Blaue Linie (Libanon)

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Karte mit der Blauen Linie, die den Grenzverlauf von 1949 („Grüne Linie“) zwischen Israel und dem Libanon zeigt.

Die Blaue Linie ist eine Demarkationslinie zwischen dem Libanon und Israel, die von der UN gezogen wurde, um zu bestimmen, ob Israel die UN-Resolution 425 erfüllt hatte.

Hintergrund

Am 11. März 1978 hatte die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) einen Terroranschlag in Israel verübt. Der Anschlag richtete sich gegen zwei Autobusse und verursachte den Tod von 37 Israelis. Als Reaktion besetzten israelische Streitkräfte libanesisches Gebiet, von welchem aus die PLO während der 1970er-Jahre regelmäßig operierte. Beginnend in der Nacht vom 14. zum 15. März 1978 und binnen weniger Tage kulminierend, hatte die israelische Armee den gesamten südlichen Teil des Landes besetzt, mit Ausnahme der Stadt Tyros und ihrer Umgebung. Diese Operation ist in Israel unter dem Namen Operation Litani bekannt.

Am 15. März 1978 hat die libanesische Regierung den Vereinten Nationen einen scharfen Protest gegen die israelische Invasion übermittelt. Sie stellte darin fest, dass sie keine Verbindung zu den palästinensischen Operationen hatte. Am 19. März 1978 nahm der Sicherheitsrat die Resolution 425 an, in welcher er Israel aufrief, unverzüglich seine Militäraktion einzustellen und seine Truppen von libanesischem Gebiet abzuziehen. Der Rat entschied außerdem über die sofortige Bildung der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL). Die ersten UNIFIL-Truppen trafen in dem Gebiet am 23. März 1978 ein.

Begriffsbestimmung

Die Blaue Linie basiert auf den Positionen der israelischen Armee vor dem 14. März 1978. Sie stimmt überein mit der Purpurnen Linie, das ist die Waffenstillstandslinie des Sechstagekrieges (1967) – als auch der Grünen Linie von 1949, welche nach dem Palästinakrieg von 1948 als Waffenstillstandslinie festgelegt wurde. Es wird auch angeführt, dass auf der Karte von 1923 die Grenze zwischen dem französischen Völkerbundmandat für Syrien und Libanon und dem britischen Mandat über Palästina und somit teilweise vorläufig die israelisch-libanesische Grenze bestimmt wurde (s. a. Vertrag von Sèvres bzw. Völkerbund).

Normalerweise werden Grenzen zwischen zwei Staaten verhandelt, und zwischen 1949 und 1967 haben israelische und libanesische Landvermesser 25 km der Grenze komplettiert, und ein weiteres Viertel der internationalen Grenze markiert, ohne es festzulegen. Als am 17. April 2000 der israelische Ministerpräsident Ehud Barak ankündigte, dass Israel mit dem Abzug seiner Truppen aus dem Libanon beginnen werde, weigerte sich die libanesische Regierung, an der Markierung der Grenze teilzunehmen. Dieser Schritt zwang die UN, ihre eigenen Erkundungen auf Basis der Linie, die in der UN-Resolution 425 angesprochen wurde, durchzuführen.

Am 25. Mai 2000 unterrichtete die israelische Regierung den Generalsekretär der Vereinten Nationen, dass Israel seine Streitkräfte in Übereinstimmung mit der Resolution 425 umgruppiert habe.

Zwischen dem 24. Mai und dem 7. Juni 2000 reisten spezielle UN-Abgesandte nach Israel, dem Libanon und Syrien, entsprechend dem Bericht des Generalsekretärs vom 22. Mai 2000.[1] Der Kartograph der UN und sein Team, von der UNIFIL unterstützt, arbeiteten vor Ort, um eine Linie zu bestimmen, die verwendet werden sollte, um den israelischen Rückzug zu bestätigen. Obwohl keine formale Grenzziehung, war es das Ziel, eine Linie zu ziehen, die den international anerkannten Grenzen des Libanon entsprach.

Die am 7. Juni komplettierte Karte zeigt die Rückzugslinie, die der Kommandeur von UNIFIL seinen libanesischen und israelischen Amtskollegen übermittelt hatte. Ihre jeweiligen Vorbehalte außer Acht lassend, haben die Regierungen von Israel und dem Libanon bestätigt, dass diese Linie ausschließlich in der Verantwortung der Vereinten Nationen identifiziert wurde und dass diese Linie als solche verstanden würde.

Am 16. Juni berichtete der UN-Generalsekretär dem Sicherheitsrat, dass Israel seine Truppen aus dem Libanon entsprechend der Resolution 425 (1978) zurückgezogen hat und in Übereinstimmung mit seinem Bericht vom 22. Mai 2000 hat Israel den Rückzug seiner Truppen hinter die von den Vereinten Nationen festgelegte Linie vollzogen. Die Milizen im Südlibanon seien entwaffnet und alle Gefangenen in Al-Khiam freigelassen worden.[2]

Seitdem wird diese Waffenstillstandslinie in allen offiziellen UN-Dokumenten als Blaue Linie bezeichnet.

