Calvin Coolidge

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Calvin Coolidge, 1923 Calvin Coolidges Unterschrift

Calvin Coolidge (* 4. Juli 1872 in Plymouth Notch, Vermont als John Calvin Coolidge Jr.; † 5. Januar 1933 in Northampton, Massachusetts) war ein US-amerikanischer Politiker der Republikanischen Partei und von 1923 bis 1929 der 30. Präsident der Vereinigten Staaten.

Er begann seine politische Karriere als Kommunalpolitiker in Northampton und stieg über beide Kammern des Massachusetts General Court bis zum Gouverneur von Massachusetts auf. Anschließend war er von 1921 bis 1923 US-Vizepräsident unter Warren G. Harding. Nach Hardings Tod im August 1923 rückte er zum Präsidenten auf. Er beendete die verbleibenden eineinhalb Jahre der Amtszeit seines Vorgängers und wurde bei der nächsten Präsidentschaftswahl im November 1924 für eine volle Amtsperiode im Amt bestätigt.

Seine Präsidentschaft war gekennzeichnet von einer stark wachsenden, wenig regulierten Wirtschaft, einem Haushaltsüberschuss, der Verringerung der Staatsschulden und mehrfachen Steuersenkungen. Er betrieb eine nicht unumstrittene Laissez-faire-Politik und verzichtete weitgehend auf Eingriffe des öffentlichen Sektors. Außenpolitisch war der kriegsächtende Briand-Kellogg-Pakt das wichtigste Ergebnis seiner ansonsten eher isolationistischen Politik.

Leben

Herkunft und Erziehung

Das Geburtshaus von Calvin Coolidge

Calvin Coolidges Familie war seit Generationen puritanisch bzw. kongregationalistisch geprägt und seine Vorfahren waren vor religiösen Verfolgung um 1630 aus England nach Massachusetts geflohen, bevor sich sein Ur-Ur-Großvater dann nach seinem Dienst im Unabhängigkeitskrieg in Plymouth Notch niederließ.[1] Auch Calvin Coolidge besuchte während seiner Amtszeit als Vizepräsident und Präsident regelmäßig die Congregational Church in Washington D.C.[2] Entfernte Verwandte von Coolidge waren unter anderem der Diplomat und Historiker Archibald Cary Coolidge, der Brigadegeneral Charles A. Coolidge, der Diplomat John G. Coolidge, der Mathematiker Julian Coolidge, der stellvertretende Finanzminister Louis A. Coolidge und der Senator Marcus A. Coolidge.[1] Calvin Coolidge Eltern waren John Calvin Coolidge (1845–1926) und Victoria Josephine Moor Coolidge (1846–1885). Sein Vater bewirtschaftete in Plymouth Notch die Familienfarm, betrieb einen kleinen Laden und hatte zeitweise auch eine Vielzahl weiterer Tätigkeiten inne. Seine Mutter gärtnerte und nähte.[3] Er hatte eine Schwester, Abigail Grace Coolidge (1875–1890).

Schulbildung, Studium und Beruf

Calvin Coolidge als Student

Als High School besuchte Coolidge ab 1887 die Black River Academy in Ludlow.[3] Später besuchte er außerdem die St. Johnsbury Academy.[4] Seinen Studienabschluss machte er von 1891 bis 1895 am Amherst College cum laude. Um seinem Vater, der finanziell unter der andauernden Wirtschaftskrise von 1893 zu leiden hatte, die Kosten für ein Jura-Studium zu ersparen, ließ sich Coolidge zum Anwalt ausbilden, was damals nicht nur erlaubt, sondern insbesondere im ländlichen Vermont auch noch sehr üblich war. Er fragte bei der Kanzlei des ehemaligen Gouverneurs von Vermont und späterem US-Senators William P. Dillingham in Montpellier nach einer unbesetzten Stelle an. Während Coolidge auf eine Antwort wartete, lud ihn ein Studienfreund nach Northampton ein, wo dieser bereits eine Anwaltslehre begonnen hatte, und stellte Coolidge bei Hammond & Field, der führenden Anwaltskanzlei der Stadt vor. Coolidge begann daraufhin bei der Kanzlei seine Ausbildung. Kurze Zeit später erhielt er auch ein Stellenangebot von Dillingham, der wegen einer Geschäftsreise verspätet antworten konnte.[5][6] Nach 20-monatiger Ausbildungszeit wurde Coolidge am 29. Juni 1897 als Anwalt zugelassen. Mit seinem Ersparten und dem Erbe seines Großvaters eröffnete Coolidge 1898 in Northampton seine eigene Kanzlei. Coolidge zog als Anwalt nur dann vor Gericht, wenn es wirklich unvermeidlich war und erwarb somit die Reputation als ein Anwalt, an den man sich wenden konnte ohne direkt einen kostspieligen Prozess fürchten zu müssen. Wie die meisten jungen Anwälte zu dieser Zeit kümmert sich Coolidge neben klassischen Rechtsstreitigkeiten um Inkassos, verwaltete Immobilien, wickelte Erbschaften ab und kümmerte sich als Rechtsbeistand der örtlichen Nonotuck Savings Bank um deren Hypotheken. Von 1918 bis 1921 war er auch Präsident dieser Bank und verblieb bis zu seinem Tod im Aufsichtsrat.[7] Coolidge bildete 1915 eine Partnerschaft mit Ralph Wilbur Hemenway, der die Anwaltskanzlei eigenständig weiterführte, während Coolidge sich ganz dem Amt als Vizegouverneur widmete. Coolidge nahm die Anwaltsarbeit aufgrund weiterer Spitzenämter nie wieder auf und Hemenway leitete die Kanzlei auch über dessen Tod hinaus.[8]

