Cascara (Aufguss)

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Cascara ist ein Aufguss, der aus Kaffeekirschen-Schalen bereitet wird.[1] Die Kaffeekirsche ist die Frucht der Kaffeepflanze, sie besteht aus der Schale, dem Fruchtfleisch und den Samen. Sie ist eine Steinfrucht, deren Fruchtfleisch auch Pulpe genannt (spanisch pulpa) wird. Die Samen sind Steinkerne und werden gewöhnlich als Kaffeebohnen bezeichnet.

Herkunft und Geschichte

Kaffeefarmer im Jemen haben bereits vor Jahrhunderten entdeckt, dass die Schalen und das Fruchtfleisch der Kaffeekirsche komplexe Fruchtaromen und wertvolle Nährstoffe enthalten. Entstanden ist der Quishar, eine Art Chai-Tee basierend auf Kaffeeschalen, Zimt, Ingwer und Kardamom, Milch und Zucker. In Bolivien und Panama wird Cascara als wärmender Tee zubereitet, mit Honig gesüßt und mit Ingwer gewürzt. In Nicaragua trinken die Einheimischen Cascara besonders gerne zum Frühstück. Dabei wird das bernsteinfarbene Getränk auch als Coffeetea – also Kaffeetee – bezeichnet. Früher wurde Cascara auch „Kaffee für arme Leute“ genannt, denn der Aufguss aus den Fruchtschalen ist deutlich billiger als der eigentliche Kaffee. Bisher verkommt das Fruchtfleisch zumeist als Abfall.[2] Die Entdeckung als Trendgetränk ist von Vorteil für die Kaffeebauern, da sich dadurch eine neue Einnahmequelle für sie eröffnet.

Cascara Sparkling.jpg

Heutige Verwendung

Cascara erobert immer mehr Pubs, Bars und Coffeeshops. Die getrocknete Kaffeekirsche wird als heißes oder kaltes Aufgussgetränk angeboten. In einem Glas Cascara steckt sechs- bis achtmal so viel Koffein wie in einer Tasse Kaffee.[3] Zudem wird die Aromavielfalt geschätzt. Je nach Kaffeesorte geben die Schalen feine Geschmacksnoten von Honig und Orange ab. Seit 2015 wird das koffeinhaltige Erfrischungsgetränk Caté in Hamburg aus der Kaffeefrucht gebraut.[4] 2015 wurde in Berlin ein Verfahren zur Herstellung einer Limonade im Cold-brew-Verfahren entwickelt.[5] 2016 produzierte die Kölner Privatbrauerei Gaffel die Limonade Cascara Sparkling, das mit verschiedenen Bio-Säften und Kohlensäure versetzt ist.[6] Auch Machhörndl Kaffee produzierte 2016 die Limonade Wilde Ziege.[7]

Produktion

Cáscara heißt im Spanischen Hülle. Das Fruchtfleisch umhüllt den Kirschkern, die Kaffeebohne. Bei der Kaffeeproduktion werden Hülle und Bohne getrennt. Nur die Bohne ging früher in den Export. Das zur Verwendung bestimmte Fruchtfleisch der Kirsche darf nur von Plantagen stammen, die beim Anbau auf Chemikalien verzichten. Die Verarbeitung erfolgt vor Ort. Nach der Lese werden die Kaffeekirschen im Freien zum Trocknen ausgebreitet. Die Kirschen müssen nun regelmäßig gewendet werden, sodass sie von allen Seiten gut trocknen können. Dieser Prozess kann drei bis fünf Wochen dauern. Anschließend lösen Maschinen durch sanften Druck und Reibung die Kerne aus dem Fruchtfleisch heraus. Der Kirschkern wird zur Kaffeebohne geröstet, das Fruchtfleisch wird als Cascara für den Tee verwendet.

Novel Food

Im Dezember 2016 wurde die Kaffeekirsche in den Novel-Food-Katalog der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) aufgenommen. Damit gilt sie als eigene Rohware, nicht mehr als Kaffee. Seit 2016 hatte die Kaffeekirsche keine offizielle Lebensmittelzulassung und durfte nicht verkauft werden. Im Jahr 2022 wurde die Pulpe der Kaffeekirsche, Cascara, als neuartiges Lebensmittel zugelassen.[8]

Einzelnachweise