Cotta’sche Verlagsbuchhandlung
Die Cotta’sche Verlagsbuchhandlung war ein 1659 in Tübingen gegründeter Verlag, der sich bis 1889 im Besitz der Verlegerfamilie Cotta und danach bis 1956 im Besitz der Verlegerfamilie Kröner befand. Als der Verlag 1977 an den Ernst Klett Verlag kam, wurde er Teil der Verlagsgemeinschaft Ernst Klett-J.G. Cotta’sche Buchhandlung Nachf. GmbH, die unter dem Kurznamen Klett-Cotta bekannt ist.
Geschichte
1658 wurde Johann Georg Cotta als Geschäftsführer einer Tübinger Buchhandlung eingesetzt, die 1596 von Erhard Cellius gegründet worden war. Der Betrieb gehörte Euphrosina Brunn, Witwe des Vorinhabers Philibert Brunn II, die ihn am 22. November 1659 heiratete. Ab 1681 führte diesen Betrieb sein Stiefsohn Philibert Brunn III fort, daraus ging die Osiandersche Buchhandlung hervor. Im Jahr 1659 hatte Cotta noch einen Verlag neben der Buchhandlung aufgebaut, den er als „Cotta’sche Verlagsbuchhandlung“ fortführte. Das Hochzeitsdatum gilt als Gründungstag. Er übernahm mehrere Kunden aus Brunns Betrieb. Der Verlag hatte eine enge Verbindung zur Universität Tübingen und gab Bücher aus den Bereichen Jura, Philosophie und Theologie heraus.[1][2]
1722 erweiterte Johann Georg III. Cotta den Verlag um eine Druckerei, und 1730 erhielt er vom Herzog von Württemberg das Privileg für die Hof- und Kanzleibuchdruckereien.
1787 übernahm Johann Friedrich Cotta die damals wirtschaftlich angeschlagene Firma von seinem Vater. Unter seiner Führung wurde die Cotta’sche Verlagsbuchhandlung zum wichtigsten Literaturverlag der Zeit. Auslöser dafür war Cottas Zusammenarbeit mit dem damals schon berühmten Friedrich Schiller, den er auf Vermittlung eines gemeinsamen Bekannten 1793 kennengelernt hatte und der ihn in Kontakt zu den Weimarer Klassikern und vor allem zu Johann Wolfgang von Goethe brachte. Von 1795 bis 1797 erschien bei Cotta Schillers literarische Programmzeitschrift Die Horen, später auch dessen Musen-Almanach sowie Goethes Kunstzeitschrift Propyläen. Obwohl diese Publikationen kurzlebig waren, entstanden darüber Cottas langjährige verlegerische Beziehungen zu den führenden Autoren der Zeit: Neben Werken von Schiller und Goethe publizierten auch Herder, Fichte, Hölderlin, Kleist, Jean Paul, Hegel, Schelling und Alexander von Humboldt im Verlag.
1798[3] kam erstmals die Allgemeine Zeitung heraus, die zur führenden deutschen Tageszeitung des 19. Jahrhunderts wurde.
1806 erschien bei Cotta eine erste Gesamtausgabe der Werke Johann Wolfgang Goethes; 1807 bis 1865 das Morgenblatt für gebildete Stände, eine Kulturzeitung, und von 1838 bis 1870 die Deutsche Vierteljahrsschrift, eine allgemeinwissenschaftliche Publikation.
Nachdem bereits von 1798 bis 1803 in Stuttgart eine Filiale bestanden hatte, wurde 1810 der Verlagssitz dorthin verlegt und 1816 das Geschäft in Tübingen verkauft. In den Jahren 1806 bis 1867 hatte der Verlag als einziger das Recht, Werke von Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe zu veröffentlichen. Nach dem Tode Johann Friedrich Cottas wurden dessen Erben 1832 Inhaber des Unternehmens und bauten es in der Folgezeit bedeutend aus. 1839 erwarben sie die G. J. Göschen’sche Verlagsbuchhandlung des wenige Jahre zuvor verstorbenen Georg Joachim Göschen in Leipzig, 1845 gründeten sie eine Bibelanstalt. 1868 erwarb der langjährige Cotta-Mitarbeiter Ferdinand Weibert den Göschen-Verlag und verlegte dessen Sitz auch nach Stuttgart.
1877 kam das Unternehmen unter die alleinige Geschäftsführung von Carl von Cotta, der die verlagseigene Druckerei an Adolf Kröner verpachtete und 1882 schließlich verkaufte. 1889 erwarben Adolf und Paul Kröner auch den Verlag und führten ihn unter dem Namen J.G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger weiter. 1892 wurde auch Adolfs Sohn Alfred Kröner Teilhaber. Nachdem der Verlag 1899 in eine GmbH umgewandelt worden war, errichtete man 1901 eine Filiale in Berlin. 1904 wurde die GmbH nach einigen Veränderungen im Bestand wieder aufgelöst und der Verlag kam in den Alleinbesitz von Adolf Kröner, nach dessen Tod 1911 in den Besitz seines jüngeren Sohnes Robert Kröner, der bereits seit 1899 Geschäftsführer war.
1943 wurde das Verlagsgebäude durch Bomben zerstört. 1952 bis 1954 kaufte die Stuttgarter Zeitung das Verlagsarchiv von Cotta und übergab es dem Schiller-Nationalmuseum in Marbach. 1956 verkaufte die Familie Kröner den Verlag an eine Gruppe von Stuttgarter Verlegern und Buchhändlern. 1977 erwarb der Ernst Klett Verlag die Cotta’sche Buchhandlung und verschmolz sie mit dem eigenen Verlag zur Ernst Klett-J.G. Cotta’sche Buchhandlung Nachf. GmbH, abgekürzt Klett-Cotta.
Literatur
- Ute Liebert: Geschichte der Stuttgarter Kinder- und Jugendbuchverlage im 19. Jahrhundert. Stuttgart 1984
- Liselotte Lohrer: Cotta – Geschichte eines Verlags, 1659–1959. Stuttgart 1959
- Peter Kaeding: Die Hand über der ganzen Welt. Johann Friedrich Cotta – Der Verleger der deutschen Klassik. Stuttgart 2009, Klett-Cotta, ISBN 978-3-7681-9712-0
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hans Widmann: Tübingen als Verlagsstadt. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1971, ISBN 3-16-933021-7, S. 102–104.
- ↑ Brigitte Riethmüller, Hermann-Arndt Riethmüller: Osiander. Geschichte einer Buchhandlung. (PDF, 4,8MB) Osiandersche Buchhandlung GmbH, 28. Dezember 2012, abgerufen am 22. Februar 2020.
- ↑ Michaela Breil: Die „Augsburger Allgemeine Zeitung“ und die Pressepolitik Bayerns. In: Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur. Band 54. Tübingen 1996, S. 20.