Christian Seidel (Produzent)

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Christian Seidel
Christian Seidel (2007)

Christian Seidel (* 18. Januar 1959) ist ein deutscher Schriftsteller und Filmproduzent, der früher als Medienmanager tätig war.

Leben

Christian Seidel besuchte das Pestalozzi-Gymnasium München und begann ein Klavierstudium, u. a. an der Musikhochschule München bei der Klavier-Professorin Rosl-Schmidt. Das Studium brach er ab. Seidel ließ sich als Filmvorführer und Cutter bei ARRI-München ausbilden. Dann absolvierte er 1983 ein dreijähriges Studium für Schauspiel und Regie an der teilstaatlichen „Neuen Münchner Schauspielschule“. Es folgten einige Jahre als Schauspieler in Theatern, Filmen und Tatorten. Er wandte sich zunehmend der Tätigkeit als Autor und dem Journalismus zu. Erste praktische journalistische Erfahrungen machte Seidel beim Ringier-Verlag in Zürich, wo er u. a. für Pilotenfachzeitschriften (Fliegermagazin) die Einflugschneisen von Flughäfen beschrieb und für den SonntagsBlick ein Interview mit dem indischen Guru Bhagwan Osho im amerikanischen Oregon führte. In der Folgezeit arbeitete Christian Seidel weitgehend als freier Autor für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, wie die Süddeutsche Zeitung, Abendzeitung, Tempo, Wiener oder Stern.

Medienmanagement

Während der Gründungszeit der privaten Fernsehsender in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre entwickelte Seidel im Auftrag von Verlagskonzernen wie dem Heinrich Bauer Verlag in Hamburg und Fernsehkonzernen wie der Kirch-Gruppe PR-Konzeptionen und Medienkampagnen.

Eines seiner engagiertesten Projekte war „TV For Nature“. Unter diesem Label erarbeitete Seidel zusammen mit Umweltschutzorganisationen wie Artists United for Nature und World Wildlife Fund Inhalte für den Klimaschutz, die durch das Projekt weltweit kommuniziert werden sollten. Dabei bündelte er die Marketingwerkzeuge internationaler Medienkonzerne und Umweltorganisationen. Mit weltweit über 30 Fernsehsendern, darunter CBS, Antena 3, TV1, Sat.1, sowie zahlreichen Printmedien zählt das Projekt TV For Nature bis heute zu den größten Medienkampagnen für die Umwelt seiner Zeit.

1993 wurde Seidel Direktor Program Marketing der Kirch-Gruppe (Taurus Film), wo er für die internationale Vermarktung der Filme und Fernsehsender des Medienkonzerns zuständig war. Eine seiner Ideen war, alte US-Fernsehserien erneut in die Presse zu bringen, indem er New Yorker Künstler veraltete Zeitungskritiken bemalen ließ und in Vernissagen vorstellte. Zusammen mit der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren als Schirmherrin führte Christian Seidel das „Junior“-Label für gewaltfreie Kinderfilme ein.

Seidel gründete seine eigene Firma Christian Seidel Communications GmbH und übernahm einen Beratungsvertrag von Leo Kirch für dessen Fernsehsender. Innerhalb dieser Aufgabe wurde ihm auch das Management der Moderatorin Arabella Kiesbauer angetragen, deren tägliche und wöchentliche Talkshow er in dieser Rolle bis 2004 begleitete. Seidel produzierte später das politische Format Talk ohne Show für N24 mit Arabella Kiesbauer und anschließend Bärbel Schäfer als Moderatorin.

In London verwirklichte Seidel als unabhängiger Produzent nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit zusammen mit dem Regisseur Philip Saville den Spielfilm The Biographer – The Secret Life of Princess Di (CBS 2002, Regie: Philip Saville, England, 2002) mit Faye Dunaway, Brian Cox, Hugh Bonneville und Paul McGann in den Hauptrollen, ein Film über den Widerspruch in Image und Wirklichkeit der britischen Prinzessin. Zusammen mit dem britischen Regisseur Nicolas Roeg verwirklichte er Episoden für das arthouse-Projekt Sound on Film für BBC 2.

2015 präsentierte Christian Seidel anlässlich der Maidan-Memorial Gedenktage in Kiew seine 90-minütige Filmdokumentation Die Himmlischen Hundert vom Maidan Platz (Nebesna Sotnja).

Schriftsteller

Seidels Buch Gewinnen ohne zu kämpfen von 2011 ist eine Auseinandersetzung mit dem Verlust unserer Werte vor dem Hintergrund seiner Karriere in der internationalen Medienbranche. Dabei zieht Seidel Parallelen zur Philosophie der Kampfsportart Taekwondo, deren Kenntnisse er für das Buchprojekt in Korea bei dem Meister Mo Eui Minh und in einem Zen-Kloster verfeinerte. Die Frau in mir (2014) rangierte mehrere Monate lang in der Spiegel-Bestsellerliste. Die Lizenz wurde in zahlreiche Länder verkauft. Seidel berichtet darin von seinen Erfahrungen aus einem mehrjährigen Selbstversuch, als Frau zu leben. Unter dem Titel Christian und Christiane verfilmte Dariush Rafiy Seidels Erfahrungen für den Fernsehsender ARTE. In seinem 2016 erschienenen Genderkey konzentriert sich der Autor auf die Wirkung der Geschlechterrollen auf unser Zusammenleben. In Ich komme – Was Mann beim Sex fühlt entwirft er ein Bild der männlichen Sexualität an seinem eigenen Beispiel. Seidel kritisiert in dem Buch die Männer hinsichtlich ihrer „Sprachlosigkeit zu ihrer Sexualität“ scharf, insbesondere im Lichte der #metoo-Debatte.

Bücher

  • Die Erfindung der Wahrheit – (2010), Candit
  • Gewinnen ohne zu Kämpfen – Ludwig Verlag/Randomhouse (2011), ISBN 3-453-28026-1
  • Die Frau in mir – Ein Mann wagt ein Experiment – Heyne Verlag/Randomhouse (2014), ISBN 3-453-60299-4
  • Genderkey – Wie sich Frauen in der Männerwelt durchsetzen – Ariston/Randomhouse (2016), ISBN 3-424-20152-9
  • Ich komme – Heyne Verlag (2018), ISBN 3-453-60427-X

Filme

  • The Biographer – The Secret Life of Princess Di, dt. „Diana – Meine Geschichte. Wie die Wahrheit ans Licht kam“, (Regie Philip Saville, Cast Paul McGann, Brian Cox, Faye Dunaway, Hugh Bonneville u. a., England 2002), ein Kinofilm über den Widerspruch zwischen Image und Realität am Beispiel des Lebens von Prinzessin Diana
  • Sound on Film (BBC 2, England 2001; Regie u. a. Werner Herzog, Hal Hartley, Quay Brothers), für die Seidel unter anderen mit dem Regisseur Nicolas Roeg und dem Bandleader der Rockgruppe Portishead, Adrian Utley, den Arthouse-Film „The Sound of Claudia Schiffer“ produzierte.
  • Nebesna Sotnja („Himmlische Hundert“), 90 Minuten, Filmdokumentation. Regie: Christian Seidel, Produzenten: Christian Seidel und Thomas Vacek, TV Friends, Kiew-Wien, 2015. Dokumentarisches Film-Epos über die ermordeten Demonstranten der Maidan-Bewegung.

Weblinks