Colin J. Campbell

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Colin J. Campbell in Berlin, Mai 2009

Colin John Campbell (* 1931 in Berlin) ist ein englischer Geologe. Er ist Gründer der Association for the Study of Peak Oil and Gas (ASPO), einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftlern und Geologen. 2004 machte er einen als Rimini-Protokoll bekannt gewordenen Vorschlag, mit dessen Hilfe der Ölpreis niedrig gehalten und die negativen Effekte des Peak-Oil minimiert werden sollen.

Lebensweg

Nach seinem Studium (1954) und Promotion (1957) in Oxford (St Paul’s School und Wadham College) arbeitete Campbell seit 1957 für verschiedene große Ölunternehmen, u. a. Texaco, BP, und Amoco.[1] In seinem Berufsleben begutachtete er Explorationsmöglichkeiten in Papua-Neuguinea, Mittel- und Südamerika, der Nordsee und Kontinentaleuropa. Ab 1989 arbeitete er als freier Berater für eine Vielfalt von Ölunternehmen, Regierungsstellen und Think Tanks.

Seit Ende der 1990er Jahre wurde er mit der seitdem wiederholt gemachten Voraussage bekannt, dass der Höhepunkt der weltweiten Öl-Förderung aktuell unmittelbar bevorstehe oder bereits überschritten sei. Die damit einhergehende allmähliche Öl-Verknappung würde danach zu einem schnellen und drastischen Preisanstieg bei Ölprodukten und besonders Treibstoffen führen.

Campbell lebt heute im Ruhestand in dem irischen Küstendorf Ballydehob und hält weltweit immer wieder Vorträge zum Thema Peak-Oil. 2002 publizierte er sein Buch Ölwechsel!, welches die Zukunft des Erdöls und der Energieversorgung skizziert.

Hintergrund

Campbell stützt sich auf Überlegungen von Marion King Hubbert, wonach die Förderung aus einem Ölfeld einer logistischen Verteilung folgt. Hubbert hatte bereits 1956 den Höhepunkt (Peak) für die USA korrekt auf 1971 vorausberechnet und ebenso Überlegungen zu einem globalen Peak angestellt. Seine Prognosen baut Campbell auf eigenen Berechnungen der weltweiten Ölvorräte auf, wobei er insbesondere gegenüber den offiziellen Angaben der OPEC-Staaten starke Abschläge vornimmt und ihnen vorwirft, ihre Zahlen aus politischen und wirtschaftlichen Gründen stark zu schönen.

Erstmals hatte Campbell den Peak für 1988 vorhergesagt, und später dieses Ziel immer weiter verschoben. 2007 ging er von einem Höhepunkt im Jahr 2011 aus. Seine früheren Schätzungen bezüglich der weltweiten Förderung wie dem Zeitpunkt des Maximums der Förderrate haben sich mehrmals als zu pessimistisch herausgestellt. So sagte er 1988 für 2007 eine Produktion von weniger als 50 Millionen Barrel täglich voraus, tatsächlich waren es 85.

Energisch wendet sich Campbell gegen die Annahme, die Ölförderung könne bei genügendem Einsatz von Geld und Technik nach Belieben und zeitlich unbegrenzt ausgeweitet werden.[2] Nachdem die weltweite Produktion seit 2003 trotz steigender Nachfrage und beständig steigender Preise nicht mehr wesentlich ausgedehnt werden konnte, finden Campbells Aussagen zunehmende Beachtung. So gilt Campbells Szenario des unmittelbar anstehenden 'Peaks’ spätestens seit den Warnungen der Internationalen Energieagentur IEA (2008) nicht mehr als abwegig.

Geschätzter Peak Oil Datum der Veröffentlichung Maximum Quelle
1989 1989 [3]
2003 1998
2005 konv. Öl
2010 inkl. unkonv. Öl *
2000 [4]
2004–2011 2002 Nemesis[5]
2005 konv. Öl
2010 inkl. unkonv. Öl *
2006 66 konv. Öl
90 inkl. unkonv. Öl
[6]
2005 konv. Öl
2008 inkl. unkonv. Öl *
2008 66 konv. Öl
83 inkl. unkonv. Öl
[7]

Literatur

  • Colin J. Campbell, Jean H. Laherrère: The End of Cheap Oil. In: Scientific American. Band 278, Nr. 3, März 1998, ISSN 0036-8733, S. 78–83 (berkeley.edu [PDF; 394 kB; abgerufen am 15. Januar 2021]).
  • Colin J. Campbell, Frauke Liesenborghs, Jörg Schindler, Werner Zittel: Ölwechsel! Das Ende des Erdölzeitalters und die Weichenstellung für die Zukunft. Dt. Taschenbuch-Verlag, München 2002, ISBN 978-3-423-24321-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lebenslauf von Colin Campbell energycrisis.org
  2. C.J. Campbell: Oil Crisis. Brentwood, Essex 2005, S. 227 ff.
  3. deutschebp.de (PDF)
  4. hubbertpeak.com
  5. ‘Nemesis’, in a contribution in ASPO/ODAC Newsletter, Issue 15, March 2002. This study generates a range for the dates of peak production, based on cumulative production to-date; plus reserves and ‘net discovery’ data from Campbell and BP’s Schollnberger. This approach avoids the need to use specific estimates of ‘ultimate’, but yields the approximate ‘equivalent ultimates’ listed in the Table. Zitiert auf: oildepletion.org (Memento vom 25. April 2016 im Internet Archive)
  6. aspo-ireland.org (Memento vom 2. August 2007 im Internet Archive) (PDF)
  7. aspo-ireland.org (Memento vom 8. September 2008 im Internet Archive) (PDF)