Brigade Normann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Karl von Normann-Ehrenfels

Die Brigade Normann war ein Verband des württembergischen Heeres im sechsten Koalitionskrieg auf Seiten Frankreichs gegen Russland/Preußen unter dem Kommando des Generalmajors Karl Graf von Normann-Ehrenfels. Sie wechselte am 18. Oktober 1813 auf die Seite der Koalition gegen Frankreich.

Gliederung

Die Brigade Normann gehörte 1813 zum württembergischen Truppenkontingent unter Generalleutnant Graf Friedrich von Franquemont im französischen Heer. Nach der Schlacht bei Bautzen verlangte Napoleon weitere Truppen von Württemberg. Daraufhin wurden die Brigade Döring[A 1] und die Brigade Normann nach Leipzig in Marsch gesetzt.

Die Brigade Normann bestand aus

Nach ihrer Ankunft in Leipzig am 9. Juli wurden beide Brigaden – getrennt von den übrigen württembergischen Truppen – direkt Napoleons Befehl unterstellt und dem 3. Kavallerie-Korps unter General Arrighi zugeteilt. Am 25. Juni kam die Brigade Normann als 25. Leichte Cavallerie-Brigade zum VI. Korps Marmont.

Politischer Hintergrund

Württemberg hatte nach den Verlusten im Russlandfeldzug 1812 bereits im Oktober 1812, also noch vor der Rückkehr der Überlebenden, begonnen, neue Truppen aufzustellen und so im Frühjahr 1813 bereits wieder 11.617 Mann[1] unter Waffen. Nach der Kriegserklärung Preußens an Frankreich[A 3] stellte Württemberg wieder ein Kontingent für das französische Heer: die württembergische Division bildete zusammen mit der französischen Division Morand und einer italienischen Division das IV. Korps Bertrand und war an den Kämpfen bei Bautzen, Jüterbog, Euper, Dennewitz[A 4] und Wartenburg beteiligt. In einem Geheimbefehl hatte König Friedrich Generalleutnant Graf Franquemont befohlen, bei einer Niederlage Napoleons nicht mit dessen Truppen über den Rhein zurückzugehen, sondern direkt ins Königreich zurückzukehren.[1][A 5]

Gefecht bei Kitzen

Arrighi beauftragte am 15. Juni 1813 die württembergischen Truppen, von Leipzig aus in vier Kolonnen Streifzüge gegen die Freikorps der Alliierten, vor allem das Lützowsche Freikorps, zu führen, die sich nach dem zeitweiligen Waffenstillstand (4. Juni 1813 im schlesischen Poischwitz) noch im Rücken der Franzosen befanden. Am 16. Juni stießen württembergische Truppen (Oberstleutnant von Kechler) bei Zeitz auf das von Süden heranmarschierende Freikorps Lützow. Nach ihrer Meldung rückte am 17. eine gemischte Kolonne unter Divisionsgeneral François Fournier (1773–1827) mit einem französischen Bataillon Marine (Infanterie), 200 französischen Dragonern sowie unter Graf Normann drei württembergischen Kompanien, zwei württembergischen Schwadronen und 3 württembergischen Geschützen von Leipzig aus und traf am Abend auf die Lützower, die bei Kitzen ihr Lager bezogen hatten. Major von Lützow weigerte sich, sein Korps unter Begleitung der Truppen Fouriers nach Leipzig zu verlegen und marschierte noch am Abend ab. Als er von der württembergischen Kavallerie unter Graf Normann überholt werden sollte, fiel ein Schuss. Graf Normann befahl darauf den Angriff, bei dem rund 100 Lützower gefangen genommen und der Rest zersprengt wurde. Der Schriftsteller Theodor Körner wurde in diesem Gefecht durch einen Säbelhieb über den Kopf verwundet.