Politische Karriere bis zur Präsidentschaft

Kommunalpolitik

Bereits Coolidges Vater und auch sein Großvater Calvin Galusha Coolidge waren für die Republikaner im Repräsentantenhaus von Vermont gewesen. Calvin Coolidge selbst unterstützte die Partei seit der High School und verfolgte interessiert die nationalen Präsidentschaftswahlkämpfe. Über John C. Hammond und Henry P. Field, die Partner von Hammond & Field, welche beide politisch in Northampton für die Republikaner aktiv waren, fand Calvin Coolidge zur Lokalpolitik. Er engagierte sich 1896 in der Kampagne zur letztlich erfolgreichen Wahl von Field zum Bürgermeister und war als Ersatzdelegierter auf einem Parteitag in Chester zur Nominierung eines Staatssenators anwesend. Das dominierende Thema des Präsidentschaftswahlkampfes 1896 war die Währungsform – der Demokrat William Jennings Bryan forderte die Wiedereinführung des Bimetallismus, während William McKinley auf dem Goldstandard beharrte. Coolidge veröffentliche in einer Lokalzeitung eine Stellungnahme für den Goldstandard und verteidigte seine Position auch in einem öffentlichen Diskussion während eines Urlaubs in Plymouth Notch. Die Idee der Wiedereinführung des Bimetallismus fand insbesondere im konservativen Nordosten der USA kaum Rückhalt und McKinley gewann die Wahl hier besonders deutlich. 1897 wurde Coolidge für den zweiten Stadtbezirk – eine republikanische Hochburg – in das Republican City Committee, den Parteivorstand der Republikaner in Northampton, gewählt. Das City Committee bestand aus je fünf Mitgliedern aus allen sieben Stadtbezirken und war vor allem für die Auswahl der republikanischen Kandidaten für die kommunalen Ämter verantwortlich. Im Juni 1898 war Coolidge als Delegierter auf einem Parteitag in South Deerfield, auf dem John C. Hammond erneut zum District Attorney nominiert wurde. 1898 ließ sich Coolidge für das nächste Jahr in den Stadtrat von Northampton wählen. Im zweiten Stadtbezirk sicherten sich die Republikaner alle drei Sitze, wobei Coolidge die zweitmeisten Stimmen holte. Er verzichtete auf eine Wiederwahl und ließ sich stattdessen im Jahr 1900 vom Stadtrat zum Rechtsbeistand der Stadt (City Solicitor) ernennen, vor allem damit er mehr praktische Erfahrungen vor Gericht sammeln konnte, die Coolidge bisher mangelte. 1901 wurde er im Amt bestätigt. 1902 ernannte der Stadtrat stattdessen den Demokraten Theobald M. Connor an seiner Stelle. Als im Juni 1903 der Gerichtsschreiber vom Hampshire County starb, übernahm Coolidge den Posten bis zum Ende der einjährigen Amtszeit im nächsten Januar. Obwohl das Amt gut bezahlt war verzichtete er auf eine Wahl für eine volle Amtszeit, da er hoffte mit ausreichend Erfahrung als Anwalt noch mehr Geld zu verdienen. Nach seinem Ausscheiden als Gerichtsschreiber wurde Coolidge 1904 zum Vorsitzenden des Republican City Committee gewählt. In dieser Funktion organisierte er die lokale Unterstützung für die letztlich erfolgreiche Wiederwahl Theodore Roosevelts in der Präsidentschaftswahl dieses Jahres und den Wahlkampf für die Bürgermeisterwahl, bei der jedoch Henry C. Hallett knapp gegen Theobald M. Connor seine vierte Amtszeit verpasste, wofür Coolidge später seine Wahlkampfstrategie verantwortlich machte. Über Robert N. Weir, einem Verwaltungsangestellten an der Clarke School for the Deaf, bei dem Coolidge jahrelang als Untermieter lebte, lernte er Grace Anna Goodhue kennen, die an der Schule unterrichtete.[9]

Am 4. Oktober 1905 heiratete das Paar in Graces Elternhaus in Burlington. Aus der Ehe gingen die beiden Söhne John Coolidge (1906–2000) und Calvin Coolidge junior (1908–1924) hervor.[10] Die geplanten zweiwöchigen Flitterwochen in Montreal brach Calvin Coolidge nach nur einer Woche ab, um für den Schulrat von Northampton zu kandidieren.[11] Da in Coolidges Wahlbezirk noch ein weiterer Republikaner kandidierte und sich die Wählerschaft spaltete, verlor Coolidge knapp gegen seinen demokratischen Gegenkandidaten. Im August 1906 mieteten Calvin und Grace Coolidge in der Massasoit Street eine Doppelhaushälfte,[12] die sie bis 1930 bewohnten und die seit 1976 im National Register of Historic Places eingetragen ist.[13]

Staatsparlament und Bürgermeister

Calvin Coolidge (1908)

