Carpetbagger

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Karikatur zu Carl Schurz als Carpetbagger, Thomas Nast 1872
Teppichtasche (Carpetbag) um 1860

Carpetbagger (zu Deutsch Teppichtaschenträger) war ein abschätziger Ausdruck für Nordstaatler, die nach dem Sezessionskrieg in den unterlegenen Süden kamen, insbesondere während der als Reconstruction bezeichneten Periode der Wiedereingliederung der Südstaaten in die Vereinigten Staaten und der Abschaffung der hier zuvor legalen Sklaverei, welche politisch stark durch den Einfluss der Zentralregierung in Washington und den hier führenden Vertretern des Nordens gekennzeichnet war. Viele Südstaatler warfen den jetzt in den Süden kommenden Nordstaatlern niedere Beweggründe vor, nämlich sich als Profiteure seiner Niederlage an der Bevölkerung und Wirtschaft des Südens bereichern zu wollen. Die Bezeichnung verweist auf diesen Vorwurf, indem sie nahelegt, die Neuankömmlinge aus den Nordstaaten würden den Süden ausbeuten und ihre Taschen mit seinen Reichtümern füllen (oder: Sie kamen mit nichts als einer Reisetasche und ihrem Idealismus). Diese Taschen wurden damals aus teppichartigen Stoffen angefertigt und wurden Teppichtaschen (engl. carpetbags) genannt.

Der Ausdruck bezieht sich auf Nordstaatler im Allgemeinen, steht aber vor allem im Zusammenhang mit einem verbreiteten Gefühl der politischen Bevormundung. Da im Süden nach der Niederlage der Konföderation viele Führungspositionen frei wurden, gelang es tatsächlich vielen Glückssuchenden, mit dem Segen Washingtons Bürgermeister oder gar Gouverneur zu werden. Gleichzeitig rechtfertigten viele weiße Südstaatler sowie Anhänger der Demokratischen Partei und der White Supremacy etwa den rassistischen Terror des Ku-Klux-Klans mit dem Argument, dieser sei eine verständliche Reaktion auf die republikanische Südstaatenpolitik und die Carpetbaggers.[1]

Südstaatler, die die Republikaner unterstützten, wurden hingegen als Scalawags bezeichnet.

Im heutigen Sprachgebrauch bezeichnet der Ausdruck häufig einen Politiker, der in einen anderen Bundesstaat zieht, um seine Wahl- und Karrierechancen zu erhöhen.[2]

Literatur

  • William L. Richter: Historical Dictionary of the Civil War and Reconstruction. Scarecrow Press, Lanham, MD 2011, ISBN 978-0-8108-7959-1, S. 97–99 (Auszug (Google))
  • Richard Current: Those Terrible Carpetbaggers. A reinterpretation. Oxford University Press, New York 1988, ISBN 0-19-504872-5.
  • James M. Martinez: Carpetbaggers, Cavalry, and the Ku Klux Klan. Exposing the Invisible Empire during Reconstruction. Rowman & Littlefield, Lanham Md. 2007, ISBN 0-7425-5077-X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Riffel, Andreas: The Invisible Empire – der Ku Klux Klan von 1866–1871 als Geheimgesellschaft. In: Frank Jacob (Hrsg.): Geheimgesellschaften: Kulturhistorische Sozialstudien / Secret Societies: Comparative Studies in Culture, Society and History. Würzburg 2013, S. 237–273, hier S. 267–268.
  2. "Carpetbagger". In: Merriam and Webster Dictionary. Abgerufen am 13. Juli 2016.