Christian Richter (Baumeister)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Christian Richter (* um 1625; † 19. August 1684 in Leipzig)[1] war der erste bedeutende Architekt und Baumeister des Leipziger Barocks.

Wirken

Die Herkunft des Leipziger Architekten, Baumeisters und Ratsmaurermeisters Christian Richter ist nicht bekannt. Er wurde 1650 erstmals als Geselle erwähnt. Die Leipziger Maurerinnung führte ihn seit 1660 als Meister und von 1668 bis 1684 amtierte er in der Messestadt als Ratsmaurermeister.

Christian Richter schuf 1662 mit dem Neubau des Gebäudes Hainstraße 3 (seit 1875 Webers Hof) das erste Bürgerhaus im Barockstil in Leipzig, das bis 1700 den Bürgerhausbau der Stadt als Vorbild prägte. Dann führte Johann Gregor Fuchs (1650–1715) den Leipziger Barock zu weiterer Blüte. Lange Zeit galt Richter auch als der Architekt der Alten Handelsbörse am Naschmarkt. Allerdings schränkt heute die Fachwelt seine Mitarbeit nur noch auf die Bauausführung ein.[2]

Webers Hof war 1847 um zwei Etagen aufgestockt und seiner barocken Elemente weitgehend beraubt worden. Bei der Restaurierung 1995 bis 1997 nach Kriegsbeschädigung und Verfall während der DDR-Zeit wurde der Zustand der Fassade von 1662 wiederhergestellt. Das war möglich, weil das Stadtarchiv Leipzig Richters Skizzenbuch aus der Zeit von 1660 bis 1666 besitzt, das 21 von Hand gezeichnete Skizzen beinhaltet, den Werdegang des ursprünglich konservativen Richters von der Renaissance zum Barock dokumentiert und sich auch auf die Hainstraße 3 bezieht.

Einen besonderen und bleibenden Verdienst erwarb sich Christian Richter mit der Ausbildung hervorragender Handwerker und Meister, wie seines Neffen George Richter des Älteren, seines Großneffen George Richter des Jüngeren, George Rotzsch[3] – die ihm alle im Amt des Ratsmaurermeisters folgten –, des Zimmermeisters Christian Schmidt[4] und des Maurermeisters Nikolaus Rempe,[5] die mit ihren Arbeiten den Leipziger Barock nachhaltig gestalteten.

Ob eine vermutete Verwandtschaft zur Thüringer Architektenfamilie Richter besteht, wurde bisher nicht nachgewiesen. Unter den Thüringer Richters gab es auch einen Christian (1665–1722), Sohn des Johann Moritz der Ältere (1620–1667), mit dem der Leipziger nicht verwechselt werden sollte.

Bauwerke (Auswahl)

Hinweis: Die Jahreszahlen geben nur die Zeiträume des Wirkens von Christian Richter an nachfolgenden Bauwerken wieder.

  • Neubau von Hainstraße 3 in Leipzig (Webers Hof), (1662)
  • Alte Börse Leipzig, Am Naschmarkt, (1678–1679)
  • Herrenhaus der Familie Einsiedel auf dem Rittergut Hopfgarten bei Frohburg (1677–1679)

Literatur

  • Wolfgang Hocquél: Leipzig – Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart. 1. Auflage. Passage-Verlag, Leipzig 2001, ISBN 3-932900-54-5, S. 276.
  • Nikolaus Pevsner, Leipziger Barock – Die Baukunst der Barockzeit in Leipzig, E.A. Seemann Verlag, Leipzig 1. Auflage 1990, Reprint der Ausgabe des Verlages von Wolfgang Jens, Dresden. 1. Auflage 1928, ISBN 3-363-00457-5
  • Andreas Stephainski (Herausgeber), Zeitreise – 1200 Jahre Leben in Leipzig, Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & Co. KG, Leipzig 2007, ISBN 978-3-9806625-4-3
  • Kunstdenkmäler in der DDR – Ein Bildhandbuch Bezirke Dresden – Karl-Marx-Stadt – Leipzig, Erläuterungen und Bildauswahl von Albrecht Dohmann, Edition Leipzig, 2. verbesserte Auflage 1989, ISBN 3-361-00249-4

Anmerkungen

  1. Die Eintragung im Leichenbuch (Leipziger Stadtarchiv) zum Begräbnis Richters lautete: „Ao. 1684, Dienstag, d. 19. Augusti Christian Richter Raths Meurer aufm Raths Kirchhofe.“ Der genaue Todestag ist nicht bekannt. Aus: Pevsner, Leipziger Barock, S. 13 und 185
  2. Der Dresdner Architekturhistoriker Walter Hentschel (1899–1970) hat 1964 erstmals den Entwurf der Alten Handelsbörse dem Dresdner Oberbaumeister Johann Georg Starcke zugeschrieben und Richters Mitarbeit auf die Bauausführung eingeschränkt.
  3. George Rotzsch wurde 1663 Geselle bei Christian Richter, 1670 Meister und 1692 Ratsmaurermeister. Er bildete unter anderem Christian Döring (1677–1750) und den Erbauer des Bürgerhauses Kleine Fleischergasse 4 („Kaffeebaum“) Adam Jacob (1671–1743) aus. Rotzsch starb 1700.
  4. Christian Schmidt ist seit 1673 in Leipzig nachweisbar. Er arbeitete viele Jahre als Zimmermeister mit Johann Gregor Fuchs zusammen, so zum Beispiel 1706/07 beim Umbau des Fregehauses (Katharinenstraße 11), am Königshaus oder am Bau von Aeckerleins Hof (Markt 11). Aufgrund eines Bauschadens an diesem Gebäude überwarfen sich Fuchs und Schmidt 1710, ihr Streit konnte erst, und nur nach dem Drängen Augusts des Starken, im Jahr 1713 beendet werden. Schmidt arbeitete danach mit Christian Döring, zum Beispiel am Bau des Gebäudes Katharinenstraße 14, zusammen und verstarb 1737.
  5. Nikolaus Rempe wurde 1672 Geselle bei Christian Richter, 1689 Meister und starb 1711. Er war zwischen 1690 und 1711 ein viel beschäftigter Maurermeister in Leipzig. Seine letzte Arbeit war der von 1709 bis 1711 erfolgte Umbau des Bosehauses.