Boche
Der Begriff
[bɔʃ] stammt aus dem Französischen und wird überwiegend als herablassende, häufig diffamierende Bezeichnung für Deutsche gebraucht. Sein Auftreten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fällt in etwa mit dem erneuten Aufkeimen des deutsch-französischen Konflikts zusammen. Weiterhin fand
verstärkt Verwendung im Ersten und Zweiten Weltkrieg und ist auch heute noch gebräuchlich. Während und nach dem Ersten Weltkrieg wurde Bochie (Land der ‚boches‘) herablassend für ,Deutschland‘ verwendet.[1]
Verwendung und Bedeutungen
ist ein Ethnophaulismus der französischen Sprache für Deutsche. Mit dem Ausdruck
kann man jedoch auch eine seltsame Geschichte bezeichnen, ohne dass hierbei Bezug auf die deutsche Nationalität genommen würde. Daneben existiert der Ausdruck boche du nord, mit dem während des Ersten Weltkriegs französische Kriegsflüchtlinge, später Nordfranzosen ganz allgemein bezeichnet wurden.[2] Durch Transfer des Wortes ins Alemannische entstand in Süddeutschland die selbstironische Bezeichnung „der Bosch“ als seltener Sprachgebrauch. Ernst von Salomon hat den Begriff in seinen Roman Boche in Frankreich (erschienen 1950), einer Episode aus seinem kontroversen Werk Der Fragebogen, aufgenommen.
Etymologie
Seinen etymologischen Ursprung hat der Begriff
wahrscheinlich im Wort
, einer Zusammensetzung aus dem Präfix al- – abkürzend für
„deutsch“ – und
aus
(„Dickschädel“). Im 19. Jahrhundert diente die Redewendung
dazu, jemanden als Dickkopf oder Holzkopf zu beschimpfen. Ursprünglich wurde mit
auch eine Holzkugel, vergleichbar einer Kegelkugel, bezeichnet.[3]
Nach dem Sprachforscher Charles Berlitz ist die Endung -boche dagegen (ebenso wie z. B. die Endung -miche) nichts weiter als eine (noch heute im französischen Argot) gebräuchliche Verkleinerungssilbe. So war es im Volksmund üblich, statt von Allemand „Deutscher“ von Alboche „kleiner Deutscher, Deutschchen“ zu reden, ebenso wie man für Italiener häufig das Wort Italboche (Italiker) verwendete. Der Begriff Alboche hatte in der französischen Bevölkerung einen leicht herablassenden Beiklang, wurde jedoch nicht als Schimpfwort verstanden.[4]
Die Annahme, der Begriff sei aus dem Namen der Firma Bosch abgeleitet, ist falsch, da selbige erst 1886 gegründet, der Begriff jedoch schon im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 bis 1871 verwendet wurde. Ebenso falsch ist die in Deutschland noch immer weit verbreitete Ansicht,
würde „Schwein“ bedeuten oder sei zumindest eine veraltete französische Bezeichnung für das Borstenvieh.
Siehe auch
Literatur
- Erwin Berghaus: Der Bosch. Sein Bild nach den maßgebenden Urkunden. Mit Abbildungen nach französischen Originalen. In: Süddeutsche Monatshefte. 21. Jahrgang, Heft 12 (September). München 1924 (mit den Kapiteln „Boche, Bochesse, Bochie“, „Gretchen“, „Die Erziehung der jungen Bösche“, „Der Bosch auf Reisen“, „Der Kriegsbosch“ u. a. m.).
Weblinks
- „Boche“, „Chleu“ und „Fritz“ aus der Sendung Karambolage vom 4. September 2022 bei arte.tv (ab 6:00)
Quellen
- ↑ Definition von „alboche“, boche und „Bochie“ bei languefrancaise.net.
- ↑ Philippe Nivet: Les Réfugiés français de la Grande Guerre, les boches du nord, 1914–1920. Economica, 2004.
- ↑ Wortbedeutung und Etymologie von „alboche“ und „boche“ im Trésor de la française.
- ↑ Charles Berlitz: Die wunderbare Welt der Sprachen. Paul Zsolnay Verlag, Wien und Hamburg 1984, S. 212, ISBN 3-426-03747-5.