Camilla (Schiff)

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Camilla
Foto von der verlassenen Camilla etwa 200 Meilen vor der Küste Neufundlands im Schlepp.
Schiffsdaten
Flagge Finnland Finnland
Barbados Barbados
Kanada Kanada
andere Schiffsnamen
  • Camilla Desgagnés (seit 2004)
Schiffstyp StoRo-Schiff
Heimathafen Mariehamn
Eigner Lundquist, Mariehamn
Bauwerft Kröger-Werft, Rendsburg
Stapellauf 1982
Verbleib in Fahrt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
133,74 m (Lüa)
Breite 20,60 m
Tiefgang max. 6,70 m
Vermessung 10.085 BRT
3.026 NRT
 
Besatzung 21
Maschinenanlage
Maschine dieselmechanisch
1 × Stork 12 TM 410
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
7.535 kW (10.245 PS)
Höchst-
geschwindigkeit
14,5 kn (27 km/h)
Propeller 1 × Verstellpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 7.598 tdw
Container 20 TEU
Zugelassene Passagierzahl 12
Sonstiges
Klassifizierungen Lloyd’s Register of Shipping
Registrier-
nummern
IMO-Nr. 8100595

Das StoRo-Schiff Camilla wurde 1982 von der Kröger-Werft Rendsburg für die finnische Reederei Lundquist, Mariehamn vom Stapel gelassen. Die Typenbezeichnung „StoRo“ steht für „stowable Roll on Roll off“, eine Sonderform des RoRo-Schiffes. Schlagzeilen machte die Camilla im Januar 2003, nachdem sie mit Maschinenschaden vor Neufundland im Sturm trieb und die Mannschaft abgeborgen wurde, sowie im September 2008 nach der ersten fahrplanmäßigen Nordwestpassage eines Handelsschiffs.

Das Schiff

Die mit vielen Spezialeinrichtungen ausgerüstete Camilla gehört zum Typ der RoRo-Schiffe und ist darüber hinaus an die besonderen Anforderungen des Papier- und Zellulosetransportes angepasst worden. Das Schiff besitzt eine Back und achtern angeordnete Aufbauten. Für die Ladungsaufnahme stehen ein kleinerer Unterraum mit 4475 Kubikmetern und ein großer Oberraum mit 11555 Kubikmetern Rauminhalt zur Verfügung. Die zulässige Decksbelastung beträgt 5,0 Tonnen pro Quadratmeter. Die zulässige Belastung des Oberdecks beträgt 1,5 Tonnen pro Quadratmeter. Die für den RoRo-Umschlag vorhandene 14,5 m lange Rampe führt durch eine 10 Meter breite Heckpforte zum Oberraum, der über eine 60-t- und eine 30-t-Navire-Hebebühne mit dem Unter- bzw. Wetterdeck verbunden ist.

Zusätzlich hat die Camilla zwei kombinierte Seiten-Oberdeckspforten, die mit einer Ladeplattform und je einem 7-Tonnen-Lift zur schnelleren Übernahme von Papierrollen und Zelluloseballen ausgerüstet sind. Die Camilla hat Kabinen für 12 Passagiere an Bord.

Maschinenanlage

Der Antrieb des Schiffes erfolgt durch einen Dieselmotor des Typs Stork-Werkspoor 12 TM 410 über ein Getriebe auf einen Verstellpropeller. Zur Stromversorgung an Bord stehen zwei Dieselgeneratoren mit einer Leistung von je 640 Kilowatt zur Verfügung. Das Schiff besitzt ein Bugstrahlruder und die Eisklasse 1A Super.

Havarie im Januar 2003

Am 23. Januar 2003 bat die Camilla, die nach einem Maschinenschaden antriebslos und mit Schlagseite[1] in schlechtem Wetter vor Neufundland trieb, die kanadische Küstenwache um Rettung aus der Luft. Die damals 17-köpfige Mannschaft wurde daraufhin mit Helikoptern vom Schiff geholt und nach St. John’s gebracht.

