Catherine Nixey

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Catherine Nixey

Catherine Nixey (* 1980 in Wales) ist eine britische Altphilologin, Historikerin, Lehrerin und Journalistin.

Leben

Nixey entstammte einem aufgeklärten, katholisch geprägten Elternhaus, sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter gehörten, bis zu ihrem Indult, einem Orden an. Catherine Nixey hatte zunächst an der Cambridge University Altphilologie sowie als student in Religions of Late Antiquity[1] studiert. Ihr Studium beendete sie mit einem Master of Philosophy (MPhil). Im Anschluss an ihre universitäre Ausbildung unterrichtete sie mehrere Jahre lang als Geschichtslehrerin (englisch classics teacher). Hiernach wurde sie in London als Journalistin für The Times im Kulturressort tätig. Sie arbeitet ferner als freie Journalistin und schreibt und recherchiert für den Economist, die New York Times sowie die Times.[2]

Ihre Publikation The Darkening Age: The Christian Destruction of the Classical World (deutsch Heiliger Zorn), die im Jahre 2017 veröffentlicht wurde, wurde nach ihrem Erscheinen in England zum „Book of the Year“ gewählt und mit dem Royal Society of LiteratureJerwood Award“ ausgezeichnet.

In ihrem Werk vertritt Nixey die Meinung, dass die traditionellen historischen Erzählungen der Religionsgeschichte dazu neigen, das vorchristliche, antike bzw. spätantike Imperium Romanum in einer negativen Weise darzustellen. Ausführlich argumentiert Nixey dafür, dass spätantike Christen die klassischen griechischen und römischen Kulturen absichtlich zerstörten und ein kulturell „dunkles Zeitalter“ verursacht hätten.[3] Pointiert und mit umfangreichen Quellenangaben[4] (deren Interpretation allerdings von der Mehrheit der Fachwissenschaft kritisiert wird, siehe die Rezensionsübersicht)[5] beschreibt sie, dass die spätantike Christianisierung im Imperium Romanum auch eine Geschichte eines gewalttätigen Kulturkampfes sei, der in der Verfolgung Andersgläubiger einmündete und der mit der Mailänder Vereinbarung 313 n. Chr. durch Kaiser Konstantin begann und mit der Schließung der Platonische Akademie 529 n. Chr. und der Vertreibung der Mitglieder unter der Leitung von Damaskios geendet habe. Dabei zeichnet sie aus der Perspektive der polytheistischen („paganen“) Bevölkerungsgruppen Beispiele und Handlungsmuster für die unterschiedlichen kollektiven Aktionen nach und gibt letztlich Erklärungen für die angeblich gewaltsame Umwälzung durch die christianisierten Mitglieder der spätrömischen Gesellschaft.

Catherine Nixey ist verheiratet und hat ihren Lebensmittelpunkt in London.

Rezensionen ihres Werkes „The Darkening Age“

Ihre Positionen blieben nicht ohne Widerspruch, so äußerten sich etwa Peter Thonemann, Johannes van Oort, Tim Whitmarsh, Averil Cameron[6] und Levi Roach[7] kritisch insbesondere hinsichtlich der Beleganzahl in ihrem Werk von den durch Christen zerstörten Kulturgütern in der Spätantike, ferner wurde kritisch angemerkt, dass der kulturelle Untergang des spätantiken Kulturlebens nur mittels einer monokausalen Erklärung aufgehellt würde.

Die Rezensionen im deutschsprachigen Raum reichen von partieller Zustimmung in ihrer Argumentation bis hin zur starken Ablehnung, so konstatierte der römisch-katholische Kirchenhistoriker Roland Kany[8] mangelnde Quellenkonsistenz, eindeutige Falschaussagen und einseitige Parteilichkeit gegenüber den frühen Christen, der deutsche Althistoriker Stefan Rebenich kritisierte, das wesentlich differenziertere Studien zum frühen Christentum nicht beachtet worden seien. Auch die Analogien der Untaten islamistischer Gewalttätigkeit mit den Zerstörungen durch frühe christliche Fanatiker seien nicht stimmig. Mit einem argumentum ad personam stellte Rebenich ferner die Motivation der Autorin zur Disposition.[9] Der Altphilologe Clemens Schlip[10] räumt Nixey ein, dass die Taten der „illiteraten Mönche, die sich in Ägypten oder Syrien über Tempel und Statuen hermachten und sie zerstörten oder schändeten“ aus heutiger Perspektive inakzeptabel seien, sie vertrete aber einen monokausalen Ansatz und isolierte die spätantiken Christen und Heiden von ihrem historischen Kontext.

