Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky
Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky, auch Lisiewski, oft fälschlich Christian Friedrich Reinhold L. (getauft 3. Juni 1725 in Berlin; † 11. Juni 1794 in Ludwigslust) war ein deutscher Maler.
Leben
Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky gehörte einer Malerfamilie an, die sein polnischer Vater Georg Lisiewski, in Berlin gegründet hatte. Lisiewsky war von 1752 bis 1772 Hofmaler der Fürsten von Anhalt-Dessau. In jener Zeit bereiste er auch Dresden und Leipzig, um etwa Kaufleute und Theologen (u. a. auch Johann Sebastian Bach) zur porträtieren. Danach führte er in Berlin zusammen mit seiner Schwester Anna Dorothea Therbusch von 1773 bis 1779 ein Atelier, in welchem auch gemeinsame Arbeiten ausgeführt wurden. Seine andere Schwester war die Porträtmalerin Anna Rosina de Gasc. Nach einer sieben Jahre dauernden Schaffensperiode zog er 1778 weiter gen Norden: Als Nachfolger seines Neffen Georg David Matthieu wurde er Porträtmaler am mecklenburg-schwerinschen Fürstenhof in Ludwigslust. 18 Jahre lang wirkte er dort – bis zu seinem Tod. Seine Tochter ist die Malerin Friederike Julie Lisiewski.
Lisiewsky überzeugt aus heutiger Sicht mit seiner neuartigen, ganz eigenständigen Darstellungsweise auch im Vergleich mit anderen großen Bildnismalern des 18. Jahrhunderts – wie Antoine Pesne zuvor und Anton Graff nach ihm. Seine Porträtauffassung löste sich allmählich von den barocken Stereotypen der Inszenierung und Idealisierung. Durch seinen realistischen, teils naturalistischen Vortrag praktizierte Lisiewsky frühzeitig den Übergang zum Klassizismus. Seine von Porträtierten beschriebene, sorgfältige und aufwendige Arbeitsweise, die brillant ausgearbeitete Stofflichkeit und die genaue Wiedergabe der charakteristischen Physiognomie, Körpervolumina und -haltung führen zu einer nahezu greifbaren Präsenz des Dargestellten.
1783 wurde er Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. Seine Bemühungen, in Berlin als Hofmaler angenommen zu werden, fruchteten indessen nicht. Dies mag an seiner Produktivität gelegen haben: die Modelle mussten ihm 24 Tage zur Verfügung stehen.[1]
Werke
Folgende Gemälde aus dem Werk Lisiewskys werden besonders erwähnt:[1][2]
- Porträt Paul Christian Zink (1755, Museum Leipzig)
- Albert Friedrich von Anhalt-Dessau (1763) (ehem. Dessau, Herzog v. Anhalt, heute Schloss Mosigkau)
- Bild einer anhaltinischen Prinzessin als Diana (gezeigt 1924 auf der Ausstellung in Dessau)
- Porträt des Matthias Leberecht Caspar Gleim, (1778, früher Freundschaftstempel im Gleimhaus in Halberstadt, heute verschollen)
- Porträt Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhoff (um 1775; im später zerstörten Hohenzollernmuseum Schloss Monbijou in Berlin, heute Jagdschloss Grunewald)
- Porträt des Pastors C. F. Wilke in Cottbus (Märkisches Museum (Berlin))
- Reiter zu Pferde, Staatliche Sammlungen Dresden
- Porträt der Prinzessin Ulrike Sophie zu Mecklenburg (1780), Staatliches Museum Schwerin
- Porträt des Herzogs Friedrich zu Mecklenburg[-Schwerin] (1780), Staatliches Museum Schwerin
- Selbstporträt bei Kerzenlicht, Staatliches Museum Schwerin
- Friedrich der Große (1782), Berlin, Schloss Charlottenburg
- Leibarzt Benefeld (1789), Staatliches Museum Schwerin
- Rudolph Kaplunger (um 1790), Staatliches Museum Schwerin
- Charlotte Friederike zu Mecklenburg (1791), Staatliches Museum Schwerin
Die meisten Bilder Lisiewskys befinden sich in der Sammlung in Dessau, wo er neben 42 Gemälden auch Wanddekorationen in Form von Medaillons mit figürlichen Szenen, die sich an Vorbildern aus Pompeji orientierten, für das Schloss schuf. Weitere Bilder befinden sich in den öffentlichen Sammlungen von Museum De Lakenhal in Leiden, in der Amalienstiftung in Dessau, in Schloss Wörlitz und im Englischen Palais auf Schloss Peterhof bei St. Petersburg.
Literatur
- Wolfgang Savelsberg: Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky. Entwurf eines realen Menschenbildes. In: Menschenbilder im 18. Jahrhundert. Spurensuche in Museen und Archiven Sachsen-Anhalts, Halle: Mitteldeutscher Verlag 2011, ISBN 978-3-89812-819-3, S. 89–102.
- Helmut Börsch-Supan (Hrsg.): Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky (1725-1794) (Katalog zur Ausstellung Teure Köpfe. Lisiewsky. Hofmaler in Anhalt und Mecklenburg). Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Staatliches Museum, Dessau-Wörlitz 2010, ISBN 978-3-422-07036-3.
- Thomas Weiss (Hrsg.): Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky (1725–1794), Deutscher Kunstverlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-422-07036-3.
- Helmut Börsch-Supan: Lisiewski, Christian Friedrich Reinhold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 684 (Digitalisat).
- Lisiewski, Christoph Friedrich Reinhold. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 23: Leitenstorfer–Mander. E. A. Seemann, Leipzig 1929, S. 283–284.
- Liszewsky, Christoph Friedrich Reinhold. In: Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. 5. unveränderte Auflage. Band 3: Lhérie–Quittry. Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 1921, S. 21 (Textarchiv – Internet Archive).
Weblinks
- Literatur von und über Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Literatur von und über Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Literatur über Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky in der Landesbibliographie MV
- Christoph Friedrich Reinhold Lisiewski (1725–1794) museum-digital.de (Gemälde)
- Artikel über Erwerb von 2 Bildern Lisiewskys und Ausstellung auf Schloss Mosigkau 2010 volksstimme.de (abgerufen am 28. März 2020)
Einzelnachweise
- ↑ a b Lisiewski, Christoph Friedrich Reinhold. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 23: Leitenstorfer–Mander. E. A. Seemann, Leipzig 1929, S. 283–284. (unter Berufung auf Äußerungen Schadows in Kunstwerke und Kunstansichten [1849], S. XXI).
- ↑ Helmut Börsch-Supan: Lisiewski, Christian Friedrich Reinhold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 684 (Digitalisat).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Lisiewsky, Christoph Friedrich Reinhold |
ALTERNATIVNAMEN | Lisiewski, Christoph Friedrich Reinhold; Lisiewsky, Christian Friedrich Reinhold (Falsche Namensform) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler |
GEBURTSDATUM | getauft 3. Juni 1725 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 11. Juni 1794 |
STERBEORT | Ludwigslust |