Blockhalde

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Blockhalde am Südhang des Sonnwendsteins (1523 m), niederösterreichisch-steirische Kalkalpen
Blockhalde an der Łysa Góra im Heiligkreuzgebirge
Moos auf Blockhalde in Präg/Südschwarzwald
Datei:Rhoen Bubenbader Steine.png
Anstehender Basalt (rechts) und Blockhalde an den sogenannten Bubenbader Steinen, Milseburger Kuppenrhön

Blockhalden sind große Ansammlungen von Steinblöcken mit Durchmessern fast ausschließlich über 20 cm an Hängen, die als frostgeprägte (periglaziale) Erscheinung entweder unmittelbar unter der heutigen Schneegrenze liegen (Solifluktionsstufe) oder ein Relikt von während der Eiszeit entstandenen Formen darstellen.[1] Sie sind auf Grund ihrer Wärme, Trockenheit und dem Mangel an Feinmaterial ein besonderer Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Manche, insbesondere touristisch genutzte Blockhalden werden allgemein auch als Felsenmeere oder Blockmeere bezeichnet, bei langgestreckter Ausbildung auch als Steinflüsse (z. B. im Witoscha-Gebirge).

Blockhalden entstehen durch physikalische Verwitterung, genauer durch Frostsprengung sehr harter Gesteine (beispielsweise Granit, Kalkstein oder Quarzit), und werden durch die Gesteinshebung im Prozess der Solifluktion sortiert. Die Gesteine werden durch Gravitation in größeren Blöcken und kleineren Kies- und Sandfraktionen angeordnet, sodass sich die kleineren Fraktionen unterhalb oder vor den Blöcken finden.

Unterschied zur Geröllhalde

Wegen dieser Entstehungsart fehlt den Blockhalden – im Unterschied zu Schutt- oder Geröllhalden (geologisch Talus) – der Anteil an Kies und Sand. Dies führt dazu, dass Wasser schnell ablaufen kann und auch angewehter Humus bald weggespült wird. Auf Felsen dagegen gibt es Felsspalten oder Felsbänder, in denen sich Feinerde ansammeln kann. Daher unterscheiden sich die Lebensräume sehr, so dass eine völlig andere Vegetation vorliegt. Es findet sich dabei häufig fast kein pflanzliches Leben auf der Blockhalde außer Algen, Moosen und Flechten.

Da Blockhalden allein durch die Schwerkraft angehäuft wurden, weisen sie im Unterschied zu von Wasser angespülten Blockmeeren eine höhere Steigung auf. Deshalb und wegen der großen, unregelmäßigen Zwischenräume der Einzelblöcke ist das Begehen solcher Halden gefährlich; am Semmering (siehe 1. Bild) hat es schon zu mehreren Bergunfällen geführt.

Einige Blockhalden sind die Überreste ehemaliger Blockgletscher, so beispielsweise der Schafstein.

Eisbildung

In manchen Fällen gibt es eine weitere Besonderheit, die zu noch spezielleren Lebensräumen führt: In der Blockhalde befindet sich eine größere Eismenge, die auch ein Relikt des ehemaligen Blockgletschers sein kann. Im Winter gibt es eine Luftströmung durch die Blockhalde, bei der die kalte Luft unten einströmt und erwärmt am oberen Ende der Halde ausströmt. Dabei kühlt sich das Innere der Halde ab und die Eismenge wächst. Im Sommer verläuft die Luftströmung umgekehrt: Die warme Luft dringt am oberen Ende in die Halde ein, kühlt sich ab und fließt am unteren Ende der Halde wieder aus. Diese Kaltluftaustritte sind teilweise deutlich zu bemerken, wenn sich an diesen Austritten lange Zeit bis in den Sommer Eis halten kann. Damit dieser Effekt möglich ist, müssen die Temperaturunterschiede möglichst groß sein. Daher macht sich der Effekt im Frühjahr und Herbst nur wenig bemerkbar. Außerdem sorgt das Eis mit seiner latenten Wärme sowohl für die Wärmespeicherung als auch für die Beibehaltung einer weitgehend konstanten Temperatur im Inneren, was die möglichen Temperaturunterschiede zum Außenraum vergrößert.

Der Wärmetransport und die Wärmespeicherung führen zu zwei weiteren speziellen Lebensräumen: Am oberen Teil der Blockhalde können sich besonders wärmeliebende Pflanzen halten, da dieser Bereich im Winter durch die austretende wärmere Luft häufig eisfrei gehalten wird. Im Sommer dagegen wird hier wärmere Luft eingesaugt, so dass die Felsen sich stärker und auch in größerer Tiefe erwärmen und damit in der Nacht wärmer als die Umgebung sind.

Am Fuß der Blockhalde strömt im Sommer kühle feuchte Luft aus. Durch die ständige Feuchtigkeit können sich hier sogenannte Kondenswassermoore bilden. Das Wachstum von Torfmoosen und anderen Moosen ist durch die hohe Luftfeuchtigkeit sehr üppig. Außerdem können sich durch die kühlere Luft Hochgebirgspflanzen behaupten, die sonst nach der Eiszeit aus den meisten Gegenden Mitteleuropas verdrängt wurden.

Siehe auch

Literatur

  • Bodo M. Möseler, Roland Molenda (Hrsg.): Lebensraum Blockhalde. Zur Ökologie periglazialer Blockhalden im außeralpinen Mitteleuropa. Tagungsband zum Symposium von 13. und 14. September 1997 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (= Decheniana. Beihefte 37, ISSN 0416-833X). Selbstverlag des Naturhistorischen Vereins, Bonn 1999.
  • Martin Gude, Roland Molenda: Blockhalden in deutschen Mittelgebirgen – Relikte der Eiszeiten. In: Institut für Länderkunde, Leipzig (Hrsg.): Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland. Band 2: Relief, Boden und Wasser. Spektrum, Akademischer Verlag, Heidelberg u. a. 2003, ISBN 3-8274-0953-5, S. 72–73.
  • Martin Gude, Roland Molenda: Felsen, Blockhalden, Schutthalden, Geröllfelder. In: Werner Konold, Reinhard Böcker, Ulrich Hampicke (Hrsg.): Handbuch Naturschutz und Landschaftspflege. XI-2.27. Wiley-VCH u. a., Weinheim u. a. 2003, S. 1–9.
  • Michael Lüth: Moosgesellschaften auf Blockhalden im Südschwarzwald in der Umgebung Freiburgs (= Veröffentlichungen für Naturschutz und Landschaftspflege in Baden-Württemberg. Beihefte 58). Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe 1990, ISBN 3-88251-156-7.

Weblinks

Commons: Geröllhalden, Schuttfüße, Blockhalden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Spektrum Lexikon der Geographie: Blockmeer.