Nach der Niederlage in der Wahl zum Schulrat wollte sich Coolidge eigentlich vorerst auf seine berufliche Laufbahn und das Familienleben mit seinem neugeborenen Sohn anstatt auf die Politik konzentrieren. Als die Republikaner allerdings kurz vor Ablauf der innerparteilichen Frist keinen Kandidaten für den Sitz von Northampton im Repräsentantenhaus von Massachusetts gefunden hatten, erklärte Coolidge im September 1906 seine grundsätzliche Bereitschaft trotzdem anzutreten, sofern kein anderer geeigneter Kandidaten wird. Da sich tatsächlich kein anderer Kandidat mehr fand, wurde Coolidge kurz darauf einstimmig nominiert. Im Wahlkampf ließ Coolidge an alle Wahlberechtigten der Stadt Kurzbiographien von sich selbst verschicken und führte einen intensiven Häuserwahlkampf insbesondere bei den eher den Demokraten zugeneigten Irischamerikanern. Im Oktober war er auch Vorsitzender einer Wahlkampfveranstaltung in der Stadthalle, bei der neben anderen zur Wahl stehenden Kandidaten auch der Gouverneur Curtis Guild und der Kongressabgeordnete Frederick H. Gillett anwesend waren. In der Hauptwahl im November schlug Coolidge den demokratischen Amtsinhaber Moses Bassett, der seinen Sitz als Zweitplatzierter der letzten Wahl überhaupt nur erhalten hatte, weil der republikanische Wahlsieger inmitten der Legislaturperiode aus dem Amt geschieden war.[14] In seiner ersten Legislatur war er Mitglied der Ausschüsse für Zusatzartikel zur Staatsverfassung und für Handelsangelegenheiten[15] und Sekretär des Western Massachusetts Club, einer überparteilichen Vereinigung von Amtsträgern aus dem Westen des Bundesstaates. Im Parlament brachte Coolidge mehrere erfolglose Gesetzesinitiativen ein: ein Gesetzesentwurf, der vorsah nur noch Autos und Motorrädern mit einer Höchstgeschwindigkeit von unter 20 Meilen (rund 32 km/h) zuzulassen, scheiterte bereits im Verkehrsausschuss, eine Vorlage gegen die Monopolbildung im Theatergeschäft wurde für die nächste Legislatur vertagt und einen Entwurf gegen Preisabsprachen in der Wirtschaft, den Coolidge auf Basis von Beschlüssen im Handelsausschuss ausgearbeitet hatte, passierte zwar das Repräsentantenhaus, aber scheiterte im Senat. In seiner ersten Amtszeit machte er auch die Bekanntschaft mit dem US-Senator Winthrop M. Crane, der bis zu dessen Tod 1920 ein enger Freund und Vertrauter bleiben sollte. Der demokratische Stadtrat Alfred J. Preece forderte Coolidge 1907 heraus und warf ihm vor sich nicht genug für die Arbeiterklasse einzusetzen. Coolidge verteidigte seinen Sitz mit einer Mehrheit von nur 63 Stimmen. Im Wahlkampf freundete sich Coolidge mit Allen T. Treadway an, der nach seiner Wahl Northampton im Staatssenat vertrat und auch als Präsident dieser Kammer fungieren sollte. Außerdem festigte er seine Beziehung zu John N. Cole, dem Sprecher des Repräsentantenhauses, der ihm nun mehr Vertrauen entgegenbrachte[16] und ihn in seinem zweiten Jahr in zwei wichtige Ausschüssen, den Justiz- und den Bankenausschuss, berief.[17] Im Justizausschuss arbeitete Coolidge ein neues Anti-Monopol-Gesetz aus, das kurz darauf verabschiedet wurde und Coolidge erstmals größere Aufmerksamkeit in der überregionalen Presse des Bundesstaates brachte. In seinen zwei Jahren im Repräsentantenhaus von Massachusetts stimmte Coolidge für verbesserte Lebensbedingungen für die Arbeiter, so für die bessere medizinische Ausstattung der Fabriken, die Sechs-Tage-Woche, und vergünstigte Eisenbahn-Tickets für Arbeiter und deren Kinder. Außerdem stimmte er für das Frauenwahlrecht und die Direktwahl der US-Senatoren – beide Vorhaben scheiterten und wurden erst durch den 17. bzw. den 19. Zusatzartikel der US-Verfassung umgesetzt. Damit zählte Coolidge zu den progressiveren Abgeordneten seiner Partei. 1908 bewarb sich Coolidge nicht erneut um eine Wiederwahl. Mehr als zwei Jahre im Repräsentantenhaus von Massachusetts waren generell ungewöhnlich und Coolidge sah sich aus finanziellen Gründen nach der Geburt seines zweiten Sohnes gezwungen sich wieder auf seinen eigentlichen Beruf zu konzentrieren. Als die Republikaner dieses Mal bei der Bürgermeisterwahl 1909 lange keinen Kandidaten fanden, erklärte sich Coolidge dennoch bereit selbst anzutreten, nachdem er noch 1908 eine Kandidatur ausgeschlagen hatte. Obwohl durch Korruptionsvorwürfe aus dem Vorjahr geschwächt, konnte Coolidge erneut mit einem sehr persönlich geführten Wahlkampf und dem demonstrativen Verzicht auf persönliche Angriffe gegen seinen Gegenkandidaten viele Irischamerikaner auf seine Seite ziehen und eroberte das Amt mit einer Mehrheit von 187 Stimmen zurückerobern. Treadway bot Coolidge 1910 an zu seinen Gunsten nicht mehr anzutreten, was dieser ablehnte und stattdessen als Bürgermeister wiedergewählt wurde, wobei er seinen Vorsprung auf 256 Stimmen ausbauen konnte. In seiner Zeit als Bürgermeister baute Coolidge die Schulden der Stadt ab und senkte die Steuern, während er gleichzeitig die Straßen verbesserte, die Polizei und die Feuerwehr stärkte und das Gehalt der Lehrer erhöhte. Anfang 1911 zählte der Boston Record Coolidge zu potenziellen republikanischen Kandidaten für das Amts als Secretary of State. Als Treadway seine Kandidatur für den ersten Bezirk von Massachusetts in der Repräsentantenhauswahl 1912 erklärte und dementsprechend auf die Wiederwahl verzichtete, wurde Coolidge an seiner Stelle im nominiert. Treadways Senatswahldistrikt umfasste den Süden von Berkshire, den Osten von Hampshire und den Südwesten von Hampden und war stark republikanische geprägt, sodass Coolidge sich dem Wahlsieg von vornherein sicher sein konnte.[18] Coolidge behielt den Sitz durch drei Wiederwahlen bis 1916. In der Legislaturperiode 1912 war er Vorsitzender des Agrarausschusses, des Ausschusses für Städte und Rechtsfragen und des nichtständigen Ausschusses für die Straßenbahnen im Westen des Bundesstaates. Im Januar dieses Jahres kam es in Massachusetts zu einem landesweit aufmerksam erregenden Streik in der Textilindustrie, nachdem der General Court die höchst zulässige Wochenarbeitszeit für Minderjährige von 46 auf 44 Stunden gesenkt hatte und die Fabrikbesitzer dementsprechend die Löhne der betroffenen Arbeiter kürzten. Coolidge bezog gegen die Initiatoren zwar in einem Brief an seine Stiefmutter Stellung und warf ihnen vor die Angelegenheit zur Untergrabung der staatlichen Autorität zu instrumentalisieren, aber verhandelte dennoch als Vorsitzender einer entsprechenden Kommission als Kompromiss eine moderaten Gehaltserhöhung, der den Streik nach zwei Monaten beendete. In der sechsmonatigen Sitzungspause saß Coolidge einem Sonderausschuss, der die Lücken im Schienennetz im dünn besiedelten Westen von Massachusetts schließen sollte. Ein in dieser Sache erarbeitetes Gesetz, das es erlaubte in dünn besiedelten Regionen auch über Oberleitungen betriebene Eisenbahnen statt der herkömmlichen Dampflokomotiven zu verwenden, wurde über das Vero des demokratischen Gouverneurs Eugene Foss verabschiedet.[19] Im darauffolgenden Jahr war er Vorsitzender des Eisenbahnausschuss und Mitglied im Geschäftsordnungsausschuss und im Ausschuss für kommunale Finanzen.[20] Auch in Coolidges Senatswahldistrikt war grundsätzlich ein Rotationsprinzip von nur zwei Amtszeiten pro Senator üblich, doch der Senatspräsident Levi H. Greenwood zeigte Interesse an einer Nominierung als Vizegouverneur und Coolidge konnte sich als einer der mächtigsten Senatoren die Hoffnung auf seine Nachfolge machen, weshalb er erneut antrat. Greenwood, ein ultrakonservativer Gegner des Frauenwahlrechts, entschied sich zwar für eine erneute Senatskandidatur, sah sich aber massivem Widerstand der Suffragisten ausgesetzt und verlor überraschend die Wahl. Innerhalb weniger nach Greenwoods Abwahl ließ sich Coolidge mit Hilfe von Murray W. Crane von den meisten republikanischen Senatoren schriftlich ihre Unterstützung zusichern, um die anderen Kandidaten für die republikanische Nominierung noch vor Beginn ihres eigenen Stimmenfangs zur Aufgabe zu zwingen, und wurde Anfang 1914 mit 31 der 40 Senatorenstimmen gewählt (10 Stimmen mehr als die Republikaner Sitze hatten). In seiner Antrittsrede bekräftigte Coolidge zwar noch progressive Werte wie Gleichstellung in der Wirtschaftspolitik vor dem Gesetz, aber forderte gleichzeitig staatliche Zurückhaltung, Vertrauen, die Menschen sollten sich selbst und nicht einer Regierung vertrauen und man müsse vielleicht die Anhäufung von großem Reichtum fördern, um den gesamtgesellschaftlichen Wohlstand zu mehren. In einem privaten Gespräch meinte er, er habe seit seiner ersten Wahl in den General Court seine Ansichten nicht geändert, doch er habe erkannt, dass das Parlament mehr beschließe als es umsetzen könne. Sich selbst bezeichnet er weder als liberal noch als konservativ. Tatsächlich waren in den Vorjahren in Massachusetts zahlreiche neue Regularien eingeführt worden, die Verwaltung wurde massiv ausgebaut und die Steuern mussten deshalb erhöht werden. Nach seinem Amtsantritt nahm er David I. Walsh den Amtseid zum Gouverneur. Auf dem Parteitag der Republikanischen Partei von Massachusetts in Worcester 1914 saß Coolidge dem Beschlussausschuss, der das republikanische Wahlprogramm entwarf und durch den Gesamtparteitag beschließen ließ. In seinen fast zwei Jahren als Senatspräsident nutzte Coolidge seinen Einfluss, sodass signifikant weniger Gesetzesentwürfe verabschiedet wurden.[21]

