Blues and Roots

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Blues and Roots ist ein Jazz-Album des Kontrabassisten Charles Mingus aus dem Jahr 1960.

Geschichte und Aufbau des Albums

Mingus erklärt in den Liner Notes, dass ihm der Atlantic Record Produzent Nesuhi Ertegün ein paar Jahre vorher vorgeschlagen hatte, ein ganzes Album mit Blues zu machen, wie schon in Haitian Fight Song auf der Atlantic Aufnahme The Clown 1957, da Kritiker gemeint hätten Mingus swinge nicht genug und mache zu intellektuelle, experimentelle Musik. Mingus in den Liner Notes: Ich dachte darüber nach. Ich wurde 'swingend' geboren und schlug meine Hände als kleiner Junge in der Kirche zusammen, aber ich bin erwachsen geworden und liebe es die Dinge anders als nur mit Swing anzugehen. Blues kann aber mehr als nur swingen. So stimmte ich zu. Eine große Besetzung von vier Saxophonen und zwei Posaunen erzeugen die Stimmen, die von der gut eingespielten Rhythm Section von Mingus und Richmond zusammengehalten werden.

Das erste Stück Wednesday Night Prayer Meeting erinnert nach Mingus an die Gospelmusik der Methodisten-Gottesdienste, die er als Kind in Begleitung seiner Stiefmutter erlebte. Die Stimmen der Gottesdienstbesucher übernehmen die Saxophone im Wechselspiel, gelegentlich unterbrochen und vorangetrieben von Zwischenrufen und Klatschen (zweite Hälfte zum Alt-Solo) von Mingus und anderen Spielern. Auch Richmond hat ein kurzes Solo (neben Handy, Dennis, Parlan mit einem monotonen Groove, Ervin).

Cryin’ Blues ist ein langsamer Blues, eröffnet mit einem Tenorsolo, gefolgt von einem Solo von Mingus, Parlan am Klavier und McLean ist am Schluss im Chor mit den anderen zu hören, die ihre Energie auch in Zwischenrufen loswerden, bevor das Stück langsam ausklingt.

In Moanin’ sind Soli von McLean, Pepper Adams, Booker Ervin, immer wieder unterlegt durch die rhythmisch eingesetzte Thema-Phrase (Riff), gespielt vom Adams am Bariton. Das Stück, das in AABA-Form verfasst ist (wobei jedes der Segmente 16 Takte umfasst) wurde auch von der Mingus Bigband neu eingespielt.

Tensions hat Soli von Mingus, McLean, Booker Ervin, Parlan und Richmond.

My Jelly Roll Soul führt in die Welt des frühen Jazz, von der sich Mingus nach eigenen Worten durch ein Buch mit Stücken von Jelly Roll Morton inspirieren ließ, das er aber vor Beginn der Komposition verlegt hatte. Hier hat auch Knepper sein Solo, gefolgt von Parlan am Klavier und McLean. Am Schluss spielen Mingus und Richmond im Wechsel, wobei am Ende auch die Bläser wieder mit einsetzen.

E’s Flat Ah´s Flat Too ist wieder in schnellem Tempo und nach Mingus pyramidenförmig in der Art eines Circle Songs aufgebaut. Das bluesförmige Thema wird wiederholt, während Riffs und andere Themen so zugefügt werden, dass das Gefühl entsteht, ein Kanon erklinge. Gemeinsames Ensemblespiel rahmt die Soli von Waldron, Booker Ervin, McLean, Handy und Richmond ein.

Auf dem drei Monate später eingespielten Nachfolger Mingus Ah Um (noch 1959 veröffentlicht) griff er einige Elemente (den Gospel in Better Git in Your Soul ähnlich wie in Wednesday Night Prayer Meeting, frühen Jazz in Jelly Roll) wieder auf.

Titelliste

Alle Kompositionen stammen von Charles Mingus.

Seite 1:

1. Wednesday Night Prayer Meeting – 5:39
2. Cryin’ Blues – 4:58
3. Moanin’ (1) – 7:57

Seite 2:

4. Tensions – 6:27
5. My Jelly Roll Soul – 6:47
6. E’s Flat Ah’s Flat Too (2) – 6:37

Bonustracks der Neuveröffentlichung durch Rhino Entertainment (1998)

  1. Wednesday Night Prayer Meeting (Alternate Take) – 6:59
  2. Tensions (Alternate Take) – 5:18
  3. My Jelly Roll Soul (Alternate Take) – 11:25
  4. E’s Flat Ah’s Flat Too (Alternate Take) – 6:47
1 Moanin’ ist nicht mit dem gleichnamigen Jazz-Standard von Bobby Timmons zu verwechseln.
2 Waldron spielt nur auf E’s Flat Ah’s Flat Too Piano, ansonsten Parlan.

Graphische Gestaltung des Tonträgers

Das Foto auf dem Cover, ein Porträt von Mingus, wurde von Lee Friedlander aufgenommen.

Rezeption

Quelle Bewertung
Allmusic SternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol[1]

Das Magazin Rolling Stone wählte das Album 2013 in der Liste der 100 besten Jazz-Alben auf Platz 42.[2]

Literatur

  • Horst Weber & Gerd Filtgen: Charles Mingus – Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten, Gauting, Oroes (Collection Jazz), S. 109ff (Abdruck der Liner Notes von Mingus)
  • Andrew Homzy, in: Charles Mingus, More Than a Fake Book. Hal Leonard Corporation 1991 ISBN 0-7935-0900-9

Einzelnachweise

  1. Review von Steve Huey auf allmusic.com (abgerufen am 4. Mai 2018)
  2. Rolling Stone: Die 100 besten Jazz-Alben. Abgerufen am 16. November 2016.