Cornelia, Mutter der Gracchen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Cornelia, Mutter der Gracchen, Gemälde von Joseph-Benoît Suvée, 1795

Cornelia (* um 190 v. Chr.; † um 100 v. Chr.) war die zweite Tochter des Scipio Africanus, der zur Familie der Cornelier gehörte, und der Aemilia Paulla. Sie wurde die Ehefrau des älteren Tiberius Sempronius Gracchus, dem Konsul der Jahre 177 v. Chr. und 163 v. Chr., und Mutter der Gracchen. Sie war eine der bedeutendsten Frauen im Rom des 2. Jahrhunderts v. Chr.

Sie heiratete Gracchus, als sie für die Eheschließung bereits in relativ hohem Alter war. Die Ehe war glücklich, sie hatten zusammen zwölf Kinder, weit über dem römischen Standard. Allerdings überlebten nur drei dieser Kinder ihre Kindheit: Sempronia, die mit ihrem Adoptivvetter Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus verheiratet wurde, und die Brüder Tiberius und Gaius, die sich mit ihren Reformversuchen den politischen Institutionen Roms widersetzen sollten. Nach dem frühen Tod ihres Mannes im Jahr 154 v. Chr. blieb sie Witwe (auch wenn ein Bewerber der ägyptische König Ptolemaios VII. gewesen sein soll) und widmete sich ausschließlich der Erziehung ihrer beiden Söhne. Nach deren gewaltsamem Tod zog sie sich aus Rom in eine Villa in Misenum zurück.

Die Quellen und die heutige Forschung streiten sich, ob Cornelia ihre Söhne, deren Aktivitäten die konservativen patrizischen Familien, in die sie hineingeboren worden war, empörten, unterstützte oder mit ihnen nicht einverstanden war. In zwei Brieffragmenten, die unter ihrem Namen bei Cornelius Nepos überliefert sind, äußert sie sich dagegen; die Echtheit dieser Briefe ist allerdings umstritten.

Rom verehrte sie als Inbegriff der tugendhaften Matrona, und nachdem sie in hohem Alter gestorben war, wurde ihr als erster Frau in Rom eine Statue errichtet.[1] Bei Ausgrabungen wurde eine Basis gefunden, die wohl zu dieser Statue gehört hatte. Die Inschrift darauf lautet: Cornelia Africani f(ilia) Gracchorum (Cornelia, Tochter des Africanus, (Mutter) der Gracchen).[2][3]

Bildende Kunst

Cornelia galt bei ihren Zeitgenossen und bei der Nachwelt als Musterbild einer tugendhaften Frau und Mutter. Viele Künstler nahmen sich im Lauf der Zeit des Themas an.

Bild Entstehung Schöpfer Werk
123/107–100 vor Christus Tisicrates Sockel eines Cornelia-Standbilds, Marmor, 80 × 112 × 135 cm, Rom, Kapitolinische Museen, Senatorenpalast, Tabularium.

Cornelia war die erste Frau Roms, der ein Standbild errichtet wurde.[4] Der Sockel gehörte vielleicht zu diesem Standbild.

Inschrift Opus Tisicratis // Cornelia Africani f(ilia) / Gracchorum
Werk des Tisicrates // Cornelia, Tochter des Africanus / (Mutter der) Gracchen
1646 Laurent de la La Hyre Cornelia weist die Krone der Ptolemäer zurück, Öl auf Leinwand, 138 × 123 cm, Budapest, Museum der Bildenden Künste (Szépművészeti Múzeum).

Nach dem frühen Tod ihres Mannes hielten viele Männer um Cornelias Hand an, so auch der ägyptische König oder Thronfolger Ptolemäus. Cornelia schlug jedoch das königliche Diadem und die Hand des Ptolemäus aus, um sich ganz der Erziehung ihrer Kinder zu widmen.[5]

1794 Philipp Friedrich Hetsch Cornelia, die Mutter der Gracchen, Öl auf Leinwand, 112 × 136 cm, Staatsgalerie Stuttgart.

Nach einer Anekdote von Valerius Maximus empfing Cornelia einst den Besuch einer vornehmen Dame, die stolz ihren prachtvollen Schmuck präsentierte. Cornelia zögerte mit einer Entgegnung, bis ihre Kinder aus der Schule zurückkamen und sagte dann: „Und hier sind meine Kleinodien“.[6]

Siehe auch: Titelbild, Andere Darstellungen mit dem gleichen Motiv.

1855 Jules Cavelier Cornélie, mère des Gracques (Cornelia, Mutter der Gracchen), Standbild der Cornelia mit den beiden Gracchen, Marmor, Höhe etwa 1,60 m, Paris, Louvre.
1893 Levi Tucker Schofield These are my jewels (Inschrift: Dies ist mein Schmuck), Standbild der Cornelia und von 8

Columbus, Ohio, Statehouse.[7]

Cornelia, die ihre Kinder als ihren wertvollsten Schmuck betrachtete, schart als Allegorie des Staates Ohio acht verdienstvolle Männer Ohios gleichwie ihre Kinder um sich.

Literatur

  • Hans Ulrich Instinsky: Zur Echtheitsfrage der Brieffragmente der Cornelia, Mutter der Gracchen. In: Chiron. Band 1, 1971, S. 177–189 (Instinsky kommt zum Schluss, dass die Fragmente in dieser Form sicherlich unecht sind).
  • Leonhard Burckhardt, Jürgen von Ungern-Sternberg: Cornelia, Mutter der Gracchen. In: Maria H. Dettenhofer (Hrsg.): Reine Männersache? Frauen in Männerdomänen der antiken Welt. dtv, München 1996, ISBN 3-423-04689-9, S. 97–132.
  • Eva-Tabea Meineke: Cornelia. In: Peter von Möllendorff, Annette Simonis, Linda Simonis (Hrsg.): Historische Gestalten der Antike. Rezeption in Literatur, Kunst und Musik (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 8). Metzler, Stuttgart/Weimar 2013, ISBN 978-3-476-02468-8, Sp. 329–336.
  • Werner Suerbaum: Cornelia, die Mutter der Gracchen. In: Werner Suerbaum (Hrsg.): Die archaische Literatur. Von den Anfängen bis Sullas Tod (= Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, Band 1). C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-48134-5, S. 456–458.

Weblinks

Commons: Cornelia Africana – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

  1. Plinius der Ältere, Naturalis historia 34,31. Plutarch, Gaius Gracchus 4,2–4.
  2. CIL 6, 31610.
  3. Zur Statue wie zur Inschrift siehe Mika Kajava: Cornelia Africani f. Gracchorum. In: Arctos. Acta Philologica Fennica, Band XXIII (1989), S. 119–131.
  4. Plutarch, Caius Gracchus, 4,3.
  5. Plutarch, Tiberius Gracchus, 1,4.
  6. Valerius Maximus, Factorum ac dictorum memorabilium libri IX, 4,4,init.
  7. Ohio Statehouse, „These are my jewels“.