Crossing (Sprache)

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Ein Meister des crossing - Kaya Yanar.

Als crossing (engl. Kreuzung) bezeichnet der Kulturanthropologe Ben Rampton die Stilisierung einer Sprache oder eines Dialekts. Crossing benutzt die Sprache als Gestaltungselement, beispielsweise um ein Stereotyp zu charakterisieren.

Crossing

Mit crossing meint Ben Rampton das Verfahren, in dem ein Sprecher einen Code benutzt, der einer sozialen Gruppe angehört, zu der er eindeutig nicht angehört und auch nicht dazugehören will. Würde ein deutscher Gymnasiast Kanak Sprak sprechen und sich auch so verhalten, wie die Mitglieder dieser sozialen Gruppe, dann spricht man von crossing. Es sind häufig stereotype negative Eigenschaften der sozialen Kategorie, die in der Stilisierung verspottet werden. Es geht nicht darum, die andere Sprache vollständig zu erlernen. Crossing ist eine Performance, die der Unterhaltung dient und mit der sich der Sprecher als Entertainer präsentiert. Ein bekannter crossing-Vertreter ist der Comedian Kaya Yanar.[1]

Kulturelle Identität

Arnulf Deppermann, Leiter der Abteilung Pragmatik und Professor für germanistische Linguistik an der Universität Mannheim, befasst sich in seinem Artikel Was sprichst du? Mischungen und Stilisierungen von Sprachen und Identitäten in Zeiten von Migration und globaler Popkultur unter anderem mit der kulturellen Identität durch Sprache. Er schreibt, dass die meisten neuen Lehnwörter im Deutschen aus dem Englischen stammen. Außerdem verdrängen Anglizismen angestammte deutsche Entsprechungen, wie zum Beispiel User für Benutzer. Für sich selbst nimmt man damit die Zugehörigkeit zu einer bestimmten kulturellen Gruppe und damit eine besondere soziale Identität in Anspruch[2].

Kanaksprak

Im Deutschen sind Anglizismen nicht die einzigen Entlehnungen. Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu beschreibt das gepresste und genuschelte Deutsch, wie es in Einwanderervierteln in Frankfurt oder Berlin gesprochen wird, als eigenständige Sprache: die „Kanak-Sprak“[3]. Hörbare Merkmale sind unter anderem das gerollte /r/ und die Koronalisierung von /ch/ (isch hab disch)[1].

Ähnliche Themen

Kreolsprachen

Quellen

  • Arnulf Deppermann „Was sprichst du? Sprachen und Identitäten in Zeiten von Migration und globaler Popkultur“
  • Arnulf Deppermann: Was sprichst du? Mischungen und Stilisierungen von Sprachen und Identitäten in Zeiten von Migration und globaler Popkultur. In: Klaus Neumann-Braun, Birgit Richard (Hrsg.): Coolhunters. Jugendkulturen zwischen Medien und Markt. Suhrkamp, Frankfurt (Main) 2005, S. 67–82.
  • Klaus Lüber: Kanak Sprak: An sozialen Brennpunkten verändert sich auch die deutsche Sprache. In: Die Welt. 5. April 2006, abgerufen am 9. Februar 2013.

Einzelnachweise

  1. a b Arnulf Deppermann „Was sprichst du? Sprachen und Identitäten in Zeiten von Migration und globaler Popkultur“
  2. Arnulf Deppermann: Was sprichst du? Mischungen und Stilisierungen von Sprachen und Identitäten in Zeiten von Migration und globaler Popkultur. In: Klaus Neumann-Braun, Birgit Richard (Hrsg.): Coolhunters. Jugendkulturen zwischen Medien und Markt. Frankfurt (Main) 2005: Suhrkamp: 67-82.
  3. Klaus Lüber: Kanak Sprak: An sozialen Brennpunkten verändert sich auch die deutsche Sprache. In: Die Welt, aufgerufen am 9. Februar 2013