Gouverneur und Vizegouverneur

Im Jahr 1915 lernte Coolidge Frank W. Stearns, einen reichen Bostoner Unternehmer, kennen. Stearns ermutigte Coolidge in den Vorwahlen für das Amt des Vizegouverneurs anzutreten. Stearns war dabei auch dessen Wahlkampfleiter. In Coolidges Wahlkampfteam war auch der Kongressabgeordnete Augustus P. Gardner. Die Position des Vizegouverneurs war vakant geworden, da der Amtsinhaber Grafton D. Cushing in den Vorwahlen für den Gouverneursposten kandidierte. Coolidge wurde mit 59,7 Prozent der Stimmen gegen Guy Andrews Ham nominiert,obwohl er deutlich später seine Kandidatur verkündet hatte. Von Coolidge erhofften sich die Republikaner, er könne die ländliche Bevölkerung im Connecticut Valley ansprechen und seine praktischen Erfahrungen in der Politik des Bundesstaates einbringen und damit den Gouverneurskandidaten Samuel W. McCall ergänzen, der Kongresserfahrung vorzuweisen hatte und sich im Großraum Boston niedergelassen hatte.[22] Bei der Hauptwahl wurde Coolidge mit mehr als 52 Prozent zum Vizegouverneur des Bundesstaates gewählt. 1916 wurde er mit über 56 Prozent und 1917 mit über 60 Prozent wiedergewählt und hatte somit dieses Amt von 1916 bis 1919 inne.

Nachdem McCall 1918 auf eine weitere Amtszeit verzichtete um in den Vorwahlen für den Senat zu kandidieren, wurde Coolidge ohne nennenswerte Gegenkandidatur selbst als Gouverneurskandidat nominiert und gewann die Wahl mit fast 51 Prozent der Stimmen. Als Gouverneur von Massachusetts brach Coolidge den Streik der Polizei von Boston im Jahr 1919. „Es gibt für niemanden, nirgendwo, niemals ein Recht auf Streik gegen die öffentliche Sicherheit“, war Teil seines in der Presse weit publizierten Telegramms an einen Gewerkschaftsführer der Polizei. Alle streikenden Polizisten wurden entlassen. Coolidges entschlossene Haltung brachte ihm den Ruf eines Verfechters von Recht und Ordnung ein und machte ihn bundesweit bekannt.[23] Seine Wiederwahl sicherte sich Coolidge im darauffolgenden November mit fast 61 Prozent der Stimmen und erreichte somit das beste republikanische Ergebnis in einer Gouverneurswahl in Massachusetts seit 1897.