Verletzung der Blauen Linie

Die Verletzung der Blauen Linie führt seitdem immer wieder zu Scharmützeln. Zwischen dem 7. Oktober 2000 und dem 21. November 2005 gab es im Bereich der Schebaa-Farmen zahlreiche Verletzungen der Blauen Linie mit zahlreichen Toten und Verletzten. Ein Grenzzwischenfall, bei dem zwei israelische Soldaten verschleppt und zunächst fünf weitere getötet wurden, war am 12. Juli 2006 der Auslöser für den Angriff israelischer Truppen auf den Libanon, den Libanonkrieg 2006.

Am 28. Januar 2015 um 11:30 Ortszeit wurde mit einer von libanesischem Staatsgebiet durch Hisbollah-Kämpfer abgefeuerten Panzerabwehrrakete ein Fahrzeug der Tzahal getroffen, wobei zwei israelische Soldaten getötet und mindestens weitere sieben verletzt wurden. Israel reagierte mit einem Beschuss von Zielen der Hisbollah.[3][4]

Die israelische Armee begann am 4. Dezember 2018, geheime Tunnel der Hisbollah unter der Blauen Linie, die ähnlich wie die Tunnel im Gazastreifen bis auf israelisches Staatsgebiet reichen, zu zerstören. Ziel der Militäroperation Nördlicher Schutzschild sei es, die Tunnel offenzulegen und zu neutralisieren. Die Armee operiere dabei nur auf israelischem Gebiet, nicht im Libanon. Bereits im Jahr 2012 habe Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah bekanntgegeben, Galiläa zu erobern. Die Terrortunnel seien Teil dieses Planes und sollten dazu dienen, Israel zu infiltrieren.[5][6] Nach einem Besuch am 6. Dezember 2018 bestätigte der Kommandeur der UNIFIL, Generalmajor Stefano del Col die Existenz eines Tunnels nahe der Ortschaft Metulla.[7] Am 13. Januar 2019 wurde bekannt, dass die israelische Armee am Vortag den bisher längsten Tunnel zwischen dem Libanon und Israel gefunden hat. Der 800 Meter lange und 55 Meter tief gelegene Tunnel ist damit bereits der sechste solcher Tunnel und verletzt laut UNIFIL die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates.[8][9] Am gleichen Tag wurde die militärische Operation beendet.[10]

Verlauf der Blauen Linie

Die Blaue Linie verläuft entlang der Waffenstillstandslinie von 1949 (auch „Grüne Linie“ genannt) vom Mittelmeer im Westen bis zu dem Punkt, an dem die Linie im Osten auf syrisches Staatsgebiet trifft.

Trotz der Bestätigung der UN, dass der israelische Rückzug aus dem Libanon vollständig erfolgt ist, wird von libanesischer Seite das unbewohnte Gebiet der Schebaa-Farmen beansprucht.

Sonstiges

Teil der israelischen Grenzmauer bei Rosch haNikra

Im Februar 2018 begann Israel, eine elf Kilometer lange Mauer bei Rosch haNikra zu bauen; eine weitere Mauer bei Metula soll folgen.[11][12] Sie besteht aus einer sieben Meter hohen Mauer, auf der sich zwei Meter Zaun befinden. Die Anlage soll vor Scharfschützenangriffen und Infiltration durch die Hisbollah-Miliz schützen. Es ist geplant die gesamte 130 Kilometer lange Grenze auf diese Weise zu sichern.[13]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Report of the Secretary-General on the implementation of Security Council resolution 425 (1978) and 426 (1978). (Memento vom 30. November 2001 im Internet Archive) auf: un.org.
  2. Security Council endorses Secretary-General’s conclusion on Israeli withdrawal from Lebanon as of 16 June. auf: un.org (englisch).
  3. Newsletter der Israelischen Botschaft. In: Israelische Botschaft in Berlin vom. 29. Januar 2015, abgerufen am 28. Dezember 2018.
  4. Grenze zum Libanon: Mehrere Tote bei Hisbollah-Angriff auf israelischen Armeekonvoi. In: Spiegel Online. 28. Januar 2015 (spiegel.de [abgerufen am 30. Dezember 2019]).
  5. Israel geht gegen Hisbollah-Tunnel vor. In: Israelnetz.de. 4. Dezember 2018, abgerufen am 28. Dezember 2018.
  6. Was es mit der Militäroperation in Nordisrael auf sich hat. In: Israelnetz.de. 5. Dezember 2018, abgerufen am 29. Dezember 2018.
  7. UNIFIL-Missionschef besichtigt von Israel entdeckten Tunnel. In: Israelnetz.de. 7. Dezember 2018, abgerufen am 29. Dezember 2018.
  8. Jüdische Allgemeine: Israel entdeckt bislang längsten Terrortunnel. 13. Januar 2019, abgerufen am 13. Januar 2019.
  9. WELT: Tödliche Gefahr: Hisbollah-Tunnel reicht weit nach Israel. In: DIE WELT. 11. Juni 2019 (welt.de [abgerufen am 12. April 2020]).
  10. Operation „Nördlicher Schutzschild“ beendet. In: Israelnetz.de. 14. Januar 2019, abgerufen am 20. Januar 2019.
  11. sueddeutsche.de: Ein kleiner Krieg.
  12. Israelnetz.de vom 6. Februar 2018: Libanesische Armee kritisiert israelische Sicherheitsbarriere
  13. Israel baut Grenzanlage im Norden aus. In: Israelnetz.de, 7. September 2018, abgerufen am 14. September 2018.