Die zeitgenössischen Berichte über dieses Gefecht widersprechen sich, da jede Seite der anderen den das Gefecht auslösenden Schuss zuschrieb. Die in Deutschland damals vorherrschende Stimmung (ebenso wie die spätere national gefärbte Geschichtsschreibung) sah im Verhalten der Franzosen einen Bruch des Waffenstillstands, diese schoben wieder die Schuld auf die Württemberger.[A 6]

Der Wechsel

Noch Anfang Oktober hatte Graf Normann vom König die Weisung erhalten, „die Truppen äußerst zu schonen, platterdings nicht zu sakrifizieren, auf seine Verantwortlichkeit zu menagieren und sich mit Generallieutenant Graf Franquemont in Verbindung zu setzen und dessen Befehle auf das Genaueste zu befolgen“.[2] Am Morgen des 18. Oktober 1813 stand die Brigade Normann bei Taucha, ca. 10 Kilometer von Leipzig entfernt. Normann hatte Kenntnis vom Übertritt sächsischer und westfälischer Truppen zur Allianz. Da ihm ein überlegener Feind gegenüberstand und ihn eine (wie sich später herausstellte, zweideutige) Anweisung Franquemonts nicht rechtzeitig erreichte, entschloss er sich, unterstützt von den beiden Regimentskommandeuren Prinz Öttingen-Wallerstein und von Mylius, zum Wechsel auf die Seite der Allianz. Noch am gleichen Abend meldete er diesen an König Friedrich.[2]

Folgen des Wechsels

Die Brigade marschierte ins Königreich zurück und erreichte am 13. November Ochsenfurt. Graf Normann-Ehrenfels erfuhr hier durch einen Brief seines Bruders, dass er in Ungnade gefallen war, und von einem ihm entgegengesandten württembergischen Generalleutnant, dass er ihn auf württembergischem Boden verhaften solle. Nach Unterrichtung seiner Offiziere befahl er den Weitermarsch der Brigade nach Mergentheim für den folgenden Tag. Er selbst verließ die Brigade am 14. November um 02:00 Uhr nachts und hinterließ einen Tagesbefehl, in welchem er seine Abreise begründete und sich verabschiedete: „Soldaten, ich muß euch verlassen, ich fühle in diesem Augeblick zu sehr, wie hart es ist, sein Vaterland zu verlieren, um auch nur einen von euch in mein Schicksal ziehen zu können. Kehrt zurück ins Vaterland, unterwerft euch in Demut dem Willen des Königs.“[3] Graf Normann-Ehrenfels selbst ging nach Sachsen.

Obwohl sich König Friedrich bereits politisch von Napoleon abgewandt hatte, reagierte er heftig auf den eigenmächtigen Wechsel der Brigade. Bei ihrer Rückkehr am 16. November 1813 wurde die aus Heilbronn ankommende Brigade bei Eglosheim auf dem freien Feld durch württembergische Truppen umstellt und entwaffnet. Sie zog, von einem Infanterie-Regiment eskortiert, zu Fuß in Ludwigsburg ein, während die Artillerie die Pferde und Waffen in die Stadt brachte.

Die beiden Reiter-Regimenter sollten ursprünglich aufgelöst, die Mannschaften auf die verbleibenden verteilt und diese neu nummeriert werden. Durch den Bedarf an Truppen geschah dies aber nur teilweise. Tatsächlich wurden nur die beiden Kommandeure entlassen, die Regimenter selbst wurden umbenannt, das Leib-Chevauxlegers-Regiment Nr. 2 in Jäger-Regiment zu Pferd Nr. 4 Prinz Adam und das Jäger-Regiment zu Pferd Nr. 4 König in Jäger-Regiment zu Pferd Nr. 5 (1816 aufgelöst).