Die Reederei schloss einen Bergungsvertrag nach Lloyds Open Form (LOF) 2000 mit den Bergungsunternehmen International Transport Contractors Management (ITC) und Titan Maritime (Titan) ab. Ein Bergungsteam beider Unternehmen begann mit der Vorbereitung einer Landung an Bord des Havaristen, der Stabilisierung des Schiffs und der Herstellung einer Schleppverbindung. Währenddessen nahm der ITC-Bergungsschlepper Kigoria Kurs auf die Camilla.

Da der Sturm die Camilla unterdessen über 300 Seemeilen östlich der kanadischen Küste vertrieben hatte, geriet diese außer Reichweite von Helikoptern.

Am späten 25. Januar traf die Kigoria am Havaristen ein und am Folgetag begann die Vorbereitung der Verschleppung, dabei ging ein Besatzungsmitglied der Kigoria über Bord, wurde aber kurz darauf wieder geborgen. Am späten 27. Januar stieß der hinzugecharterte Bohrinselversorger Ryan Leet der Reederei Secunda Marine zur Camilla vor. Der Havarist hatte inzwischen eine Schlagseite von 25 Grad nach Backbord, wobei er bis zu 45 Grad nach Backbord überholte. Zwei Männer der Ryan Leet schafften es mit einem Fast Rescue Boat, an Bord der Camilla zu gelangen und das Schleppgeschirr vorzubereiten. Nach der Herstellung der Schleppverbindung setzte sich die Kigoria mit vier bis fünf Knoten in Fahrt Richtung St. John’s.

Das gemeinsame Bergungsteam von Titan und ITC traf am frühen 30. Januar am Schleppzug, etwa 160 Seemeilen östlich von St. John’s ein und stellte die Schäden an der Camilla fest. Am 1. Februar erreichte der Schleppzug Schutz in der Conception Bay. Hier wurde das Schiff schnellstmöglich stabilisiert, da sich ein Blizzard in Orkanstärke näherte. Nach zwölf Bergungstagen erreichte die Camilla St. John’s, wo sie an ihre Eigner übergeben wurde.[2]

Nordwestpassage 2008

Die Camilla Desgagnés durchfuhr im September 2008 die Nordwestpassage. Es war die erste Durchfahrt eines Frachtschiffs seit der Manhattan im Jahr 1969. Am 28. November 2008 bestätigte die kanadische Küstenwache den Erfolg. De Camilla Desgagnés der Reederei Desgagnés Transport versorgte mit der Fahrt in Kooperation mit der Arctic Cooperative, Bestandteil von Nunavut Sealift und Supply Incorporated (NSSI), von Montreal aus die Siedlungen Cambridge Bay, Kugluktuk, Gjoa Haven und Taloyoak. Ein Mitglied der Besatzung berichtete auf Nachfrage zu den Navigationsbedingungen, es habe unterwegs kein Eis gegeben. Obwohl regelmäßige Seetransporte in der kanadischen Arktis selbstverständlich sind, war dies das erste Mal, dass die weit westlich gelegenen Gemeinden per Schiff aus dem Osten versorgt wurden.[3][4]

Literatur

  • Jahrbuch der Schiffahrt 1986. Transpress – VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1986, S. 150 ISBN 3-344-00007-1.
  • Peer Schmidt-Walther, Finnexpress Camilla – Schwimmende Landstraße Kiel-Hanko-Kiel, Schiffahrt international 7/1989, Schiffahrtsverlag „Hansa“, Hamburg, S. 284–285.
  • Peer Schmidt-Walther, Finnexpress Camilla – Schwimmende Landstraße Kiel-Hanko-Kiel, Schiffahrt international 8/1989, Schiffahrtsverlag „Hansa“, Hamburg, S. 370–371.

Weblinks

Fußnoten

  1. Bericht über die Abbergung der Besatzung vom verlassenen Schiff (englisch) aufgerufen am 1. Dezember 2010
  2. Die Camilla-Havarie bei marcon (Memento des Originals vom 15. Oktober 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.marcon.com (englisch)
  3. Die Passage der Camilla Desgagnés bei cbc-news (Memento vom 14. März 2009 im Internet Archive) (englisch)
  4. Die Passage der Camilla Desgagnés bei alaskadispatch (Memento des Originals vom 27. Oktober 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.alaskadispatch.com (englisch)