Catharina von Georgien

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Daten
Titel: Catharina von Georgien oder Bewehrete Beständigkeit
Gattung: Trauerspiel
Originalsprache: Deutsch
Autor: Andreas Gryphius
Erscheinungsjahr: 1657
Ort und Zeit der Handlung: Das Trauerspiel beginnet vor Auffgang der Sonnen / vnd endet sich mit dem Tage. Der Schauplatz ist die Königliche Hoffhaltung zu Schiras in Persen. Die gantze Handelung bildet ab den letzten Lebens-Tag der Königin Catharine.
Personen
  • Catharina. Königin von Georgien
  • Salome / Serena vnd Cassandra. Der Königin StattJungfrauen
  • Der Königin FrauenZimmer.
  • Procopius vnd Demetrius. Gesandten von Georgien.
  • Ambrosius. Der Priester.
  • Chach Abas. König der Persen.
  • Seinel Can vnd Iman Culi. Deß Königs Geheimeste.
  • Der Gesandte auß Reussen.
  • Ein Diener.
  • Der Blutrichter.
  • Die Ewigkeit.
  • Stumme Personen:
    • Deß Königs auß Persen Hoffeleute.
    • Zwey Verschnittenen.
    • Das Hoffgesinde deß Reußnischen Gesandten.
    • Die Hencker.
    • Die Chore sind deß Frauen Zimmers. Der ermordeten Geister. Der Tugenden. Deß Todes vnd der Liebe.

Catharina von Georgien ist ein deutsches Barockdrama von Andreas Gryphius, das exemplarisch den Konflikt zweier Kulturen zeigt, der sich in der Beziehung der beiden Hauptpersonen, der Christin Catharina und des muslimischen Königs der Perser, Schah Abas, widerspiegelt.

Das zwischen 1647 und 1650 mit dem Untertitel Bewehrete Beständigkeit entstandene Drama erschien erstmals 1657.

Inhalt

Catharina (georgisch ქეთევან, Ketewan), die Königin von Georgien versucht, nachdem sie ihr Reich gegen den König von Persien, Schah Abas, zunächst verteidigen konnte, der Übermacht zu begegnen, indem sie sich in das feindliche Lager begibt, um dort um Frieden zu bitten. Der König, in Liebe zu der stolzen Königin entbrannt („Du, meines Herzens Wonne, mein Licht, die königliche Sonne, wie find ich dich? Welch trüber Schleier deckt dies liebliche Gesicht?“), lässt diese gefangen nehmen und über Jahre in seinen Kerker einsperren. Ein Gesandter des Zaren, der zwischen Persien und Russland einen Friedensvertrag ausgehandelt hat, bittet Schah Abas um die Freilassung Catharinas, die der König zunächst zusichert. Doch da ihm bewusst wird, dass er dadurch Catharina verlieren wird, bricht er sein Versprechen und bietet ihr die Ehe und die Krone Persiens an. Da die Königin bey Christi Bekaendtnues verharret und ihrem ermordeten Manne nicht untreu werden will, lässt Schah Abas sie zunächst foltern und, als dies immer noch nicht zu dem gewünschten Erfolg führt, schließlich auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Der Tod Catharinas lässt Schah Abas verzweifeln. Die verklärte Märtyrerin Catharina prophezeit Abas zum Schluss die Strafe Gottes, die im Stück nicht eintritt.

Historischer Hintergrund

Die Quelle für das Trauerspiel bildet die Geschichtensammlung Histoires tragiques de nostre temps von Claude Malingre.[1] Der iranische Schah Abbas I. der Große (1587–1629) aus dem Geschlecht der Safawiden bekämpfte ab 1620 den Osten der damaligen iranischen Provinz Georgiens, Kachetien. Diesem Kampf fielen Hunderttausende zum Opfer, doch die zuletzt auf ein Drittel dezimierte Bevölkerung wehrte sich heroisch und 1625 musste Schah Abbas I. das Königreich Georgien anerkennen, das von Teimuras I., dem Sohn Catharinas von Georgien, regiert wurde.

Katharina von Georgien wurde 1565 in eine adlige Familie Georgiens hineingeboren. Sie heiratete David I. (georg.: დავითი I. Daviti p'irveli), den Prinzen von Kachetien, und wurde 1601 Königin des Landes.

Erzählungen zufolge stellte sie sich während Verhandlungen um die Unabhängigkeit Kachetiens von Persien im Jahre 1614 als Geisel zur Verfügung. Schah Abbas versuchte sie dazu zu bringen, dem Christentum abzuschwören und zum Islam zu konvertieren. Als sie sich weigerte, wurde sie mit glühenden Eisenstangen zu Tode gefoltert und starb 1624 in persischer Gefangenschaft.

Portugiesische Mönche gruben die Leiche aus und verbrachten den rechten Arm in ein Augustinerkloster in Velha Goa in Indien, wo er bis zum Einsturz des Klosters im Jahre 1842 als Reliquie aufbewahrt wurde.

Indischen Archäologen gelang es, den Arm zu finden. DNA-Analysen des Centre for Cellular & Molecular Biology (CSIR) lassen vermuten, dass es sich tatsächlich um den Arm einer westeurasischen Frau handelt.[2] 2021 übergab der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar bei einem Besuch in Georgien die Reliquien der Märtyrerin.[3]

Literatur

  • Joachim Harst: Heilstheater. Figur des barocken Trauerspiels zwischen Gryphius und Kleist. Fink, München 2012, ISBN 978-3-7705-5396-9.
  • Nicola Kaminski: Andreas Gryphius. Reclam (= Reclam-Universalbibliothek, Bd. 17610), Stuttgart 1998, ISBN 3-15-017610-7.
  • Albrecht Koschorke: Das Begehren des Souveräns. Gryphius’ „Catharina von Georgien“. In: Daniel Weidner (Hrsg.): Figuren des Europäischen. Kulturgeschichtliche Perspektiven. München, Fink 2006, S. 149–162.
  • Torsten W. Leine: Das Martyrium als Politikum. Religiöse Inszenierung eines politischen Geschehens in Andreas Gryphius’ „Catharina von Georgien“. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte, 84, 2010, S. 160–175.
  • Hans-Jürgen Schings: Catharina von Georgien. Oder Bewehrete Beständigkeit. In: Gerhard Kaiser (Hrsg.): Die Dramen des Andreas Gryphius. Eine Sammlung von Einzelinterpretationen. Metzler, Stuttgart 1968, S. 35–72.
  • Christopher J. Wild: Theater der Keuschheit – Keuschheit des Theaters. Zu einer Geschichte der (Anti-)Theatralität von Gryphius bis Kleist. Rombach, Freiburg 2003, ISBN 3-7930-9361-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christopher J. Wild: Anatomie und Theologie, Vergänglichkeit und Erlösung. In: David E. Wellbery, Judith Ryan, Hans Ulrich Gumbrecht, Anton Kaes, Joseph Leo Koerner, Dorothea E. von Mücke (Hrsg.): Eine neue Geschichte der deutschen Literatur. Berlin University Press, Berlin 2007, ISBN 978-3-940432-12-4, S. 389–393.
  2. Y. Mallikarjun: Ancient bone relic in Goa church might be of Queen Ketevan of Georgia. In: The Hindu, 23. Dezember 2013, abgerufen am 12. Juli 2021.
  3. Indien gibt Reliquien christlicher Märtyrerin an Georgien zurück, Domradio, 12. Juli 2021.