Riesenmeerschweinchen

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Riesenmeerschweinchen

Riesenmeerschweinchen (Cavia magna) im zoologischen Garten Breslau

Systematik
Teilordnung: Hystricognathi
ohne Rang: Meerschweinchenverwandte (Caviomorpha)
Familie: Meerschweinchen (Caviidae)
Unterfamilie: Eigentliche Meerschweinchen (Caviinae)
Gattung: Echte Meerschweinchen (Cavia)
Art: Riesenmeerschweinchen
Wissenschaftlicher Name
Cavia magna
Ximénez, 1980

Das Riesenmeerschweinchen (Cavia magna) ist eine Art aus der Gattung der Eigentlichen Meerschweinchen (Cavia). Die Tiere kommen im Südosten Brasiliens und im Osten Uruguays vor.

Merkmale

Das Riesenmeerschweinchen hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 22,0 bis 34,5 Zentimetern bei einem Gewicht von 440 bis 840 Gramm. Die Ohrlänge beträgt etwa 22 bis 32 Millimeter, die Hinterfußlänge 46 bis 57 Millimeter. Es ist damit die größte Art in der Gattung.[1][2] Das Fell ist agouti mit dunklen Streifen über den Rücken, die am Kopf und auf der Rückenmitte am dunkelsten sind. Die Bauchseite ist rotbraun.[1] Zwischen den Zehen besitzen die Tiere Membranen zur Vergrößerung der Auftrittsfläche.[1][2]

Verbreitung

Verbreitungsgebiet des Riesenmeerschweinchens

Die Typlokalität der Art ist das Umland der Küstenstadt Tramandaí im Bundesstaat Rio Grande do Sul im Süden Brasiliens. Nachgewiesen ist die Art in den brasilianischen Bundesstaaten Rio Grande do Sul und Santa Catarina sowie im benachbarten Departamento Rocha in Uruguay.[1][2]

Lebensweise

Über die Lebensweise des Riesenmeerschweinchens liegen nur wenige Informationen vor. Es lebt in vegetationsreichen Feuchtgebieten und Sumpfland im Bereich der brasilianischen Küste. Die Tiere bilden teilweise komplexe Gangsysteme in der Vegetation.[1] Sie sind Pflanzenfresser und ernähren sich von Gräsern und Wasserpflanzen.[1] Sie sind über das gesamte Jahr aktiv und wahrscheinlich vor allem tagaktiv.[1]

Die Territorien der Männchen sind mit durchschnittlich fast 12.000 m² relativ groß, die der Weibchen sind mit durchschnittlich 7.600 m² nur etwas mehr als halb so groß. Die Territorien benachbarter Tiere sind dabei überlappend und es gibt keine Hinweise auf Territorialverhalten zwischen den Tieren. Sie sind Einzelgänger und bilden keine festen Paare, das Geschlechtsverhalten ist promiskuitiv.[1]

Die Fortpflanzung findet über das gesamte Jahr statt und die Weibchen können bis zu drei Würfe pro Jahr haben. Die Tragzeit beträgt etwa 64 Tage, geschlechtsreif sind die Weibchen nach etwa 30 bis 45 Tagen.[1]

Systematik

Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Meerschweinchengattung Cavia[3][4]
 Echte Meerschweinchen (Cavia


Riesenmeerschweinchen (Cavia magna)


   

Santa-Catarina-Meerschweinchen (Cavia intermedia)



   


Gemeines Meerschweinchen (Cavia aperea)


   

Patzelt-Meerschweinchen (Cavia patzelti)



   

Glanzmeerschweinchen (Cavia fulgida)


   

Tschudi-Meerschweinchen (Cavia tschudii)


   

Hausmeerschweinchen (Cavia porcellus)






Das Riesenmeerschweinchen wird als eigenständige Art innerhalb der Gattung Cavia eingeordnet.[5][1] Die wissenschaftliche Erstbeschreibung stammt von dem brasilianischen Zoologen Alfredo Ximénez aus dem Jahr 1980.[6][2]

Auf der Basis einer Analyse molekularbiologischer Merkmale wurde das Riesenmeerschweinchen als ursprünglichste Art und wahrscheinlich Schwesterart aller anderen Arten der Gattung identifiziert.[3] 2016 ordnete Thomas E. Lacher, Jr. das Santa-Catarina-Meerschweinchen als Schwesterart des Riesenmeerschweinchens ein und stellte diese dem Taxon aus den restlichen Arten mit dem Gemeinen Meerschweinchen als ursprünglichster Art gegenüber.[4]

Innerhalb der Art werden keine Unterarten beschrieben.[5][2][1]

Gefährdung und Schutz

Die Art wird von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) als nicht gefährdet (Least concern) gelistet. Begründet wird dies mit dem verhältnismäßig großen Verbreitungsgebiet von mehr als 20.000 km² und den angenommen großen und stabilen Beständen. Als bestandsgefährdende Risiken werden vor allem Brände und die Ausweitung von Weideflächen angesehen.[7]

Belege

  1. a b c d e f g h i j k Greater Guinea Pig. In: T.E. Lacher jr: Family Caviidae In: Don E. Wilson, T.E. Lacher, Jr., Russell A. Mittermeier (Herausgeber): Handbook of the Mammals of the World: Lagomorphs and Rodents 1. (HMW, Band 6) Lynx Edicions, Barcelona 2016, S. 434. ISBN 978-84-941892-3-4.
  2. a b c d e Jonathan L. Dunnum: Cavia magna Ximénez, 1980 In: James L. Patton, Ulyses F.J. Pardinas, Guillermo D’Elía (Hrsg.): Mammals of South America, Volume 2 – Rodents. The University of Chicago Press, Chicago 2015; S. 698–699. ISBN 978-0-226-16957-6.
  3. a b Jonathan L. Dunnum, Jorge Salazar-Bravo: Molecular systematics, taxonomy and biogeography of the genus Cavia (Rodentia: Caviidae). Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research 48 (4), 2010; S. 376–388.doi:10.1111/j.1439-0469.2009.00561.x
  4. a b Systematics. In: Thomas E. Lacher, Jr.: Family Caviidae In: Don E. Wilson, T.E. Lacher, Jr., Russell A. Mittermeier (Herausgeber): Handbook of the Mammals of the World: Lagomorphs and Rodents 1. (HMW, Band 6) Lynx Edicions, Barcelona 2016, S. 406–407. ISBN 978-84-941892-3-4.
  5. a b Cavia magna. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. 2 Bände. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.
  6. Alfredo Ximénez: Notas sobre el genero Cavia Pallas con la descripcion de Cavia magna sp. n. (Mammalia-Caviidae). Revista nordestina de biologia 3, 1980, S. 145–179.
  7. Cavia magna in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2022. Eingestellt von: E. Gonzales, 2016. Abgerufen am 29. August 2022.

Literatur

  • Jonathan L. Dunnum: Cavia magna Ximénez, 1980 In: James L. Patton, Ulyses F.J. Pardinas, Guillermo D’Elía (Hrsg.): Mammals of South America, Volume 2 – Rodents. The University of Chicago Press, Chicago 2015; S. 698–699. ISBN 978-0-226-16957-6.
  • Greater Guinea Pig. In: T.E. Lacher jr: Family Caviidae In: Don E. Wilson, T.E. Lacher, Jr., Russell A. Mittermeier (Herausgeber): Handbook of the Mammals of the World: Lagomorphs and Rodents 1. (HMW, Band 6) Lynx Edicions, Barcelona 2016, S. 434. ISBN 978-84-941892-3-4.

Weblinks