Cowboystiefel
Cowboystiefel ist die umgangssprachliche Bezeichnung für Westernstiefel oder -boots, d. h. für eine Stiefelform, die als charakteristische Fußbekleidung von Cowboys gilt und modeabhängig auch von anderen Personengruppen beiderlei Geschlechts getragen wird. Cowboystiefel sind Reitstiefel nach dem Vorbild der englischen Wellington Boots, die wiederum ihren Ursprung in den Militärstiefeln der hessischen Kavallerie des 19. Jahrhunderts haben.
Ein Cowboystiefel, der für die Arbeit eines im Sattel tätigen Cowboys ausgelegt ist, weist folgende Merkmale auf:
- robuste, rahmengenähte Machart.
- starkes Rind-Oberleder, um den Fuß und die untere Beinregion auch ohne Chaps vor Dornen und den Hörnern der Rinder zu schützen. Bei der Arbeit am Boden schützt das starke Leder den Fuß vor den Hufen der Tiere.
- glatte, relativ dünne Ledersohle, um ein besseres Gefühl für die Steigbügel zu haben.
- konisch zulaufende Schuhspitze, um ein schnelleres „Treffen“ und damit schnelleres Eintreten in den Steigbügel zu haben.
- 4–5 cm hoher Absatz, der ein Durchrutschen durch den Steigbügel und die damit verbundene Gefahr des Hängenbleibens im Steigbügel verhindert.
- Absatz hinten abgeschrägt, wodurch der Absatz bei der Arbeit am Boden weniger leicht abgerissen wird.
- Kante am Schaft hinter der Ferse (alternativ, aber selten: 360° Rahmen), die als Auflagefläche für die (locker geschnallten) Sporen dient.
- die Schafthöhe ist variabel und richtet sich nach dem Geschmack des Trägers.
- der Schaft ist häufig mit Ziernähten versehen, die auch formstabilisierend wirken.
Sogenannte „Working“-Stiefel mit kürzerem Schaft und breiten Absätzen, oft mit einer Gummi(profil)sohle, werden heute für Arbeiten auf den Ranches getragen, bei denen kein Pferd notwendig ist (Zaunkontrollen mit dem Truck u. ä.)
Im Rahmen des Westernreitturniersports und speziell des Rodeoreitens haben sich verstärkt andere Stiefelvarianten gebildet, wie z. B. den „Ropingboots“ welche mit dem eigentlichen Cowboystiefel nur noch am Rande zu tun haben.
Getragen werden Cowboystiefel in der Regel unter den Hosen, um das Eindringen von Staub in den Schaft zu verhindern. Die Beine der Jeans dürfen darum nicht zu eng geschnitten sein (sogenannter „boot cut“). Besonders in Kalifornien werden hochschäftige Stiefel wie der abgebildete aber gerne auch über den Jeans zur Schau getragen (Oft sind diese aufwändig verziert, unter Verwendung von exotischen auffälligen Lederarten (z. B. Reptil) produziert und entsprechend teuer).
Literatur
- Tyler Beard: The art of the boot. Gibbs Smith, Salt Lake City, UT 1999, ISBN 0-87905-919-2.
- Tyler Beard, Jim Arndt (Photos): The Cowboy Boot Book. Peregrine Smith Books, Salt Lake City, UT 1992, ISBN 0-87905-471-9.
- Helge Sternke: Alles über Herrenschuhe. Nicolai, Berlin 2006, ISBN 978-3-89479-252-7.