Vizepräsident

Auf der Republican National Convention im Juni 1920 in Chicago wurde Coolidge in Abwesenheit zum Running Mate von Warren G. Harding für die anstehende Präsidentschaftswahl nominiert. Den Amtseid als Vizepräsident legte er am 4. März 1921 ab. Er übte während seiner fast zweieinhalbjährigen Vizepräsidentschaft nur geringen Einfluss auf die Regierungspolitik aus.

Präsidentschaft

Amtsübernahme, Kabinett und Wiederwahl 1924

Coolidge an seinem Schreibtisch im Weißen Haus, 1923

Coolidge ist der bisher einzige Präsident, der von seinem Vater vereidigt wurde. Außerdem wurde er als bisher einziger Präsident am Independence Day geboren. Als Präsident Harding, unter dem Coolidge Vizepräsident gewesen war, am 2. August 1923 plötzlich starb, verbrachte Coolidge gerade seinen Sommerurlaub in seinem Heimatort Plymouth Notch bei seinem Vater. Dieser vereidigte ihn, da er Friedensrichter und Notar war.

Ferner war Coolidge bei seiner Wiederwahl 1925 der erste Präsident, der von einem Vorgänger vereidigt wurde. Im Regelfall vereidigt der Chief Justice den Präsidenten; bei Coolidges Wiederwahl bekleidete der ehemalige Präsident William Howard Taft dieses Amt.

In sein Kabinett übernahm Coolidge die meisten von Hardings Ministern, drei von ihnen blieben während seiner gesamten Präsidentschaft im Amt.

Coolidge stieg schnell zu einem der beliebtesten Präsidenten auf. Nicht geringen Anteil daran hatten die landesweiten Hörfunk-Ansprachen, die er als erster hielt. Sie brachten den Präsidenten der Bevölkerung akustisch und emotional näher. Privat war er dagegen als ungewöhnlich stiller Zeitgenosse bekannt, der sich an Smalltalk und Tischgesprächen grundsätzlich nicht beteiligte. Dies brachte ihm den Spitznamen „Silent Cal“ ein. Auch sein Politikstil war betont ruhig und geprägt durch die Ablehnung jeglichen Aktionismus, damit ein Gegenpol zur wirtschaftlichen Überhitzung jener Jahre. Coolidges Verhältnis zum Kongress war von Vetos und sogenannten Pocket-Vetos gekennzeichnet, d. h., Coolidge weigerte sich oftmals, Gesetze, die vom Kongress erlassen wurden, in der Sommerpause zu unterzeichnen. Generell waren die Konflikte mit dem Kongress dadurch gekennzeichnet, dass dieser die Staatsausgaben erhöhen, während Coolidge sie verringern wollte.

Für seine eigene Wahlkampagne im Jahre 1924 bediente er sich modernster Kommunikationsstrategien wie der Filmgesellschaft MGM, des Einsatzes von Stars wie zum Beispiel Al Jolson und eines eigens komponierten Schlagers Keep Cool and Keep Coolidge. Er wurde bei der Präsidentschaftswahl am 4. November 1924 mit klarer Mehrheit bestätigt: 54 Prozent der Wähler sprachen sich für ihn aus. John W. Davis, der Kandidat der Demokraten, erreichte nur 28,8 Prozent, auf den Bewerber der Progressive Party, Robert Marion La Follette Sr., entfielen 16,6 Prozent. Coolidge erzielte in 35 Bundesstaaten die Mehrheit und sicherte sich damit 382 von 531 Stimmen im Electoral College. Seine volle Amtsperiode als Präsident begann er mit der zweiten Vereidigung am 4. März 1925. Sein Vizepräsident während dieser Amtsperiode war Charles Gates Dawes.[10]

Wirtschafts- und Finanzpolitik

Coolidge verleiht Orden an Angehörige der Streitkräfte (1927)
Offizielles Porträt von Calvin Coolidge im Weißen Haus aus dem Jahr 1932

Rasch erwarb er sich einen Ruf als Konservativer, der eine kleine Regierung bevorzugte. In seiner Amtszeit zeigte die Wirtschaft enormes Wachstum, gab es jedes Jahr einen Haushaltsüberschuss, wurden Steuern deutlich gesenkt und die Ausgaben der Bundesregierung schrumpften relativ zu den Bundesstaatsregierungen und dem wachsenden privaten Sektor. Eine der bekannten Aussagen des Präsidenten war: „Ich bin für Sparsamkeit, danach bin ich für mehr Sparsamkeit“ („I am for economy, after that I am for more economy“). Auch die Arbeitslosigkeit sank. Coolidge stellte das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Weiße Haus nach den Skandalen der Regierung seines Vorgängers wieder her. Bei seiner Antrittsrede 1924 bestärkte Coolidge Hardings Aussage „keine neuen Experimente“ mit der Feststellung, dass, „wenn wir neue Strukturen errichten wollen, wir erst ein bestimmtes Wissen über die alten Fundamente haben müssen“. Jedoch setzte er die Schutzzollpolitik fort.[24]

Den USA gelang es unter Coolidge, die während des Ersten Weltkriegs angehäuften Staatsschulden deutlich zu verringern. Coolidge sah durch seine Erfahrungen mit Problemen, welche die starke Regulierung der Eisenbahnen und der Autobahnen hervorgerufen hatte, die Regulierung der Wirtschaft als negativ an und versuchte, ihr als Präsident so weit wie möglich freien Lauf zu lassen. So wuchsen die um sich greifende Börsenspekulation und die Kreditblase, die letztendlich die Weltwirtschaftskrise auslösten, unter Coolidge weiter an. Während die Kredite für Konsumzwecke im Jahr 1919 noch 100 Millionen US-Dollar betragen hatten, stieg dieser Betrag bis 1929 auf über sieben Milliarden Dollar. Coolidge wurde so zum „Inbegriff konservativer Laissez-faire-Politik zugunsten eines freien Unternehmertums, dessen natürliches Regulativ die freie Konkurrenz auf dem Marktplatz war“.[25] Kennzeichnend ist seine Äußerung von 1925: „The business of America is business.“ John Kenneth Galbraith urteilte in seinem Buch Crash über Coolidges Rolle bei der Vorbereitung der Weltwirtschaftskrise: „President Coolidge neither knew nor cared what was going on.“ („Weder wusste Präsident Coolidge, was vor sich ging, noch interessierte es ihn.“). Auf die Initiative von Handelsminister Herbert Hoover unterzeichnete Hoover Gesetze zur Kontrolle des Radios, der Luftfahrt und zum Bau des Hoover-Staudamms, obwohl diese Gesetzesvorhaben Coolidges Laissez-faire-Standpunkt widersprachen.[24]