Der Althistoriker Theodor Kissel lobte Nixeys akribisch zusammengetragenes Quellenmaterial aus den verstreuten Quellenbefunden und räumte auch die zahlreichen Gewaltexzesse von Christen gegen Nichtchristen ein, sah aber in ihrem Ansatz die Problematik, dass die Gewaltausbrüche gerade in der Spätantike nicht ausschließlich religiös verursacht worden seien, sondern, wie Ergebnisse aus der jüngeren Forschung zeigten, dass die Konflikte zwischen den beiden Parteien häufig aus sozialen, ökonomischen, politischen und ethnischen Konflikten heraus resultierten. Ferner hätte die Autorin die beiden Parteien nur unzureichend im historischen Kontext eingebettet, was lokale Differenzen verwischte und gesamtstaatliche Entwicklungen ausblendeten.[11]

Die positiv gestimmten Rezensionen loben im Allgemeinen ihre Denkanstöße, die ausführlichen Belegquellen, die für ein ausgewogeneres Bild der historischen Begebenheiten und ihren Perspektivenwechsel (Perspektivenübernahme) bei der Betrachtung der vergangenen Ereignisse, die eben nicht vom Standpunkt einer christlich geprägten Zivilisation heraus die Konflikte zwischen Christen und Nicht-Christen in der Spätantike besähen.

Schriften (Auswahl)

  • The Darkening Age: The Christian Destruction of the Classical World. Houghton Mifflin Harcourt, 2017, ISBN 978-0-54480-088-5, deutsch Heiliger Zorn. Wie die frühen Christen die Antike zerstörten. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2017, ISBN 978-3-421-04775-5

Presseartikel (Auswahl)

  • Sandi Toksvig on swapping The News Quiz for the Women's Equality Party. The Times, News UK, 29. September 2015
  • Coronavirus. The death of nostalgia. People used to pine for a simpler life. Now they’ve got it – and it’s not all it’s cracked up to be. The Economist, Jul 20th 2020 ([8])
  • Christianity was the original cancel culture. UnHerd September 11, 2020 [9]
  • The death of nostalgia. We used to yearn for 'simpler times', but the pandemic lockdowns have shown us the bleak reality that while life might be simple now, it's really not much fun. The Australian Financial Review, 2021 [10]
  • The Bizarre Lives of Rome’s Emperors. The New York Times, 2021 [11]

Weblinks

  • Nexus Conference 2018. The Battle Between Good and Evil. Saturday 15 December 2018, Konferenzprogramm [12]
  • Tim O'Neill: Review – Catherine Nixey “The Darkenig Age”. November 29, 2017 [13]
  • Catherine Nixey: ‘I Pity the Catholics Who Believed in Their Leaders’. The Times, April 23, 2010 [14]
  • Saket Suryesh: The attack on Hinduism has uncanny resemblance to Christian annihilation of Paganism – A review of ‘The Darkening Age’ While Pagans advocate accommodation, Christians advocate annihilation. It always begins slowly, silently. OpIndia, 12. August 2019 [15]
  • Tim O’Neill: Review – Catherine Nixey „The Darkening Age“. 29. November 2017 [16]

Einzelnachweise

  1. Faculty of Divinity, Catherine Nixey, Cambridge University [1]
  2. Peer Teuwsen: Sie schleiften die Tempel der «Heiden», trieben sie ins Exil oder töteten sie sogar. Die Londoner Historikerin und Journalistin Catherine Nixey über die Zerstörungswut der frühen Christen. Eine bis jetzt ziemlich unbekannte Geschichte. Neue Zürcher Zeitung, 13. Juli 2019 ([2] auf nzz.ch)
  3. Bettany Hughes: How Christians Destroyed the Ancient World. 8. Juni 2018, The New York Times ([3] auf nytimes.com)
  4. In der deutschen Ausgabe werden auf 396 Seiten in 16 Kapitel plus dem Prolog, insgesamt mehr als 700 Fußnoten aufgeführt; auf rund 125 Primärquellen und rund 180 Sekundärtexte verwiesen.
  5. So hat unter anderem Averil Cameron, eine der führenden Forscherinnen im Bereich Spätantike, die Darstellung scharf abgewiesen, siehe Averil Cameron: Blame the Christians, in: The Tablet 21. September 2017.
  6. Averil Cameron: Blame the Christians. The Tablet. 21. September 2017 [4]
  7. Levi Roach: At Cross Purposes. Literary Review. November 2017
  8. Roland Kany: Zerstörerische Frühchristen?: So lest doch nur, wie bös sie waren! FAZ, 19. Oktober 2019 (auf faz.net)
  9. Stefan Rebenich: Kulturgeschichte: Fanatiker im Rausch Catherine Nixey schildert, "wie die Christen die Antike zerstörten" - und begnügt sich mit Vereinfachungen. Süddeutsche Zeitung, 24. Juli 2019 ([5] auf sueddeutsche.de)
  10. Clemens Schlip: Catherine Nixey und ihr Buch "Heiliger Zorn". Glauben in der Spätantike: Haben die Christen die Antike zerstört? Mit ihrem Fanatismus die klassische Harmonie in Trümmer gelegt? Das behauptet jedenfalls die britische Althistorikerin und Times-Journalistin Catherine Nixey in ihrem Buch "Heiliger Zorn". Die Tagespost, 9. Juni 2019 ([6] auf die-tagespost.de)
  11. Theodor Kissel: Christliche Bilderstürmer. Eine Althistorikerin macht die Christen für die Zerstörung der antiken Welt verantwortlich. 30. August 2019 Spektrum der Wissenschaft ([7] auf spektrum.de)