Calcipotriol

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Strukturformel
Allgemeines
Freiname Calcipotriol
Andere Namen
  • (5Z,7E,22E,24S)-24-Cyclopropyl-9,10-secochola-5,7,10(19),22-tetraen-1α,3β,24-triol
  • (1R,3S,5Z)-5-((2E)-2-{(1R,3aS,7aR)-1-[(E,2R,5S)-5-Cyclopropyl-5-hydroxy­pent-3-en-2-yl]-7a-methyl-2,3,3a,5,6,7-hexahydro-1H-inden-4-yliden}­ethyliden)-4-methylidencyclohexan-1,3-diol (IUPAC)
  • Calcipotriene (USAN)
Summenformel C27H40O3
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 112965-21-6
EG-Nummer 601-218-4
ECHA-InfoCard 100.119.473
PubChem 5288783
ChemSpider 4450880
DrugBank DB02300
Arzneistoffangaben
ATC-Code

D05AX02

Eigenschaften
Molare Masse 412,61 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 310​‐​315​‐​319​‐​335
P: 261​‐​280​‐​302+350​‐​305+351+338​‐​310 [1]
Toxikologische Daten

2,19 mg·kg−1 (LD50Rattes.c.)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Calcipotriol ist eine künstlich hergestellte chemische Verbindung aus der Gruppe der Secosteroide. Sie wird in der Medizin als Arzneistoff zur äußerlichen Behandlung von Schuppenflechte (Psoriasis) eingesetzt. Calcipotriol ist ein synthetischer Abkömmling (Derivat) des Calcitriols.

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete (Indikationen)

Äußerlich zur Behandlung der Schuppenflechte (Psoriasis): C. normalisiert das Zellwachstum und die Teilungsaktivität der Hautzellen.

Neuere Studien deuten darauf hin, dass Calcipotriol auch bei Alopecia areata wirksam sein könnte.[3][4]

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

Erkrankungen mit Veränderungen des Calciumstoffwechsels, schwere Leber- und Nierenerkrankungen.

Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

Behandlung während Schwangerschaft und Stillzeit sollte vermieden werden, da keine Erfahrungen vorliegen.

Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)

Hautirritation (Rötung, Juckreiz, Brennen)

Wirkungsmechanismus (Pharmakodynamik)

Die Wirkung wird über den Vitamin-D-Rezeptor vermittelt. Vitamin-D3-Derivate unterdrücken die Produktion pro-entzündlicher Zytokine, die im psoriatischen Entzündungsprozess eine Rolle spielen, und induzieren die Bildung antientzündlich wirkender Zytokine[5]. Außerdem interferiert die Vitamin-D3-Signaltransduktion mit anderen Transkriptionsfaktoren,[6] die als wichtig für die vermehrte Bildung von Entzündungsmediatoren bei Psoriasis vulgaris angesehen werden. Ein Hauptteil der antipsoriatischen Wirkung dürfte darin liegen, dass die Keratinozytenproliferation gehemmt und der Grad der Differenzierung erhöht wird.

Sonstige Informationen

Kombinationstherapie

Calcipotriol und Betamethason

Eine fixe Kombination mit Kortikoiden ist insbesondere zu Beginn der Schuppenflechte-Behandlung sinnvoll, da ein schnellerer Wirkungseintritt erzielt werden kann und gleichzeitig mögliche irritative Hautveränderungen unterdrückt werden. Die nur einmal tägliche Therapie mit der fixen Kombination Calcipotriol / Betamethason hat eine sehr gute Praktikabilität und eine hohe Verträglichkeit.[7] In der Leitlinie[8] zur ärztlichen Behandlung der Kopfhaut-Psoriasis wird diese Fixkombination als Initialtherapie empfohlen.

Andere Kombinationen

Zu beachten ist die Gefahr der Wirkungsabschwächung bei gleichzeitiger Anwendung salicylathaltiger Keratolytika oder Dithranol-Präparationen sowie eine mögliche Steigerung lokal irritierender Effekte bei Kombination mit Vitamin-A-Derivaten (Tazaroten). Arzneimittelinteraktionen: Bei gleichzeitiger systemischer Anwendung mit Calcium oder Vitamin D3 sollte der Serumcalciumspiegel regelmäßig kontrolliert werden, ebenso bei Arzneimitteln, die den Calciumspiegel im Serum erhöhen können. Therapieempfehlung: Bei der Lokaltherapie, insbesondere der Erhaltungstherapie bei der leichten bis mittelschweren Psoriasis vulgaris, sind die Vitamin-D3-Derivate Mittel der ersten Wahl. In den ersten Wochen der Behandlung ist eine Kombination mit topischen Kortikoiden als fixe Kombination bezüglich Wirksamkeit und Verträglichkeit der Monotherapie überlegen.

Geschichtliches

1992 wurde das erste Vitamin-D3-Analogon Calcipotriol zur topischen Behandlung der leichten bis mittelschweren Psoriasis vulgaris zugelassen. 2002 erfolgte die Zulassung des fixen Kombinationspräparates Calcipotriol/Betamethason zur Initialbehandlung einer Psoriasis vulgaris.

Literatur

  • S1-Leitlinie: Psoriasis des behaarten Kopfes, angemeldetes Leitlinienvorhaben, AWMF-Registernummer 013/074 (awmf.org), geplante Fertigstellung 12/2016

Handelsnamen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Datenblatt Calcipotriol hydrate bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 15. März 2011 (PDF).
  2. Eintrag zu Calcipotriene in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM)
  3. T. Narang, M. Daroach, M. S. Kumaran: Efficacy and safety of topical calcipotriol in management of alopecia areata: A pilot study. Dermatol Ther., 30. Januar 2017, doi:10.1111/dth.12464 PMID 28133875.
  4. A. A. Çerman, S. S. Solak, İ. Altunay, N. A. Küçükünal: Topical Calcipotriol Therapy for Mild-to-Moderate Alopecia Areata: A Retrospective Study. In: J Drugs Dermatol, 14. Juni 2015, S. 616–620. PMID 26091388.
  5. A. Boonstra, F. J. Barrat, C. Crain, V. L. Heath, H. F. Savelkoul, A. O’Garra: 1α,25-Dihydroxyvitamin D3 has a direct effect on naive CD4+ T cells to enhance the development of Th2 cells. In: Journal of Immunology (Baltimore MD 1950), Band 167, Nummer 9, November 2001, S. 4974–4980, PMID 11673504.
  6. A. Takeuchi, G. S. Reddy, T. Kobayashi, T. Okano, J. Park, S. Sharma: Nuclear factor of activated T cells (NFAT) as a molecular target for 1α,25-dihydroxyvitamin D3-mediated effects. In: Journal of Immunology (Baltimore MD 1950), Band 160, Nummer 1, Januar 1998, S. 209–218, PMID 9551973.
  7. K Kragballe et al. In: Br J Dermatol, 2006, 154, S. 1155–1160.
  8. S1-Leitlinie: Psoriasis des behaarten Kopfes, AWMF-Registernummer 013/074, Stand 09/2009.