Blauschwanzamazilie

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Blauschwanzamazilie

Blauschwanzamazilie

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Gattung: Amazilia-Kolibris (Saucerottia)
Art: Blauschwanzamazilie
Wissenschaftlicher Name
Saucerottia cyanura
Gould, 1859

Die Blauschwanzamazilie (Saucerottia cyanura) ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Das Verbreitungsgebiet dieser Art umfasst Teile der Länder Mexiko, Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua und Costa Rica. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.

Merkmale

Die Blauschwanzamazilie erreicht eine Körperlänge von etwa 9 bis 10 cm bei einem Gewicht von 4 g. Der schwarze gerade mittelgroße Schnabel des Männchens ist nur an der Basis des Unterschnabels rötlich. Der Oberkopf, der Nacken und der Rücken sind bronzegrün, wobei der Bürzel kupferfarben bis purpurn spiegelt. Die Basis der äußeren Armschwingen und die inneren Handschwingen sind weitgehend rötlich braun. Die Unterseite glitzert goldgrün. Die Oberschwanzdecken variieren von purpurviolett bis tiefblau, die bläulichen Unterschwanzdecken haben grau bis rötlich braune Säume. Das Aussehen der Weibchen ähneln dem der Männchen, doch haben sie einen kleineren Flügelfleck. An Kehle und Bauch zeigen sie etwas mehr Graufärbungen. Die Säume der Unterschwanzdecken sind breit grau gesäumt.[1]

Verhalten und Ernährung

Ihren Nektar holen sie von den Blüten aller Straten. Oft sieht man sie an den Blüten der Gattung Inga. Außerdem jagen sie im Flug Insekten.[1]

Lautäußerungen

Der Ruf der Blauschwanzamazilie ist wenig erforscht. Es ist zu vermuten, dass er dem der Stahlgrünen Amazilie ähnelt und aus 5 bis 6 Tönen, die sich wie tzi-tzii-tzup … tschuptschuptschup anhören, besteht. Zu den Tönen, die sie von sich geben, gehört ein holpriges Schnattern.[1]

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungsgebiet der Blauschwanzamazilie

Die Blauschwanzamazilie lebt in feuchten und in trockenen Gebieten mit Kiefern und Eichen, in Sekundärvegetation, an Lichtungen und halboffenem bis offenen Gebieten mit Gestrüpp. Gelegentlich sieht man sie auch in Kulturlandschaften wie Kaffee-Plantagen. In Honduras lebt sie in den trockenen zum Pazifik gerichteten Gebirgshängen sowie in den feuchteren laubabwerfenden Habitaten der Karibikküste. Meist sind sie in Höhenlagen unter 1000 Meter anzutreffen. Die Nominatform bewegt sich in Höhenlagen von Meeresspiegel bis 1200 Meter, A. c. guatemalae zwischen 150 und 1800 Meter. Neuere Daten deuten darauf hin, dass A. c. impatiens Primarwald in Höhenlagen zwischen 500 und 1000 Meter bevorzugt.[1]

Unterarten

Es sind drei Unterarten bekannt:[2]

  • Saucerottia cyanura guatemalae (Dearborn, 1907)[3] kommt im Süden Mexikos bis in den Süden Guatemalas vor. Die Unterart hat eine etwas purpurnere Tönung mit weniger Bronzefärbung im Rückenbereich. Bürzel und an den Flügeln zeigen weniger rötlich braune Färbung.[1]
  • Saucerottia cyanura cyanura Gould, 1859[4] ist im Süden Honduras, dem Osten El Salvadors und dem Nordwesten Nicaraguas verbreitet.
  • Saucerottia cyanura impatiens (Bangs, 1906)[5] kommt im nordwestlichen und zentralen Costa Rica vor. Das rötliche Braun der Flügel ist flächenmäßig deutlich größer, die Unterschwanzdecken sind breiter und dunkler, sowie rötlich braun gesäumt.[1]

Fortpflanzung

Zur Brutbiologie gibt es bisher keine Daten.[1]