Weitere politische Entwicklung

Nach der Niederlage Napoleons in Leipzig beteiligte sich König Friedrich auch offen an der Koalition. Bereits am 26. Oktober 1813 marschierte ein württembergischer Verband unter General von Walsleben (Infanterie-Regiment Nr. 4, Infanterie-Regiment Nr. 7, einige Kompanien des Leichten Infanterie-Regiments Nr. 10, Jäger-Regiment zu Pferd Nr. 3 Herzog Louis und 2. Fußbatterie) zum österreichisch-bayerischen Korps Graf Wrede an den Oberrhein.[4] Am 2. November wurde in Fulda der „Vertrag über die militärische Allianz zwischen Württemberg und Österreich“ abgeschlossen,[A 7] mit dem Württemberg offiziell in das Lager der Koalition wechselte.

Verweise

Quellen

Bestand E 270 a Bü 277 Mobilmachung und Etat der am 26. Okt. 1813 unter Generalmajor v. Walsleben zur österreichischen Armee abgegangenen württembergischen Truppenabteilung

Literatur

  • Karl von Seeger: Zweitausend Jahre schwäbisches Soldatentum, Union Deutsche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 1937.
  • Leo Ignaz von Stadlinger, Geschichte des württembergischen Kriegswesens, K. Hofdruckerei zu Guttenberg, Stuttgart 1856.
  • Hans-Joachim Harder: Militärgeschichtliches Handbuch Baden-Württemberg. Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009856-X.
  • Wilhelm Gustav Philipp Julius Gleich: Die ersten 100 Jahre des Ulanen-Regiments König Wilhelm I. (2. Württemb.) Nr. 20, Verlag der Uhland’schen Buchdruckerei GmbH Stuttgart, 1909.
  • Albert Pfister: Aus dem Lager des Rheinbundes 1812 und 1813, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart, 1897.
  • Eckart Kleßmann: Die Befreiungskriege in Augenzeugenberichten, 2. Aufl., Rauch, Düsseldorf, 1967.
  • Hartmut Bücker, Hartmut und Dieter Härig, Die Schlacht bei Großgörschen am 2. Mai 1813, das Gefecht bei Rippach am 1. 5. 1813 und der Überfall auf das Lützow’sche Freikorps bei Kitzen am 17. 6. 1813 Grimma: Ed. Krannich, 2003.
  • Karl Spieß, Hans Ritter: Geschichte des Dragoner-Regiments Königin Olga (1. Württ.) Nr. 25, Im Selbstverlag des Regiments, Ludwigsburg, 1913.
  • Benedikt Peter: Wachtmeister Peter mit und gegen Napoleon, 4. Auflage, Verlag J. F. Steinkopf Stuttgart, 1986, ISBN 3-7984-0516-6.
  • Frank Bauer: Kitzen 17. Juni 1813. Der Opfergang der Lützower Kavallerie (Kleine Reihe Geschichte der Befreiungskriege 1813–1815, H. 14), Potsdam 2006.

Einzelnachweise

  1. a b Harder, S. 58
  2. a b zitiert nach Seeger, Zweitausend Jahre schwäbisches Soldatentum, S. 112
  3. Karl Spieß, Hans Ritter, S. 131
  4. Gleich, S. 37

Anmerkungen

  1. Brigade Döring: Infanterie-Regiment Nr. 4, Infanterie-Regiment Nr. 6 und 1. Fußbatterie
  2. Das Regiment wurde im Rahmen der Umorganisation von 1817 aufgelöst
  3. Am 27. März 1813 erklärte Preußen dem napoleonischen Frankreich den Krieg
  4. Nach den großen Verlusten in der Schlacht wurden die Reste der württembergischen Infanterie in 3 Bataillone formiert
  5. Auf dem Rückzug der Franzosen nach der Völkerschlacht bei Leipzig trennten sich die württembergischen Truppen bei Fulda von diesen
  6. Detaillierte Beschreibung auch in Karl Soeß und Hans Ritter, S. 101 ff.
  7. Veröffentlicht im Königlich-Württembergischen Staats- und Regierungsblatt Nr. 52 1813 vom 20. November 1813. Wesentlich beteiligt der Staats- und Kabinettsminister Ferdinand von Zeppelins, Leiter des Departements der auswärtigen Angelegenheiten.