Handelskammer Hamburg
Handelskammer Hamburg | |
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Kammer | |
Organisationsform | Körperschaft des öffentlichen Rechts |
Gründungsjahr | 1665 |
Sitz | Hamburg Deutschland |
Homepage | www.hk24.de |
Präsident | Norbert Aust (Präses)[1] |
Hauptgeschäftsführer | Malte Heyne[2] |
Mitglieder | |
Zugehörige | ca. 170.000[3] |
Präsidium | 1 Präses + 6 Vizepräsides[1] |
Kennzahlen | |
Geschäftsführeranzahl | 1[4] |
Mitarbeiteranzahl | 267 (31. Dez. 2020)[4] |
Beitragssumme | 42,6 Mio. Euro (31. Dez. 2019)[4] |
Bilanzsumme | 130,3 Mio. Euro (31. Dez. 2019)[5] |
Die Handelskammer Hamburg ist die Industrie- und Handelskammer für die Freie und Hansestadt Hamburg und wurde im Jahr 1665 (damals noch als Commerz-Deputation) gegründet. Sie vertritt als Kammer etwa 170.000 Unternehmen. Die Handelskammer setzt sich vor allem für wirtschaftsfreundliche Standortbedingungen im Hamburger Wirtschaftsraum ein. Existenzgründer und Unternehmer unterstützt sie mit umfangreichen Beratungs- und Serviceangeboten. Außerdem übernimmt sie hoheitliche Aufgaben etwa im Bereich der dualen Berufsausbildung (Abnahme von Prüfungen etc.).[6]
Sitz
Die Handelskammer Hamburg hat ihren Sitz direkt hinter dem Hamburger Rathaus im selben Gebäude wie die „Hamburger Börse“, deren Trägerin sie ist. Die heutige Wertpapierbörse Börsen AG hat ihren Sitz im Rathausmarkt-Hof. Der Haupteingang zur Handelskammer befindet sich am Adolphsplatz 1.
Organisation
An der Spitze der Handelskammer steht der Präses. Der Präses vertritt die Handelskammer gemeinsam mit dem Hauptgeschäftsführer. Das Präsidium besteht neben dem Präses aus sechs Vizepräsides. Es bestimmt die Arbeitsschwerpunkte der Handelskammer und bereitet die Beschlüsse des Plenums vor. Das Plenum ist das „Parlament der Wirtschaft“ und wird alle drei Jahre von den Mitgliedsunternehmen gewählt. Dafür werden die Unternehmen in 9 Wahlgruppen[7] nach Branchen mit jeweils 3 Untergruppen (kleine, mittlere und große Unternehmen) eingeteilt. Das Plenum hat bis zu 66 Mitglieder, die ehrenamtlich arbeiten. 58 Kandidaten werden unmittelbar gewählt, bis zu 8 zusätzliche Plenarier können in mittelbarer Wahl von den gewählten Plenarmitgliedern hinzugewählt werden. Zur Vorbereitung und Unterstützung der Arbeit des Plenums und Präsidiums werden Ausschüsse und Arbeitskreise gebildet (derzeit 36).[8]
Der Geschäftsbereich Bildungs-Service umfasst alle Aktivitäten der beruflichen und akademischen Bildung. Diese werden im Bereich der beruflichen Weiterbildung seit 1999 durch die Tochtergesellschaft HKBiS Handelskammer Hamburg Bildungs-Service gGmbH angeboten und durchgeführt.[9]
Im Jahr 2009 hat die Handelskammer Hamburg die „Junge Akademie“ gegründet. Das zweijährige Weiterbildungsangebot für Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren vermittelt Wirtschaftswissen und hat das Ziel Kontakt zwischen jungen Menschen und Unternehmen herzustellen.
