Northeast Airlines (Vereinigte Staaten)

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Northeast Airlines
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Douglas DC-9-31 N981NE
IATA-Code: NE
ICAO-Code: NE
Rufzeichen: YELLOWBIRD
Gründung: 1931
Betrieb eingestellt: 1972
Fusioniert mit: Delta Air Lines
Sitz: Boston, Massachusetts,
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Heimatflughafen: Flughafen Boston
Flottenstärke: 18
Ziele: national sowie Montreal, Bahamas und Bermuda
Northeast Airlines ist 1972 mit Delta Air Lines fusioniert. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor der Übernahme.

Northeast Airlines (ursprünglich Boston-Maine Airways) war eine US-amerikanische Fluggesellschaft, die am 1. August 1972 in Delta Air Lines aufgegangen ist.

Geschichte

Gründung und erste Jahre

Im Jahr 1956 stellte Northeast ihre ersten Douglas DC-6 in Dienst

Das Unternehmen wurde am 20. Juli 1931 von den Eisenbahngesellschaften Boston and Maine Railroad und Maine Central Railroad unter dem Namen Boston-Maine Airways gegründet. Die Aufnahme des Flugbetriebs erfolgte am 1. August 1931 im Auftrag von Pan American Airways (Pan Am) zwischen Bangor und Boston. Die Linienroute wurde mit Zwischenstopp in Portland absolviert und mit Maschinen des Typs Fokker F.10 beflogen. Nur zwei Monate später stellte Boston-Maine Airways ihren Betrieb wieder ein, nachdem Pan Am die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte. Das ruhende Unternehmen ging im Jahr 1933 eine Kooperation mit der Fluggesellschaft National Airways ein, die der Canadian National Railway gehörte. Für National Airways wurde der Betrieb am 11. August 1933 auf der Linienstrecke von Boston nach Bangor mit acht Maschinen des Typs Stinson SM-6000 erneut aufgenommen.[1]

Central Vermont Airways, ein weiteres Tochterunternehmen der Canadian National Railway, führte ab dem 27. August 1933 ähnliche Auftragsflüge für National Airways durch. Infolgedessen arbeiteten Boston-Maine Airways und Central Vermont Airways im Anschluss eng zusammen und stimmten ihre Flugpläne aufeinander ab. Das von Boston ausgehende Streckennetz der zwei Gesellschaften in die Bundesstaaten Maine, New Hampshire und Vermont wurde bis Mitte der 1930er-Jahre zunehmend verdichtet. Zudem richtete Central Vermont Airways am 20. März 1934 eine internationale Linienverbindung nach Montreal (Kanada) ein.[1]

Boston-Maine Airways erwarb im Jahr 1937 die Mehrheitsbeteiligungen an den Fluggesellschaften Central Vermont Airways und National Airways, die daraufhin mit ihr zusammengeschlossen wurden. Hieraus ging die Boston-Maine & Central Vermont Airways hervor.[1] Ab Ende der 1930er-Jahre kamen Maschinen des Typs Lockheed Model 10 "Electra" zum Einsatz.[2]

Umfirmierung zu Northeast Airlines

Boston-Maine & Central Vermont Airways wurde am 19. November 1940 zur Northeast Airlines umfirmiert. Ein Jahr später stellte die Gesellschaft ihre ersten Douglas DC-3 in Dienst. Während des Zweiten Weltkriegs führte Northeast Airlines neben regionalen Linienflügen auch Schulungen für militärische Ausbildungspiloten sowie transatlantische Charterflüge für das Air Transport Command nach Island und Schottland durch. Die Gesellschaft erhielt im Jahr 1945 Linienflugrechte zwischen Boston und New York und betrieb ihre Douglas DC-3 ab 1946 im Stundentakt auf dieser Strecke.

