Santa-Catarina-Meerschweinchen

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Santa-Catarina-Meerschweinchen

Santa-Catarina-Meerschweinchen (Cavia intermedia)

Systematik
Teilordnung: Hystricognathi
ohne Rang: Meerschweinchenverwandte (Caviomorpha)
Familie: Meerschweinchen (Caviidae)
Unterfamilie: Eigentliche Meerschweinchen (Caviinae)
Gattung: Echte Meerschweinchen (Cavia)
Art: Santa-Catarina-Meerschweinchen
Wissenschaftlicher Name
Cavia intermedia
Cherem, Olimpio & Ximénez, 1999

Das Santa-Catarina-Meerschweinchen (Cavia intermedia) ist eine Art aus der Gattung der Eigentlichen Meerschweinchen (Cavia). Die Tiere sind nur bekannt vom Archipel Molequos do Sul vor der Küste des brasilianischen Bundesstaats Santa Catarina.

Merkmale

Das Santa-Catarina-Meerschweinchen hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 27,5 bis 31,0 Zentimetern bei einem Gewicht von 495 bis 680 Gramm. Die Ohrlänge beträgt etwa 25 bis 29 Millimeter, die Hinterfußlänge 48 bis 55 Millimeter. Es liegt damit in der Größe zwischen dem Gemeinen Meerschweinchen (Cavia aparea) und dem Riesenmeerschweinchen (Cavia magna), ein Sexualdimorphismus liegt nicht vor.[1][2] Die Fellfärbung entspricht der des Riesenmeerschweinchens mit einem dunklen Rückenstreifen, ist insgesamt allerdings grauer. Die Bauchseite ist gelblich grau mit einem weißen Kehlfleck.[1] Zwischen den Zehen besitzen die Tiere Membranen zur Vergrößerung der Auftrittsfläche.[1][2]

Verbreitung

Verbreitungsgebiet des Santa-Catarina-Meerschweinchens

Die Typlokalität der Art ist der Archipel Molequos do Sul vor der Küste des brasilianischen Bundesstaats Santa Catarina im Süden Brasiliens. Darüber hinaus sind keine weiteren Nachweise bekannt.[1][2]

Lebensweise

Über die Lebensweise des Santa-Catarina-Meerschweinchens liegen nur wenige Informationen vor. Die Inseln, auf denen es vorkommt, sind geprägt durch felsige Küsten und eine Vegetation aus Gräsern, Sträuchern wie Eisenkrautgewächsen (Verbenaceae) und Bäumen wie Seifenbaum- (Sapindaceae) und Maulbeergewächsen (Moraceae).[1] Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich vor allem von Gräsern wie Sternotophrum secundatum und Paspalum vaginatum.[1] Sie sind über das gesamte Jahr aktiv und vor allem nachtaktiv, insbesondere bei der Nahrungssuche.[1]

Die Territorien der Männchen und Weibchen sind mit 0,05 bis 0,35 Hektar etwa gleich groß und überlappend.[1] Die Fortpflanzung findet über das gesamte Jahr statt und die Weibchen gebären jeweils ein bis zwei Jungtiere pro Wurf. Die Jungtiere haben ein Gewicht von etwa 19 % der ausgewachsenen Tiere. Geschlechtsreif sind die Weibchen nach etwa 59 Tagen.[1]

Systematik

Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Meerschweinchengattung Cavia[3][4]
 Echte Meerschweinchen (Cavia


Riesenmeerschweinchen (Cavia magna)


   

Santa-Catarina-Meerschweinchen (Cavia intermedia)



   


Gemeines Meerschweinchen (Cavia aperea)


   

Patzelt-Meerschweinchen (Cavia patzelti)



   

Glanzmeerschweinchen (Cavia fulgida)


   

Tschudi-Meerschweinchen (Cavia tschudii)


   

Hausmeerschweinchen (Cavia porcellus)






Das Santa-Catarina-Meerschweinchen wird als eigenständige Art innerhalb der Gattung Cavia eingeordnet.[5][1] Die wissenschaftliche Erstbeschreibung stammt von den brasilianischen Zoologen Jorge José Cherem, José Olimpio und Alfredo Ximénez aus dem Jahr 1999.[6][2]