Mit „Hamburg 2040: Wie wollen wir leben – und wovon“ hat die Handelskammer Hamburg im Frühjahr 2021 eine neue Standortstrategie ins Leben gerufen, an der sich ihre Aktivitäten zukünftig ausrichten.[10]
Wahlen
Bei den Handelskammerwahlen 2017 erhielten Unterstützer des Bündnisses Die Kammer sind WIR mit 55 von 58 Gewählten die absolute Mehrheit der Sitze in der Vollversammlung der Handelskammer. Das Bündnis der „IHK-Rebellen“ orientiert sich an der Programmatik des 1996 gegründeten Bundesverbandes für freie Kammern (BffK).[11][12] Im April 2017 wurde Tobias Bergmann zum Präses gewählt.[13] Er trat am 8. Dezember 2018 überraschend zurück.[14] Die Präses-Aufgaben hat André Mücke übernommen.[15] Bei den Wahlen 2019/2020 setzt sich das Bündnis um Norbert Aust durch, der im April zum neuen Präses gewählt wurde.[16]
Kompetenzfelder
Die inhaltliche Arbeit der Handelskammer Hamburg gliedert sich in folgende Kompetenzfelder[17]:
- Nachhaltigkeit
- Mobilität
- Fachkräfte
- Lebenswerte Metropole
- Innovation
- Außenwirtschaft
- Transformation und Recht
- Finanzplatz und Börse (s. a. Hamburger Börse)
Geschäftszahlen
Die Handelskammer verfügt im Berichtsjahr 2019 über Einnahmen in Höhe von 53,2 Mio. €[18], davon 42,6 Mio. € aus Beiträgen der Mitgliedsunternehmen. Sie beschäftigt rund 267 hauptamtliche Mitarbeiter.
Der Mitgliedsbeitrag 2019[19] setzte sich zusammen aus einem gestaffelten Grundbeitrag (10 Euro bis 9.500 Euro) und einer Umlage (0,22 % vom Gewerbeertrag/Gewinn). Die Beitragshöhe war abhängig von der gewählten Rechtsform, Höhe der vom Finanzamt festgesetzten Gewerbeerträge/Gewinne und bei Großunternehmen zusätzlich von der Höhe des Umsatzes.[20]
Geschichte
Die Handelskammer Hamburg ist die älteste deutsche Handelskammer. Sie wurde 1665 als Commerz-Deputation von den Seehandel treibenden Hamburger Kaufleuten gegründet. Diese hatten bereits 1517 das Recht erhalten einen Vorstand zu wählen, wodurch der Zusammenschluss des gemeenen Kopmann entstand (die heutige Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg), auf dessen Initiative bereits die erste deutsche Börse 1558 in Hamburg entstand. 1710 erhielt die Commerzdeputation Sitz und Stimmrecht in der Bürgerschaft. 1735 bezog die Commerzdeputation Räume über der 1669 erbauten Stadtwaage, die zwischen Kran und Hamburger Börse am Nikolaifleet, nahe dem Rathaus an der Trostbrücke lag. Noch im gleichen Jahr entstand darin die Commerzbibliothek, die weltweit erste Wirtschaftsbibliothek. Das Commercium genannte Gebäude wurde 1767 noch erweitert. Während der Hamburger Franzosenzeit erfolgt vorübergehend eine Umbildung in eine Handelskammer nach französischem Vorbild.
1841 eröffnete die Börse – auf dem Gelände des ehemaligen Maria-Magdalenen-Klosters und Kirche – in einem Neubau am Adolphsplatz.[21] Dieser bestand damals nur aus dem mittleren Teil des heutigen Gebäudes. Sie wurde gleichzeitig zum neuen Sitz der Commerz-Deputation, während im Jahr darauf das alte Gebäude beim Hamburger Brand zerstört wurde. Im Jahr 1867 benannte sich die Commerz-Deputation in Handelskammer um. 1907 erhielt die Handelskammer offiziell das Recht, auch die Industrie zu vertreten, was bereits seit 1900 über die von ihr gebildete Industriekommission praktiziert worden war. 1933 trat das Gesetz betr. Vorläufige Neubildung der Handelskammer in Kraft und das Plenum wurde neu konstituiert. 1934 wurde die nun sogenannte Industrie- und Handelskammer Hamburg Geschäftsstelle der Wirtschaftskammer Nordmark (Hamburg, Lübeck, Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Teile Nord-Hannovers). Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz erweiterte sich auch die Zuständigkeit der Hamburger Kammer 1937 um Altona, Harburg, Wandsbek und Wilhelmsburg. 1943 wurde die „Gauwirtschaftskammer Hamburg“ eingerichtet, die auch die Handwerkskammer und die Wirtschaftskammer Nordmark einschloss. Nach Kriegsende erfolgte 1945 die Rückbenennung in Handelskammer Hamburg. Durch Bundes- und Landesgesetz erhielten die Kammern 1955/1956 wieder einheitlich den Status einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft.[22]
Präsides von 1665 bis heute
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Hamburger Wirtschaft
Das alle zwei Monate erscheinende Mitgliedermagazin HW | Hamburger Wirtschaft[24] ist die offizielle Publikation der Handelskammer Hamburg. Das Wirtschaftsmagazin beleuchtet Konjunktur und Wirtschaftspolitik aus regionaler Sicht, kommentiert regionalpolitische Entscheidungen aus dem Blickwinkel der Wirtschaft und gibt Tipps für die tägliche Führungspraxis. Darüber hinaus erhalten die Leser Informationen über Steuern, Finanzen, Recht, Außenwirtschaft, Absatz, Handel, Verkehr, Berufsausbildung und Weiterbildung. Die Zeitschrift geht an Vollmitglieder der Handelskammer Hamburg, Institutionen und Politik.
