Haubitze
Als Haubitzen werden seit dem 19. Jahrhundert Geschütze der Artillerie bezeichnet, die sowohl in der oberen als auch in der unteren Winkelgruppe schießen können und sich dadurch von den Feldkanonen und Mörsern unterscheiden. Wie auch mit Kanonen können mit Haubitzen Ziele im direkten Richten (Flachfeuer) bekämpft werden. Datei:M777 in action in Afghanistan.ogg
Einsatzmöglichkeiten
Da Haubitzen mit getrennter Ladung (Granate und Treibladung, zum Beispiel 1. bis 6. Ladung) feuern, kann die nötige Schussweite durch entsprechende Rohrerhöhung und Treibladungswahl erreicht werden. Bei der Bekämpfung von Hartzielen wie Bunkern im direkten Richten wird die größte Treibladung gewählt, denn je stärker die Treibladung, desto gestreckter ist die Geschossflugbahn und desto höhere Mündungsgeschwindigkeit (Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle v_0} ) und zielballistische Wirkung beziehungsweise Durchschlagskraft werden erreicht.
Im Rahmen der Weiterentwicklung der Geschütze wurden auch Feldkanonen entwickelt, die in der unteren und oberen Winkelgruppe schießen können (Bsp.: Kanone M107).
Für das indirekte Feuer wird ein Vorgeschobener Beobachter (VB) oder Artilleriebeobachter benötigt, der das Zielgebiet beobachtet und das Artilleriefeuer lenkt.
Namensentwicklung
- Ursprünglich eine Steinbüchse zum Beschuss von lebenden Kräften im Feld (bereits 1410 in der Schlacht bei Tannenberg durch das Heer des Deutschen Ritterordens eingesetzt).
- Zuerst als „auf(e)niz“, tschech. „houfnice“,[1] (aus „houf“ = Schlachthaufen für das Ziel), im Deutschen wurde daraus zunächst Hauffnitz,[2] ital. obice. Erstmals urkundlich im 15. Jahrhundert erwähnt, wurde sie in den Hussitenkriegen (1419–1436) als (Feld)geschütz aus der Wagenburg heraus gegen die taktische Formation „Haufen“ (siehe zum Beispiel Gewalthaufen) eingesetzt; eher durch ihre akustische Wirkung auf die Pferde als durch Treffsicherheit und Geschosswirkung zum „Aufbrechen“ der geordneten Schlachtformation dienend.
- Sie wurde den Hauptbüchsen zugeordnet.
- Mit Haubitze wurde im 18. Jahrhundert nicht nur das Geschütz, sondern auch ihr Geschoss bezeichnet. Haubitzen wurden etwa in eine Stadt „geworfen“.
- Die Bezeichnung Haubitze wurde dann im 19. Jahrhundert auf die entstandenen Mehrzweck-Geschütze angewendet.
In Europa kamen die ersten sogenannten Haubitzen (mit glattem Rohr mittlerer Länge) im 15. Jahrhundert in Deutschland und Italien auf. Mit ihnen wurden Steinkartätschen, ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit Sprengstoff gefüllte Granaten verschossen. In Russland gab es Haubitzen ab Mitte des 17. Jahrhunderts, sie wurden als Gakownizy, Gaufnizy (Gafunizy) bezeichnet.
Besondere Ausführungen
Feldhaubitzen sind auf Lafetten montiert, die von Zugmaschinen gezogen werden und Teil der Feldartillerie sind. Hier hat sich seit der Einführung dieser Geschützart nicht viel geändert; das Prinzip ist immer noch dasselbe. Es existieren spezielle Ausführungen wie zerlegbare Gebirgshaubitzen und leichte Geschütze, die luftverlastbar sind. Manche Geschütze wie die FH 155-1 haben einen Hilfsmotor, um im Eigenantrieb einen Stellungswechsel vornehmen zu können.
Bereits während des Zweiten Weltkrieges wurden gepanzerte und auf Kettenfahrgestellen beweglich gemachte Haubitzen, wie die M7 Priest oder die deutsche Panzerhaubitze Wespe, eingesetzt. Diese Geschützart wird heute von der Bundeswehr als Panzerhaubitze bezeichnet und gehört zur Panzerartillerie. In der Sowjetunion und bei ihren Verbündeten sowie in deren Nachfolgestaaten ist hierfür der Begriff Selbstfahrlafette üblich. Auch im englischen Sprachraum heißen selbstfahrende Haubitzen
. Der Turm, in den das Geschütz integriert ist, schützt Besatzung und Geschütz vor Witterungseinflüssen und gegen Granatsplitter. Der Vorteil gegenüber gezogenen Haubitzen ist die Möglichkeit des schnellen Stellungswechsels, was vor allem bei schnell vorrückenden Streitkräften von besonderer Bedeutung ist.
Da diese Geschütze teuer sind, werden von vielen Staaten auch gezogene Haubitzen eingesetzt oder Haubitzen mit Radfahrgestell konstruiert. So entwickelte Frankreich eine ungepanzerte selbstfahrende Haubitze, CAESAR, auf einem LKW-Fahrgestell.
- Beispiele
Feldartillerie, Radhaubitze
- DANA aus tschechoslowakischer Produktion
- AHS Kryl – polnischer Prototyp
- Französische Haubitze System CAESAR
Feldartillerie, Selbstfahrlafette (SF) Kette
- M107, bei der Bundeswehr „FK 175mm SF“; außer Dienst gestellt
- M110, bei der Bundeswehr „FH 203mm SF“; außer Dienst gestellt
- Typ 4 Ho-Ro, Kaiserlich Japanisches Heer
Feldartillerie, gezogene Geschütze
- US 8-inch (203,2 mm): M1, M2, M115
- US 105 mm: M101
- FH155-1, bei der Bundeswehr außer Dienst gestellt
- Gebirgshaubitze 105
- Gebirgshaubitze 40
- US 155 mm: M114, M198, M777
Panzerhaubitzen
- Hummel und Wespe, deutsche Panzerhaubitzen des Zweiten Weltkriegs
- M44
- M53/M55, bei der Bundeswehr außer Dienst gestellt;
- M109, bei der Bundeswehr außer Dienst gestellt; das Bundesheer verfügt über 64 Haubitzen Typ M109A5Ö; die Schweizer Armee verfügt über 133 Typ M109 KAWEST;
- Panzerhaubitze 2000
- NLOS-C
- K9 Thunder, in Südkorea in den 1990er Jahren entwickelte Panzerhaubitze
- AHS Krab – polnische Haubitze
Weblinks
- Literatur von und über Haubitze im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Übersicht über verschiedene Panzerhaubitzen (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) bei www.dtig.org
- Salutschießen mit der Haubitze FH105 (L) auf YouTube
Einzelnachweise
- ↑ Haubitze. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 8, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1907, S. 872.
- ↑ Hauffnitz. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 8, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1907, S. 875.