Bristol Beaufighter (Auto)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bristol
Bristol Beaufighter von 1980
Bristol Beaufighter von 1980
Beaufighter / 412 S3
Produktionszeitraum: 1980–1993
Klasse: Sportwagen
Karosserieversionen: Cabriolet
Motoren: Ottomotor:
5,9 Liter (235 kW)
Länge: 4900 mm
Breite: 1770 mm
Höhe: 1449 mm
Radstand: 2900 mm
Leergewicht: 1746 kg
Vorgängermodell Bristol 412

Der Bristol Beaufighter – gelegentlich auch als Bristol 412 S3 Beaufighter bezeichnet – war ein offener Sportwagen des britischen Automobilherstellers Bristol Cars Ltd., der 1980 präsentiert und bis zum Sommer 1993 hergestellt wurde. Der Beaufighter war eine Weiterentwicklung des 1974 vorgestellten Bristol 412, den er ablöste. Das neue Modell unterschied sich von seinem Vorgänger vor allem antriebstechnisch. Die Bezeichnung des Fahrzeugs verwies auf den gleichnamigen Jagdbomber des (ehemaligen) Mutterkonzerns Bristol Aeroplane Company, der während des Zweiten Weltkriegs in größeren Stückzahlen produziert worden war. Mit diesem Modell wandte sich Bristol Cars erstmals von der jahrzehntelang gepflegten Tradition ab, die eigenen Fahrzeuge mit einem Zahlencode (400–412, 603) zu individualisieren.

Modellgeschichte

Der Bristol Beaufighter unterschied sich äußerlich nur in Details vom 412, motorseitig aber war der Wagen stark modifiziert worden.

Die Antriebstechnik

Der Beaufighter verfügte als erstes serienmäßig hergestelltes Auto aus Großbritannien über einen Motor mit Turboaufladung. Basis dieses Triebwerks war der bekannte 5,9 Liter große Achtzylinder von Chrysler, den Bristol seit 1976 im 603 und seit 1977 im 412 verwendete. Die ersten Überlegungen für eine aufgeladene Version des Achtzylindermotors gehen auf Chrysler zurück; dort wurde seit Mitte der 1970er-Jahre mit derartigen Konzepten experimentiert. Im Zuge der wirtschaftlichen Probleme gab Chrysler die Arbeiten schließlich auf. Das Projekt wurde von Bristol übernommen, wo es die Ingenieure Dennis Sevier und Eden Holder zur Serienreife brachten.[1]

Abweichend vom amerikanischen Basistriebwerk hatten die von Bristol verwendeten Motoren eigenständige in Großbritannien entwickelte Zylinderköpfe. Die Motoren verfügten daneben über einen Vierfach-Vergaser von Carter, der in der Dimensionierung von der amerikanischen Basisversion abwich. Dieses Triebwerk wurde in Bristols Fabrik in Filton mit einem Turbolader von Rotomaster versehen. Der Turbolader war nicht dauerhaft aktiviert; vielmehr verfügte das Triebwerk über ein „Priority Valve“ genanntes System, das den Turbolader je nach Stellung des Gaspedals aktivierte oder deaktivierte. Bristol behauptete, der Beaufighter sei das erste europäische Auto, das eine solche Technik verwende. Der Motorblock selbst wurde ebenso wenig verändert wie die Verdichtung, allerdings waren einige Modifikationen im Umfeld des Triebwerks nötig. Das elektronische Zündsystem wurde überarbeitet; ferner wurde das aus Amerika kommende Lean Burn System – eine magere Gemischeinstellung, die Chrysler in den späten 1970er-Jahren half, amerikanische Abgasbestimmungen zu erfüllen – außer Kraft gesetzt. Der Motor erhielt eine Hochleistungsbenzinpumpe und die Ansaugkanäle wurden im Querschnitt vergrößert.

Im Zuge der Aufwertung des Motors wurde auch das Automatikgetriebe überarbeitet, da die bislang verwendete Version dem gestiegenen Drehmoment des Motors nicht gewachsen war. Die reguläre TorqueFlite-Automatik wurde mit einem Drehmomentwandler gekoppelt, den Chrysler für den (seit längerem eingestellten) 7,2-Liter-Achtzylinder entwickelt hatte. Von dieser Version wurde auch die Kupplung übernommen.

Die Turboaufladung erhöhte die Leistung und das Drehmoment des Motors erheblich. Bristol nannte wie üblich keine konkreten Werte. Firmeninhaber Tony Crook erklärte, es sei „more than sufficient power“ (mehr als genügend Leistung) verfügbar; der Zuwachs an Leistung und Drehmoment belaufe sich auf 30 Prozent. Spätere Zeitungsberichte bezifferten die Leistung des Motors auf etwa 320 PS.[2] Tony Crook beschrieb den Beaufighter bei seiner Präsentation als „den am schnellsten beschleunigenden und mit dem größten Kofferraum ausgestatteten viersitzigen Serienwagen mit automatischem Getriebe“.[3]

Der Turbomotor und die Antriebstechnik wurde ab Oktober 1982 im Bristol Brigand verwendet.