Sein Finanzminister Andrew Mellon überzeugte Coolidge vom damals neuen Konzept einer wissenschaftlichen Besteuerung (scientific taxation). Das Konzept zielt darauf ab, die Steuereinnahmen absolut zu maximieren. Eine Erhöhung der Steuersätze ist für dieses Ziel oft kontraproduktiv, da die zusätzliche Besteuerung das Wirtschaftswachstum verlangsamen kann. Niedrigere Sätze auf der anderen Seite könnten die absoluten Steuereinnahmen erhöhen, da sie der Privatwirtschaft erlaube, schneller zu wachsen, was die Steuerbasis vergrößere.

Farmpolitik

Nach dem Ersten Weltkrieg waren die Getreidepreise stark gesunken, während die Steuern, Metallpreise und die Frachtraten gestiegen waren, was den Produktionspreis erhöhte. Besonders die Farmer im Nordwesten und Südwesten, die vor allem Getreide anbauten, waren betroffen.[26] Als Sohn eines Bauern verstand Coolidge die wirtschaftlichen Anliegen von Farmern, zweifelte jedoch daran, dass die Regierung jemals die Tatsache ändern könne, dass die Landwirtschaft nicht viel Geld einbringe. Er vertrat die Ansicht, dass – so wie auch er selbst seine Karriere in der Stadt gemacht hatte – dies auch für viele Farmer die beste Option sei. So verweigerte er die Unterzeichnung des jahrelang vorbereiteten McNary–Haugen Farm Relief Bill vom 4. Mai 1928 zur Unterstützung für Hunderttausende bankrotter Farmer insgesamt viermal, weil er steigende Agrarpreise befürchtete – allerdings mit dem zweifelhaften Argument, sie könnten durch staatliche Garantien noch weiter sinken.[27] In dieser Ablehnung wurde er von der Lobby der industrialisierten Bundesstaaten unterstützt.

Innenpolitik

Eine Gruppe Indianer besucht den Präsidenten, 1924

Der Präsident unterstützte eine Eingrenzung der Immigration. Er forderte, dass die Vereinigten Staaten in der Lage sein müssten, Immigranten aufzunehmen, und dass sich die Immigranten in ihr neues Land einfügen. Coolidge war jedoch in der Lage, während seiner gesamten Karriere politische Unterstützung von einigen Immigrantengruppen (z. B. die Iren in Boston) zu gewinnen. Coolidge drückte in einer Rede Opposition zur Rassendiskriminierung aus. Den Ku-Klux-Klan kritisierte er nur selten öffentlich – vor allem früh in seiner Amtszeit. Die bei den Anhängern des Klans verbreiteten Vorbehalte gegenüber irischen Einwanderern und Katholiken ganz allgemein teilte er nicht. Jedoch wurde die Einwanderungsgesetzgebung mit dem Immigration Act von 1924 unter Coolidge durch niedrigere Quoten verschärft, was eine der Hauptforderungen des Ku-Klux-Klans war.[28] Ost- und Südeuropäer wurden weiter gezielt benachteiligt, Japanern wurde die Einwanderung ganz untersagt.[29] Der Präsident schrieb einen deutlichen Brief an den Kongress, in dem er das Verbot der Einwanderung aus Japan heftig kritisierte. Japan kontrolliere bereits die Auswanderung seiner Staatsbürger und der Kongress habe „völlig ohne Anlass und Nutzen die Beziehungen mit Japan verschlechtert“.

Coolidge gewährte den amerikanischen Indianern 1924 durch seine Unterzeichnung des Indian Citizenship Act die Staatsbürgerschaft.[30] Coolidge setzte sich auch für die Verabschiedung von Anti-Lynch-Gesetzen ein. Diese wurden jedoch durch demokratische Abgeordnete aus den Südstaaten blockiert.[31] Sein Krisenmanagement während der Mississippiflut 1927 wurde kritisiert. Aus Gründen der strikten Trennung von Bundes- und Bundesstaatsregierung besuchte der Präsident die Unglücksregionen nicht,[32] er arbeitete jedoch daran, privates Spendengeld einzutreiben.

Für Steven F. Hayward wie für viele andere konservative Republikaner ist Coolidge „the last serious and self-conscious anti-Progressive Republican president until Reagan came along“ („der letzte ernste und selbstbeherrschte anti-progressiv-republikanische Präsident, bis Reagan auftauchte“).[33]

Außenpolitik

Calvin Coolidge im Garten des Weißen Hauses, 1924

Coolidge setzte in der Außenpolitik auf die Erhaltung der wirtschaftlichen und finanziellen Vorrangstellung des Landes. Mit dem Dawes-Plan gelang Coolidge und seinem Außenminister Charles Evans Hughes 1924 eine Neuregelung der deutschen Kriegsschulden. 1926 ließ er während der Guerra Constitucionalista amerikanische Marineinfanterie in Nicaragua intervenieren. Diese zweite Militärintervention in Nicaragua sollte bis 1933 andauern. Auch die Besetzung Haitis wurde unter seiner Ägide fortgesetzt, während die Besetzung der dominikanischen Republik beendet wurde.[29] Unter Coolidge stiegen die Direktinvestitionen in Südamerika weiter an und erhöhten die wirtschaftliche Abhängigkeit dieser Region von den Vereinigten Staaten.[10]

