Bad Reiboldsgrün

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Bad Reiboldsgrün
Große Kreisstadt Auerbach/Vogtl.
Koordinaten: 50° 29′ 27″ N, 12° 27′ 16″ O
Eingemeindung: 1950
Eingemeindet nach: Schnarrtanne
Postleitzahl: 08209
Vorwahl: 03744
Bad Reiboldsgrün (Sachsen)

Lage von Bad Reiboldsgrün in Sachsen

Bad Reiboldsgrün ist seit 1994 ein Ortsteil der Stadt Auerbach/Vogtl. Vorher gehörte die Gebäudegruppe zur Gemeinde Schnarrtanne. Die Heilstätten in Bad Reiboldsgrün und die in den östlich davon ebenfalls mitten in den erzgebirgisch-vogtländischen Wäldern gelegenen Siedlungen Albertsberg und Carolagrün bildeten bis in die 1960er Jahre ein wichtiges Zentrum für die Heilung lungenkranker, insbesondere tuberkulosekranker Menschen in Sachsen.[1]

Geografische Lage

Zwischen Auerbach und Schönheide lagen die Lungenheilstätten Reiboldsgrün, Albertsberg und Carolagrün

Reiboldsgrün (680 Meter) liegt geografisch im Westerzgebirge, politisch jedoch bereits im Vogtland, denn unweit des Ortes verlief die Grenze zwischen dem Erzgebirgischen und dem Vogtländischen Kreis des Kurfürstentums Sachsen. Heute beginnt gleich östlich von Bad Reiboldsgrün der Erzgebirgskreis.

Geschichte

Ehemaliges Krankenhaus in Bad Reiboldsgrün (2006)
Carlsturm Bad Reiboldsgrün

Der Ort hat seinen Namen nach dem Oberforstmeister Hans von Reibold auf Rößnitz, der um 1705 ein unbebautes Waldlehen kaufte, um dort ein Forsthaus zu bauen.[2] Nach der Entdeckung einer Mineralquelle 1725 beim Ziehen eines Entwässerungsgrabens durch den Forstschreiber Friedrich Georg Schulze[3] entstand ein "bescheidener Badebetrieb", der schon etwa 1825 zum Erliegen kam.

Johann Christian August Clarus und Justus Wilhelm Martin Radius schreiben in ihrem Werk Beiträge zur practischen Heilkunde im Jahr 1836, die Quelle wurde

vielfach innerlich und äusserlich gebraucht, besonders als stärkendes Bad gegen Gicht und rheumatische Beschwerden. Das früher gebaute Badehaus ist gänzlich verfallen und der Brunnen schlecht gefasst, dass wilde Wasser frei zudringen können. Gegenwärtig wird in dem unter das Amt Voigtsberg gehörenden Waldgut Reiboldsgrün gebadet und das Badewasser dorthin getragen; eigentliche Curgäste sind aber nicht daselbst dauernd anwesend. Das Wasser schmeckt tintenhaft, schwach salzig, ist arm an Kohlensäure und wird namentlich als stärkendes Bad benutzt. Die Gegend ist nicht übel, aber die Aussicht durch Waldungen sehr beschränkt.[3]

Ab 1873 wurde auf dem Gelände eine Lungenheilstätte geschaffen, für die zahlreiche Bauten errichtet wurden, wie für Behandlung, Verpflegung und Unterbringung der Patienten, Wäscherei, Energieerzeugung und Ärztewohnhaus. Sogar Geflügel, Schweine und Milchvieh wurden gehalten. Von 1918 an betrieb der Sächsische Heilstättenverein die etwa 66 Hektar große Anlage. Die Ortsbezeichnung „Bad Reiboldsgrün“ wurde ausweislich der Poststempel erst nach dem Ersten Weltkrieg verliehen. Während des Zweiten Weltkrieges überwog die Nutzung als Lazarett. Nachdem die Zahl der Tuberkulosekranken gesunken war, wurden die Räumlichkeiten von 1966 an als Fachkrankenhaus für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie genutzt und hierfür umgebaut sowie erweitert.[1] Nach dessen Auszug nach dem Ende der 1990er Jahre stehen die meisten Kurhäuser leer, und ihnen droht der Verfall.

Mineralquelle

Das Wasser der Mineralquelle wurde etwa 1890 in einem Brunnenhaus neu gefasst und erneut „Christiane-Eberhardinen-Brunnen“ genannt. Christiane Eberhardine war Ehefrau des sächsischen Kurfürsten Friedrich August, der auch König von Polen war und dort als August II. bezeichnet wurde (sog. August der Starke). Diese Bezeichnung für die Quelle wurde schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts verwendet.[4][3] Das Wasser der Quelle ist nach im Jahr 1972 erfolgten Feststellungen des balneologischen Forschungsinstituts in Bad Elster radioaktiv und eisenhaltig. Es hat diese Bestandteile (in Milligramm pro Liter): Natriumion 7,4, Kaliumion 1,67, Calciumion 8,01, Magnesiumion 0,0, Eisen(II)ion 28,6, Kationen 45,68, Chloridion 21,32, Sulfation 45,26 und Hydrogencarbonation 85,43.[5] In den 2000er Jahren gibt es Bemühungen, Quellhaus und -fassung zu restaurieren. Sie sind nach jahrelanger Nichtbenutzung und unterlassener baulicher Unterhaltung in schlechtem Zustand und drohen angesichts der erzgebirgisch-vogtländischen Winter einzustürzen und zu verfallen.