Die Karosserie

Die Karosserie des Beaufighter entsprach weitestgehend der des Bristol 412. Es handelte sich nach wie vor um ein „Sicherheitscabriolet“ mit feststehendem Überrollbügel und Hardtop über den Fahrersitzen. Anders als beim 412 war das Hardtop über den Fahrersitzen allerdings fest installiert und nicht entfernbar; das Stoffverdeck über den Rücksitzen konnte hingegen wie bisher heruntergeklappt werden.[4]

Die Rohkarosserie wurde weiterhin bei Maggiora in Turin hergestellt. Einige Details waren modifiziert worden; Zagato behauptete, die Änderungen seien in Italien entwickelt worden. Wesentliches Unterscheidungsmerkmal waren vier rechteckige Doppelscheinwerfer, welche die bisherige Scheinwerfer-Blinker-Einheit vom Vauxhall Viceroy ersetzte. Die Blinker des Beaufighter fanden sich nun unter der Frontstoßstange. Anders als der 412 trug der Beaufighter eine deutliche Wölbung auf der Motorhaube, die durch den Turbolader bedingt war. Ab 1983 trugen die Beaufighter-Modelle vorn und hinten serienmäßig sogenannte Side-Marker-Lights nach amerikanischem Vorbild, und zwar auch, wenn sie (wie ganz überwiegend üblich) auf dem europäischen Markt oder im Nahen Osten abgesetzt wurden.

Das Design der Karosserie war nach wie vor Gegenstand von Kritik. Bei der Einführung des Modells 1980 wurde der Beaufighter unter anderem als „unverwechselbar, aber sicher nicht schön“ bezeichnet.[5]

Interieur mit Armaturenbrett in traditioneller Gestaltung

Das Interieur wurde ebenfalls geändert. Anfänglich war ein geglättetes Armaturenbrett verfügbar, das auf die traditionelle, seit dem 404 für Bristol typische ovale Einfassung hinter dem Lenkrad verzichtete.[5] Diese Idee hielt sich allerdings nicht lange; Bristol kehrte schnell zum klassischen Layout zurück. Ähnlich kurzlebig war die Idee, den Beaufighter mit digitalen Instrumenten auszurüsten. In Anlehnung an die Konzeption des zeitgenössischen Aston Martin Lagonda experimentierte Bristol mit ähnlichen Lösungen, traf aber auch auf ähnliche Probleme und kam zu dem Ergebnis, diesen Weg nicht weiter zu verfolgen, da sich Vor- und Nachteile nicht in ein angemessenes Verhältnis zueinander bringen ließen.

Die Fahrleistungen

Der Beaufighter wies deutlich bessere Fahrleistungen auf als der Bristol 412 und der gleichzeitig produzierte Bristol 603. In einem ersten Test legte er den Sprint von 0 auf 96 km/h in 6,7 Sekunden zurück und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 240 km/h. Bei den ersten Testfahrten war ein Verbrauch von über 30 Litern auf 100 km zu bemerken; Bristol gelang es aber in den nachfolgenden Monaten durch Feintuning, diesen Wert auf etwa 25 Liter/100 km zu senken. Allerdings litten die Fahrleistungen unter der aerodynamisch vergleichsweise ungünstigen Karosserie des Beaufighter. Der aerodynamisch deutlich besser gestaltete Bristol Brigand, der ab 1982 produziert wurde, war bei vergleichbarem Leergewicht nochmals deutlich schneller.

Die Produktion

Der Beaufighter wurde 14 Jahre lang produziert. Die Herstellung endete im Sommer 1993, kurz bevor Bristol die Produktion auf das neue Modell Blenheim umstellte. Über die Jahre wurden vergleichsweise wenige Modelle des Beaufighter hergestellt. 2014 erklärte Bristol Cars in einer Verkaufsanzeige, dass von 1980 bis 1993 insgesamt etwas über 20 Beaufighter hergestellt worden seien.[6]

Die Beaufighter waren sehr teure Fahrzeuge. Der Verkaufspreis lag etwa auf dem Niveau des Aston Martin V8, erreichte aber den Preis eines Rolls-Royce Corniche bei weitem nicht. Beim Verkaufsstart im Jahre 1980 wurde der Beaufighter für 37.999 £ angeboten. Ein Rolls-Royce Corniche Convertible war zu dieser Zeit mehr als 30.000 £ teurer.[7]

Sondermodelle

Der Bristol 412 USA

Unter dem Namen Bristol 412 USA vertrieb Bristol in den 1980er-Jahren etwa 15 Fahrzeuge, welche die Karosserie des Beaufighter mit der Antriebstechnik des Bristol 412 S2 bzw. des Bristol Britannia verbanden. Zu den Hintergründen und Einzelheiten s. dort.

