Carlo Calenda
Carlo Calenda (* 9. April 1973 in Rom) ist ein italienischer Jurist und Politiker (SC, PD, Azione). Von 2016 bis 2018 war er Minister für wirtschaftliche Entwicklung. Seit 2019 ist er Mitglied des Europäischen Parlaments.
Leben
Nach einem Jurastudium arbeitete Calenda ab 1998 für Ferrari, wo er für Auslandskunden und die Beziehungen zu Finanzinstituten zuständig war. Beim Fernsehsender Sky Italia leitete er den Marketing-Bereich. Im Arbeitgeberverband Confindustria war er Assistent des Präsidenten, von 2004 bis 2008 unter Luca Cordero di Montezemolo Leiter des Bereichs für strategische und internationale Angelegenheiten. Danach war er Generaldirektor von Interporto Campano und Präsident von Interporto Servizi Cargo. Darüber hinaus war er politischer Koordinator von Montezemolos Denkfabrik Italia Futura.
Bei den Parlamentswahlen in Italien 2013 trat Calenda für Mario Montis Bürgerliste Scelta Civica an, konnte aber in seiner Heimatregion Latium kein Abgeordnetenmandat erringen. Am 2. Mai 2013 berief ihn Enrico Letta als Vizeminister für wirtschaftliche Entwicklung in die Regierung. Dieses Amt behielt er auch unter Matteo Renzi (bis März 2016). Calenda war als Vizeminister insbesondere für den Außenhandel zuständig. Ab 2015 war er parteilos.
Am 20. Januar 2016 wurde Calenda vom Ministerrat als neuer Ständiger Vertreter Italiens bei der Europäischen Union designiert. Er trat das Amt am 21. März 2016 an. Die Ernennung eines Politikers auf diesen Posten stieß bei italienischen Diplomaten auf erheblichen Widerstand. Die Ernennung von Politikern auf Botschafterposten ist in Italien nicht üblich.
Nach dem Rücktritt der Ministerin für wirtschaftliche Entwicklung, Federica Guidi, kehrte Calenda nach dem kurzen Intermezzo in Brüssel nach Rom zurück, wo er die Nachfolge Guidis am 10. Mai 2016 antrat. Er hatte das Amt auch im Nachfolge-Kabinett Gentiloni bis zu dessen Ablösung am 1. Juni 2018 inne.
Nach den Parlamentswahlen vom März 2018 erklärte er seinen Beitritt zum Partito Democratico.[1] Bei der Europawahl 2019 war Calenda Spitzenkandidat der PD in Nordost-Italien und erhielt einen Sitz im Europäischen Parlament, wo er zunächst der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D) angehörte. Im November 2021 erfolgte sein Wechsel in die Fraktion Renew Europe.
2019 gab er seinen Austritt aus der PD bekannt und gründete die linksliberale Partei Azione.[2]
Bei den Kommunalwahlen 2021 kandidierte Calenda für das Bürgermeisteramt in Rom. Mit knapp 20 Prozent der Stimmen und dem dritten Platz verpasste er zwar den Einzug in die Stichwahl, lag aber immer noch knapp vor der Amtsinhaberin Virginia Raggi und konnte fünf Sitze im Gemeinderat von Rom erlangen.[3]
Weblinks
- Biografie auf der Website des Italienischen Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung
- Chi è Carlo Calenda, il nuovo ministro dello Sviluppo Economico amico di Montezemolo Porträt in L’Espresso, 9. Mai 2016
- Carlo Calenda in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments
Einzelnachweise
- ↑ Calenda: «Il Pd va risollevato, mi iscrivo». Poi precisa: «Non mi candido a segretario». In: corriere.it. 6. März 2018, abgerufen am 1. Juni 2018 (italienisch).
- ↑ Calenda ha fatto un partito. In: ilpost.it. 21. November 2019, abgerufen am 2. März 2021 (italienisch).
- ↑ Wahlergebnisse auf der Website des Innenministeriums. Abgerufen am 21. Oktober 2021 (italienisch).
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Stefano Sannino | Ständiger Vertreter der italienischen Regierung bei der EU 21. März bis 10. Mai 2016 | Maurizio Massari |
Federica Guidi | Italienischer Wirtschaftsminister 10. Mai 2016 bis 1. Juni 2018 | Luigi Di Maio |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Calenda, Carlo |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Politiker, MdEP |
GEBURTSDATUM | 9. April 1973 |
GEBURTSORT | Rom |