Cohors I Civium Romanorum
Die Cohors I Civium Romanorum [ingenuorum] [equitata] [pia fidelis] (deutsch 1. Kohorte der römischen Bürger [der Einheimischen] [teilberitten] [loyal und treu]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt. Laut John Spaul ist die Kohorte mit der in Inschriften aufgeführten Cohors I Ingenuorum identisch.
Namensbestandteile
- Cohors: Die Kohorte war eine Infanterieeinheit der Auxiliartruppen in der römischen Armee.
- I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
- civium Romanorum: der römischen Bürger. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus römischen Bürgern rekrutiert.
- ingenuorum: der Einheimischen bzw. der Freigeborenen. Der Zusatz kommt in zwei Inschriften[1] vor.
- equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt in zwei Inschriften[2] vor.
- pia fidelis: loyal und treu. Domitian (81–96) verlieh den ihm treu gebliebenen römischen Streitkräften in Germania inferior nach der Niederschlagung des Aufstands von Lucius Antonius Saturninus die Ehrenbezeichnung pia fidelis Domitiana.[3] Der Zusatz kommt in einem der Diplome von 101 und in einer Inschrift[4] vor.
Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.
Geschichte
Die Kohorte war in den Provinzen Germania inferior und Germania superior (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[5] für die Jahre 98 bis 134 n. Chr. aufgeführt.[6][7]
Über die Anfänge der Einheit gibt es verschiedene Vermutungen.[6][8] Möglicherweise ist die Kohorte auf zwei Militärdiplomen aufgeführt, die auf 81/84 und 95/96 datiert sind.[9] Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz Germania inferior beruht auf einem Diplom, das auf 98 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Germania) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 101 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.
Zwischen 101 und 116 wurde die Kohorte in die Provinz Germania superior verlegt. Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz beruht auf einem Diplom, das auf 116 datiert ist. Ein weiteres Diplom, das auf 134 datiert ist, belegt die Einheit in derselben Provinz.
Der letzte Nachweis der Kohorte in Germania superior beruht auf einer Inschrift,[10] die auf 211 datiert ist.
Standorte
Standorte der Kohorte in Germania waren möglicherweise:
- Kastell Seligenstadt: eine Inschrift[11] wurde hier gefunden.
Eine Inschrift[10] und ein Ziegel[12] mit dem Stempel der Einheit wurden beim Kastell Großkrotzenburg gefunden. Darüber hinaus wurden Ziegel mit den Stempeln der Einheit auch noch bei Arzbach[13] und Bad Ems[14] sowie bei den Kastellen Arnsburg,[15] Kesselstadt[16] und Saalburg[17] gefunden. Durch eine Inschrift[18] ist belegt, dass Soldaten der Einheit in Steinbrüchen bei Brohl gearbeitet haben.[8]
Angehörige der Kohorte
Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[6]
Kommandeure
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Sonstige
Siehe auch
Literatur
- John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ Inschriften mit ingenuorum (CIL 5, 3936, CIL 12, 3177).
- ↑ Inschriften mit equitata (CIL 6, 3520, CIL 13, 7411).
- ↑ Paul A. Holder: Exercitus Pius Fidelis: The Army of Germania Inferior in AD 89 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 128 (1999), S. 237–250, hier S. 237, 241, 246, 248 (PDF).
- ↑ Inschrift mit pia fidelis (CIL 13, 7411).
- ↑ Militärdiplome der Jahre 81/84 (ZPE-143-205), 95/96 (ZPE-143-211), 98 (RMD 4, 216), 101 (RMM 00009, ZPE-187-279), 116 (CIL 16, 62) und 134 (CIL 16, 80).
- ↑ a b c John Spaul, Cohors², S. 19–20, 24–25.
- ↑ Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 158–159 Tabellen 2–3 (PDF).
- ↑ a b Jan Kees Haalebos: Traian und die Hilfstruppen am Niederrhein Ein Militärdiplom des Jahres 98 n. Chr. aus Elst in der Over-Betuwe (Niederlande) In: Saalberg Jahrbuch, 2000/50, S. 31–72, hier S. 51 (Online).
- ↑ Werner Eck, Andreas Pangerl: Sex. Iulius Frontinus als Legat des niedergermanischen Heeres. Zu neuen Militärdiplomen in den germanischen Provinzen In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 143 (2003), S. 205–219, hier S. 206, 208, 214–215 (Online).
- ↑ a b Inschrift aus Großkrotzenburg (CIL 13, 7411).
- ↑ Inschrift aus Seligenstadt (Ness-Lieb 00159).
- ↑ Ziegel aus Großkrotzenburg: Stempel COH I C R (CIL 13, 12427).
- ↑ Ziegel aus Arzbach: Stempel COH I CIV R (CIL 13, 12430b).
- ↑ Ziegel aus Bad Ems: Stempel COH I CIV R (CIL 13, 12430a).
- ↑ Ziegel aus Arnsburg: Stempel COH I C R (AE 1903, 00093d, CIL 13, 12427).
- ↑ Ziegel aus Kesselstadt: Stempel COH I CIVIUM ROMANORUM (AE 1900, 00214b) und COH I C R (CIL 13, 12426,1, CIL 13, 12426,2, CIL 13, 12426,3).
- ↑ Ziegel aus Saalburg: Stempel COH I CIV R (CIL 13, 12440).
- ↑ Inschrift aus Brohl (CIL 13, 7706).