Brodtener Ufer

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Das Ufer von Travemünde bis kurz vor Niendorf

Das Brodtener Ufer, auch Brodtener Steilufer, ist eine über 4 km lange Steilküste an der Lübecker Bucht (Ostsee) zwischen Lübeck-Travemünde und Niendorf (in der Nähe des Dorfes Brodten) in Schleswig-Holstein.

Geologie

Bei dieser bis zu 20 m hohen Steilküste handelt sich in weiten Teilen um ein aktives Kliff, das durch die Einwirkung der Ostsee im Durchschnitt um ca. 50 bis 100 cm pro Jahr zurückweicht. Der Abbruch erfolgt größtenteils im Winterhalbjahr durch Wellenschlag bei Sturm und nach starken Regenfällen durch das Abgleiten von Teilen der Steilküste, wenn diese durch das aus einzelnen Schichten austretende Wasser destabilisiert wird.

Nach dem Ende des letzten großen Eisvorstoßes des pleistozänen Eiszeitalters vor etwa 15.000 bis 17.000 Jahren, der Weichsel-Kaltzeit, blieb beim Abschmelzen der Gletscher ein langer, halbinselförmiger Geschiebesporn zurück, der sich zwischen zwei Gletscherzungen gebildet hatte. An den Flanken des Sporns gruben die Gletscher bei ihrem Abschmelzen tiefe Täler ein, die zunächst noch trocken waren. Mit dem Meeresspiegelanstieg vor etwa 6.500 Jahren, der Littorina-Transgression, füllte sich das Ostseebecken und damit auch die beiden Täler mit Wasser. Westlich des Sporns bildeten sich die Hemmelsförde und östlich die Traveförde aus. Die zwischen den beiden Förden entstandene Landzunge, der Brodtener Dorn hatte eine Länge von 6 km. Durch die Meeresströmung wurde die Landzunge durch Uferabbrüche komplett abgetragen. Die Struktur des 6 km langen Dorns ist bis heute noch unter Wasser nachweisbar. Wegen der geringen Wassertiefe bis etwa 20 Meter und seines strukturierten Untergrundes ist der Bereich von einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt besiedelt.[1]

Der Sand aus dem Abbruch der Küste wird durch Strömungen sowohl nach Westen in die Lübecker Bucht als auch nach Osten in die Travemündung versetzt. Im Westen bildete er die Strände der Lübecker Bucht in Niendorf, Timmendorfer Strand, Scharbeutz und weiteren Orten. Durch die Sandablagerungen wurde die Hemmelsförde von der Ostsee abgetrennt, woraufhin der Hemmelsdorfer See entstand.

Im Osten bilden die Sandablagerungen den Strand von Travemünde und setzt beständig die Fahrrinne der Trave (zu den Häfen von Travemünde und Lübeck) zu. Größere Steine bleiben in der Uferzone des Kliffs liegen, so dass der Strandbereich des Brodtender Ufers und die im Zuge des Zurückweichens entstandene Sand-Geröllschorre mit teils sehr großen Geschiebeblöcken übersät ist.

Freizeit und Erholung

Wander- und Radweg

Am Rande oberhalb der Steilküste verläuft ein Wander- und Radweg. Das historische Ausflugslokal Hermannshöhe, ursprünglich vor dem Ersten Weltkrieg errichtet, wurde im Mai 2012 durch einen Neubau ersetzt. Der bei Wanderern und Ausflüglern beliebte Parkplatz ist nun durch eine Schrankenanlage abgesperrt und die Benutzung kostenpflichtig.

Am Weg zwischen dem Brodtener Ufer und Travemünde befinden sich zwei Gedenksteine: Der ältere Stein weist einen Bibelvers auf (Ps 93,4 LUT), der jüngere dient als Gedenkstätte für Seebestattete. Letzterer musste zwischenzeitlich wegen Abbrüchen des Steilufers landeinwärts versetzt werden und wurde dabei auch gedreht, sodass jetzt die Inschrift zum Meer zeigt.

Steilufer

Der Zugang vom Wanderweg zum Strand ist nur in Niendorf/Ostsee, Travemünde und von der Treppe nahe dem Jugendhaus Seeblick nördlich von Brodten erlaubt. Ansonsten sind Ab- und Aufstieg an der Steilküste und das Betreten des Streifens an der Abbruchkante lebensgefährlich.

Strandabschnitt

Am Strand des Brodtener Ufers – der zum Teil recht steinig ist – kann gebadet und nach Fossilien gesucht werden, durch Uferabbrüche nach Stürmen ist der Zugang jedoch teilweise behindert. Vor dem Brodtener Ufer gibt es Tauchgebiete, allerdings wurde vor der Küste – nahe dem Brodtener Riff – nach Ende des Zweiten Weltkriegs Munition versenkt.

Flora und Fauna

Weite Teile des Brodtener Ufers stehen unter Naturschutz (Europäisches Vogelschutzgebiet). Da die Lebensbedingungen an Steilufern einzigartig sind und für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten ein unersetzliches Landschaftselement bilden, dürfen die Steilhänge nicht künstlich gesichert werden.

Am Steilufer befindet sich mit ca. 2600 Brutröhren eine der größten Uferschwalbenkolonien Europas.

Einzelnachweise

  1. Kurt-Dietmar Schmidtke: Entstehung der Küstenmorphologie der Lübecker Bucht. In: M. Diehl (Hrsg.): Lübecker Bucht und Untertrave. Berichte des Vereins Natur und Heimat und des Naturhistorischen Museums zu Lübeck, Heft 23/24. Lübeck 1992.

Weblinks

Commons: Brodtener Ufer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 53° 58′ 56″ N, 10° 52′ 52″ O