1928 unterzeichnete Außenminister Frank Billings Kellogg den Briand-Kellogg-Pakt, einen Kriegsächtungspakt. An der Wirksamkeit dieses Vertrags hatte der Präsident selber Zweifel und maß ihm vor allem symbolische Bedeutung zu. Trotzdem erhielt mit Kellogg der zweite Angehörige seiner Regierung den Friedensnobelpreis, nachdem ihn zuvor Charles Gates Dawes erhalten hatte.[10]

Während Coolidges Amtszeit wurde das faschistische Italien mit Hilfe des Bankhauses J. P. Morgan offen finanziell unterstützt; es erhielt Kredite in Höhe von mehreren Hundert Millionen Dollar. Der US-Botschafter in Italien, Richard Washburn Child, war sogar als Ghostwriter an der Autobiografie Benito Mussolinis beteiligt.[34]

Ende der Präsidentschaft

Für Öffentlichkeit und Politiker überraschend verkündete Coolidge bereits im August 1927, bei der Wahl von 1928 trotz erheblicher Popularität und guter Chancen auf Wiederwahl nicht mehr antreten zu wollen. Der amtsmüde Präsident begründete seine Entscheidung damit, dass „der regelmäßige Wechsel im Amt des Präsidenten die beste Chance für einen ehrlichen öffentlichen Dienst ist“. Doch der wirkliche Grund war vielmehr privater Natur: Bereits im Sommer 1924 war sein 16-jähriger Sohn Calvin Coolidge junior an einer Blutvergiftung gestorben, die er sich beim Tennisspielen im Rose Garden des Weißen Hauses zugezogen hatte.[35] In seiner zweiten Amtszeit trat der ohnehin eher schüchterne und zurückhaltende Coolidge durch zunehmende Depressionen noch seltener in der Öffentlichkeit auf und schied turnusgemäß am 4. März 1929 aus dem Amt.[36]

Berufungen an den Supreme Court

Als Präsident berief Coolidge in den fünfeinhalb Jahren seiner Regierungszeit einen der insgesamt neun Richter an den Obersten Gerichtshof der USA, nämlich 1925 Harlan Fiske Stone. Stone wurde 1941 von Präsident Franklin D. Roosevelt auch zum Vorsitzenden Richter ernannt. Weitere Berufungen erfolgten an niedrigere Bundesgerichte. So ernannte er mit Genevieve R. Cline 1928 die erste Frau zu einer Bundesrichterin.

Spätere Jahre und Tod

Coolidges Grab in Plymouth, Vermont

Obwohl Coolidge seinen Nachfolger Herbert Hoover, der unter ihm Handelsminister war, als Parteigenossen öffentlich gegen die Demokraten unterstützte, mochte er ihn privat nicht und bezeichnete ihn als „Wonder Boy“. Coolidge war besorgt über Hoovers Politik, die Staatsausgaben zu erhöhen und Schulden zu machen. Er befürchtete, dass dies letztendlich zu Problemen führen könnte, weil im Falle einer Krise keine Mittel zu deren Bekämpfung zu Verfügung stünden.

Coolidge veröffentlichte 1929 seine Biographie. Er verstarb unerwartet am 5. Januar 1933 in seinem Haus in Northampton in Massachusetts an einem Herzinfarkt im Alter von 60 Jahren. Vor seinem Tod bedauerte er die Wahlniederlage seines Nachfolgers im November zuvor. Hoover hatte die Präsidentschaftswahl gegen Franklin D. Roosevelt deutlich verloren.[37] Nach seinem Tod war bis zum Ausscheiden Hoovers aus dem Amt am 4. März 1933 kurzzeitig kein Ex-Präsident mehr am Leben, was anschließend erst wieder von 1973 bis 1974 vorkam.

Nach einer Anekdote aus Coolidges Leben ist der Coolidge-Effekt der Sexualwissenschaft benannt.[38] Auch die Stadt Coolidge in Arizona ist nach ihm benannt.

Werke

  • Have Faith in Massachusetts. Houghton Mifflin Company, Boston 1919.
  • The Price of Freedom. Charles Scribner‘s Sons, New York 1924.
  • Foundations of the Republic. Charles Scribner‘s Sons, New York 1926.

Literatur

  • Katherine A. S. Sibley (Hrsg.): A Companion to Warren G. Harding, Calvin Coolidge, and Herbert Hoover. Wiley-Blackwell, Chichester 2014, ISBN 978-1-4443-5003-6, S. 191–376 (= Part III: Calvin Coolidge and His Era).
  • Peter Schäfer: Calvin Coolidge (1923–1929): Der Puritaner im Weißen Haus. In: Christof Mauch (Hrsg.): Die Präsidenten der USA: Historische Portraits von George Washington bis Joe Biden. 2., fortgeführte und aktualisierte Auflage. Beck, Nördlingen 2021, ISBN 978-3-406-76733-3, S. 318–323.
  • Amity Shlaes: Coolidge. HarperCollins, New York 2013, ISBN 978-0-06-210717-6.
  • Michael J. Gerhardt: The Forgotten Presidents: Their Untold Constitutional Legacy. Oxford University Press, New York 2013, ISBN 978-0-19-938998-8, S. 191–216 (= 12. Calvin Coolidge).
  • David Greenberg: Calvin Coolidge (= The American Presidents Series. Hrsg. von Arthur M. Schlesinger, Sean Wilentz. The 30th President). Times Books, New York City 2006, ISBN 978-0-8050-6957-0.
  • Robert E. Gilbert: The Tormented President: Calvin Coolidge, Death, and Clinical Depression. Praeger, Westport 2003, ISBN 0-275-97931-8.
  • Robert Sobel: Coolidge: An American Enigma. Regnery Publishing, Washington D.C. 1998, ISBN 978-0-89526-247-9.
  • Coolidge, Calvin. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 30: Abbe – English history. London 1922, S. 745 (englisch, Volltext [Wikisource]).