Kritik
Im Januar 2006 geriet das Mitgliedermagazin aufgrund einer Karikatur in Kritik, die sich gegen bettelnde Menschen in der Hamburger Innenstadt richtete.[25] Im Zusammenhang mit den Wahlen zum Plenum wurde 2014 kritisiert, dass das Gehalt des Hauptgeschäftsführers nicht offengelegt, sondern nur die Gesamtsumme der Gehälter aller führenden Mitglieder der Geschäftsführung veröffentlicht würden. Gregor Hackmack, Mitglied des Aktionsbündnisses „Die Kammer sind WIR“ erklärte dazu: „Eine Handelskammer, die sich aus Zwangsbeiträgen finanziert und die das Gehalt ihres Hauptgeschäftsführers wie ein Staatsgeheimnis hütet, ist in Sachen Transparenz mit Sicherheit kein guter Ratgeber.“[26] Anfang August 2015 wurde die Gesamtsumme der Bezüge von Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz in Höhe von 475.000 Euro für das Jahr 2014 bekannt.[27]
Gebäude
Das Gebäude ist im klassizistischen Stil gehalten.
Im Erdgeschoss befinden sich Commerzbibliothek, Service-Center für die Wirtschaft, Welcome Center für Hamburger Neubürger, die repräsentativen Säle Börsensaal und Commerzsaal, das Restaurant Pfeffersack und von außen erreichbar der Info-Point-Europa. Teils freischwebend, teils im Erdgeschoss des Börsensaales sind Modelle Hamburger Konvoischiffe, das waren Kriegsschiffe zur Bekämpfung der Piraterie, aufgestellt.[28] Ferner ist hier eine originale Hamburgische Seetonne aus dem 17. Jahrhundert freischwebend und mit Ankerkette und Ankerstein ausgestellt. Sie wurden benutzt zur Markierung der Fahrrinne der Elbe.[29]
Vom Erdgeschoss führt eine Treppe in den fünfgeschossigen Kubus Haus im Haus. In der Ebene 1 ist das Gründerzentrum eingerichtet. Im ersten Geschoss (Ebene 2) befinden sich der Raum Kunst in der Handelskammer. Weiter sind Säle und Zimmer und eine umlaufende Galerie erreichbar.[30] In Ebene 3 befindet sich eine Dauerausstellung zum Wirken der Handelskammer. Die Ebenen 4 und 5 sind nicht öffentlich zugänglich. Dort sind Börsenclub, Restaurant und Lounge und auf dem Dach des Börsengebäudes die Merkur-Terrasse.[31]
Regelmäßige Veranstaltungen
- Alljährliche Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg
- wechselnde Kunstausstellungen auf der Galerie der Handelskammer und im „Haus im Haus“ in der zweiten Ebene[32]
- alljährliche Norddeutsche Versicherungstag
Niederlassungen
- Brüssel (seit 1959)
- St. Petersburg (seit 1993)
- Schanghai (seit 2002)
- Dubai (seit 2006)
- Mumbai (seit 2011)
Tochtergesellschaften
- HKS Handelskammer Hamburg Service GmbH
- Handelskammer Hamburg Bildungs-Service gGmbH
- Hamburgisches Weltwirtschaftsinstitut gGmbH
- Gesundheitswirtschaft Hamburg (50 %)
Literatur
- Uwe Bahnsen: Hanseaten unter dem Hakenkreuz. Die Handelskammer Hamburg und die Kaufmannschaft im Dritten Reich. Wachholtz Verlag, Kiel 2015, ISBN 978-3-529-05261-3.
Weblinks
- Offizielle Website der Handelskammer Hamburg
- Frühe Zeitungsartikel zur Handelskammer Hamburg in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Einzelnachweise
- ↑ a b Organisation: Präsidium und Plenum. Website der Handelskammer Hamburg, abgerufen am 15. April 2021.