Carlsturm

Unweit von Bad Reiboldsgrün liegt der Carlsturm, der in Landkarten auch als Karlsturm bezeichnet wird. 1880 stiftete der Reiboldsgrüner Arzt Carl Driver diesen Turm und benannte ihn nach seinem Vornamen. Er wurde 1880[6] auf dem südwestlich gelegenen 734 Meter hohen Berg „Goldene Höhe“ gebaut, ist 22 Meter hoch und aus Granit und Ziegeln gemauert.[7] Die überdachte und verglaste Aussichtsplattform ist über 95 Stufen zu erreichen.[8] Die früher sehr gute Fernsicht vom Turm[7] ist auf Grund der zu Beginn des 21. Jahrhunderts hoch gewachsenen umstehenden Bäume eingeschränkt, aber noch lohnend. Informationstafeln und Richtungsangaben im Turm erläutern die Umgebung.[8]

Öffentlicher Nahverkehr

Der Ort ist mit der vertakteten RufBus-Linie 68 des Verkehrsverbunds Vogtland an Auerbach und Schnarrtanne angebunden.

Literatur

  • Bad Reiboldsgrün. In: Das östliche Vogtland (= Werte der deutschen Heimat. Band 59). 1. Auflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, ISBN 3-7400-0938-1, S. 161–162.
  • Der Sächsische Heilstättenverein für Lungenkranke und seine Anstalten, Herm-Kurt Hieronymus, Verlag für Architektur-, Industrie-, Stadt- und Staatswerke, Dresden (o. J., um 1930)
  • Johann Christian Lehmann: Beweiß daß Ihr. Königl. Majestät der Königin von Pohlen und Chur-Fürstin zu Sachßen, Christianen Eberhardinen Brunnen, Der vor dem Jahr bey Reiboldts-Grün im Voigt-Lande erschürffet und probiret worden, Einer der gesundesten und heilsamsten sey, Weil er das zarteste VITRIOLUM MARTIS in sich hält, auch bereits vortreffliche Curen gethan, Was auch vor gute Bequemlichkeit vor die Bade-Gäste schon angeschaffet worden. Herausgegeben von D. Johann Christian Lehmann, Phys. P.P. Ord. & Med. Inst. Extr. Acad. Carolin. & Soc. Pruss. Membr., druckts Johann Andreas Zschau, Leipzig 1726 Digitalisat
  • Johann Christian Lehmann: Beweiß daß Ihr. Königl. Majestät der Königin in Pohlen und Churfürstin zu Sachßen, Christianen Eberhardinen Brunnen, Der vor zwey Jahren bey Reiboldts-Grün im Voigt-Lande erschürffet und probiret worden Auch vom Julio 1726. über hundert vortreffliche und besondere Curen gethan, Wahrhafftig einer der gesundesten und heilsamsten Brunnen sey: Es wird auch dieser aufs neue fleißig besuchet, und ist weit mehr Bequemlichkeit denen Bade-Gästen aufgebaut und angeschaffet, druckts Johann Andreas Zschau, Leipzig 1727 Digitalisat

Weblinks

Commons: Bad Reiboldsgrün – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Das östliche Vogtland (= Werte der deutschen Heimat. Band 59). 1. Auflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, ISBN 3-7400-0938-1, S. 161.
  2. Internetseite Schnarrtanne-Vogelsgrün, abgerufen am 4. Dezember 2015
  3. a b c Johann Christian August Clarus und Justus Wilhelm Martin Radius: Beiträge zur practischen Heilkunde mit vorzüglicher Berücksichtigung der medicinischen Geographie, Topographie und Epidemiologie, Band 2, Verlag Friedrich Fleischer, Leipzig 1836, S. 73 Digitalisat
  4. Johann Christian Lehmann: Beweiß daß Ihr. Königl. Majestät der Königin in Pohlen und Churfürstin zu Sachßen, Christianen Eberhardinen Brunnen, Der vor zwey Jahren bey Reiboldts-Grün im Voigt-Lande erschürffet und probiret worden Auch vom Julio 1726. über hundert vortreffliche und besondere Curen gethan, Wahrhafftig einer der gesundesten und heilsamsten Brunnen sey: Es wird auch dieser aufs neue fleißig besuchet, und ist weit mehr Bequemlichkeit denen Bade-Gästen aufgebaut und angeschaffet, Zschau 1727 Digitalisat, abgerufen am 23. März 2015
  5. Das östliche Vogtland (= Werte der deutschen Heimat. Band 59). 1. Auflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, ISBN 3-7400-0938-1, S. 162.
  6. Foto der Gedenktafel am Turm, auf commons.wikimedia.org
  7. a b Das östliche Vogtland (= Werte der deutschen Heimat. Band 59). 1. Auflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, ISBN 3-7400-0938-1, S. 163.
  8. a b Freie Presse, Regionalausgabe Aue, vom 16. November 2015 Onlineausgabe, abgerufen am 4. Dezember 2015