Chemieprogramm

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Infolge des V. Parteitages der SED wurde vom 3.–4. November 1958 in den Leunawerken unter Leitung des Zentralkomitees der SED und der Staatlichen Plankommission eine zentrale Chemiekonferenz abgehalten. Als Ergebnis wurde ein Chemieprogramm verabschiedet, das eine Verdoppelung der Chemischen Produktion bis in das Jahr 1965 vorsah.[1]

Umsetzung

Das Motto des Programms: Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit wurde DDR-weit propagiert. Ziel war eine Produktionssteigerung bei Werkstoffen für die verarbeitende Industrie. Die Chemieindustrie sollte nach dem Maschinenbau zweitgrößter Industriezweig werden. In Abstimmung mit dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) wurden die Vorhaben

als vorrangig erklärt. Der Ausbau der Petrolchemie in anderen sozialistischen Ländern mit Hilfe der DDR wurde in das Chemieprogramm einbezogen.

Ziele

Das Chemieprogramm folgte dem Kohle-Energieprogramm und hatte eine Stabilisierung der DDR-Wirtschaft unter gleichzeitiger Störfreimachung der Produktion zur Aufgabe. D. h. Ziel der Maßnahme war es, die DDR vor dem Hintergrund des Kalten Krieges von Importen aus dem nicht-sozialistischen Wirtschaftsgebiet (NSW) unabhängig zu machen. Ein weiterer Aspekt war, das Konsumgüterangebot im Osten Deutschlands zu steigern und den westdeutschen Lebensstandard aus ideologischen Gründen zu übertreffen. Das in den Siebenjahresplan eingebettete Chemieprogramm konnte im geplanten Umfang ebenso wenig wie der Siebenjahresplan erfüllt werden. Dennoch war das Chemieprogramm eine bedeutende Weichenstellung in der DDR.

Literatur

  • Uwe Fraunholz: Mobilisierung der „Produktivkraft Wissenschaft“? Die Hochschulen und das Chemieprogramm der DDR in den 1950er und 1960er Jahren. In: Dresdner Beiträge zur Geschichte der Technikwissenschaften. 28, 2003, S. 33–70, urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-139014 (freier Volltext).
  • Rainer Karlsch, Raymond Stokes: Faktor Öl: die Mineralölwirtschaft in Deutschland 1859–1974. C. H. Beck, 2003, ISBN 3-406-50276-8.

Weblinks

Einzelnachweise