Mitte der 1950er-Jahre bekam Northeast Airlines zunächst zeitlich befristete Streckenrechte für Linienflüge von Boston über New York, Philadelphia, Baltimore, Tampa und Jacksonville nach Miami. Die Route wurde ab 1956 mit Maschinen des Typs Douglas DC-6B beflogen. Das erste Düsenflugzeug der Gesellschaft war eine im Jahr 1959 von der Trans World Airlines (TWA) geleaste Boeing 707. Ab 1960 setzte Northeast Airlines langfristig geleaste Convair CV-880 auf ihren Flügen nach Florida ein. Die Luftfahrtbehörde Civil Aeronautics Board entzog dem Unternehmen im Jahr 1962 die Linienrechte für diese Route, wogegen die Gesellschaft klagte. Nach einem mehrjährigen Rechtsstreit erhielt Northeast Airlines im Jahr 1967 unbefristete Streckenrechte nach Florida zugesprochen. Ab 1968 wurden internationale Verbindungen zu den Bahamas und ab 1969 zu den Bermudas angeboten. Zudem richtete die Gesellschaft am 1. Oktober 1969 ihre erste transkontinentale Linienverbindung zwischen Miami und Los Angeles ein.[1]

Der Medienkonzern Storer Broadcasting erwarb im Jahr 1965 die Mehrheitsbeteiligung an Northeast Airlines. Im selben Jahr wurden die ersten Boeing 727-100 in Dienst gestellt und die älteren Maschinen der Typen Douglas DC-3 (bis 1966) und DC-6 (bis 1968) schrittweise ausgemustert. Das Unternehmen führte im Jahr 1966 ein neues Corporate Identity ein, wobei die Flugzeuge eine gelb-weiße Farbgebung erhielten (bezeichnet als „Yellobird“). Am 29. Dezember 1966 übernahm die Gesellschaft übergangsweise eine Douglas DC-9-15. Die Auslieferung der ersten Douglas DC-9-31 erfolgte am 5. Mai 1967.[3] Northeast Airlines war zudem Erstkunde für die verlängerte Boeing 727-200, welche ab Januar 1968 zum Einsatz kam.[1]

Finanzielle Schwierigkeiten und Fusion

Ende der 1960er-Jahre geriet die Gesellschaft in finanzielle Schwierigkeiten, die im Frühjahr 1970 zu ersten Übernahmeverhandlungen mit Northwest Airlines führten. Gleichzeitig stornierte das Unternehmen eine Bestellung von vier Großraumflugzeugen des Typs Lockheed L-1011.[4] Am 1. August 1972 wurde Northeast Airlines von Delta Air Lines aufgekauft und im Anschluss mit dieser fusioniert.[1]

Flotte

Northeast Airlines setzte ab 1960 geleaste Convair CV-880 auf Flügen nach Florida ein
Boeing 727 der Northeast Airlines, New York/JFK 1970

Zwischenfälle

Von 1949 zur Fusion mit Delta Air Lines 1972 wurden bei Northeast Airlines 9 Totalschäden von Flugzeugen bekannt. Bei fünf davon kamen 91 Menschen ums Leben.[5] Vollständige Liste:

  • Am 14. Januar 1952 setzte eine Convair CV-240 (N91238) rund 1100 m vor der Landebahn des Flughafens New York-LaGuardia in der Flushing Bay auf. Die drei Besatzungsmitglieder und 33 Passagiere wurden gerettet. Das Flugzeug wurde als Totalverlust verbucht.[8][9]
  • Am 30. November 1954 befand sich eine Douglas DC-3 der Northeast Airlines (N17891) auf dem Weg von Laconia (New Hampshire) zum 120 km nördlich davon gelegenen Flughafen von Berlin (New Hampshire). Im Anflug auf den Berlin Regional Airport in Milan (New Hampshire) wurde die Maschine in den 1050 Meter hohen Berg Mount Success geflogen, noch 22 Kilometer südöstlich des Ziels. Bei diesem CFIT (Controlled flight into terrain) wurden der Erste Offizier und ein Mitarbeiter der Northeast Airlines getötet; der Kapitän, die Stewardess und zwei der drei Passagiere überlebten verletzt. Der Kapitän hatte zu weit vom Flughafen entfernt versucht, unter eine Wolkendecke zu gelangen, um einen Sichtanflug durchführen zu können. Außerdem befand sich die Maschine 13 Kilometer östlich des vorgesehenen Flugwegs.[10][11]
  • Am 15. September 1957 führten die Piloten einer Douglas DC-3 (N34417) den Anflug auf Bedford (New Hampshire) zu tief aus. Die Maschine stieß gegen mehrere Bäume und schlug etwa 1,2 Kilometer vor der Landebahn auf. Bei dem Unfall verstarben 12 Personen.[13]
  • Am 15. August 1958 wurde eine Convair CV-240-2 der Northeast Airlines (N90670) bei einer Sicht von nur 200 Metern in dichtem Nebel 450 Meter vor der Landebahnschwelle des Nantucket Memorial Airport (Massachusetts) in den Boden geflogen. Von den 34 Insassen kamen 25 ums Leben.[14][15]
  • Am 15. November 1961 kollidierte eine landende Vickers Viscount 798D der Northeast Airlines (N6592C) auf dem Flughafen Boston-Logan (USA) mit einer Douglas DC-6B der ebenfalls US-amerikanischen National Airlines, die ohne Startfreigabe auf einer kreuzenden Bahn startete. Beitragender Faktor war die mangelhafte Überwachung der Bahnen durch die Fluglotsen. Alle 45 Insassen der Viscount, 8 Besatzungsmitglieder und 37 Passagiere, überlebten, ebenso die 30 der DC-6. Beide Flugzeuge wurden irreparabel beschädigt.[16]
  • Am 24. Februar 1967 führte die Besatzung einer Douglas DC-6B der Northeast Airlines (N8224H) nach einer explosiven Dekompression eine Notlandung in New York durch. Alle 14 Insassen überlebten. Aufgrund der Schadenshöhe wurde das Flugzeug als Totalverlust abgeschrieben.[17]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Northeast Airlines – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Delta Flight Museum, Geschichte der Northeast Airlines
  2. Boston-Maine Airways, Flugplan April 1938
  3. Rzjets.net, Northeast Airlines, Flottenliste Douglas DC-9, abgerufen am 18. September 2017
  4. Flight International, 12. Februar 1970
  5. Unfallstatistik Northeast Airlines, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 7. März 2021.
  6. Air-Britain Archive: Casualty compendium part 50 (englisch), September 1993, S. 81.
  7. Flugunfalldaten und -bericht CV-240 NC91241 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 26. November 2017.
  8. Air-Britain Archive: Casualty compendium part 53 (englisch), Juni 1994, S. 95.
  9. Flugunfalldaten und -bericht CV-240 N91238 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 26. November 2017.
  10. ICAO Aircraft Accident Digest 6, Circular 47-AN/42, Montreal 1956 (englisch), S. 180–184.
  11. Flugunfalldaten und -bericht DC-3 N17891 im Aviation Safety Network (englisch)
  12. Flugunfalldaten und -bericht DC-6A N34954 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. November 2017.
  13. Flugunfalldaten und -bericht DC-3 N34417 im Aviation Safety Network (englisch)
  14. Flugunfalldaten und -bericht CV-240 N90670 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 26. November 2017.
  15. ICAO Aircraft Accident Digest 10, Circular 59-AN/54, Montreal 1961 (englisch), S. 180–188.
  16. Flugunfalldaten und -bericht Viscount 798D N6592C im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 29. März 2021.
  17. Flugunfalldaten und -bericht DC-6B N8224H im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 6. März 2019..
  18. Flugunfalldaten und -bericht FH-227 N380NE im Aviation Safety Network (englisch).