CSR 26001

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CSR 26001
Bereich Wirtschaftsethik
Titel Managementsysteme für gesellschaftliche Verantwortung von Organisationen – Anforderungen (CSR 26001:2021)
Letzte Ausgabe September 2021

CSR 26001 ist ein internationaler Standard zur Zertifizierung von Managementsystemen im Bereich der sozialen, ökologischen und ökonomischen Verantwortung. Mit diesem Standard wird die organisationsweite, systemische Integration gesellschaftlicher Verantwortung (CSR) ermöglicht.

Geschichte und Hintergrund

COPOLCO[1], das Komitee für Verbraucherpolitik der Internationalen Standardisierungsorganisation, kurz ISO[2], wurde im Jahr 1979 gegründet. Als Think Tank für Verbraucherfragen bei der ISO berichtet dieses Komitee direkt an den ISO-Rat. Die Aufgabe des ISO/COPOLCO ist es, den Beitrag der Verbraucher zur politischen und technischen Arbeit der ISO zu fördern, d. h., die Arbeit zu erleichtern und Verbrauchern auf der ganzen Welt zu helfen, von der internationalen Normung zu profitieren. COPOLCO fungiert als sogenanntes Frühwarnsystem für Markttrends und bündelt die Ansichten der Nutzer von Waren und Dienstleistungen. Es bringt aufkommende Themen in die Normung ein. Ein bekanntes Beispiel ist die ISO 26000, Leitfaden zur sozialen Verantwortung für Organisationen, den COPOLCO 2002 vorgeschlagen hat.

Auf der internationalen Konferenz der ISO vom 21. und 22. Juni 2004 in Stockholm mit 355 Teilnehmern aus 66 Ländern[3] wurde vorgeschlagen, eine neue Arbeitsgruppe einzurichten mit dem Ziel, einen internationalen Standard zur sozialen Verantwortung zu entwickeln. Mit der Führung dieser Arbeitsgruppe ISO/TMB WG "Social Responsibility" wurden die Normungsinstitute Brasiliens (ABNT) und Schweden (SIS) beauftragt[4]. In fünfjähriger Arbeit mit 450 Experten aus 99 Ländern wurde der Leitfaden ISO 26000:2010 Guidance on social responsibility[5] in einem Multi-Stakeholder-Ansatz entwickelt, wobei die Experten sechs unterschiedliche Anspruchsgruppen vertraten: Konsumenten, Behörden, Wirtschaft, Erwerbstätige, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), sowie Dienstleistung, Beratung, Forschung, Wissenschaft und sonstige. Darüber hinaus wurden besondere Vorkehrungen getroffen, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Industrie- und Entwicklungsländern sowie zwischen den Geschlechtern in den Gruppen zu erreichen, die den Inhalt dieser Norm erarbeitet haben. Im Jahr 2010 wurde die Norm, nachdem fast 25.000 schriftliche Kommentare geklärt waren, im Konsens veröffentlicht. Die Norm enthält über 400 Empfehlungen an Unternehmen oder Organisationen, die ihren Beitrag zu einer nachhaltigen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung verbessern wollen. Die Norm ISO 26000:2010 „Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung“ wurde als Norm bzw. Standard mit Leitfadencharakter angelegt, der die strategische Planung und Umsetzung von gesellschaftlicher Verantwortung erleichtern soll. Die Norm beschreibt keine Anforderungen, sondern Empfehlungen. In dieser Norm wird ausdrücklich daraufhin gewiesen, dass die ISO 26000:2010 keine Managementsystemnorm (wie zum Beispiel die ISO 9001 und/oder 14001) ist und weder für Zertifizierungszwecke noch für gesetzliche oder vertragliche Anwendungen vorgesehen und auch nicht geeignet ist. Der Leitfaden beruht auf der freiwilligen Adaptierung der Vorschläge zur Unterstützung von Organisationen, gesellschaftliche Verantwortung zu entwickeln, umsetzen und zu verbessern. Da in dem Leitfaden Handlungsempfehlungen vorgeschlagen werden, grenzt sich diese freiwillige Möglichkeit von den sonst verlangten Anforderungen eines zertifizierbaren Standards ab. „Es wäre [somit] eine Fehlinterpretation der Absicht und des Zwecks dieser Internationalen Norm, Zertifizierungen gemäß ISO 26000 anzubieten bzw. zu behaupten, gemäß ISO 26000 zertifiziert zu sein.“[6]

Ein anderer, sogenannter ‚Sozial-Standard‘, der privatwirtschaftlich entwickelte Standard SA8000 zur Zertifizierung von Organisationen, ist dagegen als weltweit akzeptierter Zertifizierungsstandard etabliert.[7] Die 1997 gegründete Social Accountability International (SAI) ist eine global aktive Nichtregierungsorganisation, die sich für die Menschenrechte bei der Arbeit einsetzt. Die Vision der SAI ist menschenwürdige Arbeit überall – getragen von dem Verständnis, dass sozial verantwortliche Arbeitsplätze der Wirtschaft zugutekommen und gleichzeitig die grundlegenden Menschenrechte sichern. Die SAI befähigt Arbeitnehmer und Manager auf allen Ebenen von Unternehmen und Versorgungsketten, indem sie ihren branchenübergreifenden SA8000-Standard sowie Social Fingerprint® einsetzt und Zertifikate vergibt.