Weblinks

Commons: Calvin Coolidge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Calvin Coolidge – Quellen und Volltexte (englisch)

Einzelnachweise

  1. a b Donald R. McCoy: Calvin Coolidge: the Quiet President. 1967, S. 4.
  2. Rushad L. Thomas: The Pilgrim’s Faith: Coolidge and Religion. In: coolidgefoundation.org. 11. April 2017, abgerufen am 24. März 2022 (englisch).
  3. a b Amita Shlaes: Coolidge. HarperCollins, New York 2013, ISBN 978-0-06-196759-7, S. 14.
  4. David Greenberg: Calvin Coolidge.New York City 2006, S. 19.
  5. Claude M. Fuess: Calvin Coolidge: A Man from Vermont. Little, Brown and Company, Boston 1940, S. 73–74.
  6. Donald R. McCoy: Calvin Coolidge: the Quiet President. The Macmillan Company, New York 1967, S. 22–23.
  7. Claude M. Fuess: Calvin Coolidge: A Man from Vermont. Little, Brown and Company, Boston 1940, S. 79–80.
  8. Claude M. Fuess: Calvin Coolidge: the Man from Vermont. Brown. Little and Company, Boston 1940, S. 150–151.
  9. Claude M. Fuess: Calvin Coolidge: A Man from Vermont. Little, Brown and Company, Boston 1940, S. 81–87.
  10. a b c d David Greenberg: American President: Calvin Coolidge: Family Life. In: millercenter.org. Miller Center of Public Affairs der University of Virginia, abgerufen am 19. April 2018 (englisch).
  11. Donald R. McCoy: Calvin Coolidge: the Quiet President. 1967, S. 33.
  12. Claude M. Fuess: Calvin Coolidge: A Man from Vermont. Little, Brown and Company, Boston 1940, S. 90.
  13. Calvin Coolidge House (Asset Details). In: npgallery.nps.gov. Abgerufen am 15. Juli 2022 (englisch).
  14. Claude M. Fuess: Calvin Coolidge: A Man from Vermont. Little, Brown and Company, Boston 1940, S. 95–96.
  15. A. M. Bridgman (Hrsg.): A Souvenir of Massachusetts Legislators. Stoughton 1907, S. 151 (archive.org).
  16. Claude M. Fuess: Calvin Coolidge: A Man from Vermont. Little, Brown and Company, Boston 1940, S. 98–99.
  17. A. M. Bridgman (Hrsg.): A Souvenir of Massachusetts Legislators. Stoughton 1908, S. 152 (archive.org).
  18. Claude M. Fuess: Calvin Coolidge: A Man from Vermont. Little, Brown and Company, Boston 1940, S. 99, 101–109.
  19. Claude M. Fuess: Calvin Coolidge: The Man from Vermont. Little, Brown and Company, Boston 1940, S. 110–113.
  20. Who‘s Who in State Politics. Practical Politics, Boston 1915, S. 55 (archive.org [abgerufen am 3. Juli 2022]).
  21. Claude M. Fuess: Calvin Coolidge: A Man from Vermont. Little, Brown and Company, Boston 1940, S. 115–124.
  22. Claude M. Fuess: Calvin Coolidge. the Man from Vermont. Little, Brown and Company, Boston 1940, S. 128–141.
  23. Peter Schäfer: Calvin Coolidge (1923-1929): Puritaner im Weißen Haus. In: Christof Mauch (Hrsg.): Die Präsidenten der USA. 2., fortgeführte und überarbeitete Auflage. Beck, Nördlingen 2021, ISBN 978-3-406-76733-3, S. 318.
  24. a b Peter Schäfer: Calvin Coolidge (1923-1929). Der Puritaner im Weißen Haus. In: Christof Mauch (Hrsg.): Die Präsidenten der USA. 2., fortgeführte und aktualisierte Auflage. Beck, Nördlingen 2021, ISBN 978-3-406-76733-3, S. 320.
  25. Willi Paul Adams: Die USA im 20. Jahrhundert. Oldenbourg, München 2000, S. 48.
  26. The agricultural situation (Images 6-10). In: loc.gov. Library of Congress, 20. August 1923, abgerufen am 2. Januar 2021 (englisch).
  27. Auszug aus der Begründung der Ablehnung (Memento vom 2. November 2013 im Internet Archive) (PDF-Datei; 10 kB)
  28. The Ku Klux Klan in Calvin Coolidge’s America. Calvin Coolidge Presidential Foundation, abgerufen am 14. Oktober 2016 (englisch).
  29. a b Peter Schäfer: Calvin Coolidge (1923-1929): Ein Puritaner im Weißen Haus. In: Christof Mauch (Hrsg.): Die Präsidenten der USA. 2., fortgeführte und aktualisierte Auflage. Beck, Nördlingen 2021, ISBN 978-3-406-76733-3, S. 321.
  30. Nicolas Hansen: Indianer werden US-Amerikaner. Deutschlandradio, 2. Juni 2009, abgerufen am 26. Juni 2013.
  31. Robert Sobel: Coolidge: An American Enigma. Regnery Publishing, 1998, ISBN 978-0-89526-410-7, S. 249–250.
  32. Donald R. McCoy: Calvin Coolidge: The Quiet President. Macmillan, New York 1967, S. 330–331.
  33. Steven Hayward: Keep Cool with Coolidge. In: powerlineblog.com. Abgerufen am 1. Juli 2011 (englisch).
  34. J. P. Diggins: Mussolini and Fascism: The View from America. Princeton NY 1972, S. 27 f.
  35. Robert E. Gilbert: Calvin Coolidge’s Tragic Presidency: The Political Effects of Bereavement and Depression. Hrsg.: Journal of American Studies Vol. 39, No. 1 (Apr., 2005). Cambridge University Press, April 2005, S. 87–109 (englisch).
  36. Peter Schäfer: Calvin Coolidge (1923–1929). Der Puritarier im Weißen Haus. In: Christof Mauch (Hrsg.): Die amerikanischen Präsidenten. 5., fortgeführte und aktualisierte Auflage. München 2009, S. 297–301, hier: S. 300–301.
  37. David Greenberg: American President: Calvin Coolidge: Life after the Presidency. Miller Center of Public Affairs der University of Virginia, abgerufen am 19. April 2018.
  38. Rolf Degen: Das Rätsel der erlahmenden Libido. In: Die Zeit, Nr. 24/1998.