Etymologie und Forschungsgeschichte

John Gould beschrieb die Blauschwanzamazilie unter dem heutigen Namen Amazilia cyanura. Das Typusexemplar stammte von Edward Belcher, der dieses aus El Realejo mitgebracht hatte.[4] Die Tafel und der dazugehörige Text war Teil der 18. Lieferung aus dem Jahre 1859.[6] Im Jahr 1843 führte Lesson den neuen Gattungsnamen Amazilia für den Goldmaskenkolibri, den Streifenschwanzkolibri, die Zimtbauchamazilie (Syn.: Ornysmia cinnamomea), den Blaukehl-Sternkolibri (Syn.: Ornymia rufula) und die Longuemare-Sonnennymphe ein. Die Rostbauchamazilie (Amazilia amazilia) erwähnte er nicht.[7] Dieser Name stammt aus einem Roman von Jean-François Marmontel, der in Les Incas, Ou La Destruction De L’empire Du Pérou von einer Inkaheldin namens Amazili berichtete.[8] Der Artname ist ein Wortgebilde aus dem griechischen »cyanos

κυανος

« für »dunkelblau« und »-ouros, oura

-ουρος, ουρα

« für »-schwänzig, Schwanz«.[9] »Guatemalae« bezieht sich auf das Land Guatemala.[10] »Impatiens« setzt sich aus den lateinischen Worten »in-« für »nicht« und »patiens, patientis, pati« für »erduldend, erdulden« zusammen.[11]

Migration

Die Blauschwanzamazilie gilt als Standvogel, der mit Zugbewegungen in der Höhenlage in verschiedenen Jahreszeiten eine Tendenz zum Strichvogel zeigt.[1]

Literatur

  • André-Alexander Weller, Peter Boesman: Blue-tailed Hummingbird (Amazilia cyanura). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Lynx Edicions, Barcelona (englisch, hbw.com).
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • John Gould: A monograph of the Trochilidæ, or family of humming-birds. Band 5, Lieferung 18. Taylor and Francis, London 1859 (biodiversitylibrary.org).
  • Frederick Herschel Waterhouse: The dates of publication of some of the zoological works of the late John Gould, F.R.S. R. H. Porter, London 1885 (biodiversitylibrary.org).
  • Ned Dearborn: Catalogue of a collection of birds from Guatemala. In: Publication Field Museum of Natural History (= Ornithological series). Band 1, Nr. 3, 1907, S. 69–138 (biodiversitylibrary.org).
  • Outram Bangs: Notes on birds from Costa Rica and Chiriqui with descriptions of new forms and new records for Costa Rica. In: Proceedings of The Biological Society of Washington. Band 19, 1906, S. 101–112 (biodiversitylibrary.org).
  • René Primevère Lesson, Prosper Garnot: Voyage autour du monde exécuté par Ordre du Roi, sur la Corvette de Sa Majesté, La Coquille pendant les années 1822, 1823, 1824 et 1825, sous le ministère et conformément aux instructions de S. E. M. Marquis de Clermont-Tonnerre, ministre de la marine; et publié sou les auspices de son excellence Mgr le Cte de Chabrol, ministre de la Marine et des colonies, par M. L. Dupppery, capitaine de frégate. chevalier de Saint-Louis et membre de la legion d'honaire, commandant de l’expédition (= Zoologie. Band 1, Nr. 2). Arthus-Bertrand, Paris 1828 (biodiversitylibrary.org).
  • René Primevère Lesson: Complément à l’histoire naturelle des oiseaux-mouches. In: L’Echo du Monde Savant (= 2). Band 10, Nr. 32, 1843, S. 755–758 (biodiversitylibrary.org).
  • Juan Francisco Ornelas, Clementina González, Alejandro Espinosa de los Monteros, Flor Rodríguez‐Gómez, Luis M. García‐Feria: In and out of Mesoamerica: temporal divergence of Amazilia hummingbirds pre‐dates the orthodox account of the completion of the Isthmus of Panama. In: Journal of Biogeography. Band 41, Nr. 1, 2014, S. 168–181, doi:10.1111/jbi.12184 (onlinelibrary.wiley.com).

Weblinks

Commons: Blauschwanzamazilie (Amazilia cyanura) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h André-Alexander Weller u. a.
  2. IOC World Bird List Hummingbirds
  3. Ned Dearborn, S. 97.
  4. a b John Gould, Tafel 315 & Text.
  5. Outram Bangs, S. 104.
  6. Frederick Herschel Waterhouse, S. 46. Hier wird Publikationsjahr, Lieferung aller Kolibritafeln mit Text in A monograph of the Trochilidæ dargestellt.
  7. René Primevère Lesson u. a. (1843), Spalte 757.
  8. René Primevère Lesson u. a. (1827), S. 683 (Tafel 3).
  9. James A. Jobling, S. 128.
  10. Ned Dearborn, S. 69.
  11. James A. Jobling, S. 203.