Bristol Beaufort

Ein weiteres Sondermodell war der 1984 vorgestellte Bristol Beaufort – ein Vollcabriolet auf der Basis des 412, das sowohl auf den Überrollbügel als auch auf das Targadach verzichtete. Der Mechanismus des gefütterten Verdecks wurde elektrisch betrieben.[8][9] Neben dem eigenständigen Dachaufbau wies der Beaufort einige weitere Modifikationen an der Karosserie awie beispielsweise geänderte Türgriffe und ein verkleideter Tankeinfüllstützen auf. Die Rücksitzbank des Beaufort war aufgrund des großen Verdeckkastens stark verkürzt und nur eingeschränkt nutzbar.

Bei dem Beaufort handelte es sich um ein Einzelstück, das auf Initiative des Firmeninhabers Tony Crook hergestellt wurde. Eine Serienfertigung kam nicht zustande. Zum einen erschienen Crook die Platzverhältnisse im Fond nicht ausreichend;[10] zum anderen litt Bristol in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten,[11] sodass eine Entwicklung zur Serienreife nicht finanziert werden konnte.

Tony Crook fuhr den Beaufort zunächst selbst, bevor er den Wagen an einen ägyptischen Geschäftsmann verkaufte. Das Auto stand in den 1990er-Jahren ungenutzt in London, bevor es vom Werk aufbereitet wurde. Der Beaufort stand 2008 in Großbritannien zum Verkauf und wird gelegentlich auf Markentreffen gezeigt.

Weiterentwicklung

Im Laufe der 14-jährigen Produktionszeit erfuhr der Beaufighter nur geringe Modifikationen. In den späten 1980er-Jahren konzipierte Bristol eine kürzere und leichtere Sportversion des Beaufighter, deren Länge etwa 4.500 mm betragen sollte. Die Planungen sahen eine umklappbare Rückbank vor, durch die das Gepäckraumvolumen erhöht werden sollte. Die Arbeiten kamen nicht über das Stadium von Zeichnungen hinaus; der Tod des maßgeblichen Entwicklers bedeutete das Ende des Projekts.[12]

Literatur

  • Christopher Balfour: Bristol Cars. A very British story. Haynes Publishing, 2009, ISBN 978-1-844254071.
  • Einzelkämpfer. Neues Modell von einem der exclusivsten Auto-Hersteller der Welt: Bristol Beaufighter. Vorstellung in Auto Motor und Sport. 24/1980, S. 230 ff.
  • Return of the Beaufighter – Feature Test. In: Auto Car. 12. Januar 1980
  • The Blown Bristol Beaufighter Turbo – Road Test. In: Motor. 12. Januar 1980
  • Brian Palmer: Now on the road with a modern convertible that's breaktaking. In: Thoroughbred & Classic Cars. Heft 6/1981, S. 47 ff.
  • Bristol Beaufighter. In: Road & Track Exotic Cars 2. Ausgabe 1985.
  • Gentleman behaving badly. Fahrbericht Bristol Brigand in: Thoroughbred & Classic Sports Cars. Heft 12/2010, S. 94 ff.

Weblinks

Commons: Bristol Beaufighter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thoroughbred and Classic Cars. Heft 12/2010, S. 97.
  2. Thoroughbred and Classic Cars. Heft 12/2010, S. 97.
  3. auto motor und sport. 24/1980, S. 232.
  4. Brian Palmer: Now on the road with a modern convertible that's breaktaking. In: Thoroughbred & Classic Cars. Heft 6/1981, S. 48.
  5. a b Brian Palmer: Now on the road with a modern convertible that's breaktaking. In: Thoroughbred & Classic Cars. Heft 6/1981, S. 47.
  6. Verkaufsanzeige eines Beaufighter von 1989 auf der Internetseite www.bristolcars.co.uk@1@2Vorlage:Toter Link/www.bristolcars.co.uk (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 29. Januar 2014).
  7. Thoroughbred & Classic Cars. 6/1981, S. 48.
  8. Prospekt eines Bristol Beaufort
  9. Balfour: Bristol. A very British story. S. 343.
  10. Balfour: Bristol. A very British story. S. 343.
  11. Balfour: Bristol. A very British story. S. 347.
  12. Balfour: Bristol. A very British story. S. 347.