Die Zoologen Jonathan L. Dunnum und Jorge Salazar-Bravo veröffentlichten im Jahr 2010 eine Revision der Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Gattung Cavia.[3] Das Santa-Catarina-Meerschweinchen wurde in dieser Arbeit nicht berücksichtigt, 2016 ordnete es Thomas E. Lacher, Jr. jedoch als Schwesterart des Riesenmeerschweinchens ein und stellte diese dem Taxon aus den restlichen Arten mit dem Gemeinen Meerschweinchen als ursprünglichster Art gegenüber.[4]

Innerhalb der Art werden keine Unterarten beschrieben.[5][2][1]

Gefährdung und Schutz

Die Art wird von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) als vom Aussterben bedroht (critically endangered) gelistet. Die Zahl der verbleibenden geschlechtsreifen Exemplare dieser Art wird auf etwa 42 geschätzt und sie kommen alle an einem Ort vor.[7] Salvador und Fernandez untersuchten 2008 die Populationsdynamik dieser Art zwischen März 2004 und Juni 2005 mit Hilfe von monatlichen Stichproben und Radiotelemetrie. Dabei lag die die Mindestpopulation bei 24 Tieren, die Höchstpopulation bei 60. Die Population wies eine stabile Dichte, eine stabile Altersstruktur mit überwiegend erwachsenen Tieren, kleine Verbreitungsgebiete und eine hohe Überlebensrate auf.[8][7]

Belege

  1. a b c d e f g h i j k Santa Catarina’s Guinea Pig. In: T.E. Lacher jr: Family Caviidae In: Don E. Wilson, T.E. Lacher, Jr., Russell A. Mittermeier (Herausgeber): Handbook of the Mammals of the World: Lagomorphs and Rodents 1. (HMW, Band 6) Lynx Edicions, Barcelona 2016, S. 434. ISBN 978-84-941892-3-4.
  2. a b c d e Jonathan L. Dunnum: Cavia intermedia Cherem, Olimpio & Ximénez, 1999 In: James L. Patton, Ulyses F.J. Pardinas, Guillermo D’Elía (Hrsg.): Mammals of South America, Volume 2 – Rodents. The University of Chicago Press, Chicago 2015; S. 698. ISBN 978-0-226-16957-6.
  3. a b Jonathan L. Dunnum, Jorge Salazar-Bravo: Molecular systematics, taxonomy and biogeography of the genus Cavia (Rodentia: Caviidae). Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research 48 (4), 2010; S. 376–388.doi:10.1111/j.1439-0469.2009.00561.x
  4. a b Systematics. In: Thomas E. Lacher, Jr.: Family Caviidae In: Don E. Wilson, T.E. Lacher, Jr., Russell A. Mittermeier (Herausgeber): Handbook of the Mammals of the World: Lagomorphs and Rodents 1. (HMW, Band 6) Lynx Edicions, Barcelona 2016, S. 406–407. ISBN 978-84-941892-3-4.
  5. a b Cavia intermedia. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. 2 Bände. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.
  6. Jorge José Cherem, José Olimpio, Alfredo Ximénez: Descrição de uma nova espécie do gênero Cavia Pallas, 1766 (Mammalia - Caviidae) das Ilhas dos Moleques do Sul, Santa Catarina, Sul do Brasil. Biotemas 12 (1), 1999.
  7. a b Cavia intermedia in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2022. Eingestellt von: N. Roach, 2016. Abgerufen am 29. August 2022.
  8. Carlos H. Salvador, Fernando A. S. Fernandez: Population Dynamics and Conservation Status of the Insular Cavy Cavia intermedia (Rodentia: Caviidae). Journal of Mammalogy 89 (3), 5. Juni 2008; S. 721–729. doi:10.1644/07-MAMM-A-0088R1.1.

Literatur

  • Jonathan L. Dunnum: Cavia intermedia Cherem, Olimpio & Ximénez, 1999 In: James L. Patton, Ulyses F.J. Pardinas, Guillermo D’Elía (Hrsg.): Mammals of South America, Volume 2 – Rodents. The University of Chicago Press, Chicago 2015; S. 698. ISBN 978-0-226-16957-6.
  • Santa Catarina’s Guinea Pig. In: T.E. Lacher jr: Family Caviidae In: Don E. Wilson, T.E. Lacher, Jr., Russell A. Mittermeier (Herausgeber): Handbook of the Mammals of the World: Lagomorphs and Rodents 1. (HMW, Band 6) Lynx Edicions, Barcelona 2016, S. 434. ISBN 978-84-941892-3-4.

Weblinks