Bungee-Effekt

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Als Bungee-Effekt bezeichnet man in der Orthopädie und Unfallchirurgie ein Phänomen, das nach der Rekonstruktion eines gerissenen Kreuzbandes (Kreuzbandriss) zu einer Instabilität des Kniegelenkes führen kann. Der Bungee-Effekt bewirkt eine Aufweitung des Bohrkanals, in dem sich das Transplantat der Kreuzbandplastik befindet.

Beschreibung

Schematische Darstellung des Bungee-Effektes. Die longitudinale Bewegung des Implantates wird durch den roten Pfeil symbolisiert.

Der Bungee-Effekt tritt im Wesentlichen bei der Verwendung von Semitendinosussehnen als Transplantat und deren Fixierung mit Endobuttons auf. Dieser Verbund hat – je nach Vorspannung – eine Dehnbarkeit von bis zu 10 Prozent. Diese Dehnbarkeit ermöglicht longitudinale Relativbewegungen des Transplantates im Bohrkanal.[1][2][3] Der Bungee-Effekt führt vor allem im Bohrkanal des Oberschenkelknochens zu Tunnelweitungen und so zu einer erhöhten Restinstabilität im Knie. Im Extremfall kann ein Transplantatversagen die Folge sein.[4]

Die der Bewegungsrichtung eines Bungee-Seils ähnelnde Translation des Implantates gab dem beschriebenen Effekt seinen Namen.

Der Bungee-Effekt ist eng verwandt mit dem Scheibenwischer-Effekt, bei den die Weitung des Bohrkanals durch eine wedelnde Querbewegung verursacht wird.

Vermeidung des Bungee-Effektes

Der Bungee-Effekt lässt sich durch mehrere Maßnahmen weitgehend verhindern. So ist eine ausreichende Vorspannung des Transplantates auf der Werkbank wichtig. Eine gelenknahe Fixierung der Transplantate ist eine weitere präventive Maßnahme.[5]

Einzelnachweise

  1. F. Fu und C. Ma: Anterior cruciate ligament reconstruction using quadruple hamstring. In: Operat Techn Orthop 9, 1999, S. 264–272. doi:10.1016/S1048-6666(99)80004-4
  2. J. Höher u. a.: Hamstring graft motion in the femoral tunnel when using titanium button/polyester tape fixation. In: Knee Surgery, Sports Traumatology, Arthroscopy 7, 1999, S. 215–219. PMID 10462210
  3. A. Weiler: Anatomische „Hamstringsehnen“ Verankerung mit Interferenzschrauben beim Kreuzbandersatz. Habilitationsschrift, Humboldt-Universität zu Berlin, 2002
  4. W. Attmanspacher u. a.: Ersatz des vorderen Kreuzbands in der TransFix®-Technik. In: Arthroskopie 12, 1999, S. 305–312. doi:10.1007/s001420050107
  5. W. Petersen und T. Zantop: Das vordere Kreuzband: Grundlagen und aktuelle Praxis der operativen Therapie. Deutscher Ärzteverlag, 2009, ISBN 3-769-10562-1, S. 202f. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche

Weiterführende Literatur

  • J. Lützner und M. Bottesi: Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes. In: Trauma und Berufskrankheit 11, 2009, S. 136–139. doi:10.1007/s10039-008-1469-7
  • S. Reddy u. a.: Bungee cord-induced corneal lacerations correcting for myopic astigmatism. In: Journal of Cataract and Refractive Surgery 33, 2007, S. 1339–1340. PMID 17586399
  • H. H. Paessler und D. S. Mastrokalos: Anterior cruciate ligament reconstruction using semitendinosus and gracilis tendons, bone patellar tendon, or quadriceps tendon-graft with press-fit fixation without hardware. A new and innovative procedure. In: Orthop Clin North Am 34, 2003, S. 49–64. PMID 12735201 (Review)
  • P. E. Rork: "Bungee cord" effect in hamstring tendon ACL reconstruction. In: Orthopedics 184, 2000, S. 184. PMID 10741360

Weblinks