Vor diesem Hintergrund entwickelte eine Arbeitsgruppe der QSCert Deutschland einen Management-Standard, der die beispielhaften Empfehlungen der ISO 26000:2010 genauso berücksichtigt, wie die Anforderungen der SA8000. Weitere Kriterien aus der Global Reporting Initiative (GRI), dem UN Global Compact, dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK), der International Labour Organization (ILO) und weiteren internationalen Initiativen zur gesellschaftlichen Verantwortung wurden studiert und als Grundlage herangezogen. Das Ergebnis war die erste Version des Management-Standards CSR 26001 aus dem Jahr 2018, welche nun in der Version CSR 26001:2021 vorliegt. Die wichtigste Änderung darin war, das Thema Wissensmanagement als Anforderung mit aufzunehmen.

Der Standard CSR 26001:2021

Inhalt/Anforderungen

Mit diesem internationalen Standard wurde die Möglichkeit geschaffen, Zertifizierungs-, Überwachungs-, Lieferanten-, Partner- und Kunden-Audits in Organisationen und Unternehmen durchzuführen. Ziel des internationalen Standards CSR 26001:2021 ist es, allen Arten von Organisationen und Unternehmen die Möglichkeit zu geben, durch ein international anerkanntes Zertifikat zur gesellschaftlichen Verantwortung den sogenannten Anspruchsgruppen gegenüber darzulegen, dass die Anforderungen an ein Managementsystem zur gesellschaftlichen Verantwortung erfüllt sind und ein stetiger Prozess für Verbesserungen aufrechterhalten wird.

Die Abschnittsreihenfolge wurde der Grundstruktur für Managementnormen („High Level Structure“) angeglichen, um die Kompatibilität mit anderen Managementnormen z. B. ISO 9001 und ISO 14001 sicherzustellen und so das Integrieren dieser Managementnorm in bestehende Managementsysteme (ISO 9001/14001/45001) zu ermöglichen.

Der Standard gliedert sich zum einen in 10 Kapitel (Anforderungen) und zum anderen in den Anhang A (Kernthemen und Handlungsfelder). Die Kapitel 1 bis 3 beinhalten den Anwendungsbereich, normative Verweisungen, sowie Begriffe und Definitionen. Die Kapitel 4 bis 10 sind aufgeteilt in die Bereiche Führung und Verantwortung, Planung, Unterstützung, Betrieb und Beschäftigungsverhältnisse, Bewertung der Leistung, Interne Audits, Managementbewertung sowie stetige Verbesserung. Im Anhang A zum Standard sind 5 Kernthemen und kapitelbezogen bis zu 8 zugeordnete Führungs- bzw. Handlungsfelder zusammengefasst.

Die Kernthemen sind:

1.     Organisationsführung,

2.     Menschenrechte,

3.     Arbeits- und Geschäftspraktiken,

4.     Umweltbewusstsein,

5.     Einbindung der Konsumenten und der Gemeinschaft

Der Anhang A dient zudem als Grundlage für eine individuelle Selbstbewertung.[8]

Der Management-Standard CSR 26001 ist ein Instrument, mit dem gesellschaftliche Verantwortung in die Mitte einer Organisation jeglicher Art und Größe integriert werden kann. Die systemische und strukturierte Herangehensweise, die Anforderungen des Standards zu erfüllen, ermöglicht es einer Organisation, den Erwartungen seiner Stakeholder gerecht zu werden. Zahlen, Daten und Fakten werden zusammengetragen, um die Messbarkeit von ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen zu ermöglichen und somit die organisationsbezogene Vergleichbarkeit herzustellen. Komplexe Themen werden systematisch analysiert, Chancen sowie Risiken priorisiert und strategisch in die Organisation eingebunden.

Zertifizierung

Dieser Management-Standard fällt nicht unter die Akkreditierung gemäß ISO/IEC 17021:2015.[9] Eine Zertifizierung erfolgt ausschließlich aus Gründen einer (neuen) strategischen Ausrichtung und/oder moralischer Überzeugungen. Die Zertifizierung kann über die Webseite QSCert® Deutschland[10] oder bei einem lizenzierten Partner der QSCert®-Gruppe (derzeit in 33 Ländern) beantragt werden.

Einzelnachweise

  1. Getting started: About ISO/COPOLCO. Abgerufen am 6. Dezember 2021 (englisch).
  2. ISO. Abgerufen am 6. Dezember 2021 (englisch).
  3. ISO Konferenz Stockholm. ISO, abgerufen am 6. Dezember 2021 (englisch).
  4. ISO Konferenz Stockholm. Abgerufen am 6. Dezember 2021 (englisch).
  5. ISO 26000 Standard. beuth.de, November 2010, abgerufen am 6. Dezember 2021 (deutsch).
  6. DIN ISO (Hrsg.): DIN ISO 26000. DIN ISO, Januar 2011, S. 9.
  7. SAI New York. Abgerufen am 6. Dezember 2021 (englisch).
  8. QSCert ® Deutschland (Hrsg.): CSR 26001:2021. September 2021.
  9. ISO 17021. beuth.de, Juni 2015, abgerufen am 6. Dezember 2021.
  10. QSCert. Abgerufen am 6. Dezember 2021.