger, meinte auf nachrichten.at, er habe den ganzen Vormittag Gespräche mit führenden Sozialdemokraten in Oberösterreich geführt, und das Stimmungsbild sei eindeutig gewesen.

Der dritte Landtagspräsident Peter Binder bestätigte, dass nach der Kampagnenpräsentation Montagvormittag "der Stein ins Rollen" gekommen sei. Es stellte sich heraus, dass die Werbesujets von keinem Funktionär abgesegnet worden seien. Er sprach von einem Alleingang Gerstorfers und Brockmeyers. Innerhalb kürzester Zeit hätten die beiden zweimal gegen die "Usancen der Partei verstoßen". Daher ist auch für Binder das Duo nicht mehr tragbar.[14]

Im Februar 2022 folgte ihr Michael Lindner als geschäftsführender Landesparteivorsitzender nach.[15]

Auszeichnungen

Weblinks

Commons: Birgit Gerstorfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Land Oberösterreich: Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ). Abgerufen am 7. Juli 2016.
  2. AMS OÖ: Birgit Gerstorfer wird neue Landesgeschäftsführerin. OTS-Meldung vom 11. Mai 2010, abgerufen am 6. Juni 2016.
  3. Salzburger Nachrichten: Birgit Gerstorfer – von der Staatsanleihe AMS zur Risiko-Aktie SPÖ. Artikel vom 11. Juni 2016, abgerufen am 14. Juni 2016.
  4. orf.at – 95,8 Prozent: Gerstorfer zu Vorsitzender gewählt. Artikel vom 18. Juni 2016, abgerufen am 18. Juni 2016.
  5. 83 Prozent für Gerstorfer als neue SPÖ-Chefin und Landerätin in OÖ. Artikel vom 6. Juni 2016, abgerufen am 7. Juni 2016.
  6. orf.at – Gerstorfer ist neue SPÖ-Chefin in OÖ. Artikel vom 6. Juni 2016, abgerufen am 6. Juni 2016.
  7. Oberösterreichische Nachrichten: Birgit Gerstorfer ist neue SP-Vorsitzende. Artikel vom 6. Juni 2016, abgerufen am 6. Juni 2016.
  8. Salzburger Nachrichten: OÖ. SPÖ-Chefin Birgit Gerstorfer als Landesrätin angelobt. Artikel vom 7. Juli 2016, abgerufen am 7. Juli 2016.
  9. derStandard.at – SPÖ-Landeschefin Gerstorfer wird auch Frauenlandesrätin. Artikel vom 6. Juli 2016, abgerufen am 6. Juli 2016.
  10. orf.at: Gerstorfer mit 89,7 Prozent wiedergewählt. Artikel vom 9. Juni 2018, abgerufen am 9. Juni 2018.
  11. SPÖ-Landesparteitag: Arbeitsplätze schützen. In: ORF.at. 28. November 2020, abgerufen am 28. November 2020.
  12. FPÖ besiegelt neuen Regierungspakt. In: ORF.at. 20. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021.
  13. Landes-SPÖ: Gerstorfer und Brockmeyer müssen gehen. Abgerufen am 1. Februar 2022.
  14. Wiener Zeitung Online: Opposition - Oberösterreichs SPÖ-Spitze vor Ablöse. Abgerufen am 1. Februar 2022.
  15. SPÖ OÖ wählte Lindner einstimmig zum geschäftsführenden Chef. In: Salzburger Nachrichten. 7. Februar 2022, abgerufen am 22. Februar 2022.
  16. Oberösterreichische Nachrichten: Mostdipf-Preisträger 2015. Artikel vom 20. Juni 2015, abgerufen am 6. Juni 2016.
  17. Barbara-Prammer-Nadel für Birgit Gerstorfer. In: tips.at. 23. September 2022, abgerufen am 24. September 2022.