Body Positivity

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Fernando Botero: Naked Lady. Botero ist für seine Darstellung rundlicher Formen bekannt.

Die Bewegung Body Positivity (engl. für positive Einstellung zum Körper, seltener auch: Body Neutrality, Body Liberation) setzt sich für die Abschaffung unrealistischer und diskriminierender Schönheitsideale ein.

Konzept

Die Bewegung hat sich aus dem Fat Acceptance Movement in den USA entwickelt, ist aber unter anderem durch die Sozialen Medien (insbesondere Instagram) zu einem internationalen Phänomen geworden. In ihrem Ursprung gehen ihre Forderungen weit über die Themen Selbstakzeptanz und das eigene Körperbild hinaus, stattdessen spielen soziale Gerechtigkeit, Diversität und intersektionale Anti-Diskriminierung eine große Rolle.

Die Bewegung setzt sich dafür ein, jeden Körper zu akzeptieren, unabhängig von seinem Aussehen. Dadurch sollen sich die Ansichten zu Produkten und Dienstleistungen wie etwa von Fitnessstudios und „Health Clubs“ ändern, wie Alan Smithee in einer Studie analysierte.[1]

Ziele der Bewegung sind das Bekämpfen unrealistischer Schönheitsideale, die Stärkung des Selbstwertgefühls des Einzelnen und des Vertrauens in andere Menschen.[2][3] Die Bewegung postuliert ebenfalls, dass Schönheitsideale Konstrukte der Gesellschaft sind und dass diese Ideale das eigene Selbstwertgefühl nicht beeinflussen sollten.[4] Die Grundidee der Bewegung ist, dass sich Personen in ihrem Körper wohlfühlen und ihre körperlichen Eigenheiten akzeptieren sollten.[3]

Aufgrund der zunehmenden Kommerzialisierung von Body Positivity (beispielsweise durch Werbekampagnen der Mode- und Schönheitsindustrie) haben Aktivistinnen wie Jes Baker die Begriffe Body Neutrality und Body Liberation geprägt, um sich auf die Grundwerte von Body Positivity zurückzubesinnen.[5]

Kritik

Aus feministischer Perspektive kritisiert wird an Body Positivity, so wie sie auf Instagram praktiziert wird, dass weiterhin die eigene Attraktivität und das Körperbild im Vordergrund stehen. Eine echte Befreiung von Selbst-Objektifizierung und patriarchalen Strukturen sei so nicht möglich.[6] Auch Mai Thi Nguyen-Kim kritisiert am Body-Positivity-Ansatz, dass dieser nach wie vor die Figur in den Vordergrund stelle. Dabei sollte es ihrer Meinung nach mehr auf die inneren Werte ankommen. Sie befürwortet stattdessen Body Neutrality (engl. für neutrale Einstellung zum Körper).[7] Cheryl Frazier und Nadia Mehdi kritisieren außerdem, dass die Bewegung sich zu weit von ihren radikalen Wurzeln entfernt habe und dass mit dem verstärkten Fokus auf Menschen, die Schönheitsidealen weitestgehend entsprächen, die Belange stärker diskriminierter übergewichtiger Menschen in den Hintergrund getreten seien.[8]

Die Body-Positivity-Bewegung steht immer wieder in der Kritik, durch die Normalisierung von Übergewicht einen ungesunden Lebensstil zu fördern.[9] Empirisch konnte diese Annahme aber nicht bestätigt werden: Im Gegenteil würde gerade die Stigmatisierung die Motivation der Menschen schwächen, sich gesundheitsbewusst zu verhalten, und zu einer weiteren Gewichtszunahme führen, wohingegen Untersuchungen ergaben, dass body-positive Beiträge in Sozialen Medien die Wertschätzung des eigenen Körpers erhöhen und so Körperpflege und körperliche Aktivitäten fördern.[10]

Siehe auch

Literatur

  • Birk, Frank Francesco & Mirbek, Sandra (2021): Bodyshaming, Bodypositivity, Bodyneutrality und Bodydiversity: Körperlichkeit als zentrale (Anti-)Diskriminierungsthematik. In: körper - tanz - bewegung. Zeitschrift für Körperpsychotherapie und Kreativtherapie, Jg. 9 (3), Seite 142–150. (https://www.reinhardt-journals.de/index.php/ktb/article/view/153575/5835)
  • Birk, Frank Francesco & Mirbek, Sandra (2020): Bodyshaming - der diskriminierte Körper - Diskriminierungssensible Arbeit als ein Thema der Psychomotorik. In: Praxis der Psychomotorik. Zeitschrift für Bewegungs- und Entwicklungsförderung, Jg. 45 (3), Seite 172–175.
  • Megan Jayne Crabbe: Body Positivity – Liebe deinen Körper: Vergiss Diäten und begrüße dein Leben. Knaur, 2018. ISBN 978-3-426-67564-9.
  • Sonya Renee Taylor: The Body is not an Apology. The Power of Radical Self-Love. Berrett-Koehler, Publishers, 2018

Einzelnachweise

  1. Alan Smithee: How will body image trends influence the fitness market in Spain by 2035. In: Researchgate . Juni 2019.
  2. Jessica Cwynar-Horta: Documenting Femininity: Body Positivity and Female Empowerment on Instagram. August 2016. Abgerufen am 3. März 2019.
  3. a b Jessica Cwynar-Horta: The Commodification of the Body Positive Movement on Instagram. In: Stream: Inspiring Critical Thought. 8, Nr. 2, 31. Dezember 2016, ISSN 1916-5897, S. 36–56.
  4. Alysse Dalessandro: 15 Influencers Define Body Positivity (en). 
  5. Jes Baker: Why I've chosen body liberation over body love. In: The Militant Baker. 25. Juni 2018, abgerufen am 20. Oktober 2020 (englisch).
  6. Nadja Schlüter: Body Positivity ist mir zu anstrengend. In: Jetzt. 6. Juli 2020, abgerufen am 21. Oktober 2020.
  7. Übergewicht - Body Neutrality. In: MaiThink X – Die Show. ZDF, 28. November 2021, abgerufen am 30. November 2021.
  8. Cheryl Frazier, Nadia Mehdi: Forgetting Fatness: The Violent Co-Optation of the Body Positivity Movement. In: Debates in Aesthetics. (debatesinaesthetics.org [abgerufen am 30. November 2021]).
  9. Ursula Weidenfeld: Auch Dicksein ist gefährlich und ansteckend. In: Der Tagesspiegel. 22. September 2018, abgerufen am 21. Oktober 2020.
  10. Rachel Cohen, Toby Newton-John, Amy Slater: The case for body positivity on social media: Perspectives on current advances and future directions. In: Journal of Health Psychology. Band 26, Nr. 13, 1. November 2021, ISSN 1359-1053, S. 2365–2373, doi:10.1177/1359105320912450.