- ↑ Impressum. Website der Handelskammer Hamburg, abgerufen am 15. April 2021.
- ↑ Über uns. Website der Handelskammer Hamburg, abgerufen am 15. April 2021.
- ↑ a b c Bericht 2015/2016. Handelskammer Hamburg, abgerufen am 17. November 2017.
- ↑ Jahresabschluss 2019. Handelskammer Hamburg, abgerufen am 15. April 2021.
- ↑ [1]
- ↑ [2] Organisation Abgerufen am 22. April 2021.
- ↑ [3] Ausschüsse und Arbeitskreise. Abgerufen am 22. April 2021.
- ↑ HKBiS Handelskammer Hamburg Bildungs-Service gGmbH
- ↑ Hamburg 2040
- ↑ Steffen Fründt: Aufstand der Pizzaboten. Nach dem Putsch in der Hamburger IHK sehen sich jetzt auch in anderen Städten die Rebellen im Aufwind. Die Zeiten der Klüngelwirtschaft, Klientelpolitik und Selbstbereicherung, so sehen sie es, sind gezählt. In: Welt am Sonntag, 26. Februar 2017, S. 38
- ↑ Aufstand-der-Pizzaboten. Die Welt, 5. März 2017, abgerufen am 5. März 2017.
- ↑ Tobias Bergmann wurde mit 54 von 58 Stimmen gewählt. Wird nun das Gehalt des Hauptgeschäftsführers gekürzt? in: Hamburger Abendblatt, 6. April 2017
- ↑ Rücktritt von Tobias Bergmann. Handelskammer Hamburg verliert ihren Präses, welt de vom 8. Dezember 2018 (abgerufen am 8. Dezember 2018)
- ↑ Keine Neuwahlen – André Mücke übernimmt Präses-Aufgaben bis zur Kammerwahl 2020, businesson vom 18. Februar 2019 (abgerufen am 16. Februar 2021)
- ↑ Norbert Aust neuer Präses der Hamburger Handelskammer, ndr.de vom 4. April 2020 (abgerufen am 16. Februar 2021)
- ↑ Kompetenzfelder Website der Handelskammer Hamburg, abgerufen am 18. Januar 2022.
- ↑ Jahresabschlüsse der Handelskammer Hamburg. Website der Handelskammer Hamburg, abgerufen am 8. April 2021.
- ↑ Wirtschaftspläne der Handelskammer Hamburg. Website der Handelskammer Hamburg, abgerufen am 8. April 2021.
- ↑ Handelskammerbeitrag einfach erklärt. Website der Handelskammer Hamburg, abgerufen am 8. April 2021.
- ↑ Skizze, Lageplan Gebäude der Handelskammer auf dem Gelände des Maria-Magdalenen-Klosters und Kirche, abendblatt.de (abgerufen am 18. Februar 2017)
- ↑ Kunstsinn und Kaufmannsgeist. Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2005.
- ↑ André Mücke übernimmt die Präses-Aufgaben bis zur Kammerwahl 2020 bei hk24.de, abgerufen am 21. Februar 2021
- ↑ Website der Hamburger Wirtschaft
- ↑ Straßenmagazin Hinz&Kunzt Große Koalition gegen Bettelverbot Abgerufen am 30. November 2014
- ↑ Martin Kopp: Hamburg: Über Geld spricht man in der Handelskammer nicht. In: welt.de. 22. Januar 2014, abgerufen am 7. Oktober 2018.
- ↑ Olaf Preuß: Hamburg: Scharfe Kritik am Gehalt des Handelskammer-Chefs Hans-Jörg Schmidt-Trenz. In: welt.de. 7. August 2015, abgerufen am 7. Oktober 2018.
- ↑ Handelskammer Hamburg (Hrsg.): Die Hamburger Konvoischiffe. Faltblatt, ca. 2015.
- ↑ Handelskammer Hamburg (Hrsg.): Die Hamburgische Seetonne. Faltblatt ca. 2015.
- ↑ Steffen Preissler: Motor der Stadt ist ihre Wirtschaft. In: Hamburger Abendblatt vom 17. Januar 2015, Extra: 350 Jahre Handelskammer, S. 1.
- ↑ Handelskammer Hamburg (Hrsg.): Das Haus im Haus. Faltblatt ca. 2015.
- ↑ Kunst in der Handelskammer